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Dienstag, 8. Dezember 2015

Rezension zu "Endgame - Die Hoffnung" von James Frey



Actionreiche Fortsetzung

„Endgame – Die Hoffnung“ ist nach „Die Auserwählten“ der zweite Band der endzeitlichen Actionthriller-Trilogie des amerikanischen Bestseller-Autors James Frey.

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 Inhaltlich schließt „Die Hoffnung“ sich unmittelbar an seinen Vorgänger an. Der Erdschlüssel ist gefunden, doch anders als die Spieler es ursprünglich durch die Überlieferungen ihrer Geschlechter gelernt hatten, offenbarten die keplers ihnen, dass sie das Ereignis, das große Teile der Menschheit auslöschen würde, dadurch überhaupt erst ausgelöst haben. Und tatsächlich zeigt sich nun bald eine reale Bedrohung für die Erde. Ein riesiger Meteorit rast auf den Planeten zu. Währenddessen müssen die Spieler die Entscheidung treffen, ob sie weiterspielen oder einen Weg finden, das Ereignis doch noch zu verhindern...
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Zunächst einmal kommen die Spieler nach dem actionreichen Finale des ersten Bandes allerdings zur Ruhe. Viele kehren an vertraute Orte oder sogar nach Hause zu ihren Familien zurück, um sich zu sammeln und für die Suche nach dem Himmelsschlüssel, der zweiten von drei Etappen des Spiels, zu rüsten. Dennoch wird es auch gleich am Anfang wieder spannend. Die neun verbleibenden Spieler sind über den gesamten Globus verteilt und verfolgen, anders als im ersten Band, längst nicht mehr alle das gleiche Ziel, was zu großer Abwechslung und zahlreichen eindrucksvollen Kulissen führt.
Shari, die längst weiß, dass sich der Himmelsschlüssel in ihrem „Besitz“ befindet, bereitet sich und ihre Familie auf die Ankunft der anderen Spieler vor. Alice beschließt sich auf die Seite der jungen Mutter zu schlagen. Hilal und Baitsakhan lassen ihre schweren Wunden versorgen, Maccabee unterstützt seinen Verbündeten dabei und sucht wie Aisling Hilfe bei der Familie. Sarah – traumatisiert von Christophers Tod - und Jago sind als zweites Duo unterwegs, das sich auch weiterhin mit der Widersprüchlichkeit ihrer Gefühle füreinander und ihren Rollen als Spieler zweier gegnerischer Geschlechter auseinandersetzen muss, und ein bereits totgeglaubter Spieler erwacht in Gefangenschaft des Militärs.

Noch mehr Action durch Verfolgung, Kampf und Flucht bringt eine weitere Entwicklung der Geschichte mit sich: Das Endgame ist nicht länger geheim – die Bergung des Erdschlüssels in Stonehenge hat die Aufmerksamkeit der Weltbevölkerung auf das Spiel gezogen, sodass sich die Spieler nicht länger nur bei Begegnungen untereinander in Gefahr befinden, sondern auch das Interesse diverser Behörden geweckt haben, die sich nun an ihre Fersen heften. Viele Gewissensfragen werden aufgeworfen, denn die Enthüllungen der keplers bezüglich des Auslösens des die Menschheit zu großen Teilen vernichtenden Ereignisses haben die Spieler tief verunsichert. Während einige weiterhin fest entschlossen sind, weiterzuspielen und so ihrem Geschlecht das Überleben durch den Sieg zu sichern, überdenken andere die uralten Überlieferungen und schmieden neue Pläne, um das Ereignis doch noch aufzuhalten.

Strukturell wie sprachlich bleibt James Frey dem Stil des ersten Bandes treu. Jedes Kapitel ist bereits überschrieben mit den dort in Erscheinung tretenden Charakteren und schildert die Ereignisse anschließend aus ihrer Sicht. So schlüpft der Leser abwechselnd in diverse Köpfe an die verschiedensten Handlungsorte und ist immer mitten drin im Geschehen. Die Sätze bleiben oft kurz, beabsichtigte Wiederholungen erzeugen zusätzlich ein hohes Lesetempo und unterstützen durch einen Stakkato-artigen Stil den Eindruck von Anspannung und Action. Was sich ebenfalls wie schon im ersten Band findet, sind recht intensiv beschriebene Kampfszenen bis hinein in die blutigsten Details, welche die Altersempfehlung von ab 16 Jahren nachvollziehbar machen.

Trotz Liebesgeschichte und Charakteren unterschiedlichster persönlicher Einstellungen und Handlungsweisen prägen Stil und Sprache „Endgame“ eher als Thriller im Bereich eines apokalyptischen Abenteuerromans und weniger als Entwicklungsroman einzelner Hauptfiguren, was angesichts der Anzahl von immerhin noch neun der ursprünglichen zwölf Spielern wohl auch kaum auf dem fast gleichberechtigten Niveau zu leisten wäre. Wer sich dessen bewusst ist, kann hier die Stärken der Trilogie sehen, die sich durch einen ununterbrochen hohen Spannungsbogen ebenso auszeichnet wie durch die Vielzahl der Charaktere, die Abwechslung in die Geschichte bringen.

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Fazit: Mit Spannung und Vielfalt fesselt auch der zweite Teil der „Endgame“-Trilogie von James Frey den Leser und Fan actionreicher Unterhaltung an die Seiten und überzeugt mit einer ausgeklügelten Vision des nahenden Weltuntergangs. Mich hat der Autor ein weiteres Mal überzeugt und ich vergebe 5 von 5 Sterne.




Die Trilogie
  1. "Endgame - Die Auserwählten" (Okt. 2014, engl. Originaltitel: "Endgame - The Calling") - meine Rezension
  2. "Endgame - Die Hoffnung" (Okt. 2015, engl. Originaltitel: "Sky Key")
  3. ???

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, mit Schutzumschlag
Originaltitel: Sky Key
Erschienen: 19. Oktober 2015
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Seiten: 592 Seiten
Verlag: Oetinger
ISBN: 978-3789135248
Preis: € [D] 19.99


Leserpobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch
und über das Website-Special 

Donnerstag, 5. November 2015

Endgame - Die Blogtour - Die Schauplätze

"Endgame", die apokalyptische Trilogie des US-Autors James Frey, geht mit "Die Hoffnung" in die zweite Runde und wie schon im letzten Jahr sind wir mit einer Blogtour inklusive großartiger Gewinne mit von der Partie.


"Endgame" sind nicht nur drei Bücher, es handelt sich eher um ein multimediales Gesamtpaket aus Literatur, Social Media und aufwendigen Kryptorätseln mit großen Gewinnen. Alles dazu erfahrt ihr noch einmal ausführlich auf der deutschen Homepage zur Bestseller-Reihe: www.endgame.de

Dienstag, 3. November 2015

Wünschenswert im November - Fantasy und Science Fiction



Zeit für ein paar Neuerscheinungen aus diesem November - diese hier stammen alle aus den Genres Fantasy und Science Fiction. Da ich übrigens erst vor wenigen Tagen an einer Unterhaltung beteiligt war, in der es darum ging, dass sich die All-Age-Lesementalität in Deutschland nicht so recht durchsetzt, Jugendbücher belächelt und Young-Adult kaum wahrgenommen werden, werde ich in Zukunft übrigens keine Unterteilungen dieser Art mehr vornehmen. In den Buchbeschreibungen findet ihr eventuell Hinweise, doch ganz allgemein sind in dieser Kategorie alles zu finden, was ins Genre passt - unabhängig von der Altersempfehlung.

Montag, 21. September 2015

Rezension zu "Young World - Die Clans von New York" von Chris Weitz




Postapokalyptische Teenager-Welt

"Young World - Die Clans von New York" ist der Debütroman des US-amerikanischen Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseurs Chris Weitz, der sich unter anderem für die Verfilmung des zweiten "Twilight"-Bandes, "New Moon", verantwortlich zeichnet. Mit diesem Auftakt einer Trilogie, der vom Verlag ab einem Alter von 14 Jahren empfohlen wird, widmet sich Weitz einem postapokalyptischen Szenario vor der beeindruckenden Kulisse eines im Chaos versunkenen New Yorks. 

Inhalt: Rund ein Jahr ist vergangen, seit eine Seuche alle Erwachsenen und kleinen Kinder auf der ganzen Welt ausgerottet hat. Nur die Teenager sind übriggeblieben. In New York City organisieren sie sich in Clans, doch eine Zukunft scheint es für die Menschheit nicht zu geben, denn noch immer stirbt jeder, der das Erwachsenenalter erreicht, an der unbekannten Krankheit. Als der Washington-Square-Clan auf Hinweise stößt, die zur Heilung der Krankheit führen könnten, begeben sich fünf seiner Mitglieder auf eine gefährliche Reise quer durch die Stadt...

Der Roman beginnt recht gut: Der Leser ist bei einem Zusammentreffen des Washington-Sqaure-Clans mit Besuchern eines anderen Clans vor seinen Toren - gefolgt von einer spannenden, beunruhigenden Auseinandersetzung - mitten im Geschehen und bekommt dadurch direkt einen Eindruck von der Struktur dieser postapokalyptischen Welt, die nur noch aus Teenager besteht, von den Sorgen und Nöten des Clans und von den Gefahren, die außerhalb ihres abgeschotteten Territoriums lauern. Auf diesen ersten Seiten schafft der Autor außerdem bereits erste emotionale Höhen und Tiefen, welche die Charaktere zugänglich machen. Leider kann Weitz dieses Niveau nicht halten.

Die erste Schwäche offenbart sich nach einigen Kapiteln bereits im Schreibstil beziehungsweise in den unterschiedlichen Sprachstilen, die der Autor den beiden Hauptfiguren und Ich-Erzählern zugedacht hat. Zunächst funktionierte diese Unterteilung recht gut und unterstützte die ersten Eindrücke von Jefferson - gutaussehender, gebildeter Dann-und-Wann-Nerd und Anführer des Washington-Square-Clans - und Donna - sarkastisches, locker, gelegentlich leicht wirr daher redendes Power-Mädchen, das immer einen Spruch auf den Lippen hat und die Apokalypse "Poky" nennt. Zu Anfang gelingt der Versuch, die beiden Persönlichkeiten auch durch ihre unterschiedliche Sprache authentisch darzustellen, doch im Laufe der Geschichte scheint dieses Anliegen in Vergessenheit zu geraten - zu oft erzählten Jefferson und Donna ähnlich neutral, sodass sie ein einziger unabhängiger Erzähler hätten sein können, wären da nicht die Ich-Perspektive und die für jeden der beiden charakteristische Schriftart gewesen, die zumindest optisch noch erkennen ließ, wer im aktuellen Kapitel am Zug war, wenn es dank sprachlichem Einheitsbrei längst nicht mehr möglich war.

Neben Donna und Jefferson konzentriert sich die Handlung auf drei weitere Mitglieder des Clans, die zusammen mit den beiden aufbrechen, um sich auf die Suche nach Forschungsergebnissen zu machen, die ihnen möglicherweise bei der Heilung der Krankheit helfen könnten. Alle Intelligenz der kleinen Truppe konzentriert sich dabei in einer Figur, genannt Brainbox. Jeffersons Freund ist ein Genie mit eingeschränkten sozialen Kompetenzen, der mit einer gewissen Undurchsichtigkeit zu einem interessanten Charakter mit Konfliktpotenzial getaugt hätte, hätten die Ich-Erzähler sich gelegentlich die Zeit genommen, ihn genauer zu durchdenken und ihn somit mehr ins Blickfeld des Lesers zu bringen. Stattdessen sind die beiden im Wesentlichen auf sich selbst fokussiert. Während bei Donna durch ihre Erinnerungen an ihren kleinen Bruder Charlie noch ein gewisser Zugang auf menschlicher Ebene möglich ist, wird Jefferson zunehmend unsympathischer, schwankt zwischen plumpem Macho und bettelndem Weichei und entwickelt sich eher zum kaltblütigen Mann fürs Grobe als zu einem überzeugenden Anführer. Das ausgerechnet er und Donna für eine Liebesgeschichte, angefacht seit Kindergartentagen, herhalten müssen, wirkt an den Haaren herbeigezogen, denn zumindest ich konnte zwischen den beiden Protagonisten nichts Verbindendes oder gar Romantisches ausmachen.

Aufgefüllt wird die Reisegruppe von der kleinen Geheimwaffe SeeThrough, die in meinen Augen ihr Potenzial ähnlich wie Brainbox nicht entfalten konnte, und Peter, einem Freund von Donna, der mehr oder weniger grundlos Teil der Gemeinschaft wird und derart unwichtig war, dass ich in dem sehr christlichen, homosexuellen Afroamerikaner leider nicht mehr entdecken konnte als die Erfüllung einer religiösen, sexuellen und ethnischen Quote - alles vereint in einer Figur, die, wenn sie denn überhaupt mal in Erscheinung tritt, maximal nervt.

Die Handlung entwickelt sich derweilen zu einer Aneinanderreihung von Etappen, deren Verbindung nicht gelingen will. Es scheint als wollte der Autor möglichst viele unterschiedliche Gesellschaftsmodelle darstellen, die in einer postapokalyptischen Welt dankbar wären. So reiht sich ein Clan an den nächsten, für ein Jugendbuch sehr blutige Kämpfe werden ausgefochten, Gegner aufgebaut und Verbündete eingeflochten, doch nichts scheint am Ende noch Relevanz zu haben. Es bleibt abzuwarten, ob sich all diese Fäden noch einmal in den folgenden beiden Teilen der Trilogie aufnehmen lassen oder ob jede dieser Etappen tatsächlich so unabgeschlossen abhackt verbleiben wird. Ich jedenfalls konnte keine fortlaufende Handlung erkennen.

Zu guter Letzt ergänzen weitere Kleinigkeiten den eher unrunden Gesamteindruck dieses Romans. Warum die Seuche im Harry-Potter-Stil "Das, was passiert ist" genannt wurde, erschloss sich mir genauso wenig, wie einige beschriebene Szenerien, darunter zum Teil auch das von Waffen und Blut dominierte Zusammenleben der Clans, die ich für die postapokalyptische Grundidee einer tödlichen Krankheit, die in absehbarer Zeit die gesamte Menschheit dahingerafft haben würde, nicht authentisch fand. Zwar versucht der Autor Erklärungen zu präsentieren, aber richtig glaubwürdig wurde die gesamte Konstruktion für mich nicht, sodass ich auch zu der Atmosphäre der "jungen Welt" keinen rechten Zugang finden konnte. 

Fazit: Leider enttäuschte mich "Young World - Die Clans von New York" nach den ersten starken Seiten zunehmend. Die Hauptcharaktere sind profillos und unsympathisch, ihre Begleiter bleiben zu blass, die Idee scheint zu unausgereift und die Handlung zu unzusammenhängend. Am Ende kann ich diesem blutigen Trilogie-Auftakt nicht viel abgewinnen und vergebe nur 2 von 5 Sternen - für die Folgebände bleibt viel Luft nach oben.




Die Trilogie
  1. "Young World - Die Clans von New York" (Sep. 2015, engl. Originaltitel: "The Young World")
  2. ??? (engl. Originaltitel: "The New Order")
  3. ???


Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, mit Schutzumschlag
Originaltitel: The Young World
Erschienen: 22. September 2015
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Seiten: 384 Seiten
Verlag: dtv
ISBN: 978-3423761215
Preis: € [D] 18.95


Leserpobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch
und über das Website-Spezial 

Sonntag, 2. November 2014

Rezension zu "Endgame - Die Auserwählten" von James Frey


Spannender Endzeit-Thriller

„Endgame – Die Auserwählten“ von James Frey ist mehr als nur der Reihenauftakt zu einer neuen apokalyptischen Trilogie, die mit einer Altersempfehlung ab 16 Jahren nicht mehr als klassisches Jugendbuch sondern in das neu gewachsene Genre der All-Age-Literatur einzuordnen ist. Darüber hinaus ist es angelegt als multimediales Großereignis, bestehend aus einer geplanten Verfilmung, für alle Figuren angelegte Profile in sozialen Netzwerken, Events in diversen Städten, einem Augmented-Reality-Game und nicht zuletzt einem im Roman versteckten Kryptorätsel, bei dessen Lösung ein Gewinn von 500 000 US-Dollar in Gold winkt. Dementsprechend groß wurde die Veröffentlichung von „Endgame“, in 30 Ländern weltweit am gleichen Tag, auch beworben, was einen gewissen Hype um das Buch auslöste.

Nichtsdestotrotz sehe ich das Kryptorätsel und all die interaktiven Zusätze in erster Linie als Erweiterungen zum Lesen, welche die Geschichte selbst aber nicht mehr oder weniger lesenswert machen sollten. Daher habe ich mich auch in erster Linie von der inhaltlichen Beschreibung dieses, wie ich es bezeichnen würde, endzeitlichen Action-Thrillers zum Kauf verleiten lassen und mich beim Lesen zunächst nur auf die Geschichte konzentriert – wie bei jedem anderen Roman auch – und mich nicht von der Suche nach kryptischen Hinweisen ablenken lassen.

Und darum geht es inhaltlich: 12 Meteoriten schlagen auf der Erde ein, an den Wohnorten von 12 ganz bestimmten Menschen – den aktuellen Spielern der 12 Geschlechter, in die sich die gesamte Erdbevölkerung unterteilt. Seit Jahrtausenden haben die Eingeweihten der Geschlechter auf dieses Ereignis gewartet und ihre Spieler dafür trainiert. Endgame hat begonnen. Jetzt müssen die Spieler aufbrechen und sich einem Wettkampf auf Leben und Tod rund um den Globus stellen. Nur einer kann gewinnen und so das Überleben seines ganzen Geschlechts sichern….

Samstag, 15. März 2014

Rezension zu "Das geraubte Paradies" von Bernd Perplies


Überzeugender Abschluss endzeitlichen Trilogie!

„Das geraubte Paradies“ von Bernd Perplies ist der letzte Band der endzeitlich-dystopischen Trilogie, zu der auch „Flammen über Arcadion“ und „Im Schatten des Mondkaisers“ zählen. Mit auffallend schön gestaltetem Cover schließt der dritte Band sich optisch schon einmal dem Rest der Reihe an – und inhaltlich? Ist „Das geraubte Paradies“ der würdige Abschluss, den die beiden starken Vorgänger verdienen?

http://www.egmont-lyx.de/buch/das-geraubte-paradies/
Zum Inhalt: Jonan, Carya und Pitlit haben den Hof des Mondkaisers in Francia verlassen. Sie sind auf dem Weg in die Berge, wo die Schwarze Zone liegt, aus der noch nie ein Mensch lebend zurückgekehrt sein soll. Liegt dort wirklich das Versteck der Erdenwacht, der geheimen Organisation, bei der Carya Antworten zu ihrer eigenen Herkunft zu finden hofft? Viel Zeit bleibt ihnen allerdings nicht, denn Francia, Arcadion und Austrogermania steuern auf einen großen Krieg hin, der das ganze Land bedrohen könnte…

Der dritte und somit letzte Band der Trilogie schließt unmittelbar dort an, wo der zweite endete. Der Aufenthalt der Hauptfiguren Carya und Jonan, aus deren Sicht auch der letzte Band erzählt wird, in Francia am prächtigen Hofe des Mondkaisers liegt hinter ihnen. Sie sind dem Rätsel von Caryas Herkunft ein gutes Stück näher gekommen – allerdings auch auf ein neues Rätsel gestoßen: Die Erdenwacht. Versteckt in der angeblich tödlichen Schwarzen Zone. Dorthin geht die Reise nun und das ebenfalls in gewohnter Manier der beiden ersten Bände. Die Atmosphäre, die der Autor durch die Beschreibung der zerstörten und verwaisten Landschaft seiner Zukunftsversion Europas aufbaut, ist packend, düster und in jedem Punkt harmonisch. Unterstützt wird die Stimmung des Romans durch einen Schreibstil, der flüssig und erzählerisch stark ist und die bildgewaltigen wie auch emotionalen Momente der Reise immer wieder durch passende Worte gekonnt einfängt.

Samstag, 7. September 2013

Rezension zu "Ashes - Ruhelose Seelen" von Ilsa J. Bick



Authentische Endzeit - Nichts für schwache Nerven

„Ashes – Ruhelose Seelen“ ist der dritte Band der im deutschen vierteiligen, postapokalyptischen Reihe von Ilsa J. Bick. Da die Reihe im Original eine Trilogie ist und der letzte Band nur aufgrund seines Umfangs nach der Übersetzung auf zwei Bücher aufgeteilt wurde, findet sich häufig auch die Angabe 3.1 für diesen Band. Der Abschluss der Reihe, der vierte Band oder auch 3.2, wird „Pechschwarzer Mond“ heißen und uns ein letztes Mal in die blutige Welt der zombie-ähnlichen Menschenfresser entführen. Wer die Reihe noch nicht kennt, findet in „Brennendes Herz“ den ersten und in „Tödliche Schatten“ den zweiten Band, die beide unbedingt vor „Ruhelose Seelen“ gelesen werden sollten. Die Reihe ist zu komplex und baut zu sehr auf einander auf, um mit einem anderen Band als dem ersten einzusteigen.

Zum inhaltlichen lässt sich dabei dieses Mal kaum etwas verraten. Die Reise für Tom, Alex, Peter und die anderen Überlebenden des elektromagnetischen Impulses, dessen Herkunft noch immer ungeklärt ist, geht weiter, ebenso wie ihr Kampf gegen die Veränderten, die Jugendlichen, die zu zombieähnlichen Menschenfressern wurden. Noch immer herrscht tiefster Winter, während Tom versucht Alex zu finden, Alex versucht sie selbst zu bleiben und Rule ums Überleben kämpft…

Was ziemlich überflüssig sein dürfte, ist, beim dritten Band noch vor den Grausamkeiten dieser Roman-Reihe warnen zu müssen. Ich mache es aber dennoch, denn die Autorin legt noch einmal nach. „Ruhelose Seelen“ ist ekliger, grausamer und mit mehr Gewalt und Blut gespickt als seine beiden Vorgänger. Die Nerven des Lesers werden hier nicht geschont, jedes Detail wird beschrieben. Die Grenzen des sogenannten „guten Geschmacks“ hat diese Buchreihe dabei wahrscheinlich schon lange hinter sich gelassen, doch wer sich an schauderhaften Beschreibungen nicht stört und ekelhafte Horrorszenarien ertragen kann, der bekommt eine hoch-authentische Endzeit-Geschichte, die wirklich mitreißt, schockiert und ihre Leser dazu bringt, von der ersten bis zur letzten Seite mit zu fiebern.

Was wären auch Menschenfresser, die ihrem Namen nicht gerecht werden? Interessant finde ich hierbei, dass die Autorin ihren Veränderten wirklich eine Entwicklung zugutekommen lässt. Wirkten sie im ersten Band noch wie klassische Zombies, unkontrolliert und wild mordend, werden sie immer menschlicher, auch berechnender und intelligenter. Abgesehen davon, dass sie nicht sprechen und – nun ja – andere Menschen fressen, verhalten sie sich kaum anders, als die anderen verzweifelten Überlebenden, die versuchen, den Winter zu überstehen. Die Autorin erschafft diese menschliche Seite der „Chuckies“ so überzeugend, dass der Leser oft doch hin- und hergerissen ist. Ihre Absichten sind nicht sofort verständlich, aber, wenn sie dann ans Licht kommen, nachvollziehbar – doch ist es wirklich vertretbar, für diese Ekel und Angst verbreitenden Wesen Verständnis aufbringen zu können? Kommt manchmal gar etwas wie Sympathie auf?

Abgesehen von den Veränderten spielen natürlich unsere wenigen Überlebenden eine große Rolle. Während in Rule Hunger und Chaos herrscht, sucht Tom wieder nach Alex. Welcher Leser der Reihe wartet nicht darauf, dass sie wieder zusammen treffen? Immerhin sind sie seit der ersten Hälfte des ersten Bandes getrennt und am Ende des zweiten waren sie so nah dran, hatten ihr Ziel fast erreicht – und was ist jetzt? Ja, das bleibt spannend. 

Die Autorin schafft wirklich einige Wendungen, mit denen man nicht rechnen kann, viele Handlungsstränge wurden gesponnen und warten darauf zusammengeführt zu werden. „Ashes“ war schon nach den ersten zwei Bänden eine sehr komplexe Geschichte, mit vielen Teilaspekten und Protagonisten, und das bleibt auch nach dem dritten Band so. Wenn ich daran denke, dass der Autorin jetzt gerade einmal noch die 450 Seiten von „Pechschwarzer Mond“ bleiben werden, um alles zusammenzuführen, all die Handlungsstränge zu Ende zu bringen, die Protagonisten mit einander zu verbinden und für die postapokalyptische Welt eine Zukunft zu präsentieren, bin ich einerseits sehr gespannt, andererseits aber auch ein wenig skeptisch, denn ich hatte erwartet, dass in „Ruhelose Seelen“ schon weiter vorangeschritten wird.

Auf der einen Seite ist „Ruhelose Seelen“ nämlich wirklich nicht handlungsarm, ganz im Gegenteil. Es passiert einiges, vor allem die Kampf- und Actiondichte ist hoch und das hält auch die Spannung hoch. Allerdings teilen sich auch bis zu fünf verschiedene Schauplätze mit verschiedenen Gruppen von Protagonisten die Kapitel dieses Buches untereinander auf – wenn man bedenkt, dass es einmal, im ersten Band der Reihe, nur einen Fokus gab, nämlich Alex, leuchtet sicher ein, dass der Handlungsfortschritt in jedem einzelnen Strang bei Weitem nicht mehr so groß ist. Hinzu kommt noch, dass gerade am Anfang einige kurze Kämpfe über mehrere Kapitel in die Länge gezogen wurden und das, leider, auch noch zum Großteil durch sich wiederholende Gedanken des kämpfenden Protagonisten, was mit der Zeit ein wenig meine Nerven strapazierte.
Positiv erwähnen möchte ich aber, dass die Autorin es sehr gut schafft, ein Gleichgewicht zwischen allen Handlungssträngen herzustellen, sodass keiner über eine zu lange Zeit in Vergessenheit gerät oder das Gefühl aufkam, eine dieser Teilhandlungen wäre an sich überflüssig.

Was den Schreibstil und die beschreibenden Fähigkeiten der Autorin angeht, so kann ich absolut keinen Kritikpunkt anbringen. Es ist abwechslungsreich und spannend, die detaillierten Beschreibungen gehen unter die Haut und die Atmosphäre geht schon nach den ersten Seiten auf den Leser über. Der kalte Winter und der Schrecken der Veränderten sind beinahe greifbar, so hervorragend vermittelt die Autorin die Stimmung ihrer Endzeit-Romane.

Wer also starke Nerven hat, die auch die schonungslosesten Beschreibungen von blutigen Eingeweiden und Tod aushalten können, findet in diesem Buch wieder eine authentische Postapokalypse ohne Angst vor Direktheit und ohne große Umschweifen. 
Deswegen gilt unbedingt auch andersherum, dass Leser mit schwächeren Nerven sich gut überlegen sollten, ob sie dieses Buch in die Hand nehmen möchten – vor allem auch, wenn sie das Gefühl hatten, dass schon der zweite Band „Tödliche Schatten“ die persönliche Grenze erreicht oder gar überschritten hatte. Es wird alles andere als harmloser. Die Einordnung des Buches als Jugendbuch ist dabei in meinen Augen oft irritierend, denn trotz vergleichsweise junger Protagonisten hat es alles, was ein All-Age-Buch braucht, von glaubwürdigen Charakteren über Spannung bis hin zu einer logischen Handlung und einem ausdrucksstarken Schreibstil. Man darf hier also nicht den Fehler machen, aufgrund einer Einordnung „ab 14 Jahren“ von einer seichten oder gar gewaltfreien Handlung auszugehen.

Fazit: „Ruhelose Seelen“ ist ein überzeugender dritter Band der „Ashes“-Reihe, die ich trotz der häufig zu lesenden Angabe „ab 14 Jahren“ beim besten Willen nicht mehr als Jugendbuch einstufen würde. Nicht zu zart besaitete All-Age-Leser können dagegen voll auf ihre Kosten kommen, denn „Ashes“ ist einer der überzeugendsten Endzeit-Romane, die aktuell auf dem Buchmarkt zu finden sind. Schonungslos im Detail begeistert die Geschichte mit facettenreichen Charakteren und einer sehr komplexen Handlung. Von mir gibt es dafür wieder sehr gute 4 Sterne.


 
Die Ashes-Reihe (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Brennendes Herz" (Aug. 2011, engl. Originaltitel: "Ashes")
  2. "Tödliche Schatten" (Aug. 2012, engl. Originaltitel: "Shadows")
  3. geteilt auf : "Ruhelose Seelen" (Aug. 2013) und "Pechschwarzer Mond" (Sep. 2013) - (engl. Originaltitel: "Monsters", erscheint im Sep. 2013) 

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 448
Verlag: Egmont Ink
ISBN: 978-3863960063
Preis: € [D] 17.99




Anmerkung: Wer die ersten beiden Bände nicht mehr genau in Erinnerung hat, findet auf der INK-Seite noch einmal eine Zusammenfassung der Charaktere von der Autorin.

Freitag, 5. Juli 2013

Rezension zu "Getrieben - Durch ewige Nacht" von Veronica Rossi



Es wird gefährlich unterm Äther

„Getrieben – Durch ewige Nacht“ von Veronica Rossi ist der zweite Band ihrer postapokalyptischen Trilogie mit leichten Elementen einer Dystopie. Die im Jugendbuchbereich angesiedelte Reihe konnte mich auch mit ihrem zweiten Band begeistern.

Zum Inhalt: Aria und Perry sind wieder vereint. Sie kehrt mit ihm in das Dorf der Tiden zurück, wird dort aber als ehemalige Siedlerin, als Bewohnerin einer Biosphäre, nicht akzeptiert. Während Perry, der junge und unerfahrene Kriegsherr, versucht die Tiden zu einen und vor der zunehmenden Bedrohung durch den Äther und feindliche Stämme zu beschützen, muss Aria im Auftrag von Senator Hess die „Blaue Stille“ finden, den geheimnisvollen Ort, an dem der Äther angeblich keine Gefahr darstellt und alle sicher leben könnten. Nur so kann sie Talon, Perrys Neffen, befreien. Und die Zeit drängt, denn auch Reverie, die Biosphäre, die einst Arias Heimat war, ist nicht mehr sicher…

Oft leidet der Mittelband einer Trilogie unter seiner Rolle zwischen Auftakt und großem Finale. Die Handlung geht zwar weiter, die Figuren sind aber schon bekannt und den großen Höhepunkt darf erst der dritte und letzte Band präsentieren – sorgen die Autoren hier nicht für Zündstoff, machen sich die zweiten Bände oft selbst zu Lückenfüllern, Zeitschindern und Langweilern. Es soll sogar Leser geben, die zweite Bände direkt überspringen.
Umso erfreulicher war es zu sehen, dass Veronica Rossi es schafft, ihrer Fortsetzung ordentlich Leben einzuhauchen. Durch viele Wendungen, reichlich Konflikte, neue und/oder teilweise unerwartet wieder aufgegriffene Charaktere und einen spannungsgeladenen Schluss, der für einen Mittelband schon einen ungewöhnlich ausdrucksstarken Höhepunkt darstellte, bekam „Getrieben“ genug zu erzählen, genug Inhalt und genug Weiterentwicklung, um sich aus der Rolle des Lückenfüllers zu befreien und sich eine eindeutige Daseinsberechtigung zu erkämpfen.

Dabei entwickelt sich dieser Band tatsächlich in einigen Facetten weiter. Sprachlich ist er immer noch auf einem recht hohen Niveau, was den Jugendliteraturbereich angeht, und auch der Perspektivwechsel zwischen Aria und Perry bleibt erhalten. Die beiden sind nach wie vor zwei starke, unabhängige und nicht immer einfache Charaktere. Sie erkennen das Notwendige und sind, im Gegensatz zu den von mir oft wenig geliebten Naivchen in den Reihen der Protagonisten diverser Jugendbücher, dazu bereit Unannehmlichkeiten und Konflikte in Kauf zu nehmen, um ihre Ziele zu erreichen. Von einem rosa-roten, an einander klebenden Kletten-Pärchen sind die in der Außenwelt gereifte Aria und der immer noch gerne ein wenig trotzige Perry zum Glück so weit entfernt wie nur möglich. Trennung und Wiedervereinigung, das Bestehen schwieriger Situationen und das Überwinden des eigenen Stolzes kennzeichnen diese romantische, leidenschaftliche und intensive Liebesbeziehung in einer endzeitlichen Welt ohne Zukunft.

Der dystopische Anteil – der klassisch-dystopische Anteil – ist in diesem zweiten Teil noch einmal deutlich zurückgegangen. Die gesellschaftlichen Strukturen der Biosphäre sind am Rande greifbar, doch nicht im Zentrum der Betrachtung, die endzeitlichen Aspekte überwiegen deutlich. Der Äther gerät immer mehr außer Kontrolle, die Erde ist kaum noch bewohnbar. Die Auswirkungen bekommen nicht mehr nur die Außenbewohner mit ihren mutierten, geschärften Sinnen zu spüren, auch die Biosphären bieten, wie schon Bliss im ersten Band zeigte, ihren sich hauptsächlich in virtuellen Welten aufhaltenden Bewohnern keine Sicherheiten mehr. Diese Gefahren durch den Äther und der Zeitdruck Lösungen zu finden, machen einen großen Teil der Spannung dieses Buches aus.

Zu guter Letzt tragen auch einige Nebencharaktere und ihre Entwicklungen dieses Buch. Die Dynamik der Tiden spielt eine größere Rolle und konfrontiert Perry mit aller Hand Problemen, die seinem Freiheitsdrang entgegenstehen. Cinder, der Junge mit der Verbindung zum Äther, spielt weiterhin eine wichtige Rolle und auch Roars Geschichte und seine verlorene große Liebe, Perrys Schwester Liv, werden noch vertieft. Außerdem – für ich recht unerwartet – wendet sich die Geschichte wieder den Sphärenbewohnern zu, was neue Aspekte hinzubringt und zu einem interessanten, starken Ende führt. Die Fortsetzung wird von mir jetzt sehnsüchtig erwartet.

Fazit: Starke Charaktere und eine wendungsreiche Geschichte machen „Getrieben“ zu einem überzeugenden zweiten Band dieser postapokalyptischen Trilogie. Wer den ersten mochte, wird auch von diesem begeistert sein. Die Reihe zählt zu einer der besten Mischungen aus Science Fiction, Dystopie und Endzeit, die aktuell für junge und jung gebliebene Leser zu haben ist. 5 Sterne für dieses All-Age-Vergnügen. 




Die Aria-&-Perry-Trilogie von Veronica Rossi (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Gebannt - Unter fremdem Himmel" (März 2012, englische Originalausgabe: "Under the Never Sky") - meine Rezension
  2. "Getrieben - Durch ewige Nacht" (Mai 2013, englische Originalausgabe: "Through the Ever Night")
  3. "Geborgen - In unendlicher Weite" (März 2014, englische Originalausgabe: "Into the Still Blue")

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
 Seiten: 368
Verlag: Oetinger
empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7891-4621-3
Preis: € [D] 17.95
Weitere Informationen sowie eine Leseprobe gibt es auch auf der Homepage zum Buch und auch auf der Verlagshomepage ist es zu finden.
Auch einen Trailer gibt es zum Buch

Sonntag, 26. Mai 2013

Rezension zu "Elysion" von Thomas Elbel



Gelungene Vision einer düsteren Zukunft

„Elysion“ ist nach dem Debüt „Asylon“ der zweite Roman von Thomas Elbel und wieder eine Dystopie, allerdings im direkten Vergleich deutlich Science-Fiction- (manche würden sicher auch sagen Fantasy-) –lastiger und näher am Endzeitroman als der Erstling. Gleich am Anfang sei dann auch darauf hingewiesen: Trotz der ähnlichen Gestaltung haben die beiden Roman inhaltlich nichts miteinander zu tun. Es handelt sich um völlig unabhängige Geschichten.

Inhalt: Im Jahr 2135 ist die Welt nach einem langen Bürgerkrieg zerstört. In den Überresten der Stadt leben die Menschen zwischen verschiedenen Gangs gefährlich. Auch die 17jährige Cooper und ihre Freunde schlagen sich dort durch, indem sie in den Wäldern jagt auf die Malachim machen. Wesen ohne Haut und mit unmenschlichen Stärken und Fähigkeiten, aus deren Überresten eine begehrte Droge namens Teer gewonnen werden kann.
Die Malachim leben außerhalb der Stadt in einem Ort namens Elysion, wo sie von den Menschen als gottgleiche Wesen verehrt werden. Wie alle Städter hasst und fürchtet Cooper die Malachim, doch eines Tages geht sie während eines Kampfes eine merkwürdige Verbindung zu einem Malach ein und hat von diesem Zeitpunkt an Einblicke in seine Welt…


Die Geschichte hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Schnell und recht actionreich erzählt der Roman von der zerstörten Welt in der Zukunft, die den Menschen, egal ob in der Stadt oder in Elysion, kein einfaches Leben bietet. Der Leser begleitet in dieser Welt gleich mehrere Protagonisten neben der Hauptakteurin Cooper, die mit ihren engsten Freunden Brent und Stacy in den Wäldern die übermächtigen Malachim jagt und dann mit einem von ihm eine Verbindung eingeht. Das Setting der zerstörten Städte ist ebenso überzeugend gewählt und beschrieben wie die sich auf niedrigem technischen Stand befindende Stadt in den Wäldern, Elysion, in der die Menschen unter den Malachim leben und ihre strengen Strafen fürchten.

Die Malachim sind eine gruselige Vorstellung. Wesen ohne Haut über den Muskeln, die sich teilweise auflösen und massive Objekte durchdringen können. Nur Strom kann sie töten und so jagen Cooper und ihre Freunde sie, um aus ihren Überresten die Droge Teer zu gewinnen, die ihnen durch einen Handel in der gefährlichen Stadt das Überleben sichert.
Durch die Malachim ist „Elysion“ als Roman auch deutlich weiter von unserer Realität entfernt, als das Debüt des Autors, doch auch wenn für mich „Asylon“ wohl aufgrund meiner Begeisterung für diesen Roman als Sieger hervorginge, müsste ich die beiden Romane im direkten Vergleich in den Ring schicken, schafft Thomas Elbel mit „Elysion“ dennoch eine sehr durchdachte Geschichte mit spannenden Wendungen und überzeugenden Charakteren, die es schafft den Leser mitzureißen und gleich mehrfach zu überraschen, wenn auch einige Punkte etwas vorhersehbarer waren.

„Elysion“ hat dabei weniger Elemente einer klassischen Dystopie – eigentlich würde ich diese Bezeichnung nur für die im Wald gelegene Heimat der Malachim wählen – und letztendlich würde ich diese Geschichte als Science-Fiction-Endzeitroman einstufen, wobei auch die Stimmen, die Fantasy-Elemente erkennen wollen, durchaus berechtigt sein können, da sich einige Aspekte in einer definitionsbedingten Grauzone zwischen dem Genre der Science Fiction und dem der Fantasy ansiedeln lassen und sicher Fans beider Richtungen hier auf ihre Kosten kommen können. Entscheidend ist: Die zukünftige Erde, auf der die Malachim leben, ist düster, gefährlich und voller spannender Abenteuer.

Obwohl die zahlreichen, wechselnden Perspektiven am Anfang nicht immer einfach zuzuordnen waren und den Lesefluss ein wenig störten, wollte ich doch viel schneller viel mehr über Cooper und ihre Verbindung zu einem der Malach erfahren, erweist sich der Einblick in die verschiedenen Lebensbedingungen der unterschiedlichen Protagonisten mit der Zeit als abwechslungsreiche Stärke des Romans, da jeder zu Beginn noch so unwichtig erscheinende Charakter am Ende einen interessanten Blickwinkel einbrachte. Ein ausgereifter Schreibstil, der nur an einigen Stellen ein wenig das moderne, zu einer Zukunftsvision passende vermissen ließ (nennt sich eine 17jährige in der Zukunft wohl in Gedanken „altes Mädchen“?), konnte ebenfalls weitestgehend überzeugen und unterhalten. Richtig begeistern konnte mich die Geschichte dann am Ende, wo die verschiedenen Handlungsstränge überzeugend, spannend und zudem mit viel Potential für eine mögliche Weiterentwicklung zusammengeführt wurden. Es würde mich freuen, hier irgendwann eine Fortsetzung zu lesen.

Fazit: Vielleicht nicht ganz so stark wie „Asylon“, aber sicherlich ein ausgereifter endzeitlicher Roman mit interessanten übernatürlichen Elementen, spannender Handlung und abwechslungsreichen Charakteren. Knappe 5 Sterne. 






Allgemeine Informationen

Ausgabe: Taschenbuch (August 2011)
Seiten: 480
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-26881-3
Preis: € [D] 9.99


Weitere Informationen auf der Verlagshomepage



Freitag, 5. April 2013

Rezension zu "Aufbruch - Partials 1" von Dan Wells



"Aufbruch" in eine zerstörte Zukunft

‟Aufbruch“ ist der erste Band der Partials-Trilogie von Dan Wells, die sich in den Grundzügen als Dystopie einstufen lässt. Nachdem mich Dan Wells mit seinen früheren Werken mit Fantasy-Schwerpunkt wie ‟Ich bin kein Serienkiller“ und ‟Sarg niemals nie“ wenig überzeugen konnte, fand ich seinen Ausflug in die Young-Adult-Science-Ficiton, die in Form von ‟Partials“ aus dem ivi-Verlag mit einem vor allem farblich außergewöhnlich schön gestalteten Cover daher kommt, deutlich gelungener.
 
Inhalt: Die 16-jährige Kira lebt in East Meadow auf Long Island, der einzigen noch von Menschen bewohnten Region der Erde. Denn vor 11 Jahren haben die Partials, eine Million künstlich erschaffene Soldaten, den Krieg gegen die Menschheit gewonnen, indem sie diese durch ein von ihnen freigesetztes Virus nahezu ausgerottet haben. Auch die letzten Überlebenden, etwa 40 000 Menschen, sehen ihrem Untergang entgegen, denn obwohl seit Kriegsende kein Mensch mehr einem Partial begegnet ist, sterben seit 11 Jahren alle Neugeboren innerhalb weniger Tage. Da noch immer kein Heilmittel für das Virus in Sicht ist, trifft Kira, die sich in medizinischer Ausbildung befindet, einen Entschluss: Sie will Long Island verlassen und einen Partial finden, um die Krankheit zu erforschen...

Die Idee hinter ‟Partials“ ist eine endzeitlich angehauchte Dystopie mit ausgeprägten Science-Fiction-Elementen. Eine auf den ersten Blick vermeintlich perfekt wirkende Gesellschaft, wie sie Bestandteil klassischer Dystopien ist, existiert hier nicht einmal im Ansatz. Der größte Teil des menschlichen Lebensraums ist verwaist, die wenigen Überlebenden haben zwar mehr als genug Häuser und Kleidung zur Verfügung, folgen aber einer recht strengen Gesetzgebung des Senats, der mit dem Zukunftsgesetz Frauen ab 18 Jahren dazu zwingt, so häufig wie möglich schwanger zu werden, in der Hoffnung, dass irgendwann eines der neugeborenen Kinder überleben könnte. Nur eine im verborgenen handelnde Widerstandsgruppe namens ‟Die Stimme“ rebelliert gegen die Praktiken des Senats und wird allmählich zur Bedrohung.

Als Gerüchte aufkommen, der Senat plane die Altersgrenze von 18 auf 16 zu senken, hat auch die 16-jährge Kira genug, denn sie hat erkannt, dass sich die Forschung am Virus in einer Sackgasse befindet und hofft durch die Erforschung eines Partials Fortschritte machen zu können. Mit einer Gruppe enger Freunde verlässt das Mädchen daraufhin auf eigene Faust das sichere East Meadow – und stößt, für das Genre vorherzusehen, natürlich auf Dinge, die ihren bisherigen Glauben und die Gesellschaft, in der sie lebt, langsam in Frage stellen.

Kira als Charakter hat mir mit ihrer willensstarken Art sehr gut gefallen. Sie agiert konsequent und selbstsicher, und bietet zusammen mit ihren Freunden eine gelungene Mischung verschiedener Persönlichkeiten, die den Roman bereichert, war für mich allerdings nicht immer glaubwürdig. Besonders im Mittelteil wurde mir die Geschichte deutlich zu schwunglos, als Kira sich hauptsächlich der Forschung widmete. Der Autor geht bei der Beschreibung des Virus' nicht besonders in die Tiefe, aber für mich waren Kiras Schlussfolgerungen aus ihren Beobachtungen oft nicht stimmig nachzuvollziehen. Kira selbst schien mit ihren 16 Jahren einerseits kaum Ahnung von der Materie zu haben – sie steht am Anfang einer medizinischen Ausbildung, mit der Forschung hat sie keine Erfahrung – macht aber andererseits sehr schnell Fortschritte, während sie den Leser mit einer recht oberflächlichen Analyse ihrer Beobachtungen überschüttet. Mit dieser eher schwammigen Beschreibung, die für mich einem Drüberwischen glich, gleichzeitig aber eine nicht kleine Zahl von Seiten füllte, konnte mich der Autor nicht nur nicht überzeugen, sondern langweilte mich zudem ein wenig. Hier fehlte mir das Gleichgewicht zwischen Tiefe und Umfang.
 
Am Anfang und auch am Ende dagegen war ‟Aufbruch“ sehr spannend und teilweise überschlugen sich die Ereignisse regelrecht. Auch wenn mir der Zufall bei vielen Aktionen eine zu große Rolle spielte, konnte ich gut mitfiebern. Insbesondere Samm, der erste Partial, dem wir als Leser in dieser Geschichte begegnen werden, war eine mehr als gelungene Figur, die nach und nach vom kühlen Soldaten zum Freund wurde und Kira und die anderen Protagonisten durch ihre Menschlichkeit überraschte. Auch wenn ‟Partials“ schon im ersten Teil ein überzeugendes Ende findet, bleibt durch vollkommen unvorhersehbare Wendungen noch viel Potential für die folgenden beiden Bände.
 
Den Schreibstil des Autors fand ich gelungen, aber nicht perfekt. Er schreibt weitestgehend flüssig, findet aber für mein Empfinden nicht immer ein optimales Gleichgewicht zwischen schneller Action, gedanklicher Reflexion und beschreibenden Elementen. Insbesondere gegen Ende hin erzählt er die Geschichte sehr schnell – manchmal zu schnell, sodass einige einschneidende Ereignisse im Handlungsfluss fast untergingen und mich emotional weniger berührten, als ich es erwartet hätte. Anderen Teilen, wie auch der bereits erwähnte Mittelteil, fehlte dafür ein wenig der Schwung und die Handlung schien sich für einen Moment im Kreis zu drehen, bevor der Autor einen Ausweg fand.

Fazit: Eine gelungene Dystopie. Die Grundidee ist gut und der Roman überzeugt durch eine solide Umsetzung, abwechslungsreiche Charaktere und ausreichend Spannung – wenn auch nicht auf ganzer Länge. 4 Sterne 


Die "Partials"-Trilogie
  1. "Aufbruch" (März 2013, englischer Originaltitel: "Partials")
  2. noch nicht bekannt (englischer Originaltitel: "Fragments")
  3. noch nicht bekannt

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden (März. 2013)
Seiten: 512
Verlag: ivi
ISBN: 978-3-492-70277-5
Preis: € [D] 16.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
 
 
 

Freitag, 15. März 2013

Rezension zu "Ashes - Tödliche Schatten" von Ilsa J. Bick


Viel Blut...sehr, sehr viel Blut

‟Ashes – Tödliche Schatten“ von Ilsa J. Bick ist der zweite Band einer endzeitlichen Trilogie für junge Erwachsene.

Inhalt: Immer noch herrscht Chaos in Nordamerika. Nach dem merkwürdigen Impuls vor einigen Monaten, haben sich immer mehr Jugendliche in Menschenfleisch-fressende Wilde verwandelt, doch ihre Entwicklung wird sogar noch beunruhigender, denn sie scheinen klüger zu werden. Nach ihrer Flucht aus Rule trifft Alex auf eine Horde veränderter Jugendlicher und muss um ihr Überleben kämpfen, während Tom sich weit entfernt aus einem sicher geglaubten Versteck auf die Suche nach ihr macht und in Rule, der sicheren Stadt, harte Entscheidungen getroffen werden, die einige in die Wildnis zwingen. Dort ist es nicht nur wegen der Veränderten gefährlich, denn jemand macht Jagd auf junge Leute, wie Peter, der nach einer letzten Versorgungsfahrt nicht nach Rule zurückkehrte, schmerzhaft feststellen muss. Was steckt hinter diesen Entführungen? Woher kam das Signal, dass die Veränderungen auslöste? Und was steckt hinter der Sicherheit von Rule?

Wie so oft bei Trilogien leidet meiner Meinung nach auch der zweite Band von ‟Ashes“ darunter, der Mittelteil zu sein. Nach dem ersten Kennenlernen der Figuren und der eingeleiteten Krise im ersten Band, darf der zweite diese zwar fortführen, aber unter gar einen Umständen auch nur ansatzweise lösen, um genügend Sprengstoff für das große Finale im letzten Band übrig zu lassen. Dem Mittelband steht daher einmal mehr nur die Lückenfüller-Rolle zu, die ihn dazu verdammt ohne große Höhepunkte auszukommen. So geht es auch ‟Tödliche Schatten“, das sich im Vergleich zum Vorgänger leider nicht nur zum Positiven entwickelt hat.

Schon am Anfang hatte ich große Schwierigkeiten mit dem Buch. Es gab kaum Rückblicke, welche mir Ereignisse aus dem ersten Band noch einmal in Erinnerung hätten rufen können. Normalerweise stellt dies für mich auch kein Problem dar, aber im Vergleich zu ‟Ashes – Brennendes Herz“ entwickelte sich dieser zweite Band sofort nicht etwa nach vorne, sondern ging sehr stark in die Breite. Während der Fokus vorher auf Alex lag, war Toms Schicksal nach dem ersten Band ungeklärt. Dies ändert sich gleich zu Beginn des zweiten Bandes. Der Leser erfährt, wie es Tom ergangen ist und er wird fortan zu einem aktiv erzählendem Protagonisten. Das allein wäre als Änderung sicher noch leicht nachzuverfolgen gewesen, aber es ist nicht nur Tom, der ab jetzt seine eigenen Kapitel erhalten wird, welche die Lage der Dinge aus seiner Sicht erzählen, sondern auch noch einige andere Charaktere, die ich kaum noch auf dem Schirm hatte, bekommen diese Gelegenheit.

Es sind mehrere Figuren aus Rule, die plötzlich von – für mich – unbedeutenden Nebenfiguren zu wichtigen Handlungsträgern werden. Dadurch wird die Geschichte sehr breit: viele Perspektiven von sich an unterschiedlichen Orten aufhaltenden Personen erzählen nicht direkt zusammenhängende Handlungsstränge. Dem konnte ich gerade am Anfang gar nicht folgen. Die Charaktere, plötzlich so wichtig, waren mir als Randfiguren nur noch in dunkler Erinnerung, die ich erst mühsam wieder hervorkramen musste, wobei das Buch durch fehlende Rückblicke nicht gerade hilfreich war. Bei anderen Reihen würde ich zu viele Rückblenden durchaus kritisieren, da sie ein Buch am Anfang oft ein wenig ausbremsen und es im Spannungsaufbau behindern, aber in diesem Band ist das Gegenteil der Fall: Zu wenige Rückblicke, wenn vormals Nebencharaktere plötzlich zum Fokus der Handlung wurden, verschafften mir einen sehr holprigen Zugang zum Buch.

Zudem empfand ich Alex' Aufenthalt in Rule im ersten Band schon als den schwächeren und uninteressanteren Teil der Geschichte und hatte gehofft, dass sich dieser Abschnitt mit ihrer Flucht nun erledigt hätte – immerhin gäbe es genug spannendere Fragen zu klären, als die, warum Rule ist, wie es ist. Die Herkunft des Impulses zum Beispiel, der das alles erst ausgelöst hat. Mit einer Entwicklung in diese Richtung hätte ich gerechnet, aber nicht im Traum damit, dass Rule und seine Bewohner plötzlich solch tragende Rollen übernehmen würden. Gerade der Anfang braucht in vielen Handlungssträngen – eigentlich in allen abgesehen von demjenigen, der von Alex handelt – sehr lange, bis er in Schwung kommt und war dadurch eher langweilig. Nur mit Alex ist der Leser gleich wieder mitten im Geschehen, doch durch die oft wechselnden Perspektiven kann er nicht lange bei ihr bleiben.

Spannung kam dadurch leider erst mit einer gewissen Verzögerung von etwa 150 Seiten auf. Danach wurde es aber richtig gut und hat mir sogar besser gefallen, als große Teile des ersten Bandes. Nach der ersten Eingewöhnungszeit konnte ich mich mit den neuen Handlungsträgern abfinden, von Tom war ich sogar begeistert und mit mindestens einem weiteren – Chris – konnte ich mich mehr oder weniger anfreunden. Eine der schwierigsten, aber dafür auch intensivsten Geschichten entfaltete sich allerdings um eine andere Figur aus Rule, Peter, den im zweiten Band ein schreckliches Schicksal ereilt. Leider wurde seine Perspektive eher sporadisch in die Handlung eingestreut und das, obwohl sie neben Alex und Tom eine der spannenderen und auch die einzige war, die sich sehr nahe am Kern der zentralen Fragen dieses Romans abspielte.

Nach dem schleppenden Anfang wurde es allerdings in allen Handlungssträngen sehr spannend. Aber – und das sollte man nicht vergessen, wenn man zu dieser Reihe greift – auch sehr blutig. Sehr, sehr blutig. Es ist ein Endzeitroman, zu vergleichen mit einem Zombiefilm, und es wird nicht ‟nur“ getötet: Es ist ein einziges Gemetzel. Mit Blut oder den Beschreibungen herausgerissener Körperteile sollte man also definitiv keine Probleme haben, sonst wird dieses Buch einem möglicherweise ein schreckliches Kopfkino mit großem Potenzial für einige schlaflose Nächte bescheren.
Ein wenig frustrierend bleibt die Handlung leider, vermutlich aufgrund ihres Daseins als mittlerer Band einer Trilogie, vor allem, was das Zusammenspiel der einzelnen Figuren angeht. Aber da möchte ich nicht zu viel verraten.

Sprachlich ist ‟Ashes – Tödliche Schatten“ sehr überzeugend. Die Autorin fürchtet die direkte Beschreibung schrecklicher Details nicht, versteht sich aber auch darin, nur mit leichten Andeutungen Gänsehaut zu erzeugen. Kapitel brechen oft an den spannendsten Stellen ab, was die Sogwirkung des Romans sehr stark macht. Nach dem eher schwerfälligen Anfang, konnte ich das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen. So eine düstere Atmosphäre, mit so eindringlichen Schilderungen perfekt vermittelt, erlebe ich ganz selten. Es war, als wäre der tiefste Winter Nordamerikas zu mir ins Wohnzimmer gekrochen.

Fazit: Der plötzlichen Masse an neuen Hauptprotagonisten war ich am Anfang des Buches, auch durch fehlende Rückblicke, kaum gewachsen. Leider wurde es dadurch zu Beginn etwas langatmig, bevor es zu alter Stärke zurückfand und abermals einen atemberaubenden Endzeit-Roman präsentierte. Definitiv nichts für Zart-Besaitete, aber die Spannung und die packende Atmosphäre ließen mich den langweiligen Anfang fast vergessen – aber nur fast. Dafür gibt es 4 Sterne. 


Die Ashes-Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Ashes - Brennendes Herz" (Aug. 2011, engl. Originaltitel: "Ashes")
  2. "Ashes - Tödliche Schatten" (Aug. 2012, engl. Originaltitel: "Shadows")
  3. noch nicht bekannt (engl. Originaltitel: "Monsters", erscheint im Sep. 2013) 
 
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten:576
Verlag: Egmont Ink
Altersempfehlung: ab 14
ISBN: 978-3863960063
Preis: € [D] 19.99


Anmerkung: Wer den zweiten Band lesen möchte und den ersten nicht unmittelbar davor gelesen hat, findet auf der Verlagsseite von INK eine Übersicht über alle Figuren. Leider habe ich sie zu spät entdeckt, aber, falls ihr das Gefühl habt, nicht mehr jeden Nebencharakter in Erinnerung zu haben, empfehle ich euch dringend, dies vorher zu lesen. Es macht vieles einfacher...




Dienstag, 12. März 2013

Rezension zu "Die Auserwählte" von Jennifer Bosworth


apokalyptische Urban Fantasy 

‟Die Auserwählte“ von Jennifer Bosworth ist ein Roman für junge Erwachsene, der sich Genre-technisch zwischen Urban Fantasy und religiös angehauchtem Endzeit-Roman ansiedeln lässt.

Inhalt: Vier Wochen ist es her, dass Los Angeles von einem schrecklichen Unwetter und einem vernichtenden Erdbeben erschüttert wurde. Es herrschen Hunger und Armut. Mia Price und ihr Bruder Parker gehen zum ersten Mal wieder zur Schule, während ihre Mutter, die nach dem Beben einige Tage verschüttet war, traumatisiert zu Hause vor dem Fernseher sitzt und sich Prophet ansieht, einen religiösen Prediger, der das Beben vorhergesehen hatte und ein weiteres ankündigt: Ein Beben, das die Welt zerstören wird. Die Apokalypse.
Mia hält das alles für Unsinn, aber kaum in der Schule angekommen, lernt sie noch eine weitere Gruppierung kennen, die Suchenden, die ebenfalls Großes kommen sehen. Sie versuchen Mia auf ihre Seite zu ziehen, denn Mia ist Teil einer Prophezeiung der Suchenden. Mia will das nicht glauben, doch sie hat ein Geheimnis. Sie wurde schon oft vom Blitz getroffen und ist süchtig danach. Sie spürt jedes Unwetter kommen. Unter ihrer Kleidung verbirgt sie die Narben der Blitzeinschläge. Welche Rolle spielt Mia für die Vorhersagen der beiden fanatischen Gruppierungen, die sie beide auf ihre Seite ziehen wollen. Und wer ist der geheimnisvolle Jeremy, der sie vor beiden Gruppen warnt?


Meiner Meinung nach ist ‟Die Auserwählte“ im Großen und Ganzen ein gelungenes Beispiel für etwas düstere Urban Fantasy. Besonders die Ich-Erzählerin Mia ist mit ihren 17 Jahren eine spannende Protagonistin dieses Romans, der wahrscheinlich am ehesten die Zielgruppe der jungen Erwachsenen ansprechen wird, aber mir durchaus auch für alle anderen Altersgruppen geeignet scheint. Mia ist sicherlich kein einfacher Charakter, vereint aber sehr ausgewogen starke Eigenschaften, eine gewisse Sturheit und auch sanftere Züge in sich, sodass sie insgesamt einen sehr sympathischen, authentischen Eindruck hinterlässt. Über ihre Vergangenheit und ihre Besessenheit von Unwettern und Blitzen erfährt der Leser erst im Laufe der Geschichte mehr. In diesen besonderen Fähigkeiten der Protagonistin, die durch die Blitzschläge allerdings körperlich auch deutlich gezeichnet ist, lag für mich eine der größten Faszinationen dieses Romans, der allerdings auch noch vieles im Unklaren lässt. Eigentlich liest sich ‟Die Auserwählte“ am Ende nämlich teilweise wie ein Roman, der auf eine Fortsetzung wartet, was wohl zur ursprünglichen Veröffentlichung der englischen Originalausgabe ‟Struck“ von der Autorin auch so angedacht war. Meiner eigenen Recherche zufolge wird es – zumindest vorläufig – aber keine Fortsetzung mehr geben.

Allerdings hat ‟Die Auserwählte“ zumindest eine beinahe vollständig in sich abgeschlossene Haupthandlung und kann auch sehr gut, wenn auch nicht optimal, als Einzelband gelesen werden. Es zeichnet ein düsteres Bild einer nahen Zukunft. Das Zentrum von Los Angeles ist so gut wie zerstört. Nur ein einziger Turm steht noch in den Trümmern. Armut und Hunger bestimmen seit dem Beben das Leben der Menschen, die Kriminalität ist gestiegen. Mitunter aufgrund der allgemeinen düsteren Atmosphäre bietet dieses Buch einen sehr interessanten Genre-Mix aus Endzeit-Roman und Urban Fantasy, der mit einer durchdachten Hintergrundgeschichte gelungen umgesetzt wurde.

Was mich dagegen ein wenig enttäuscht hat, war das Ende dieses Roman, das zwar größtenteils gelungen war, aber für das Gesamtbild der Geschichte mutiger hätte ausfallen können. Für einen derart düsteren, apokalyptischen Roman – und auch mit der ursprünglichen Option in weiteren Bänden noch Auswege und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen – war mir ‟Die Auserwählte“ zum Schluss zu harmlos auf Happy End gebürstet und damit leider auch ein wenig flach. Das Ende passte nicht recht in die Geschichte und, auch wenn es für viele Leser immer beruhigend ist, die liebgewonnenen Charaktere mehr oder weniger in trockenen Tüchern zu wissen, hätte ein Finale mit mehr Tiefe, mehr Schockmomenten und mehr Mut zum unglücklichen Protagonisten der Handlung gut getan, vielleicht noch einmal wachrütteln können. So endete der düstere Roman eine Spur zu gütlich und kam der Grenze zum Kitsch, der er sich zuvor erfolgreich ferngehalten hatte, doch noch gefährlich nahe.

Ansonsten war ‟Die Auserwählte“ nämlich tatsächlich eine Kitsch-freie Zone, und das trotz Liebesgeschichte, die bei Urban Fantasy gerade für junge Erwachsene ja leider meistens eine Garantie für kitschige Romanzen und vollkommen überzogene Liebe-auf-den-ersten-Blick ist. Hier findet die Liebesgeschichte auf angenehmem Weg eher über eine Nebenhandlung Einlass in die Handlung und ist überraschend unaufdringlich und gerade für die menschenscheue Ich-Erzählerin ein schönes Element zur Weiterentwicklung des Charakters.
Auch die Nebencharaktere waren insgesamt gut gelungen, wenn auch teilweise ziemlich fanatisch. Insbesondere Prophet (das ist übrigens sein Name, nicht sein Titel) und seine Anhänger vertreten ihre Ansichten rücksichtslos und mit allen Mitteln, aber auch ihre erklärten Erzfeinde, die Suchenden, sind nicht von schlechten Eltern. Beide Gruppierungen umgibt etwas geheimnisvolles, aber auch übersinnliches, was sich im Laufe des Romans immer mehr zeigen wird.

‟Die Auserwählte“ ist in mehrere Teile gegliedert, die wie ein Countdown die Tage zum finalen großen Unwetter, welches Prophet angekündigt hat, herunter zählen. Der Schreibstil ist dabei angenehm zu lesen, sehr flüssig und verkörpert auf stimmige Weise die junge Ich-Erzählerin. Besonders durch die eindringlichen Beschreibungen des zerstörten Los Angeles' bekommt der Roman eine gelungene dunkle Stimmung, die sich über die gesamten rund 400 Seiten aufrecht erhält. Leider galt das gleichermaßen für die Spannung nicht. War sie am Anfang und auch lange Zeit darüber hinaus fast greifbar, konnte sie dies zum Ende hin nicht aufrecht erhalten. Ausgerechnet das Finale hatte auf mich nicht die überzeugende Wirkung, die ich erwartet hatte und fiel im Vergleich zum Rest des Romans, auch was die Stimmigkeit der Entwicklung angeht, doch deutlich ab.

So finde ich das Ende des Romans weder für einen Einzelband noch für einen fortzusetzenden Auftakt einer Reihe vollständig gelungen. Eine Fragen, gerade die Fantasy-Elemente betreffend blieben noch offen – ein bisschen zu offen für eine tatsächlich durchdachte Idee. Dieses Problem würde eine Fortsetzung eventuell lösen, um hier aber wieder Spannung in die Geschichte zu bekommen, hätte der Abschluss der Haupthandlung etwas interessanter sein dürfen.

Fazit: Ein gelungener apokalyptischer Urban-Fantasy-Roman mit sehr starker Ich-Erzählerin und schöner Liebesgeschichte. Das Ende war leider nicht das fulminante Finale, das der Rest des Romans verdient hätte, aber insgesamt kann ich das Buch absolut weiterempfehlen. 4 Sterne.





Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur (Feb. 2013)
Seiten: 416
Verlag: Goldmann
englischer Originaltitel: Struck
ISBN: 978-3442477012
Preis: € [D] 12.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
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Anmerkung: Ich war beim Lesen nicht wirklich sicher, ob es ein Einzelband oder eine Reihe sein soll. Am Ende bleibt allerdings ein Teil offen (was die Haupthandlung allerdings nur leicht berührt), wodurch ich eigentlich fest mit einer Fortsetzung gerechnet hätte. Zuerst fand ich auch Interviews mit der Autorin, die von einer Fortsetzung sprachen, später (HIER) verkündete sie allerdings, dass es ein Einzelband bleiben wird. Falls jemand neuere Informationen hat...immer her damit ;-)