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Montag, 4. Februar 2013

Hörbuch-Rezension zu "Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid" von Gabriella Engelmann


Selbst für ein Märchen zu kitschig

"Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid" von Gabriella Engelmann, als Hörbuch gelesen von Cosma Shiva Hagen, ist der Versuch einer modernen Schneewittchen-Version. Ich habe mir davon recht viel versprochen, da ich schon viele begeisterte Stimmen gehört hatte.

Inhalt: Sarahs Vater muss aus beruflichen Gründen oft verreisen. Das schöne Mädchen, das kurz vor einem Modelvertrag steht, lebt dann bei seiner Stiefmutter Bella. Diese träumt aber selbst davon, die Schönste zu sein und nutzt alte Kontakte, um Sarah verschwinden zu lassen, doch das Mädchen kommt bei den "Zwergen" unter...

Um mit dem anzufangen, was mir bei diesem Hörbuch mit Sicherheit positiv aufgefallen ist, muss ich zunächst die Sprecherin loben. Cosma Shiva Hagen kannte ich als Hörbuch-Sprecherin bisher nicht, finde sie aber sehr überzeugend. Die Stimme ist angenehm, der jeweiligen Situation angepasst, gut akzentuiert und sehr flüssig. Ebenfalls überzeugen konnte das Sprachniveau dieser Märchenadaption, das zwar der jugendlichen Zielgruppe angepasst einfach gehalten, aber in sich stimmig ist. Es gibt zwei verschiedene Perspektiven: Sarah als Ich-Erzählerin und Bella, die Stiefmutter, in der dritten Person, wobei in diesen Kapiteln ganz unpersönlich von "der Frau" und "dem Mädchen" gesprochen wird. Diesen Wechsel fand ich sehr gelungen und besonders die sehr ungewöhnliche Umsetzung der unpersönlichen Perspektive in den Kapiteln der Stiefmutter ist recht einzigartig und interessant.

Inhaltlich musste ich mir mehrfach vor Augen führen, dass es sich bei "Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid" erstens um eine Märchenadaption und zweitens um ein Jugendbuch handelt. Dennoch konnte es mich nicht richtig überzeugen.
Zuerst einmal sind die Figuren alle sehr schwarz-weiß gezeichnet. Die Stiefmutter ist durch und durch die "Böse", Sarah ist die ebenso vollkommene "Gute". Das reicht nicht nur von soweit, dass Sarah einfach nett und freundlich ist und immer versucht es allen recht zu machen, nein, sie ist auch noch tierlieb, protestiert gegen die böse Kosmetikindustrie und kauft, zusammen mit den "Zwergen", eine WG aus sieben Freunden, nur noch Bio-Gemüse.

Sie ist also so etwas wie eine ziemlich verkitschte Instanz moralischer Unantastbarkeit und, obwohl ich schon einiges dieser charakterlichen Eintönigkeit der Rolle des Buches als Märchenadaption zuschreibe und damit mehr toleriere, als ich es bei anderen Romanen würde, konnte es mich nicht unterhalten, da die Charaktere nicht echt wirkten. Märchenfiguren sind meistens relativ stereotyp in Gut und Böse unterteilt, aber, wenn Schneewittchen schon seinen Weg in die reale Welt gefunden hat, warum dann nicht auch mit einer realen Persönlichkeit? Oder wenigstens mit einer ein bisschen weniger perfekten?

Auch die WG der Zwerge ist recht langweilig. Ecken und Kanten fehlen der Geschichte vollständig, glaubhaft ist an ihr nichts. Leider verhält sich auch niemand so, wie man es im realen Leben erwarten würde, die Polizei wird nie eingeschaltet und Sarah ist fürchterlich naiv. Die Liebesgeschichte konnte nicht punkten, da sie kaum greifbar war und sehr konstruiert wirkte. Der Traumtyp verhielt sich seltsam und war als solcher kaum greifbar. Erst war er da, dann war er wieder weg. Ich war sowohl von der Ich-Erzählerin als auch von der Realitätsferne dieses doch angeblich modernen Märchens oft genervt und leider auch gelangweilt.

Fazit: Gut hörbar, aber für mich zu kitschig mit zu perfekten, stereotypen Charakteren. Da es eine moderne Schneewittchen-, und damit Märchenversion ist, konnte ich ein wenig über den Kitsch hinwegsehen, langweilig und unglaubhaft war es dennoch manchmal. 3 Sterne.



Allgemeine Informationen

Ausgabe: Audio CD (2010)
Sprecherin: Cosma Shiva Hagen
Laufzeit: 204 min (3 CDs)
ISBN: 978-3862310203
Preis: € [D] 14.99 (UVP)


Sonntag, 3. Februar 2013

Rezension zu "Sternenreiter" von Jando


Wenn das Leben mal so einfach wäre

"Sternenreiter - Kleine Sterne leuchten ewig" von Jando ist ein dünnes, illustriertes Büchlein mit gerade einmal 130 Seiten. Von vielen wurde es bereits gelobt, mich hat es allerdings leider nicht richtig packen können.

Inhalt: Mats sieht seine Familie immer seltener, denn er arbeitet viel. Eines Tages hat er einen schweren Unfall, dem ein längerer Krankenhausaufenthalt folgt. Ein merkwürdiger kleiner Junge, den er dort im Krankenhaus kennenlernt, hilft ihm, sein Leben zu überdenken...

Der kleine Junge bleibt in "Sternenreiter" das Geheimnisvolle. Er tauchte einfach im Krankenhaus auf, wohnt dort seitdem und teilt den anderen Patienten seine Lebensweisheiten mit, die im Roman sogar durch ein anderes Schriftbild hervorgehoben werden. Das hat mir für den Lesefluss weniger gefallen. Außerdem problematisch war für mich das Gefühl, nicht selbst entscheiden zu dürfen, welche Aussage, welche Abschnitt einer Unterhaltung oder einer Beschreibung, ich selbst wichtig finde. Alles war vorgegeben. Diese besonders hervorgehobenen Zitate weckten dann in mir aber auch eine Erwartung im Bezug auf ihre Wichtigkeit, die sie meistens nicht halten konnten. Sie wirken sehr weise und sind schön formuliert, waren mir allerdings meistens ein wenig zu einfach und zu platt. Mats scheinen die Denkanstöße des selbstlosen, so unschuldig und doch nicht naiv wirkenden Jungen zu helfen, mich haben sie meistens nicht erreichen können. 

Bei vielen Weisheiten habe ich gedacht: 'Wenn's doch nur so einfach wäre.' Denn so sehr der Kern der Lebensweisheiten sicherlich richtig war, die tatsächliche Realität eines Familienvaters schienen sie für mich nicht zu treffen. Es ist ein verträumter Ansatz, ein wenig pathetisch, der meine pragmatische Ader nicht überzeugen konnte.

Der Schreibstil von "Sternenreiter" erinnert tatsächlich eher an ein Märchen, als an einen Roman. Große Teile der Handlung werden sehr schnell, oft nur indirekt durch Dritte, erzählt. Als Stil ist dies verglichen mit anderen Romanen mal eine Abwechslung und durchaus nicht uninteressant, doch für diese Geschichte hat es mir weniger gefallen. Ich war doch sehr distanziert, der entfernte Beobachter. Selbst der Ich-Erzähler blieb mir immer ein wenig fremd. So ging die Geschichte an sich mit ihrer Aktualität und einer ansprechenden Sprache zwar schon ans Herz, stockte aber auf halbem Weg aufgrund der Distanz und der Einfachheit der Lebensweisheiten. Mir fehlte der Tiefgang, der echte Tiefgang.

Zu guter Letzt gibt es einige Zeichnungen, die den Roman unterstützen. Sie sind sehr kindlich gehalten und passen somit zum Buch, auch wenn sie mich persönlich, wie auch das Titelbild künstlerisch überhaupt nicht ansprechen und mich auch nicht zur näheren Betrachtung einluden.

Fazit: Ein mittelmäßiger Roman. Sehr kurz gehalten, schnell erzählt, mit schönen Lebensweisheiten, die mir allerdings oft doch zu platt waren. Vieles wirkte gewollt, konnte mich aber nicht erreichen. Mir fehlte echter Tiefgang. 3 Sterne



Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, Juli 2012
Seiten: 131
Verlag: Koros Nord
ISBN: 978-3981486315
Preis: € [D] 13.95

Leseprobe und weitere Informationen bei Amazon

Dienstag, 28. Februar 2012

Rezension zu "Beastly" von Alex Flinn


Ein modernes Märchen

"Beastly" von Alex Flinn erzählt keine neue Geschichte, sondern arbeitet das bekannte Märchen "Die Schöne und das Beast" zu einer modernen NewYorkCity-Liebesgeschichte um und das auf eine so charmante Art und Weise, dass ich absolut begeistert bin.

Zum Inhalt: Der 15jährige Kyle hat alles: Einen reichen Vater, der ihm die Privatschule bezahlt und keine Grenzen setzt, und ein blendendes Aussehen. Er geht mit dem schönsten Mädchen zum Ball und wird zum Ballkönig gewählt. Alles scheint perfekt, doch in seinem Inneren ist Kyle ein schlechter Mensch, der aus Spaß andere verletzt, mobbt und vorführt. Um ihn für seinen schlechten Charakter zu bestrafen, beschließt die Hexe Kendra ihn in eine Bestie zu verwandeln. Sie gibt ihm zwei Jahre Zeit, um den Fluch zu brechen, wenn er ein Mädchen findet, dass ihn trotz seines Äußeren liebt und küsst...

In "Beastly" tritt Kyle, das Biest, selbst als Ich-Erzähler auf und man erlebt als Leser hautnah mit, wie sein Welt- und Selbstbild zusammenbricht. Er erkennt mit der Zeit die Fehler seines oberflächlichen Lebens, die Falschheit seiner Freunde und den Egoismus seines Vaters, der nicht mehr mit ihm zusammenleben will und ihn stattdessen mit Haushälterin und blindem Privatlehrer in eine leeres, dunkles Haus abschiebt. Der Charakter schwankt zwischen Selbstaufgabe, Hoffnung und herrlicher, fast kindlicher Begeisterung. Mit der Zeit verwandelt sich der überhebliche, oberflächliche Kyle in den gutherzigen, liebenswerten Adrian, der viel liest und Rosen züchtet. Ich konnte mich für diesen Ich-Erzähler richtig begeistern und mich dank der Tiefe dieses Charakters in seine Geschichte gut einfühlen.

Auch der weibliche Part der Geschichte, Lindy, ist ein überzeugender Charakter, in den Kyle sich leicht verlieben kann, auch wenn er sie früher nie beachtet hätte. Denn erfrischenderweise ist Lindy nicht die makellose Schönheit sondern ein normales Mädchen, das mit einem drogensüchtigen Vater kein einfaches Leben führt.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist sehr gefühlvoll und bekommt besonders durch die Ich-Perpektive des unsicheren Kyles einen ganz eigenen Charme. Zwischendurch wird es auch mal ein wenig kitschig, aber es ist ein Märchen. Das gehört irgendwie dazu und hat mich nicht sonderlich gestört.

Sehr gut gefallen haben mir außerdem die Chat-Passagen, in denen sich mehrere Wesen, die sich mit dem Thema Verwandlung auseinandersetzen, treffen und austauschen. Auch wenn der Froschkönig mit Schwimmhäuten schlecht tippen kann, sind diese Chats richtig witzig, denn nicht immer bleiben die Figuren freundlich oder ernsthaft, sondern werden zynisch, bissig oder machen Scherze.

Mein Fazit: Berührende Neufassung von "Die Schöne und das Biest" im modernen New York City. Sprachlich überzeugend und mit glaubhaftem, sympathischem Ich-Erzähler. 5 Sterne, sehr empfehlenswert! 

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