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Dienstag, 8. Dezember 2015

Rezension zu "Endgame - Die Hoffnung" von James Frey



Actionreiche Fortsetzung

„Endgame – Die Hoffnung“ ist nach „Die Auserwählten“ der zweite Band der endzeitlichen Actionthriller-Trilogie des amerikanischen Bestseller-Autors James Frey.

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 Inhaltlich schließt „Die Hoffnung“ sich unmittelbar an seinen Vorgänger an. Der Erdschlüssel ist gefunden, doch anders als die Spieler es ursprünglich durch die Überlieferungen ihrer Geschlechter gelernt hatten, offenbarten die keplers ihnen, dass sie das Ereignis, das große Teile der Menschheit auslöschen würde, dadurch überhaupt erst ausgelöst haben. Und tatsächlich zeigt sich nun bald eine reale Bedrohung für die Erde. Ein riesiger Meteorit rast auf den Planeten zu. Währenddessen müssen die Spieler die Entscheidung treffen, ob sie weiterspielen oder einen Weg finden, das Ereignis doch noch zu verhindern...
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Zunächst einmal kommen die Spieler nach dem actionreichen Finale des ersten Bandes allerdings zur Ruhe. Viele kehren an vertraute Orte oder sogar nach Hause zu ihren Familien zurück, um sich zu sammeln und für die Suche nach dem Himmelsschlüssel, der zweiten von drei Etappen des Spiels, zu rüsten. Dennoch wird es auch gleich am Anfang wieder spannend. Die neun verbleibenden Spieler sind über den gesamten Globus verteilt und verfolgen, anders als im ersten Band, längst nicht mehr alle das gleiche Ziel, was zu großer Abwechslung und zahlreichen eindrucksvollen Kulissen führt.
Shari, die längst weiß, dass sich der Himmelsschlüssel in ihrem „Besitz“ befindet, bereitet sich und ihre Familie auf die Ankunft der anderen Spieler vor. Alice beschließt sich auf die Seite der jungen Mutter zu schlagen. Hilal und Baitsakhan lassen ihre schweren Wunden versorgen, Maccabee unterstützt seinen Verbündeten dabei und sucht wie Aisling Hilfe bei der Familie. Sarah – traumatisiert von Christophers Tod - und Jago sind als zweites Duo unterwegs, das sich auch weiterhin mit der Widersprüchlichkeit ihrer Gefühle füreinander und ihren Rollen als Spieler zweier gegnerischer Geschlechter auseinandersetzen muss, und ein bereits totgeglaubter Spieler erwacht in Gefangenschaft des Militärs.

Noch mehr Action durch Verfolgung, Kampf und Flucht bringt eine weitere Entwicklung der Geschichte mit sich: Das Endgame ist nicht länger geheim – die Bergung des Erdschlüssels in Stonehenge hat die Aufmerksamkeit der Weltbevölkerung auf das Spiel gezogen, sodass sich die Spieler nicht länger nur bei Begegnungen untereinander in Gefahr befinden, sondern auch das Interesse diverser Behörden geweckt haben, die sich nun an ihre Fersen heften. Viele Gewissensfragen werden aufgeworfen, denn die Enthüllungen der keplers bezüglich des Auslösens des die Menschheit zu großen Teilen vernichtenden Ereignisses haben die Spieler tief verunsichert. Während einige weiterhin fest entschlossen sind, weiterzuspielen und so ihrem Geschlecht das Überleben durch den Sieg zu sichern, überdenken andere die uralten Überlieferungen und schmieden neue Pläne, um das Ereignis doch noch aufzuhalten.

Strukturell wie sprachlich bleibt James Frey dem Stil des ersten Bandes treu. Jedes Kapitel ist bereits überschrieben mit den dort in Erscheinung tretenden Charakteren und schildert die Ereignisse anschließend aus ihrer Sicht. So schlüpft der Leser abwechselnd in diverse Köpfe an die verschiedensten Handlungsorte und ist immer mitten drin im Geschehen. Die Sätze bleiben oft kurz, beabsichtigte Wiederholungen erzeugen zusätzlich ein hohes Lesetempo und unterstützen durch einen Stakkato-artigen Stil den Eindruck von Anspannung und Action. Was sich ebenfalls wie schon im ersten Band findet, sind recht intensiv beschriebene Kampfszenen bis hinein in die blutigsten Details, welche die Altersempfehlung von ab 16 Jahren nachvollziehbar machen.

Trotz Liebesgeschichte und Charakteren unterschiedlichster persönlicher Einstellungen und Handlungsweisen prägen Stil und Sprache „Endgame“ eher als Thriller im Bereich eines apokalyptischen Abenteuerromans und weniger als Entwicklungsroman einzelner Hauptfiguren, was angesichts der Anzahl von immerhin noch neun der ursprünglichen zwölf Spielern wohl auch kaum auf dem fast gleichberechtigten Niveau zu leisten wäre. Wer sich dessen bewusst ist, kann hier die Stärken der Trilogie sehen, die sich durch einen ununterbrochen hohen Spannungsbogen ebenso auszeichnet wie durch die Vielzahl der Charaktere, die Abwechslung in die Geschichte bringen.

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Fazit: Mit Spannung und Vielfalt fesselt auch der zweite Teil der „Endgame“-Trilogie von James Frey den Leser und Fan actionreicher Unterhaltung an die Seiten und überzeugt mit einer ausgeklügelten Vision des nahenden Weltuntergangs. Mich hat der Autor ein weiteres Mal überzeugt und ich vergebe 5 von 5 Sterne.




Die Trilogie
  1. "Endgame - Die Auserwählten" (Okt. 2014, engl. Originaltitel: "Endgame - The Calling") - meine Rezension
  2. "Endgame - Die Hoffnung" (Okt. 2015, engl. Originaltitel: "Sky Key")
  3. ???

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, mit Schutzumschlag
Originaltitel: Sky Key
Erschienen: 19. Oktober 2015
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Seiten: 592 Seiten
Verlag: Oetinger
ISBN: 978-3789135248
Preis: € [D] 19.99


Leserpobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch
und über das Website-Special 

Montag, 30. November 2015

Verlosung - Gewinnt eine signierte Ausgabe von "Das Joshua-Profil" von Sebastian Fitzek

Ich war in den letzten Wochen auf einigen Lesungen, zuletzt unter anderem bei Sebastian Fitzek, der am 19. November in der Mayerschen Buchhandlung in Dortmund zu Gast war, um dort seinen aktuellen Thriller "Das Joshua-Profil" vorzustellen. 

Einen etwas ausführlicheren Bericht zur Lesung möchte ich euch noch nachreichen, denn in den letzten Tagen bin ich leider einfach zu nichts gekommen, aber ich finde, nachdem gestern der erste Advent war, ist eigentlich genau die richtige Zeit für eine kleine Verlosung. Neben einer für mich signierten Ausgabe des Buches habe ich nämlich auch noch ein zweites Exemplar signieren lassen - für einen von euch.


Sonntag, 15. November 2015

Ausgelost - "Fremd" von Ursula Poznanski und Arno Strobel geht an...

Ich habe ausgelost, ganz schnell und unkompliziert. Da ich an diesem Sonntag größtenteils unterwegs war/bin, gibt es das Ergebnis jetzt auch kurz und schmerzlos.


Von 28 gültigen Teilnahmen hat das Los mit dem folgenden Namen die signierte Ausgabe von "fremd" von Ursula Poznanski und Arno Strobel gewonnen:

Sunsy

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!

Du wirst später auch noch per Mail von mir benachrichtigt, damit sich das Buch dann per Post hoffentlich schnell auf den Weg machen kann...

Alle anderen sind hoffentlich nicht traurig. Ich habe noch nämlich zwei Bücher aussortiert (eins davon ebenfalls signiert), die ich hier in den nächsten Wochen verlosen möchte (auch zwei sehr feine) und gerade für die Thriller-Fans unter euch habe ich noch einen kleinen Hinweis: Ich habe hier noch einen recht aktuellen Thriller doppelt zu Hause liegen, um ihn am Donnerstag (19. November), bei einer Lesung in Dortmund signieren zu lassen - und natürlich wird der Autor (ja, wer liest denn da?) nur in eines der beiden Bücher meinen Namen schreiben ;) ...

Freitag, 6. November 2015

Mein Bericht zur Lesung von Ursula Poznanski und Arno Strobel, 03. November 2015

  - Klickt auf die Bilder für eine größere Darstellung -

Am Dienstag waren Arno Strobel und Ursula Poznanski in der Mayerschen Buchhandlung in der Dortmunder Innenstadt zu Gast, um dort ihr neues gemeinsames Buchprojekt "fremd" vorzustellen.


Da es sich für mich - wie auch bei drei der vier anderen Lesungen in der Mayerschen, die ich in dieser und der letzten Woche besucht habe - kaum gelohnt hätte, nach der Uni noch einmal nach Hause zu fahren, nur um dann nicht einmal eine Stunde später wieder Richtung Innenstadt aufzubrechen, hatte ich die Zeit vor der Lesung mit einem kleinen Abendessen to go, einem Bummel durch die (sich immerhin über drei Etagen erstreckende) Buchhandlung und einer gemütlichen Lesestunde auf den bequemen Klappsesseln vor der Bühne verbracht, was mir gleichzeitig einen Erste-Reihe-Streber-Platz bei der tatsächlich sehr gut besuchten Lesung verschafft hatte. 

Dienstag, 27. Oktober 2015

Rezension zu "Layers" von Ursula Poznanski



Futuristische Technik trifft auf schwachen Portagonisten

„Layers“ ist der aktuelle Jugendbuch-Thriller der österreichischen Bestseller-Autorin Ursula Poznanski, die zuletzt mit ihrer dystopischen Eleria-Trilogie über eine in einer Eiszeit versunkenen fernen Zukunft überzeugen konnte. Mit „Layers“ kehrt Poznanski in das Berlin der Gegenwart zurück:

Dorian ist von zu Hause ausgerissen und schlägt sich allein auf den Straßen Berlins durch. Als er eines Nachts in der Unterführung, die er sich als Schlafplatz gewählt hat, mit dröhnenden Kopfschmerzen aufwacht, liegt neben ihm eine Leiche. Dorian ist entsetzt, denn bei dem Toten handelt es sich um den Obdachlosen Emil, mit dem er nur Stunden zuvor Streit hatte. Ist er möglich, dass Dorian selbst für seinen Tod verantwortlich ist? Wieso kann er sich nicht erinnern? In dem Moment, als Dorian schon befürchtet in Zukunft als Mörder auf der Flucht vor der Polizei untertauchen zu müssen, taucht ein junger Mann auf, der ihn zu kennen scheint, und bietet ihm an in der Villa eines Raoul Bornheim unterzutauchen, der sich dort um Jugendliche in Not kümmert und ihnen mit Schulunterricht und einem Dach über dem Kopf helfen möchte, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Verzweifelt, wie er ist, nimmt Dorian das Angebot an und findet in der Villa tatsächlich Hilfe. Die kleineren Aufträge, die er dafür für Bornheim erledigen soll, erscheinen ihm zwar merkwürdig, doch um die Sicherheit der Villa nicht zu verlieren, stellt Dorian keine Frage – bis er eines Tages bei einem solchen Auftrag einen Fehler macht und von diesem Augenblick an von seinen vermeintlichen Rettern gnadenlos gejagt wird…

Zunächst hat mir die Idee von „Layers“ wirklich sehr gut gefallen. Die Entwicklung der Handlung funktionierte trotz oder gerade wegen der großen Einschnitte in Form des plötzlichen Mordes, für den der Protagonist Dorian möglicherweise verantwortlich ist, und der unerwarteten Hilfe eines wohltätigen Fremden. Die Ungewissheit über Dorians Rolle beim Todesfall des Obdachlosen Emil erzeugten Spannung und die scheinbar so heile Welt in der Villa des sympathischen Bornheims weckt im Protagonisten wie im Leser gleichermaßen ein mulmiges Gefühl. Ist das nicht alles schon zu gut um wahr zu sein? Die Autorin versteht es hervorragend, alle Beteiligten im Unklaren zu lassen und dem Leser immer wieder zu neuen Fantasien bezüglich der Villa und der Absichten ihres Betreibers anzuregen, lange bevor sie ihren Protagonisten den Rätseln auf die Spur kommen lässt.

Das Geheimnis, auf das Dorian stoßen wird und das ihn in große Gefahr bringt, mutet im ersten Moment zwar sehr futuristisch an, zeigt aber durchaus sehr realitätsnahe Bezüge und zog mich als Leser durch die Vorstellung bereits heutiger technischer Machbarkeiten in seinen Bann – genaueres soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Leider verlor der Thriller dann gerade im Mittelteil, als die Gefahr für Dorian immer greifbarer wurde und wilde Jagdszenen das Geschehen bestimmten, zunehmend an Spannung.

Dies lag für mich zum einen am Protagonisten Dorian selbst. Er entwickelte sich in beeindruckender Geschwindigkeit vom problematischen Jugendlichen, der sich noch vor Kurzem auf der Straße durchgeschlagen hatte, zu einem recht nervigen Naivling, der sich zu oft von den gleichen Tricks täuschen lässt und kaum dazu lernt. Stattdessen werden seine immer gleichen Reaktionen dem Leser mit sich stark ähnelnden Formulierungen jedes Mal aufs Neue erklärt, was bei mir allerdings mit der Zeit Langeweile und schwindendes Verständnis hervorrief.

Zum anderen kommt „Layers“ ab einem bestimmten Punkt in seiner Handlung leider auch nur noch schleppend voran. Das Auf-der-Stelle-treten des Protagonisten lähmt letztendlich auch die Erzählung im Ganzen. Dorian irrt zu lange zu ziel- und planlos durch die Gegend und wendet die gleichen Strategien wiederholt an, bevor es zu einer – in der Regel leider von außen herbeigeführten – Veränderung seines Verhaltens kommt. Dadurch wirkt der Hauptcharakter zunehmend blasser und entwickelt zu wenige eigene Ideen und Taktiken, um noch interessant zu wirken.

Die Längen im Mittelteil, die sich auch ganz konkret durch viele mit Wiederholungen ähnlicher Szenarien gefüllte Seiten ausdrücken, lösten sich erst am Ende, in Form eines großen, bildgewaltigen Showdowns, bei dem es Dorian zwar wiederrum nicht gelingt, sich als starker, entwicklungsfähiger Charakter zu zeigen, die Autorin jedoch mit Wendungen aufwarten kann, die noch einmal zu überraschen wissen und Dorians Schwäche mit einbinden.

Leider täuschte der stärkere Schluss nicht darüber hinweg, dass ich am Ende nicht ganz glücklich mit der Gewichtung der einzelnen Teile der Geschichte bin. Dorian zu verstehen fiel mir unter anderem auch deswegen so schwer, weil ich eine während seiner Flucht fast übermächtig präsente Liebesgeschichte in ihrer Entstehung während Dorians Zeit in der Villa als nicht annähernd so dominant oder wichtig für den Protagonisten wahrgenommen habe. Hier wären vielleicht zu Beginn der Geschichte einige Seiten mehr sinnvoll gewesen, um mir das Mädchen seiner Träume und seine Gefühle für sie näher zu bringen, da es hinterher doch genau diese sein werden, die fast jeden Schritt seines Handelns bestimmen. 

Fazit: „Layers“ von Ursula Poznanski ist ein Thriller, der mich am Anfang durch seine Rätsel in den Bann zog, danach aber leider durch Wiederholungen an Spannung verlor und mich mit einem recht naiven Protagonisten langweilte. Erst am Ende konnte mich die Geschichte noch einmal mitreißen, doch die Längen konnte es nicht ausbügeln. Besonders Fans der virtuellen Welt und technischer Möglichkeiten können mit „Layers“ jedoch auf ihre Kosten kommen, wenn sie sich von einer hin und wieder auf der Stelle tretenden Handlung nicht abschrecken lassen. Ich bewerte „Layers“ als durchschnittliches Lesevergnügen mit Höhen und Tiefen mit drei Sternen.




Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur
Erschienen: 17. August 2015
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Seiten: 448 Seiten
Verlag: Loewe
ISBN: 978-3-7855-8230-5
Preis: € [D] 14.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage


Freitag, 21. November 2014

Sonntag, 2. November 2014

Rezension zu "Endgame - Die Auserwählten" von James Frey


Spannender Endzeit-Thriller

„Endgame – Die Auserwählten“ von James Frey ist mehr als nur der Reihenauftakt zu einer neuen apokalyptischen Trilogie, die mit einer Altersempfehlung ab 16 Jahren nicht mehr als klassisches Jugendbuch sondern in das neu gewachsene Genre der All-Age-Literatur einzuordnen ist. Darüber hinaus ist es angelegt als multimediales Großereignis, bestehend aus einer geplanten Verfilmung, für alle Figuren angelegte Profile in sozialen Netzwerken, Events in diversen Städten, einem Augmented-Reality-Game und nicht zuletzt einem im Roman versteckten Kryptorätsel, bei dessen Lösung ein Gewinn von 500 000 US-Dollar in Gold winkt. Dementsprechend groß wurde die Veröffentlichung von „Endgame“, in 30 Ländern weltweit am gleichen Tag, auch beworben, was einen gewissen Hype um das Buch auslöste.

Nichtsdestotrotz sehe ich das Kryptorätsel und all die interaktiven Zusätze in erster Linie als Erweiterungen zum Lesen, welche die Geschichte selbst aber nicht mehr oder weniger lesenswert machen sollten. Daher habe ich mich auch in erster Linie von der inhaltlichen Beschreibung dieses, wie ich es bezeichnen würde, endzeitlichen Action-Thrillers zum Kauf verleiten lassen und mich beim Lesen zunächst nur auf die Geschichte konzentriert – wie bei jedem anderen Roman auch – und mich nicht von der Suche nach kryptischen Hinweisen ablenken lassen.

Und darum geht es inhaltlich: 12 Meteoriten schlagen auf der Erde ein, an den Wohnorten von 12 ganz bestimmten Menschen – den aktuellen Spielern der 12 Geschlechter, in die sich die gesamte Erdbevölkerung unterteilt. Seit Jahrtausenden haben die Eingeweihten der Geschlechter auf dieses Ereignis gewartet und ihre Spieler dafür trainiert. Endgame hat begonnen. Jetzt müssen die Spieler aufbrechen und sich einem Wettkampf auf Leben und Tod rund um den Globus stellen. Nur einer kann gewinnen und so das Überleben seines ganzen Geschlechts sichern….

Donnerstag, 27. Februar 2014

Rezension zu "Kiss me, kill me" von Lucy Christopher



Emotionaler Psychothriller

„Kiss me, kill me“ ist der neue Roman von Lucy Christopher, einer britische Autorin, die mich zuletzt mit ihrem Debütroman „Ich wünschte, ich könnte dich hassen“ sehr begeistert hat. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an ihr neuestes Werk, das sich am ehesten als Psychothriller einordnen lässt.

Inhaltlich geht es um den Tod der hübschen und beliebten Ashlee. Eines Nachts trägt Emilys Vater Jon die tote Mitschülerin ins Haus. Doch der ehemalige Soldat ist durch seinen Kriegseinsatz psychisch sehr belastet und leidet unter starken Flashbacks. Er kann sich nicht erinnern, was im Wald, wo er sich oft in einem alten, versteckten Bunker aufhält, passiert ist. Emily ist von seiner Unschuld überzeugt, doch da es keine anderen Beweise gibt, wird ihr Vater wegen Totschlags angeklagt.
Damon war Ashlees Freund. Er ist von Jon Shepherds Schuld überzeugt, doch er hat keine Erinnerung mehr an die Nacht, in der Ashlee starb und die Zweifel beginnen an ihm zu nagen…


„Kiss me, kill me“ hat viele Elemente eines Psychothrillers, konzentriert sich aber vor allem auf das Innenleben der beiden Ich-Erzähler Emily und Damon. Ihre persönliche Verwicklung, ihre emotionale Beteiligung an dem Todesfall, der Vater und Freundin aus ihren Leben gerissen hat – einer im Gefängnis, die andere tot; ihre Zweifel, die Unterschiede zwischen der Realität und den Erinnerungen.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Rezension zu "In guten wie in toten Tagen" von Gina Mayer



Psychothriller für Jugendliche

„In guten wie in toten Tagen“ von Gina Mayer ist ein deutscher Psychothriller für eine junge Zielgruppe.

Darum geht’s: Caras ältere Schwester Helena heiratet – ihren ehemaligen Lehrer Tom. Cara organisiert den Junggesellinnenabschied für Helena und ihre Freundinnen. Eine Woche vor der Hochzeit steigt die ausgelassene Feier mit viel Alkohol und sogar einigen Pillen. Am nächsten Morgen folgt für Cara die böse Überraschung. Die Polizei steht vor der Tür: Tom wurde ermordet und Helena ist die Hauptverdächtige. Die Erinnerungen an die letzte Nacht sind verschwommen, doch an Helenas Schuld glaubt Cara keine Sekunde. Auf eigene Faust versucht sie die Wahrheit herauszufinden…

Ein Blackout nach einer durchfeierten Nacht, ein Mord, eine Verdächtige ohne Erinnerungen – „In guten wie in toten Tagen“ bietet insgesamt ein durchaus passendes Szenario für einen spannenden Psychothriller. Die Protagonisten sind einerseits nicht mehr – wie bei Jugendbüchern ansonsten üblich – unter 18 Jahren, andererseits aber nur unwesentlich älter und auch der gesamte Aufbau und die Thematik erinnern eher an einen Thriller für Jugendliche. Der Thriller ist zwar durchaus spannend und verfügt über zumindest eine überraschende Wendung, so dass sicher auch erwachsene Leser (wie ich selbst) oder ganz im Allgemeinen Leser, die nicht zu sehr auf das Erwachsenen-Thriller-Segment festgelegt sind, gut unterhalten werden können, wenn sie denn eben berücksichtigen, dass sie es hier mit einem Buch an der Grenze zum Jugendbuch zu tun haben, aber insgesamt sind die Thriller-Elemente weniger stark ausgeprägt, als sie es sein könnten, und, obwohl auch ich meine Erwartungen eigentlich angepasst hatte, dominierte zwischenzeitlich eher der Eindruck von Coming-of-Age für Frauen.

Das lag vor allem daran, dass vorhandene Merkmale eines Psychothrillers vergleichsweise selten und eher im Hintergrund eingebaut wurden. Verschwommene Erinnerungen, darauf wartet man doch bei einer Blackout-Idee in einem Thriller. Eigentlich waren sie auch vorhanden, es waren aber Einschübe, die in ihrer Bedeutung sogar erst am Ende wirklich ersichtlich wurden, während des Lesens dagegen oft untergingen, weil sie zu schnell erzählt, zu undeutlich in die Handlung eingebunden waren und zu kurz in den Köpfen der Figuren verblieben. Das führte dazu, dass der „Thriller“ oft nicht zu finden war – dieser Genre-typische Nervenkitzel blieb zu Gunsten eines klassischen Ermittlungskrimis häufig aus, auch das Liebesleben der Hauptfigur schien oft vordergründiger. Wirklich vor lauter Spannung an das Buch gefesselt zu bleiben war daher schwierig. Die Handlung plätscherte gelegentlich eher dahin und eine eher brachial als subtil vorgehende Cara als Ermittlerin für die Unschuld ihrer älteren Schwester agierte häufig zu offensichtlich, um einen echten Spannungsbogen erzeugen zu können.

Das war eigentlich sehr schade, denn an sich hatten sowohl die Figurenkonstellation als auch die Grundidee einiges zu bieten. Cara, die zurückhaltende kleine Schwester; Helena, die angehimmelte, „perfekte“ ältere. Tom, ihr zukünftiger, der als gut aussehender Lehrer nicht nur Helena bereits zu Schulzeiten den Kopf verdreht hat. Vitali, Caras Arbeitskollege, der gerne mehr hätte als eine freundschaftliche Beziehung, und Helenas Freundinnen, die alle sehr unterschiedlich und jede auf ihre Art schwierig ist.
Auch Cara ist kein einfacher Charakter – um ehrlich zu sein, besonders gemocht habe ich sie oft nicht. Sie lebt im Schatten ihrer glorifizierten Schwester und will keinen Kratzer an deren Heiligenschein zulassen. Sie ist trotzig, oft noch sehr kindlich.

Im Laufe des Thrillers findet eine Entwicklung statt, bei der Hauptfigur und anderen, die mit einem überraschenden Ende für vorher entgangene Spannung entschädigen kann. Auch eine gute Sprache und viele interessante Nebenfiguren tragen dazu bei. Insgesamt hätte der Spannungsbogen für einen Psychothriller höher sein können oder sogar müssen – die Szenen waren da, verloren sich aber zu sehr hinter Caras dominanter Ermittlungsarbeit. Nur kurze Kapiteleinleitungen, wie kleine Verse, gaben Hinweise und hatten einen etwas deutlicheren Psychothriller-Charakter.

Fazit: Für einen Thriller aus der Grenze zum Jugendbuchbereich ist „In guten wie in toten Tagen“ von Gina Mayer gut gelungen, wenn auch nicht immer überzeugend. Das Spannungsniveau ist vergleichsweise niedrig, die Figuren sind dafür umso interessanter. Für wirkliche Fans von Psychothrillern, die den echten Nervenkitzel suchen, vielleicht ein wenig blass, ansonsten aber gute Unterhaltung. Ich vergebe knappe 4 Sterne. 




Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur
Erschienen: September 2013
Seiten: 360
Verlag: script5
ISBN: 978-3-8390-0164-6
Preis: € [D] 14.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch

Samstag, 28. Dezember 2013

Rezension zu "Boy Nobody" von Allen Zadoff



Eine Einleitung für den Killer

„Boy Nobody“ mit dem Beititel „Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder.“ ist ein Geheimagenten-Thriller für Jugendliche, mit dem der amerikanische Autor Allen Zadoff den Grundstein zu einer viel versprechenden Reihe legt.

Inhaltlich geht es um einen namenlosen Jungen, der im Alter von 12 Jahren von einer geheimen Organisation als Attentäter rekrutiert wurde. Mittlerweile ist er 16 und erschleicht sich unter falschen Identitäten das Vertrauen seiner Zielpersonen, bevor er zuschlägt. Ein eiskalter Mörder, so scheint es. Doch sein neuer Auftrag stellt seine Loyalität auf eine harte Probe. Es sind Gefühle im Spiel, die er bisher nicht kannte…

Die Idee an sich macht diesen Roman als Thriller schon sehr spannend. Gerade im Bereich der Jugendbücher sind die Rollen des Helden und des Bösen doch oft recht eindimensional, offensichtlich und scharf getrennt dargestellt – eine solche klare Definition gibt es hier nicht. Der Junge, vorerst ohne Namen, der Ich-Erzähler dieses Auftakts, ist kein guter Mensch. Ohne Frage ist er ein Mörder. Für wen er allerdings arbeitet, wer seine Auftraggeber sind, wie er zu dem wurde, der er heute ist – das alles wird erst im Laufe der Geschichte in zahlreichen Rückblicken immer weiter aufgedeckt, vieles aber doch nicht vollständig aufgeklärt. So bleibt es spannend, die Figur des Hauptprotagonisten und sein Umfeld bleiben facettenreich. Der Leser kann spekulieren, zwischen vielen Möglichkeiten auf der gesamten Bandbreite zwischen dem „Bösen“ und dem „Guten“ wählen.

Unser Nobody ist nicht unsympathisch, doch ein Charakter zum bedingungslosen Gern-Haben ist er auch nicht unbedingt. Sympathie allein ist hier aber auch nicht das Entscheidende, denn insgesamt wirkt der Charakter durch seine zwiespältige Grundstruktur einfach authentisch. Der Rolle als Attentäter wird seine kühle und berechnende Art gerecht, die zunehmende Emotionalität spiegelt den Anfang seiner Zweifel wider, die den Kern der Entwicklung des Protagonisten ausmacht. Das Abweichen von seinem „normalen“ Weg ist das Interessante an diesem Thriller, gleichzeitig allerdings auch eine der kleineren Schwächen.

Denn den Zweifel ausgerechnet durch die übliche 3-Sekunden-Blitz-Liebe unsterblichen Ausmaßes einzuleiten wirkt nicht besonders durchdacht. Ganz im Gegenteil: Es wirkt ein wenig platt. Leider läuft es aber genau auf dieses Klischee hinaus. Die große Liebe auf den ersten Blick – da hätte der Autor auch ein bisschen weniger dick auftragen können. Nichtsdestotrotz schafft er es, sich und seine Hauptfigur durch geschickte Wendungen selbst aus der Kitschfalle zu retten und dem Buch ein rundes, stimmiges Ende zu verpassen, bei dem die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht erhalten wird.

Sprachlich ist „Boy Nobody“ eine perfekt an die Hauptfigur angepasste stilistische Umsetzung aus kurzen Sätzen, schnellen Beobachtungen und einem hohen Lesetempo. Das Buch kommt ohne große Ausschmückungen aus, vermittelt dadurch die Atmosphäre eines Agententhrillers mit kalkulierendem Attentäter umso besser.

Kleine Schwächen bleiben aber. So scheint das Alter des Protagonisten und sein Wissen wie auch seine geistige Verfassung in Anbetracht seiner Ausbildungszeit von maximal zwei Jahren (mit anschließenden zwei Jahren im Einsatz) oft ein wenig überzogen – hier wäre „mehr“ definitiv mehr gewesen. Ein paar Jahre zusätzlich hätten der Glaubwürdigkeit sehr geholfen.
Außerdem ist „Boy Nobody“ von Anfang an klar erkennbar auf Fortsetzungsbasis geschrieben. Man spürt es als Leser recht schnell: Dieser eine Band wird kaum zu großer Erkenntnis führen. Eine abgeschlossene und nicht wenig spannende Teilhandlung mildern diesen Eindruck zwar ab, aber dennoch fühlt sich der erste Band eine Spur zu sehr nach Einleitung an.

Fazit: „Boy Nobody“ von Allen Zadoff ist ein sprachlich überzeugend umgesetzter Jugendthriller, der mit einem – fast – authentischen Charakter und spannenden Wendungen aufwartet. Einen leichten Anflug von Kitsch kann der Autor gekonnt umgehen, den Eindruck einer Einleitung statt eines ersten Bandes nicht ganz. Man muss sich darauf verlassen, dass die Fortsetzungen die Aufklärungsarbeit übernehmen. 4 Sterne. 




Die Boy-Nobody-Reihe
  1. "Boy Nobody" (Sept. 2013, englischer Originaltitel: "Boy Nobody")
  2. noch nicht bekannt (englischer Originaltitel: "The Lost Mission" - vorauss. Juni 2014)

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, mit Schutzumschlag
Erschienen: September 2013
Seiten: 336
Verlag: Bloomoon
ISBN: 978-3845800059
Preis: € [D] 16.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch





Dienstag, 1. Oktober 2013

Rezension zu "Phobia" von Wulf Dorn



Spannungsarmer Thriller, leider nur Mittelmaß

„Phobia“ von Wulf Dorn ist ein Psychothriller und für mich das erste Buch des in den letzten Jahren recht bekannt gewordenen deutschen Autors. Der Plot klang für mich zunächst sehr interessant, aber was daraus wurde, konnte mich nicht mehr überzeugen.
 
Zunächst ein paar Worte zum Inhalt: Sarah Bridgewater lebt mit Mann und Sohn in einem der nobleren Stadtteile Londons. Ihr Mann Stephen befindet sich auf Geschäftsreise – denkt sie. Doch an diesem Abend kommt er unverhofft früher nach Hause. Mit Schrecken muss Sarah jedoch feststellen, dass der Mann, der Stephens Wagen fährt, seinen Anzug trägt, jetzt in ihrer Küche steht und behauptet Stephen zu sein, nicht Stephen ist. Was will dieser Mann von ihr und ihrem Sohn? Woher weiß er so viel über die Familie? Und was ist mit dem echten Stephen passiert? Sarah ist verzweifelt und sucht Hilfe bei ihrem Jugendfreund, dem ehemaligen Psychiater Mark Behrendt…

Wie einleitend bereits erwähnt, ist die Idee hinter der Geschichte durchaus interessant. Ein Psychopath, der besessen davon ist, ein anderer zu sein und zwar Familienvater Stephen, der mit seinem kleinen Sohn und seiner Frau ein ansehnliches Leben im Londoner Vorort lebt. Nicht alles ist perfekt – Stephen ist oft auf Geschäftsreise und Sarah musste aufgrund einer Angsterkrankung ihren Beruf aufgeben -, doch warum hat sich jetzt dieser Mann ausgerechnet ihre Familie ausgewählt? Wie lange hat er sie schon beobachtet, was treibt ihn an, sich als Stephen auszugeben? Das sind – zumindest zu Beginn – die zentralen Fragen dieses Psychothrillers. Dazu noch die Frage nach dem Verbleib des echten Stephen – was braucht es für einen guten Thriller mehr? Wie wäre es mit mehr Konsequenz und weniger Nebenschauplätzen? Das sind nämlich meine großen Kritikpunkte an „Phobia“, außerdem hatte ich gelegentlich Probleme mit der Glaubwürdigkeit und Logik hinter den Figuren.

Ein Punkt nach dem anderen: Was meine ich, wenn ich von mangelnder Konsequenz spreche? Die Rolle des Täters, nenn wir ihn im Folgenden „Nicht-Stephen“, ist am Anfang sehr gut festgelegt und darin steckte auch der größte Teil der Spannung, Er dringt in Stephens Kleidung ins Haus ein, weiß alles über die Familie, besteht darauf, Stephen zu sein, vehement – aber nicht für lange. Der Klappentext und auf der Inhalt der ersten Seiten war, was das anging, eher irreführend. „Nicht-Stephen“ fällt so schnell aus seiner Rolle, dass man ihm diese Besessenheit, die er am Anfang verkörperte, diesen Willen und Glauben tatsächlich Stephen zu sein und damit auch seine Rolle als Psychopath, kaum noch abkaufen kann. Schnell flachte die Spannung ab und gipfelte in Ernüchterung, denn die Auflösung, die Motivation des Täters und seine wahre Persönlichkeit sind denkbar unspektakulär, etwas flach und nicht besonders einfallsreich. Die Idee der Übernahme von Stephens Identität hatte mir gut gefallen, aber dabei ist der vermeintliche Psychopath eben nicht geblieben. Und das fand ich inkonsequent.

Die bereits erwähnten Nebenschauplätze verdankt der Leser dann vor allem Mark Behrendt. Der wohl schon aus „Trigger“ bekannte Protagonist reist gebrochen vom eigenen Schicksal nach England zur Beerdigung seines ehemaligen Professors. Dass Sarah ihn um Hilfe bittet, verbindet Behrendt zwar mit dem aktuellen Fall, seine eigene Tragödie ist aber zunächst beinahe omnipräsent und drängt das Rätsel um „Nicht-Stephen“ viel zu sehr in den Hintergrund. Für das aktuelle Geschehen hat Behrendts Lebensgeschichte nur leider kaum Relevanz, nahm ihm deswegen zu nicht unerheblichen Teilen die Spannung und sorgte für unnötige Längen.
Als sich dann auch noch „Nicht-Stephen“ quasi eine Nebenbeschäftigung sucht und das Stephen-Sein ein wenig ruhen lässt, wird es endgültig zu viel. Der rote Faden und ein deutlicher Fokus auf die Haupthandlung haben hier eindeutig gefehlt.

Neben diesen größeren Kritikpunkten sind es dann noch einige kleine Unglaubwürdigkeiten, die verhindert haben, dass ich mit diesem Thriller wirklich warm wurde – wobei „Thriller“? Nach einem spannenden Anfang muss man auf den namensgebenden „Thrill“ doch größtenteils verzichten. In kleinen Dosen kam er zwar noch gelegentlich zurück, aber für ein Buch dieses Genres war ich beim Lesen doch zu oft zu entspannt, von Nervenkitzel selten eine Spur.
Hinzu kommt eine ziemlich kontrollierte angebliche Angstpatientin in Form von Sarah, bei der mir doch einiges an Charaktertiefe gefehlt hat.
Nicht ungewöhnlich für Thriller, bei denen die behördlichen Ermittler nicht die Hauptrolle spielen, ist es, diese irgendwie aus der Handlung herauszuhalten oder als unfähig darzustellen. Das kann funktionieren, in der Offensichtlichkeit wie es hier versucht wurde, war es aber nicht glaubhaft. Die Polizisten stellen klar erkennbar die falschen Fragen und ignorieren so viele Fakten, dass es einfach nicht mehr logisch erschien.

Und jetzt zum Positiven. Der Schreibstil ist sehr gut, das Buch liest sich ohne sprachliche Stolpersteine. Gerade der Anfang war auch in Sachen Spannungsbogen sehr überzeugend, bedauerlich nur, dass er anschließend deutlich einbricht und auch die wechselnden Perspektiven nur gelegentlich ein wenig Spannung zurückholen können. Auch wenn mir „Nicht-Stephens“ Motive letztendlich zu schwach, zu zusammengeschustert und zu gutmenschlich erschienen, die Art, wie sie vermittelt wurden, ist wiederrum gut gelungen und gehört dadurch am Ende wenigstens zu einem dieser Momente, in denen eine gewisse Spannung festzustellen war.

Fazit: Alles in Allem ist „Phobia“ echtes Mittelmaß. Es hapert an Glaubwürdigkeit, Konsequenz bei den Figuren und einem roten Faden für die Handlung. Eine gute Sprache und ein spannender Anfang können zwar einiges ausgleichen, aber nicht überdecken, dass diesem „Thriller“ oft der „Thrill“ fehlt. Ich vergebe eher knappe 3 Sterne. Bei der Grundidee wäre mehr drin gewesen, doch die Geschichte schweift einfach zu oft ab. 




Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Erschienen: September 2013
Seiten: 400
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-26733-6
Preis: € [D] 19.99


Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch


"Phobia" von Wulf Dorn bei Amazon 


Sonntag, 22. September 2013

Rezension zu "Die drei Leben der Tomomi Ishikawa" von Benjamin Constable



Wirklichkeit oder Einbildung? Ein ewiges Rätsel....

„Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ von Ben Constable ist ein Roman, der zugleich verwirrt und nachdenklich macht. Was ist real, was Einbildung? Das ist manchmal schwer zu sagen… 

Inhalt: Ben Constables Freundin Tomomi Ishikawa hat sich das Leben genommen. In einem Brief, der unter seiner Tür durchgeschoben wurde, teilt sie ihm dies mit. Doch damit nicht genug, weitere Nachrichten von ihr folgen, versteckt an unterschiedlichsten Orten, auf die sie Hinweise hinterlässt. Sie führen Ben Constable auf eine Schnitzeljagd durch Paris und New York und zu grausamen Geheimnissen in Tomomi Ishikawas Leben. Wie gut kannte er seine Freundin überhaupt? Sind ihre Geschichten wahr oder erfunden? Ben Constable weiß es schon bald nicht mehr… 

Den Roman von Benjamin Constable einem Genre zuzuordnen fällt nicht gerade leicht. Es hat Elemente eines Thrillers, die Jagd nach Tomomi Ishikawas Vergangenheit ist ohne Frage spannend und die gewonnenen Erkenntnisse teilweise sehr schockierend. Was das angeht, so hat der Roman meine Erwartungen, die ich rein aus dem Klappentext heraus entwickelt hatte, absolut erfüllt. Doch dahinter steckt mehr. „Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ spielt mit der Verwischung von Realität und Fiktion. Weder scheint der Protagonist immer zu wissen, was der Wahrheit entspricht – ob überhaupt etwas der Wahrheit entspricht? – noch kann der Leser diese Frage nach Wirklichkeit oder Einbildung beantworten.

Was direkt zu Beginn auffällt: Autor und Protagonist tragen denselben Namen. Und nicht nur das – sie sind gleich alt, in England geboren, lebend und arbeitend in Paris, mit dem bisher weitestgehend unerfüllten Wunsch, als Autor Fuß zu fassen. All das kann man nicht nur über die Figur Ben Constable lesen, sondern es findet sich auch in der Biographie des Autors Benjamin Constable. Die Geschichte wird zudem eingeleitet durch ein Gespräch zwischen Tomomi Ishikawa und Ben Constable, darüber, dass er gerne mal ein Buch über sie beide schreiben würde. Wie passend. Versetzt sich der Autor also selbst, als Ich-Erzähler, in seine Geschichte? Es scheint so. Oder?

Selbst in der Geschichte wird die Frage nach Realität oder Fiktion auf mehreren Ebenen immer wieder gestellt. Sind Tomomi Ishikawas Offenbarungen über ihre Vergangenheit, auf deren Spuren Ben Constable wandelt, wahr oder entspringen sie ihrer Vorstellungskraft? Ist sie wirklich tot? Was steckt hinter der Schnitzeljagd? Oder hinter dem imaginären Kater Cat. Dass Cat imaginär ist, steht außer Frage, nur Ben Constable kann ihn sehen – für ihn ist er aber sehr real. Eine imaginäre Katze, die zwar nicht spricht, wenn es sein muss, aber mal die Führungsrolle übernimmt. Das klingt schräg? Ist es auch! Der Roman ist verwirrend, schwer zu deuten und lässt den Leser mit vielen offenen Fragen zurück, allerdings, und das macht ihn zu etwas besonderem, lässt er ihn auch nicht mehr los.

Benjamin Constable hat es geschafft, mich innerhalb weniger Seiten in seinen Bann zu ziehen. Nie wusste ich wirklich, wohin der Roman führen würde – vorherzusehen ist wenig, wo man doch nicht einmal weiß, was echt ist und was nicht. Doch schon allein durch die wunderschöne Sprache, die bildhaften Beschreibungen, die Ben Constable mit einer leichten Lethargie und tiefen Traurigkeit der Figuren verbindet und immer wieder durch frohe, humorvollen oder schockierende Momente aufbrechen lässt, ist der Leser gefangen. Das hat mich begeistert, ebenso wie die wiederkehrenden Elemente, die Symbolik hinter den Worten, eine große Faszination ausübten und den Schreibstil zu etwas einzigartigem machten, das man nur zu gerne erleben wollte.

Die Schauplätze sind vielfältig, eine Reise durch Paris und New York in all ihren Facetten, und immer intensiv beschrieben, mit Liebe zum Detail und sprachlicher Präzision.
Abgerundet wurde der Roman durch die Tiefe und Vielschichtigkeit der Figuren. Freundschaft, Liebe, Traurigkeit, Depression und Tod – alles ist dabei. Selten kann man die Absichten der Charaktere durchschauen, oft nicht einmal verstehen, und nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen, aber nie vollständig. Der Roman und seine Protagonisten geben am Ende viel Stoff zum Nachdenken.

Eine leichte Lektüre für zwischendurch ist „Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ sicher nicht. Das Buch hat einen gewissen Anspruch und fordert Aufmerksamkeit, unterhält aber gleichzeitig auch durch subtilen Humor mit einem Hang zum Skurrilen und große Bilder für die Vorstellungskraft des Lesers. Ich kann nicht sagen, dass ich einen solchen Roman erwartet hätte, denn so etwas Verwirrendes hätte ich mir nicht vorstellen können. Und dennoch hat es mich begeistert, einfach, weil es etwas ganz besonderes war. Ein Roman der lange in Erinnerung bleibt. 

Fazit: „Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ ist ein ungewöhnlicher Roman. Verwirrend und voller Rätsel, ständig auf der Suche zwischen Realität und Einbildung, dabei wundervoll geschrieben und sowohl zum Lachen wie auch zum Weinen. Die Geschichte berührt, unterhält und regt zum Nachdenken an, wenn man sich denn auf das skurrile Abenteuer einlassen kann. Es lohnt sich. Ein außergewöhnlicher Roman, dem ich, auch wenn er ein wenig Chaos in meinem Kopf hinterlässt, nur 5 Sterne geben kann. 




Allgemeine Informationen


Ausgabe: Gebunden, Sept. 2013
Seiten: 383
Verlag: script5
ISBN: 978-3839001578
Preis: € [D] 18.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage


 
 

Sonntag, 14. Juli 2013

Rezension zu "Das Labyrinth jagt dich" von Rainer Wekwerth




Eine Fortsetzung, die alle Erwartungen erfüllt

„Das Labyrinth jagt dich“ von Rainer Wekwerth ist der zweite Band einer deutschen Jugend-Science-Fiction-Trilogie. Der erste Band, „Das Labyrinth erwacht“, konnte mich durch ein hohes Spannungsniveau und interessante Charaktere uneingeschränkt begeistern. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an seine Fortsetzung – ob er diesen gerecht werden konnte?

Zunächst einige Worte zum Inhalt: Fünf der sieben Jugendlichen haben es bis in die dritte Welt geschafft, doch der Kampf gegen die Zeit, gegen das Labyrinth und auch gegeneinander geht weiter. Nur vier Portale warten auf Jeb, Jenna, León, Mary und Mischa als Weg in die nächste Welt. Wieder wird einer von ihnen zurückbleiben…

So abrupt wie der erste Band nach den ersten beiden Welten endete, geht es jetzt in der dritten Welt auch weiter. Nahtlos schließt sich diese an die Ereignisse des letzten Bandes an, die fünf verbliebenen Jugendlichen sind direkt wieder mitten drin in ihrer Suche nach den Toren. Spannend wie im ersten Band geht es weiter. Wo sind die Portale, wie werden die jungen Leute dorthin gelangen? Die wichtigste Frage von allen natürlich beschäftigt die Protagonisten wie den Leser in jeder liebevoll gestalteten Welt gleichermaßen: Wer wird es dieses Mal nicht schaffen?

Die fünf der ursprünglich sieben Hauptfiguren, die der Leser jetzt noch durch die Welten begleiten kann, sind abwechslungsreich und in ihrer Entwicklung glaubwürdig, wie schon im ersten Band. Nicht immer machen sie in ihrem inneren Kampf zwischen Freundschaft, sogar Liebe, und dem eigenen Überlebenswillen einen sympathischen Eindruck, nicht immer handeln sie nach moralischen Gesichtspunkten fair oder richtig. Aber wer könnte das unter den hier erdachten Umständen schon von sich behaupten?

Die Welten haben strenge Regeln: Ein Portal wird jedes Mal fehlen. Ein junger Mitstreiter muss zurückbleiben, allein seinem ungewissen Schicksal in der surrealen Umgebung überlassen werden. Zwischen den Jugendlichen schließen sich Allianzen, Liebe ist im Spiel, ständig muss einer fürchten, auf der Strecke zu bleiben. Unter diesen Gesichtspunkten mag sich nicht jeder immer „richtig“ verhalten, stattdessen dominiert in diesem Roman die Glaubwürdigkeit. Jede Entwicklung eines Charakters ist gut durchdacht, glaubhaft vermittelt und sowohl der ursprünglichen Konstitution der Figur wie auch ihrer Anpassung an die Umgebung und der Ausnahmesituation geschuldet. Die Charaktere sind und bleiben eine große Stärke dieser Reihe. Sie gehen unter die Haut.

Die Welten sind weiterhin abwechslungsreich gestaltet. Mal ist die Bedrohung von außen groß, die Welt physisch gefährlich, mal beansprucht sie den Verstand und greift die Psyche an. Was ist überhaupt real, was sind nur Illusionen? Dieser zweite Band lüftet nur wenige Geheimnisse, lässt dem Leser aber viel Raum für Vermutungen. Kleine Hinweise spicken den Weg der Protagonisten, es bleibt spannend, wie sich das am Ende alles zu einem logischen Ganzen zusammen fügen wird. Wer steckt hinter diesem grausamen Spiel, warum hat es ausgerechnet die sieben jungen Leute getroffen, die anscheinend nichts gemeinsam haben?
In der Natur der gesamten Grundidee liegt es natürlich, dass viele Geheimnisse noch erhalten bleiben müssen – ein Abschluss, und sei es auch nur ein Teilabschluss, der über das Ende einer der Welten hinausgeht und die großen Fragen hinter der Existenz des Labyrinth aufdeckt, ist hier noch nicht zu erwartet. Dennoch nähert man sich diesen Lösungen Schritt für Schritt an und das ist umso spannender, je weiter die Charaktere voranschreiten.

Die Erinnerungen der Charaktere an ihre Leben vor dem Labyrinth, die ihnen zu Beginn komplett genommen waren, kehren langsam zurück, bei einigen schneller und sehr deutlich, bei anderen bleiben es noch Schatten, einzelne Bilder oder Gedanken. Auch diese Erinnerungen und der Aufbau des Romans, die Art, wie sie Welt um Welt in die Handlung eingeflochten werden, sind spannend, mitreißend und so packend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte.

Ein flüssiger, unaufgeregter Schreibstil, der die Atmosphäre der Handlung gelungen aufgreift und die Welten in ihren Details plastisch beschreibt rundet den gelungenen Gesamteindruck am. Selbiges gilt auch für die wechselnden Perspektiven, die dafür sorgen, dass kein Charakter zur Nebenfigur verkommt, sondern alle gleichberechtigt erscheinen, was die Spekulationen um ihre Reihenfolge ihres Ausscheidens nur noch erschwert. Jede Figur, die unterwegs zurückblieb, egal wie schwierig ihr Charakter war, habe ich schmerzlich vermisst. Umso mehr trieben mich beim Lesen die Fragen nach ihrem Schicksal um. Es schien klar, dass das Zurückbleiben den Tod bedeuten würde – doch ist das auch tatsächlich so? Der zweite Band traut sich, einige Erkenntnisse aus dem Vorgänger noch einmal gehörig auf den Kopf zu stellen. Man kann sich beim Labyrinth nie ganz sicher sein…

Fazit: Riesige Erwartungen bravourös erfüllt. Starke Charaktere mit viel Tiefe und ausgefeilte Welten machen auch die Fortsetzung zu einem spannenden Lesevergnügen. Ich kann es kaum noch erwarten, dass die großen Geheimnisse des Labyrinths gelüftet werden und erwarte den dritten Band schon jetzt sehnsüchtig – bis zum Sommer 2014 werde ich mich wohl leider gedulden müssen. Für den zweiten vergebe ich aber definitiv 5 Sterne. Die Reihe ist genial.




Die Labyrinth-Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Das Labyrinth erwacht" (Jan. 2013) - meine Rezension
  2. "Das Labyrinth jagt dich" (August 2013)
  3. noch nicht bekannt (voraussichtlich Sommer 2014)
 
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 352
Verlag: Arena
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-401-06789-6
Preis: € [D] 16.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
 

Montag, 27. Mai 2013

Rezension zu "Seelenriss" von Hanna Winter



Alleingänge und Sprücheklopfer - ein Klischee-Thriller

„Seelenriss“ von Hanna Winter ist an sich bereits der zweite Teil ihrer Reihe um die Kriminalpsychologin Lena Peters, die beim Berliner Morddezernat Jagd auf Serienmörder macht. Das Buch kann aber auch ohne den Vorgänger „Opfertod“ gelesen und verstanden werden, da die Fälle, wie so oft bei Krimi/Thriller-Reihen, unabhängig von einander und die übergeordneten Zusammenhänge, wie etwa das Privatleben der Protagonisten, durch kurze Rückblenden schnell erfasst sind.

Inhalt: Eine Frau wird mit starken Verätzungen im Gesicht und nach einem Fenstersprung aus ihrer Wohnung tot aufgefunden. Während Kollegen den Fall schon als Selbstmord abtun möchten, ist für die hinzugerufene, erfahrene Kriminalpsychologin Lena Peters sofort klar, dass es sich um einen Mord handeln muss und schon bald findet sie den Beweis. Das Opfer hat eine Nachricht erhalt. „Tu, was ich dir sage. Oder ich töte dich.“ Diese Botschaft kennt Lena nur zu gut, denn ihr selbst wurden nur Tage zuvor die gleichen Worte zugestellt. Steht sie also auch auf der Liste des Mörders? Die gefundene Frau bleibt jedenfalls nicht sein einziges Opfer…

Ich muss sagen, im ersten Moment war dieser Thriller für mich sehr vielversprechend. Mit Sätzen wie „Nur Profilerin Lena Peters kann sein blutiges Geschäft beenden“ auf der Rückseite des Bucheinbandes versprach „Seelenriss“ sich dem aktuell erfolgreichen Trend der Profiling-Serien anzuschließen und möglicherweise sogar eine deutsche Entsprechung spannungsgeladener amerikanischer Reihen, wie etwa der von mir sehr gern gelesenen „Smoky-Barrett“-Reihe von Cody McFadyen, zu sein.

In Sachen Grausamkeit muss sich der blutrünstige, eiskalte Killer aus Hanna Winters Phantasie sicher nicht hinter denen amerikanischer Pendants verstecken – „Seelenriss“ ist blutig, erschreckend und die perfiden Morde sind bis ins grausamste Detail hinein beschrieben. Das kritisiere ich auch nicht, denn viele Thriller, die mich richtig mitgerissen haben, kratzen an dieser Grenze des Ertragbaren. Zart besaiteten Lesern kann man an dieser Stelle immer wieder nur empfehlen, nicht zu Büchern zu greifen, die den Aufdruck „Thriller“ tragen, denn sehr blutig wird es hier in den meisten Fällen, während „Kriminalromane“ oder auch „Psychothriller“ beim Blutniveau häufig harmloser daher kommen.
Was „Seelenriss“ dann allerdings nicht schafft, ist, die Morde, für deren Zählung man bei dem gerade einmal rund 300 Seiten starken Taschenbuch schon mehr als nur die Finger einer Hand benötigt, in eine glaubhafte Ermittlungsarbeit oder gar eine Art des Profilings einzubinden – und das war enttäuschend.

Denn, ob Lena Peters Profilerin und darin angeblich, wie mehrfach erwähnt wird, eine der besten Deutschlands ist, spielt eigentlich keine Rolle. Die Mordermittlungen wirken eher wie eine Bestandsaufnahme. Ein Mord nach dem nächsten wird abgehandelt, im Anschluss daran stochern die Kommissare ein wenig im Leben von Opfern und anderen Beteiligten herum und zaubern dabei ein paar Überraschungen hervor, die vielleicht nicht uninteressant wären, für die Geschichte selbst aber jedes Mal so irrelevant sind, dass sie, kaum aufgedeckt, unkommentiert im Sande verlaufen.
Ein Profil des Täters, das auf dessen Spur führt? Fehlanzeige. Zufällige Befragungsergebnisse und eine ordentliche Portion konstruiert wirkender Zusammenhänge führen die Polizei auf die richtige Fährte – ernstzunehmende falsche Fährten gibt es bei dieser eher wenig spannenden Mördersuche übrigens auch erst gar nicht. Abgesehen von der bereits im Klappentext erwähnten Selbstmordtheorie von Lenas unsympathischsten Kollegen natürlich, die allerdings so offensichtlich an den Haaren herbeigezogen war und der Betrachtung durch Ermittler und Leser kaum mehr als drei Sätze lang standhielt, dass ich allein die Idee aus dem Mund eines Kommissars mehr als unglaubwürdig fand.

Mit Glaubwürdigkeit hat die Geschichte allerdings auch insgesamt von Anfang an nicht viel am Hut. Ein paar harte Typen, die harte Sprüche klopfen, gerne eingeleitet von einem „Verdammt, …“, bilden das Team der Mordermittler. Allen voran, die härteste von allen, ist Lena Peters selbst. Ständig auf eigene Faust, ständig in Gefahr. Nie informiert sie ihre Kollegen über das Geschehene, trotz Morddrohung denkt sie kaum nach. Dass ihr vom Anblick von Blut übel wird, könnte sie menschlicher machen, dass sie sich aber dann die Bilder blutüberströmter Opfer an den Kühlschrank pinnt, macht sie widersprüchlich und zu einem undurchdachten Charakter, der mich leider in keinem Punkt überzeugen konnte. Vieles wirkte einfach eine gehörige Spur zu gewollt und schon am Anfang der Geschichte war eigentlich vorauszusehen, wie sie für Lena enden würde. Ein klassischer Schema-F-Thriller, wenn es um Geschichten mit persönlich involvierten Ermittlern geht.

Was das fehlende Profiling angeht, so kann das der Leser gleich selbst erledigen. Der Täter tritt nämlich auch selbst als Protagonist in Erscheinung, zwar anonym, aber mit so umfassend dargelegten Hintergrundinformationen, dass bis auf ein paar Details, die am Ende dazugesetzt werden, seine Motivation hinter den Morden schnell zu durchschauen ist. Er ist dabei leider auch weder ein besonders spannender, noch ein besonders glaubwürdiger Serienmörder, der abgesehen von seinen perfiden Methoden und seiner unübertreffbaren Grausamkeit kaum für einen Gänsehautmoment gut ist. So ganz abnehmen konnte ich dieser blass bleibenden Gestalt ihre Wandlung zum Monster jedenfalls nicht.

Sprachlich ist „Seelenriss“ dabei eigentlich ganz gut umgesetzt, auch die wechselnden Perspektiven haben Potential. Obwohl von der Geschichte wenig übrig bleibt und man angesichts der sehr konstruiert wirkenden Handlung und der Charaktere der Marke „harter Hund“ gelegentlich aus dem Kopfschütteln kaum noch herauskommt, lässt sie sich flott und teilweise sogar recht spannend, wenn auch nicht wirklich mitreißend oder gar nervenaufreibend, lesen.

Ein wenig enttäuschender zeigte sich der Thriller dann wieder in der offenbar vorher versäumten Recherchearbeit. Denn, wenn ich lese, dass die Flasche mit der Salzsäure, von der Autorin auch als „hochgiftige Flüssigkeit“ bezeichnet, von der Protagonistin anhand des Totenkopf-Piktogramms identifiziert wurde, muss ich leider feststellen: Auch wenn mir dieser Punkt aufgrund eines beruflichen Heimvorteils sofort ins Auge fiel, kann doch jeder Laie mit gängiger Suchmaschine und Online-Lexikon innerhalb weniger Sekunden herausfinden, dass ein solches Gefahrensymbol bei Salzsäure überhaupt nicht zu finden ist. Salzsäure ist ätzend, nicht „hochgiftig“ und das wird durch ein anderes Piktogramm, nicht durch den Totenkopf, gekennzeichnet. Da die Säure ein nicht unbedeutendes Element dieses Thrillers ist, empfinde ich solche Detailfehler als ärgerlich, auch wenn es sicherlich ein eher kleinlicher, nicht allzu stark ins Gewicht fallender Kritikpunkt ist.

Fazit: Eine eher unterdurchschnittliche Thriller-Erfahrung. Von dem versprochenen Profiler-Eigenschaften der Hauptfigur war wenig zu spüren, dafür wurde in Sachen blutiger Grausamkeiten, riskanter Alleingänge und harter Sprüche dick aufgetragen, was die eher flache Handlung nicht überdecken konnte, den Thriller dafür aber mit vielen Klischees versorgte. Da die 300 Seiten zwar nicht die Thriller-übliche Gänsehaut, aber wenigstens ein Mindestmaß an Spannung zu bieten hatten, vergebe ich knappe drei Sterne. „Seelenriss“ ist zwar nicht besonders lesenswert, aber für zwischendurch durchaus lesbar. Es gibt allerdings auch viele Thriller dieser Art, die deutlich besser umgesetzt sind, weswegen ich es nicht weiterempfehlen würde. 




Die Lena-Peters-Serie (mit Links zu Amazon)

  1. "Opfertod" (Feb. 2012)
  2. "Seelenriss" (Feb. 2013)

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Taschenbuch, Feb. 2013
Seiten: 320
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3548283678
Preis: € [D] 8.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage



Samstag, 4. Mai 2013

Rezension zu "Der Sarg" von Arno Strobel



 Guter Psychothriller mit weniger gutem Ende

‟Der Sarg“ war für mich der erste Thriller von Arno Strobel. Abgesehen von einer Sache konnte mich der Autor überzeugen.

Inhalt: Eva Rossbach ist eine wohlhabende, aber zurückgezogen lebende Frau. Sie wird von Alpträumen geplagt, in denen sie in einem Sarg liegt und nicht hinaus kann. Wenn sie allerdings in ihrem Bett erwacht, hat sie Blutergüsse und Kratzer am ganzen Körper. Was passiert mit ihr?
Gleichzeitig ist die Polizei auf der Suche nach einem Mörder. Sein Markenzeichen: Frauen in Särgen lebendig begraben. Wenn die Polizei sie findet, sind sie bereits tot. Die Spur führt ins Umfeld von Eva Rossbach, als ihre eigene Halbschwester zu den Opfern gehört...


Insgesamt war ich sehr angetan von Arno Strobels Stil. Er hält den Spannungsbogen dieses Psychothriller durch kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sehr hoch, die Sprache ist flüssig und unterhaltsam zu lesen und die Gänsehaut beim Leser somit beinahe garantiert. Zunächst hat man als Leser viel zu rätseln: Wie passen die verschiedenen Protagonisten zusammen? Während die Ermittler rund um Kommissar Menkhoff und die wohlhabende Eva im Fokus der Geschichte stehen und dem Leser schnell bekannt gemacht werden, gibt es auch einige Kapitel aus der Perspektive von Figuren, über deren Verbindungen zu den Morden man länger grübeln muss.

Die Charaktere sind facettenreich gewählt. Insbesondere die sehr zurückgezogene Eva, die den Kontakt zu anderen Menschen weitestgehend scheut, ist ein interessanter Charakter, über den man gerne mehr erfährt – vor allem, weil ihre Persönlichkeit in einem deutlichen Gegensatz zu ihrer Position als Inhaberin eines großen Familienunternehmens steht. Doch auch ihre engsten Vertrauten innerhalb dieses Unternehmens haben Geheimnisse, welche Menkhoff und sein Ermittlerteam auf den Plan rufen wird.

Insgesamt ist das Buch allein schon durch die bedrückenden Beschreibungen Evas von der Situation im Sarg, die sie in ihren Alpträumen allzu real zu verfolgen scheint, ein wirklich gelungener Psychothriller, der zunächst auch sehr gut durchdacht wirkt und mich mitreißen konnte. Allerdings – als regelmäßiger Thrillerleser – kommt man doch schnell auf den richtigen Gedanken und, so sehr sich die Ermittler auch bemühen einige andere spannende Fährten aufzutun, die auch allesamt schlüssig waren, das Gefühl, den Ausgang schon zu erahnen, wollte mich nicht mehr verlassen. Zu guter Letzt stellte es sich auch als richtig heraus. Es war nicht wirklich neu, aber weder die bereits bekannte Idee, noch das schnelle Auffinden der richtigen Fährte, waren am Ende das eigentliche Problem. Die Auflösung hat mir schlicht und ergreifend nicht gefallen. Sie ging zu schnell, die Erklärung war zu einfach und wirkte unvollständig. Viele der falschen Fährten zwischendurch hätte ich schlüssiger gefunden, als das eigentliche Ende. Das war wirklich schade.

Fazit: Gut erzählter, spannender Psychothriller mit starken Charaktere. Nur das Ende konnte leider nicht überzeugen. 4 Sterne. 






 Allgemeine Informationen

Ausgabe: Taschenbuch (Januar 2013)
Seiten: 384
Verlag: Fischer
ISBN: 978-3-596-19102-4
Preis: € [D] 9.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage