Freitag, 5. Juli 2013

Rezension zu "Getrieben - Durch ewige Nacht" von Veronica Rossi



Es wird gefährlich unterm Äther

„Getrieben – Durch ewige Nacht“ von Veronica Rossi ist der zweite Band ihrer postapokalyptischen Trilogie mit leichten Elementen einer Dystopie. Die im Jugendbuchbereich angesiedelte Reihe konnte mich auch mit ihrem zweiten Band begeistern.

Zum Inhalt: Aria und Perry sind wieder vereint. Sie kehrt mit ihm in das Dorf der Tiden zurück, wird dort aber als ehemalige Siedlerin, als Bewohnerin einer Biosphäre, nicht akzeptiert. Während Perry, der junge und unerfahrene Kriegsherr, versucht die Tiden zu einen und vor der zunehmenden Bedrohung durch den Äther und feindliche Stämme zu beschützen, muss Aria im Auftrag von Senator Hess die „Blaue Stille“ finden, den geheimnisvollen Ort, an dem der Äther angeblich keine Gefahr darstellt und alle sicher leben könnten. Nur so kann sie Talon, Perrys Neffen, befreien. Und die Zeit drängt, denn auch Reverie, die Biosphäre, die einst Arias Heimat war, ist nicht mehr sicher…

Oft leidet der Mittelband einer Trilogie unter seiner Rolle zwischen Auftakt und großem Finale. Die Handlung geht zwar weiter, die Figuren sind aber schon bekannt und den großen Höhepunkt darf erst der dritte und letzte Band präsentieren – sorgen die Autoren hier nicht für Zündstoff, machen sich die zweiten Bände oft selbst zu Lückenfüllern, Zeitschindern und Langweilern. Es soll sogar Leser geben, die zweite Bände direkt überspringen.
Umso erfreulicher war es zu sehen, dass Veronica Rossi es schafft, ihrer Fortsetzung ordentlich Leben einzuhauchen. Durch viele Wendungen, reichlich Konflikte, neue und/oder teilweise unerwartet wieder aufgegriffene Charaktere und einen spannungsgeladenen Schluss, der für einen Mittelband schon einen ungewöhnlich ausdrucksstarken Höhepunkt darstellte, bekam „Getrieben“ genug zu erzählen, genug Inhalt und genug Weiterentwicklung, um sich aus der Rolle des Lückenfüllers zu befreien und sich eine eindeutige Daseinsberechtigung zu erkämpfen.

Dabei entwickelt sich dieser Band tatsächlich in einigen Facetten weiter. Sprachlich ist er immer noch auf einem recht hohen Niveau, was den Jugendliteraturbereich angeht, und auch der Perspektivwechsel zwischen Aria und Perry bleibt erhalten. Die beiden sind nach wie vor zwei starke, unabhängige und nicht immer einfache Charaktere. Sie erkennen das Notwendige und sind, im Gegensatz zu den von mir oft wenig geliebten Naivchen in den Reihen der Protagonisten diverser Jugendbücher, dazu bereit Unannehmlichkeiten und Konflikte in Kauf zu nehmen, um ihre Ziele zu erreichen. Von einem rosa-roten, an einander klebenden Kletten-Pärchen sind die in der Außenwelt gereifte Aria und der immer noch gerne ein wenig trotzige Perry zum Glück so weit entfernt wie nur möglich. Trennung und Wiedervereinigung, das Bestehen schwieriger Situationen und das Überwinden des eigenen Stolzes kennzeichnen diese romantische, leidenschaftliche und intensive Liebesbeziehung in einer endzeitlichen Welt ohne Zukunft.

Der dystopische Anteil – der klassisch-dystopische Anteil – ist in diesem zweiten Teil noch einmal deutlich zurückgegangen. Die gesellschaftlichen Strukturen der Biosphäre sind am Rande greifbar, doch nicht im Zentrum der Betrachtung, die endzeitlichen Aspekte überwiegen deutlich. Der Äther gerät immer mehr außer Kontrolle, die Erde ist kaum noch bewohnbar. Die Auswirkungen bekommen nicht mehr nur die Außenbewohner mit ihren mutierten, geschärften Sinnen zu spüren, auch die Biosphären bieten, wie schon Bliss im ersten Band zeigte, ihren sich hauptsächlich in virtuellen Welten aufhaltenden Bewohnern keine Sicherheiten mehr. Diese Gefahren durch den Äther und der Zeitdruck Lösungen zu finden, machen einen großen Teil der Spannung dieses Buches aus.

Zu guter Letzt tragen auch einige Nebencharaktere und ihre Entwicklungen dieses Buch. Die Dynamik der Tiden spielt eine größere Rolle und konfrontiert Perry mit aller Hand Problemen, die seinem Freiheitsdrang entgegenstehen. Cinder, der Junge mit der Verbindung zum Äther, spielt weiterhin eine wichtige Rolle und auch Roars Geschichte und seine verlorene große Liebe, Perrys Schwester Liv, werden noch vertieft. Außerdem – für ich recht unerwartet – wendet sich die Geschichte wieder den Sphärenbewohnern zu, was neue Aspekte hinzubringt und zu einem interessanten, starken Ende führt. Die Fortsetzung wird von mir jetzt sehnsüchtig erwartet.

Fazit: Starke Charaktere und eine wendungsreiche Geschichte machen „Getrieben“ zu einem überzeugenden zweiten Band dieser postapokalyptischen Trilogie. Wer den ersten mochte, wird auch von diesem begeistert sein. Die Reihe zählt zu einer der besten Mischungen aus Science Fiction, Dystopie und Endzeit, die aktuell für junge und jung gebliebene Leser zu haben ist. 5 Sterne für dieses All-Age-Vergnügen. 




Die Aria-&-Perry-Trilogie von Veronica Rossi (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Gebannt - Unter fremdem Himmel" (März 2012, englische Originalausgabe: "Under the Never Sky") - meine Rezension
  2. "Getrieben - Durch ewige Nacht" (Mai 2013, englische Originalausgabe: "Through the Ever Night")
  3. "Geborgen - In unendlicher Weite" (März 2014, englische Originalausgabe: "Into the Still Blue")

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
 Seiten: 368
Verlag: Oetinger
empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7891-4621-3
Preis: € [D] 17.95
Weitere Informationen sowie eine Leseprobe gibt es auch auf der Homepage zum Buch und auch auf der Verlagshomepage ist es zu finden.
Auch einen Trailer gibt es zum Buch

3 Kommentare:

  1. Heeey^^
    Ich habe dir einen Award verliehen - Der Post dazu wird heute noch auf meiner Bücherecke erscheinen :3
    Liebe Grüße,
    Tina

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  2. Halli hallo

    Mir gefiel dieser Band sogar noch besser als der erste und ich raste nur so durch die Seiten!!!
    Freu mich nun total auf den Abschluss und bin gespannt... oft habe ich es nämlich erlebt, dass mich die nicht mehr so überzeugen können, leider!
    Liebe Grüsse Bea

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  3. Mir hat auch Band 2 noch besser gefallen ;) Eine tolle Reihe, ich kanns kaum erwarten, wies weitergeht!
    lG,
    Svenja

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