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Donnerstag, 19. Oktober 2017

Wünschenswert im November - Fantasy & Science Fiction


Der Oktober hat seine Mitte überschritten, der November rückt näher. Er ist leider ein von mir wenig geliebter Monat. Während der Oktober sich wie gerade eben erst noch ab und an ein paar schöne, warme, sonnige Tage abringen kann, ist bei November-Eintritt endgültig Schluss mit Sommerreifen und -schuhen. Kalt, nass, windig - abgesehen vom Startschuss für den Weihnachtsmarkt verspricht ein November wenig, was zum Verlassen der warmen Wohnung animieren könnte. Um so besser, dass es Neuerscheinungen gibt, Lesenachschub für lange Stunden auf dem Sofa, wenn es draußen stürmt und regnet und friert. Werfen wir also gemeinsam einen Blick auf die fremden Welten von Fantasy und Science Fiction, die uns dieser meist ungemütliche November in die Buchhandlungen bringen wird.

Dienstag, 23. Februar 2016

Rezension zu "Zodiac" von Romina Russell



Kreativ entworfene Welt mit starker Heldin

„Zodiac“ ist der Auftakt einer als vierbändige Serie geplanten Science-Fiction-Reihe aus der Feder der amerikanischen Debüt-Autorin Romina Russell und siedelt sich mit seiner fast 17-jährigen Ich-Erzählerin Rho in der All-Age-Literatur an.


Samstag, 9. Januar 2016

Wünschenswert: "Witch Hunter" - Die Leseprobe zum Traum-Cover

Am 18. März erscheint bei dtv ein neuer Jugend-Fantasy-Roman, in dessen Cover ich einfach bezaubernd finde. Jetzt könnt ihr schon vorab in "Witch Hunter" von Virgina Boecker eintauchen - die Leseprobe ist online...































Auf der Verlagshomepage findet ihr weitere Informationen zum Buch.


"Witch Hunter" ist der Debütroman der Amerikanerin Virgina Boecker, die Englische Literatur studiert hat. Sie hat mehrere Jahre in London gelebt, wo sie sich durch die mittelalterliche Geschichte Englands auch zu ihrem Fantasy-Roman um die 16-jährige Hexenjägerin Elizabeth inspirieren ließ.

Erscheint am 18. März 2016 bei dtv.
Gebunden - 17.95 € [D]

Dienstag, 3. November 2015

Wünschenswert im November - Fantasy und Science Fiction



Zeit für ein paar Neuerscheinungen aus diesem November - diese hier stammen alle aus den Genres Fantasy und Science Fiction. Da ich übrigens erst vor wenigen Tagen an einer Unterhaltung beteiligt war, in der es darum ging, dass sich die All-Age-Lesementalität in Deutschland nicht so recht durchsetzt, Jugendbücher belächelt und Young-Adult kaum wahrgenommen werden, werde ich in Zukunft übrigens keine Unterteilungen dieser Art mehr vornehmen. In den Buchbeschreibungen findet ihr eventuell Hinweise, doch ganz allgemein sind in dieser Kategorie alles zu finden, was ins Genre passt - unabhängig von der Altersempfehlung.

Samstag, 3. Oktober 2015

Rezension zu "Schimmert die Nacht" von Maggie Stiefvater


Spin-Off mit ganz besonderen Protagonisten

Fortsetzungen oder Spin-Offs von an sich abgeschlossenen Reihen lösen in mir in der Regel keine Begeisterungsstürme aus - irgendwann muss die durch den Autoren vorgegebene Geschichte enden und das weitere Leben der Figuren der Fantasie des Lesers übergeben werden, sonst droht die Gefahr mit der Handlung immer weiter abzudriften und entweder in Belanglosigkeiten oder Absurditäten zu versinken bis selbst der größte Fan seinen geliebten Charakteren nichts mehr abgewinnen kann.

Einen solchen Weg sah ich nun möglicherweise auch eine meiner Lieblingsreihen, die Mercy-Falls-Trilogie der wortgewandten US-amerikanischen Autorin Maggie Stiefvater, einschlagen, als sich "Schimmert die Nacht" ankündigte - ein Spin-Off über die Protagonisten Cole und Isabel, die ab dem zweiten Band "Ruht die Licht" neben Sam und Grace bereits in der ursprünglichen Büchern als Ich-Erzähler aufgetreten waren. Zwar blieb ihre parallel verlaufende Liebesgeschichte am Ende der Trilogie offen, doch die Werwolf-Problematik, die den Contemporary-Fantasy-Kern der Handlung ausgemacht hatte, war an sich abgeschlossen. Gab es dort also tatsächlich noch Stoff für ein Spin-Off oder würde "Schimmert die Nacht" mir das Ende meiner geliebten Trilogie nachträglich verderben? Sehr skeptisch habe ich dennoch nach längerem Zögern zu lesen begonnen - ganz und gar ignorieren konnte ich ein Maggie-Stiefvater-Werk dann doch nicht - und folgende Geschichte vorgefunden...

Inhalt: Cole St. Clair kehrt dem Anwesen in Minnesota den Rücken. Ein Internet-TV-Sender, möchte in Los Angeles eine Reality-Show mit ihm produzieren und er fühlt sich nach all der Zeit bereit wieder in die Rolle des Ex-NARKOTIKA-Leadsängers und Keyboarders zu schlüpfen und mit neuer Band ein neues Album aufzunehmen. Doch insgeheim führen Cole noch andere Pläne nach L.A.: Isabel Culpeper lebt dort mit ihrer Mutter und Cole möchte sie zurückgewinnen. Isabel ist allerdings weniger begeistert, als er plötzlich vor ihr steht. Sie hat ein neues Leben begonnen und fürchtet, dass Coles neu erwachtet Rockstar-Leben ihn wieder in den Sumpf aus Alkohol und Drogen zieht, der für ihn damals bei den Wölfen in Mercy Falls geendet hatte.... 

Dienstag, 4. November 2014

Rezension zu "Indigo - Das Erwachen" von Jordan Dane



Gelungener Auftakt einer Urban-Fantasy-Reihe

„Indigo – Das Erwachen“ von Jordan Dane ist der Auftakt einer Jugendbuch-Fantasy-Reihe, der durch sein zum Titel passendes strahlend blaues Cover direkt ins Auge springt. 

Inhaltlich geht es um Folgendes: Rayne Darbys jüngerer Bruder Lucas flieht aus der psychiatrischen Einrichtung, in die ihre ältere Schwester Mia ihn nach dem Tod der Eltern einwiesen ließ. Rayne beschließt ihn zu suchen, doch das ist alles andere als ungefährlich, denn eine zweifelhafte Sekte, die Church of Spiritual Freedom, sucht ebenfalls nach Lucas und schreckt vor nichts zurück. Als Rayne in Gefahr gerät, ist es ein Junge namens Gabe, der sie rettet – indem er in blaue Flammen aufgeht. Es scheint eine Verbindung zu ihrem Bruder zu geben…

Die Grundidee der Romans empfand ich von vornherein als überzeugend. Die Autorin verbindet in „Indigo“ Fantasy mit der Idee einer evolutionären Weiterentwicklung der Menschheit, die sich in paranormalen Fähigkeiten von Gedankenmanipulation bis hin zum Kontakt ins Totenreich äußert. Die Verbindung gelingt Jordan Dane recht gut, die Umsetzung der ungewöhnlichen Idee funktioniert durch sehr bildhafte, gut vorstellbare Beschreibungen und einem Aufbau, der zwar noch einige Details im Ungewissen lässt, die Entwicklung der einzelnen Gruppierungen sowie die Herkunft der sogenannten Indigo-Kinder aber Stück für Stück logisch und glaubhaft erklären kann und dem Roman damit ein solides Grundgerüst verschafft.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Rezension zu "Wen der Rabe ruft" von Maggie Stiefvater



Maggie Stiefvater sorgt für Gänsehaut

„Wen der Rabe ruft“ von Maggie Stiefvater ist der Auftakt einer neuen Urban-Fantasy-Reihe, die wie schon die vorangegangenen Bücher der amerikanischen Erfolgsautorin im Bereich der All-Age-Literatur anzusiedeln ist und vom Verlag ab 16 Jahren empfohlen wird. Stiefvater begibt sich mit diesem auf insgesamt vier Bände ausgelegten Mehrteiler in den Bereich des Paranormalen: Wahrsager, Geister und alte Energien tief unter der Erde sorgen für Gänsehaut…

Kurz zum Inhalt: Blue ist die Tochter einer Wahrsagerin und hilft jedes Jahr in einer Aprilnacht ihrer Familie dabei, die Seelen der Menschen zu begrüßen, die bald sterben werden, obwohl sie selbst nicht über die Gabe verfügt, Geister zu sehen. Doch in diesem Jahr sieht Blue einen einzigen: Den Geist eines Jungen namens Gansey. Bedeutet das, dass sie für den Tod dieses Unbekannten verantwortlich sein wird? Immerhin lebt sie seit ihrer frühesten Kindheit mit einer Prophezeiung: Wenn sie ihre wahre Liebe küsst, wird dieser Junge sterben.
In der gleichen Stadt suchen vier Jungen nach einem alten Energiepfade, einer Ley-Linie, an der einer Legende nach Glendower, ein mächtiger walisischer König, begraben liegen und auf seine Erweckung warten soll. Einer dieser Jungen ist Gansey…

Dienstag, 7. Oktober 2014

Rezension zu "Teardrop" von Lauren Kate



Atlantis und die Tränen eines Mädchens

„Teardrop“ ist der Auftakt einer neuen Young-Adult-Reihe der amerikanischen Autorin Lauren Kate. Nachdem sie sich in ihrer vorrangegangenen Tetralogie den Engeln gewidmet hatte, wendet sie sich in ihrem neuen Werk der sagenumwobenen versunkenen Stadt Atlantis zu.

Kurz zum Inhalt: Die 17-jährige Eureka hat ihre Mutter bei einem schweren Unfall verloren, den sie selbst nur knapp überlebte. Dennoch hat sie nicht eine Träne vergossen – als Kind musste Eureka ihrer Mutter versprechen niemals zu weinen und daran hält sie sich.
Als Eureka gerade dabei ist den traumatischen Tod ihrer Mutter zu überwinden, taucht erst der gutaussehende Ander immer wieder in ihrer Nähe auf, dann verhält sich auch noch ihr langjähriger bester Freund Brooks immer merkwürdiger und Eureka erfährt, dass ihre Mutter ihr rätselhafte Gegenstände hinterlassen hat. Langsam dämmert es ihr: Es gibt Geheimnisse, von denen ihre Mutter ihr nie erzählt hat – und nun schwebt Eureka in großer Gefahr….


Zunächst fand ich die Grundidee ziemlich interessant. In der Urban-Fantasy – gerade im Jugendbuch-Segment – sind, da sich der Trend schon über Jahre hält, mittlerweile mehr oder weniger alle Themen zumindest schon einmal angeschnitten, wenn nicht sogar so häufig behandelt worden, dass sie mit der Zeit die Grenze der Überreizung erreicht haben. Vampire, Werwölfe, Hexen, Feen und, ja, auch Unterwasserwesen sind in der Buchhandlungen mehrfach als Protagonisten zu finden – aber Atlantis? Die mystische versunkene Stadt? Sicher ist auch das keine neue Idee, aber zumindest versprühte der Roman zusammen mit dem wirklich bezaubert schönen und gleichzeitig düsteren Cover eine Hauch von Frische. Mein Kopfkino freute sich auch Unterwasserwelten voller Magie, dargestellt in bildhaften Beschreibungen einer nicht mehr ganz unerfahrenen Autorin….

Mittwoch, 10. September 2014

Blogtour zu "Teardrop" von Lauren Kate - Tag 3

Bei mir gibt es heute den dritten Teil der Blogtour zum Auftakt von Lauren Kates neuer Urban-Fantasy: "Teardrop" lehnt sich mit jungen, modernen Protagonisten an den weltberühmten Atlantis-Mythos an. 

Samstag, 17. Mai 2014

Rezension zu "Ewiglich die Liebe" von Brodi Ashton



Ein würdiger Abschied von den Ewiglichen

„Ewiglich die Liebe“ ist das Finale der „Ewiglich“-Trilogie, einer Urban-Fantasy-Reihe aus der Feder der amerikanischen Autorin Brodi Ashton. Nach meiner großen Begeisterung für „Ewiglich die Sehnsucht“ und „Ewiglich die Hoffnung“ wurde der dritte und letzte Band nicht nur lange herbeigesehnt, sondern die Erwartungen waren auch entsprechend hoch. Findet die Autorin einen würdigen Abschluss für Nikki, Jack und den Ewiglichen Cole?

Bevor ich diese Frage – zumindest für mich – beantworte, vorab einige Worte zum Inhalt:
Nikki ist verzweifelt. Während Cole ihr geholfen hat, Jack aus den Tunneln des Ewigseits zu befreien, hat er sie gleichzeitig hinters Licht geführt. Durch eine List hat er ihr Herz gestohlen, um seine eigenen Pläne in die Tat umzusetzen. Nikki, die die hundertjährige Nährung des Ewiglichen überlebt hat, soll nun selbst zur Ewiglichen werden, die Königin Adonia stürzen und dann an seiner Seite über das Ewigseits herrschen.
Nikki und Jack bereiten sich darauf vor, ihr Herz zurückzubekommen, um ihre Wandlung zur Ewiglichen aufzuhalten, und das Ewigseits ein für alle Mal zu besiegen.
 

Der zweite Band der Trilogie endete mit einem Knall, als Cole nach der gelungenen Rettung von Jack in Nikkis Zimmer erschien und den kleinen Kompass mitnahm. Als er ihr dabei offenbarte, dass es sich bei dem unbekannten Gegenstand um ihr Oberweltherz handelte und er sie während ihres Aufenthalts im Ewigseits ohne ihr Wissen zu einer Ewiglichen gemacht hatte, schockierte das nicht nur Nikki. Auch der Leser wurde von dieser Wendung vollkommen überrascht und, dass er Nikki in eben diesem Moment notgedrungen verlassen musste, weil ihm die Seiten von „Ewiglich die Hoffnung“ ausgingen, kann sicherlich als besonders kluger Schachzug der Autorin betrachtet werden. Durch die starken Emotionen am Ende des zweiten Bandes, der nur wenige Seiten zuvor noch so ruhig und glücklich hätte enden können, wurden diese letzten Momente unvergesslich und die Vorfreude auf den finalen Band vervielfachte sich.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Rezension zu "Roter Mond" von Benjamin Percy

 
Werwölfe als Gesellschaftskritik

„Roter Mond“ von Benjamin Percy ist ein stark gesellschaftskritisch geprägter zeitgenössischer Fantasy-Roman, der die aktuelle, vom Terrorismus beeinflusste Geschichte der USA in eine alternative Wirklichkeit überträgt, in der Werwölfe und Menschen gemeinsam auf der Erde leben.

Zunächst noch einige Worte zum Inhalt: Als sein Vater zum Kriegsdienst einberufen wird, besteigt Patrick ein Flugzeug, das ihn nach Portland zu seiner Mutter bringen soll. Damit beginnen die schlimmsten Stunden seines Lebens, als sich während des Fluges ein Passagier, ein Lykaner, verwandelt und ein Blutbad anrichtet. Der terroristische Anschlag bleibt nicht der einzige…
Claire, eine junge Lykanerin, muss fliehen, als bewaffnete Männer in ihr Elternhaus eindringen. Ist das eine der ersten Gegenmaßnahmen der Regierung?
Chase Williams nutzt unterdessen die wachsende Angst in der Bevölkerung für seinen Wahlkampf. Der radikale Politiker hat große Ziele…
Das ganze Ausmaß der Anschläge ist dagegen noch lange nicht erreicht. Im Untergrund sammeln sich die Terroristen, um das Land endgültig ins Chaos zu stürzen.


Der Roman beginnt stark. Benjamin Percys Idee, die Erdbevölkerung als Mischung aus Menschen und Werwölfen darzustellen, gelingt und ergibt ein glaubwürdiges Gesamtbild. Lykaner existieren in diesem Szenario schon lang. Aufgrund einer Infektion und Mutation haben sie die Fähigkeit sich in ein wolfartiges Wesen zu verwandeln entweder durch Geburt oder durch Übertragung durch einen anderen Werwolf erhalten. Zwar leben sie zwischen den Menschen in der Regel ein normales, menschliches Leben, doch sie sind gezwungen, ihre Instinkte durch Medikamente zu kontrollieren, was von der Regierung überwacht wird.

Dienstag, 8. April 2014

Rezension zu "Phantasmen" von Kai Meyer



Geister, deren Lächeln tötet...

„Phantasmen“ ist ein alleinstehender Roman vom deutschen Fantasy-Autor Kai Meyer, der sich inhaltlich am ehesten in den Bereich der Paranormal Fantasy einordnen lässt und mich als großen Fan der Arkadien-Trilogie sowie anderer Bücher des Autors, wie etwa „Hex“, natürlich brennend interessierte.

Vorab kurz einige Worte zum Inhalt: Tag Null, der Tag an dem die ersten Geister auftauchten, ist rund eineinhalb Jahre her. Seitdem wird jeder Verstorbene eine transparente Erscheinung aus Licht, die still am Ort ihres Todes verharrt und der Sonne hinterher schaut. Außerdem erscheinen jeden Tag nach einem festen Muster auch die Verstorbene vergangener Zeiten. Genau das machen sich die neuzehnjährige Rain und ihre jüngere Schwester Emma zunutze, um ihre Eltern, die vor drei Jahren bei einem Flugzeugabsturz in der Wüste Spaniens ums Leben kamen, noch einmal zu sehen und Abschied zu nehmen. Doch in dieser Nacht verändern sich die Geister – sie lächeln. Und ihr Lächeln ist tödlich.
Der junge Norweger Tyler, dessen Freundin Flavie ebenfalls im Flugzeug war, rettet die beiden aus der Wüste, zieht sie dabei aber gleichzeitig hinein in eine gefährliche Jagd, die sie dem Ursprung der Geister näher bringt…


Die Grundidee, unsere „normale“ Welt um diese harmlos herumstehenden, leuchtenden Geister zu erweitern, hatte mir direkt gefallen. Die Menschen gewöhnen sich an sie, auch wenn ihr hell scheinendes Totenlicht gerade in den Großstädten und in den Häusern zur Belastung wird – und stetig werden es mehr Geister, auf der ganzen Welt. Der Autor setzt diese Idee tatsächlich auch wunderbar um. Die Geister sind der Mittelpunkt der Geschichte, ihre Präsenz ist allgegenwärtig und es fällt dem Leser durch die ausdrucksstarken Beschreibungen im flüssigen Stil von Kai Meyer nicht schwer, sich diese Welt voller Lichter durchgehend bildlich vorzustellen und darin einzutauchen.

Mittwoch, 2. April 2014

Rezension zu "The Legion - Der Kreis der Fünf" von Kami Garcia



Geister-Horror mit verschenktem Potential

The Legion – Der Kreis der Fünf“ ist der Auftakt einer neuen Horror-beeinflussten Fantasy-Reihe von Kami Garcia, einer der beiden Autorinnen der „Beautiful Creatures“-Serie (deutsche Ausgabe: „Sixteen Moons“). Das düstere Cover und die ersten Eindrücke dieser neuen Jugendbuchreihe versprachen eindeutig: Geister, Grusel, Gänsehaut – konnte der Auftakt diesen Erwartungen gerecht werden?

Zunächst zum Inhalt: Kennedys Mutter verstirbt überraschend. Ihr Vater hat die Familie schon vor Jahren verlassen. Kennedy, die nicht bei ihrer Tante leben will, bleibt nur der Weg ins Internat, doch in der letzten Nacht in ihrem Elternhaus kommt alles anders. Die Welt der Dämonen und Geister bricht über Kennedy herein – die Zwillinge Jared und Lukas können sie gerade noch retten.
Von ihnen erfährt sie, dass ihre Mutter Teil eines fünfköpfigen Geheimbundes war, deren Mitglieder alle in derselben Nacht getötet wurden. Jared, Lukas, Kennedy und zwei weitere Jugendliche müssen nun ihren Platz einnehmen und die Erde gegen dunkle Mächte verteidigen. Eine mächtige, aber verborgene Waffe könnte ihnen dabei helfen…

Die Grundidee klingt wie eine Mischung aus „Supernatural“ und einem Dan-Brown-Verschwörungs-Roman. Geisterjäger eines eingeschworenem Geheimbundes, dessen Mitglieder sich mit allerhand Regeln seit Generationen sogar vor sich selbst versteckten, sind auf der Mission, die Welt zu retten. Die fünf Jugendlichen sind seit längerer Zeit die ersten, die wieder als Gruppe, als vollständige „Legion“, gegen die bösen Kräfte in den Kampf ziehen. Leider hat dieser Reihenauftakt viel Potential dadurch verschenkt, dass vieles zu kurz, zu knapp, zu schnell und ohne erkennbare Liebe zum Detail erzählt wurde.

Mittwoch, 5. März 2014

Rezension zu "Das Geheimnis des Nebels" von Pia Hepke


Solides Urban-Fantasy-Debüt

„Das Geheimnis des Nebels“ ist der Auftakt einer Urban-Fantasy-Reihe von der jungen deutschen Autorin Pia Hepke, die damit ein solides Debüt abliefert.
Zum Inhalt: Dianas neuer Mitschüler Adrian hat mit seinen grünen Augen direkt ihre Aufmerksamkeit erregt. Doch seit er aufgetaucht ist, geschehen merkwürdige Dinge. Oft legt sich Nebel über die Stadt und Diana könnte schwören, dass sie im Wald etwas im Nebel gesehen hat. Ein Brand während der Klassenfahrt und Dianas eigenes künstlerisches Talent bringen sie Adrians Geheimnissen näher…

Meine Eindrücke von „Das Geheimnis des Nebels“ sind sehr wechselhaft. Mir gefiel der Plot recht gut. Natürlich ist nicht schwer zu erraten, worauf es in dieser Urban-Fantasy hinauslaufen wird. Das Cover ist doch recht eindeutig. Doch die Umsetzung ist größtenteils gelungen, die Idee wird konsequent und stimmig umgesetzt, sodass dieser Teil des Romans stimmig wirkt.

Sonntag, 26. Januar 2014

Rezension zu "Frostblüte" von Zoë Marriott



Schuld, Krieg und Liebe

„Frostblüte“ von Zoë Marriott ist ein Fantasy-Roman – High-Fantasy, um genau zu sein – der mit einer Altersempfehlung ab 14 Jahren als Jugendroman einzuordnen ist, sich jedoch nicht darauf beschränken muss. All-Age-geeignet erzählt die britische Autorin eine Geschichte von persönlichen Schicksalen, Krieg, Schuld und Liebe…

Inhalt: Frost zieht trotz ihrer jungen Jahre allein durch ein fremdes Land. Sie trägt einen Wolfsdämon in sich, der sie zur Gefahr für jeden in ihrer Umgebung macht. Als sie auf ihrer Reise jedoch den jungen Hauptmann Luca trifft, kann sie sich seiner einnehmenden Art kaum entziehen. Er bietet ihr an, als Soldatin bei seinen Leuten zu bleiben, die in den Bergen nach einer grausamen Bande Abtrünniger suchen. Doch kann Frost ihren Wolf beherrschen, vor allem, wenn Gefühle ins Spiel kommen?

„Frostblüte“ hat mich wirklich überrascht – in einem ausnahmslos positiven Sinne. Die Geschichte erwies sich als deutlich weniger fokussiert auf die Fantasy-Elemente, als ich angenommen hatte. Sicherlich sind sie vorhanden. Im insgesamt für die High-Fantasy typisch-mittelalterlichen Setting, das sich stark auf das Leben einer kleinen Gruppe von Kriegern in den Bergen konzentriert, sind sie aber weit weniger vordergründig als erwartet. Vielmehr waren sie Ausdruck von Frosts Innerem und verliehen dem ansonsten auch sehr actionreichen, kämpferischen Roman eine tiefgründig-nachdenkliche Seite, die überzeugen konnte.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Rezension zu "Die gestohlene Zeit" von Heike Eva Schmidt


Steife Charaktere in einer vorhersehbare Handlung

„Die gestohlene Zeit“ ist nach dem Jugendthriller „Schlehenherz“ und der Zeitreise-Fantasy „Purpurmond“ mein dritter Roman der deutschen Autorin Heike Eva Schmidt. Leider konnte mich dieser Roman aus dem Bereich zeitgenössische Fantasy, erneut kombiniert mit Zeitreise-Elementen, nicht immer überzeugen.

Inhaltlich geht es um Emma, die sich 1987 als Studentin mit einer Schulklasse auf Bergwanderung befindet. Sie findet abseits des Weges einen geheimnisvollen Ring, der ihr jedoch von zwei Schülern gewaltsam entrissen wird. Sie lassen Emma zurück, die kurz darauf in die Fänge der Zwerge gerät, die unter dem Berg in einer geheimen Parallelwelt leben und dort von ihrem König Laurin regiert werden, dem Besitzer des magischen Rings. Zusammen mit dem einzigen anderen Menschen in der Zwergenwelt, einem jungen Mann namens Jonathan, gelingt Emma die Flucht. Zurück in der Zivilisation muss Emma aber feststellen, dass während ihres kurzen Aufenthalts in Laurins Reich in der Menschenwelt Jahrzehnte vergangen sind – für Jonathan sogar noch deutlich mehr. Zudem hat der König der Zwerge die Fliehenden mit einem Fluch belegt, den sie nur brechen können, wenn sie ihm den Ring zurückbringen…

Neben der bezaubernden Gestaltung der Klappenbroschur, überzeugte mich der angekündigte Inhalt zunächst sehr. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zeitreiseromanen ist hier unsere Gegenwart das Ziel der Reise und Emma entdeckt die Unterschiede zu den späten 80er-Jahren, wie sie die Welt vor ihrem Verschwinden in das Zwergenreich noch kannte. In der Umsetzung waren die irritierenden Berührungspunkte für Emma dann aber recht vorhersehbar. Das Internet, Handys, die Technik im Allgemeinen. Nichts davon entwickelte sich wirklich spannend. Obwohl noch deutlich weiter von der heutigen Zeit entfernt aufgewachsen verhält es sich bei Emmas Begleiter Jonathan nicht wirklich anders.

Teilweise strapazierten die beiden Figuren sogar erheblich meine Nerven, denn ich vermisste die Lernfähigkeit. Einmal unangenehm durch eine überraschte Reaktion auf für andere Menschen Alltägliches aufgefallen, sollte man meinen, dass sie verstanden hätten, dass sich in der Welt während ihrer Abwesenheit einige Veränderungen vollzogen haben, und sie somit beim nächsten Mal dezenter reagieren würden – aber es blieb eher ein leicht klischeehaftes Übertreiben. Der Humor hinter dieser Begegnung mit dem Unbekannten, eine durchaus vorhandene Situationskomik, konnte dadurch oft nicht zünden.

Leider fehlte mir zudem besonders zur Ich-Erzählerin Emma der Zugang. Sie war ein eher glatter Charakter, der sich selten seinen Emotionen hingab und stattdessen so häufig abgeklärt die perfekte Lösung präsentierte, dass es auf mich nicht glaubwürdig wirkte. Immer so, wie es die Geschichte „zufällig“ gerade brauchte, aber oft eher unnatürlich und ein wenig hölzern. Dadurch war alles ein wenig vorhersehbar, zwar manchmal spannend, dann aber stellenweise auch wieder sehr zäh. Davon, dass ich dieses Buch nicht aus der Hand legen konnte, kann keine Rede sein – es war eher so, dass ich es eine ganze Zeit lang nicht mehr in die Hand nehmen wollte, weil es mich absolut nicht fesseln konnte.
Trotz vorhandener Liebesgeschichte hat es mich gefühlsmäßig fast vollständig kalt gelassen.

Vermutlich haben dazu auch der Schreibstil und der Aufbau der Geschichte beigetragen. Perspektivwechsel zwischen der Ich-Erzählerin Emma und anderen Figuren wie dem Zwergenkönig Laurin oder dem Ringbesitzer Udo konnten mich nicht überzeugen. Gerade diese Passagen waren oft sehr langatmig geschrieben und machten die Geschichte durch das Zusatzwissen des Lesers noch vorhersehbarer und langweiliger.
Sprachlich war zu merken, dass die Autorin durchaus versucht hat, den unterschiedlichen Wortschatz der jeweiligen Zeit zu berücksichtigen. Jedoch wirkte mir die Sprache bei Emma oft deutlich zu steif, die von Jonathan dagegen gelegentlich schon zu angepasst. Insgesamt fehlte der Geschichte für mein Gefühl die Natürlichkeit. Ein natürliches Verhalten der Figuren, auch in der Liebesgeschichte, die schnell, kitschig, aber wenig emotional verlief. Auch den Schreibstil im Allgemeinen fand ich oft zu holprig, die Handlungsführung zu vorhersehbar und die Spannungskurven durch die zu glatte, abgeklärte Ich-Erzählerin zu flach.

Fazit: Eine gute Grundidee scheitert an der Umsetzung, zumindest teilweise. „Die gestohlene Zeit“ ist vorhersehbar und hat leider keine Charaktere zu bieten, die mir im Gedächtnis bleiben werden. Mir fehlte die Natürlichkeit, die Figuren wirkten steif. Daher kann ich nur drei Sterne vergeben. Trotz interessanter Geschichte nur ein durchwachsenes Lesevergnügen.



 
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur
Erschienen: Oktober 2013
Seiten: 448
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3426513118
Preis: € [D] 12.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch
 
 





Mittwoch, 9. Oktober 2013

Rezension zu "Der Seelenfänger" von Chris Moriarty



Inhaltlich überladen, emotional leer

"Der Seelenfänger" von Chris Moriarty ist der Auftakt einer Jugendbuch-Reihe, die versucht mit Magie und einer Kriminalgeschichte das New York des frühen 20. Jahrhunderts aufleben zu lassen. Leider bleibt es bei dem Versuch…

Zum Inhalt: Sascha Kessler, ein jüdischer Junge aus einer der ärmeren Gegenden New York Citys, entdeckt im Alter von 13 Jahren, dass er Magie erkennen kann. Da diese in der Stadt verboten ist und von den Inquisitoren, einer Art Spezialabteilung der Polizei, überwacht wird, macht ihn das für die Behörde zu einem wertvollen Lehrling. Seine Anstellung beim seinem Ausbilder Wolf, einem der bekanntesten Inquisitoren, bedeutet auch für den Jungen eine große Chance. Doch gleich an seinem ersten Tag beginnt die Jagd auf einen Dibbuk, eines der gefährlichsten magischen Wesen. Ob Sascha wirklich helfen kann, diesen Fall zu lösen?

Eigentlich hat „Der Seelenfänger“ alles, was ein guter Jugendfantasy-Roman braucht. Eine gute Grundidee, ein gut gewähltes allgemeines Setting – die Ansiedlung der Handlung im New York des frühen 20. Jahrhunderts ist ungewöhnlich und nicht uninteressant. Auch die Figurenkonstellation mit dem unerfahrenen Sascha, der eigentlich aus einer der Magie nicht abgeneigten Familie stammt und plötzlich zum Inquisitor ausgebildet werden soll, an der Seite des großen, legendengleichen Inquisitors Wolf ist an sich gut gelungen. Für Sascha stellt dies nicht nur aufgrund seiner jungen Jahre und des Konfliktes zwischen den Werten seiner Familie und denen der Polizei in Bezug auf die magische Welt eine Herausforderung dar, sondern ist vor allem auch eine massive finanzielle Verbesserung und eine Absicherung für die Zukunft. Denn Saschas Familie, jüdische Einwanderer, lebt in schlichten, armen Verhältnissen – seine neue Anstellung ist der Zugang zu höheren sozialen Schichten.

Allein der der Hauptfigur steckt damit schon jede Menge Vielschichtigkeit, die nur darauf wartete, herausgekitzelt zu werden, und zusammen mit dem spannenden Plot hätte Moriartys magische Welt also zumindest von der Idee her ein richtig großer Wurf werden können, doch die enttäuschend schwache Umsetzung macht diese Aussicht leider schon nach wenigen Seiten zunichte.

Selten habe ich mich bei einem Roman so sehr über verschenktes Potenzial geärgert wie bei diesem Exemplar. Die Autorin scheint vor allem anderen beim Schreiben mit einer Priorität vorgegangen zu sein: Schnell muss es gehen! Jede Situation muss flott abgehandelt werden, teilweise fehlen gar sämtliche Übergänge. Die aufeinanderfolgenden Ereignisse werden zackig aufgelistet und anders als eine Liste liest sich der schlagartige Wechsel von einer Situation zur nächsten auch nicht. In diesem Fall hat dieses Vorgehen auch rein gar nichts mit dem Erzeugen von Spannung durch ein schnelles Erzähltempo zu tun, es wirkt stattdessen einfach nur plan- und lieblos.

Der gesamte Schreibstil macht dabei einen reichlich unsteten Eindruck. An einigen, leider im Vergleich sehr wenigen, Stellen schafft es die Autorin, ihrem Setting Leben einzuhauchen und somit das New York von vor rund 100 Jahren vor den Augen des Lesers neu entstehen zu lassen. Detaillierte Beschreibungen mit Gespür für die die Stimmung einfangenden Merkmale der Umgebung bleiben jedoch leider die Ausnahme. Trotz unheimlicher Idee und einigen nächtlichen, gruseligen Momenten hatte ich genau ein einziges Mal Gänsehaut – zu wenig, in Anbetracht der Vielzahl von Möglichkeiten, bei denen es genauso hätte sein müssen, aber einfach keinerlei Gefühlsregung zustande kam, weil die Beschreibungen zu schnell kamen und gingen und zu oberflächlich blieben.

Vor allem die Charaktere aber auch der recht komplexe Handlungsverlauf mit vielen Figuren – teilweise der historischen Realität entliehen und Rollen in der magischen Welt angepasst – leiden unter der überstürzten Erzählweise. Blasse Protagonisten wirkten austauschbar, Dialoge gestelzt und der Bösewicht ist so unübersehbar böse, dass es langweilt. Die Handlung, für ein Jugendbuch mit gerade einmal 350 Seiten tatsächlich sehr umfangreich, wirkt durch die Schnelligkeit der Erzählung oft wirr und leblos. Es fehlen einprägsame Momente, die Wirkung auf den Leser erzielen könnten, denn vor allem auf der emotionalen Seite bleibt der Roman dem Leser in vielerlei Hinsicht einiges schuldig. Man kann nicht mit den Figuren lachen, sie berühren einen nicht – ihre Schicksale lassen den Leser kalt. Vor allem diesem Punkt hätte die Autorin sprachlich viel mehr Aufmerksamkeit widmen müssen. Auch bei einem Jugendbuch reicht es nicht, herunterzurasseln, was die Protagonisten tun: Wie sie es tun ist mindestens ebenso entscheidend. Was sie dabei fühlen, wie es ihnen dabei geht, ihre Beweggründe – ein Blick hinter die Kulissen. Doch das wurde versäumt.

Fazit: Ich bin mehr als enttäuscht von „Der Seelenfänger“. Chris Moriarty hatte eine tolle Idee, verortet in einem ungewöhnlichen Setting mit großem Potenzial, aber was nützt das alles, wenn es sprachlich mager umgesetzt wird und so emotional ist wie ein Sachbuch? Kein Gefühl, teilweise wirr – so konnte kein guter Roman aus der Idee werden. Ich kann es nicht weiterempfehlen. Leider nur knappe 2 Sterne. 



Die Sascha-Kessler-Reihe
  1. "Der Seelenfänger" (Sept. 2012, englischer Originaltitel: "The Inquisitor's Apprentice")
  2. "Der Schattenjäger" (Sept. 2013, englischer Originaltitel: "The Watcher in the Shadows")

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Erschienen: September 2013
Seiten: 352
Verlag: Dressler
ISBN: 978-3-7915-1343-0
Preis: € [D] 16.95

Weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch

Freitag, 27. September 2013

Rezension zu "Grischa - Eisige Wellen" (Band 2) von Leigh Bardugo



Spannender, düsterer und unheimlicher

„Grischa – Eisige Wellen“ ist nach „Goldene Flammen“ der zweite Band einer High-Fantasy-Trilogie mit russisch angehauchter Szenerie. Die Reihe, offiziell aus dem Jugendbuchbereich aber uneingeschränkt All-Age-geeignet, wird geschrieben von der in Amerika lebenden Autorin Leigh Bardugo und konnte mich jetzt ein zweites Mal begeistern.

Zunächst ein paar Worte zum Inhalt:
Alina und Maljen sind nach ihrem Sieg über den Dunklen auf der Flucht und versuchen jenseits der Wahren See ihre Identität zu verschleiern. Denn die Unsicherheit bleibt. Sollte der Dunkle den Schattenflur überlebt haben? Selbst weit entfernt von ihrer Heimat Rawka kann sich Alina nicht sicher fühlen. Ihre Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten, denn die Gerüchte über den Dunklen nehmen zu und er könnte mächtiger sein als jemals zuvor. Rawka ist in Gefahr und Alina auch, denn um seine Pläne in die Tat umzusetzen, braucht der Dunkle ihre Kräfte….

Die „Grischa“-Trilogie hebt sich nicht nur durch die in zarten Farben gestalteten Cover von anderen Reihen im Jugendbuchbereich ab. Zunächst einmal ist sie eine der wenigen High-Fantasy-Reihen, denn unter den Jugendbüchern ist die Welt des Über- und Unnatürlichen deutlich stärker - wenn nicht gar fast ausschließlich - durch die Urban- und Contemporary-Fantasy repräsentiert, also durch ein Genre, in dem Fantasy-Elemente in unsere (in der Regel moderne) Welt eingebunden werden. In der „Grischa“-Trilogie befinden wir uns in einem Reich mit mittelalterlichen Strukturen, das nicht Teil unserer Welt ist. Was „Grischa“ jedoch auch hier aus dem üblichen High-Fantasy-Setting herausstechen lässt, sind Anlehnungen an die russische Geschichte und Sprache, die sich sowohl in der Herrschaftsform Rawkas selbst finden (es ist ein Zarenreich) als auch in zahlreichen Namen von Personen und Orten. Es handelt sich also zwar um High-Fantasy, dennoch gibt es aber Wiedererkennungspunkte mit einer historischen, russisch beeinflussten Welt, was ich als Grundkonzept auch beim zweiten Band sehr gelungen und immer wieder spannend finde.

Auch durch den sprachlich sehr gelungenen Aufbau der Reihe schafft die Autorin es, sich von der Masse abzuheben. So beginnt und endet auch der zweite Band, wie schon der erste, mit einem Prolog und einem Epilog, die in einem neutralen, fast märchenhaften Stil gehalten werden und ganz distanziert von einem Jungen und einem Mädchen erzählen. Diese Kapitel runden den Roman ab und sorgen sowohl am Anfang wie auch am Ende für eine besondere Atmosphäre, die dazwischen von Alina als starker Ich-Erzählerin aufgenommen wird. Diese kleinen Elemente, die Berührungspunkte zu einem russischen Zarenreich oder die ungewöhnlichen Kapitel im Märchenstil, sind das, was „Grischa“ als Reihe zu etwas Besonderem macht, und zusammen mit einer sehr erwachsenen Sprache, gespickt mit eindrucksvollen Beschreibungen in bildgewaltigen Momenten, wird „Grischa“ dadurch auch für Fantasy-Fans jeden Alters zum absoluten Lesevergnügen.

Dennoch kann ich nicht abstreiten, dass ich mit einer gewissen Skepsis an die Fortsetzung herangegangen bin. „Goldene Flammen“ ließ sicherlich einige Fragen offen, war aber insgesamt mit seinem offenen Ende sehr rund und hätte wundervoll als Einzelband funktionieren können. Musste die Frage nach dem Schicksal des Dunklen also wirklich noch einmal aufgerollt werden? Sie musste vielleicht nicht, aber ich bin froh, dass Bardugo es getan hat. Was ich im ersten Band noch kritisiert hatte – mein einziger Kritikpunkt in einem ansonsten nahezu perfekten Roman - , war die teilweise etwas unvollständige Versorgung des Lesers bezüglich der Informationen über die Magie und Struktur der Grischa als Gemeinschaft verschiedener Orden mit mannigfaltigen Eigenschaften und Kombinationen von Aufgaben und Farbcodes, die zu überblicken für mich als Leser schwierig war. Davon ist in „Eisige Wellen“ kaum noch etwas zu spüren, was zum Einen auch daran liegen mag, dass das Leben im Kleinen Palast unter den Grischa nicht mehr die größte Rolle spielt, allerdings taucht die Autorin auch noch einmal viel tiefer in die Welt Rawkas ein. 

Alina und Maljen bereisen viele Orte und treffen auf magische Wesen und politische Intrigen. An wessen Seite das alles passiert, soll hier nicht näher beschrieben werden, denn sowohl die Rolle des Dunklen als auch die weiterer Personen ist ein unverzichtbarer Teil des Spannungsaufbaus innerhalb der Geschichte. Nur so viel sei verraten: Der Dunkle macht seinem Namen noch einmal alle Ehre. Unheimlicherer, düsterer und erschreckender war „Grischa“ bisher nie. Ansonsten geht es um Politik, religiöse Kulte, die Macht im Zarenreich und die Herrschaft über die Grischa im Kleinen Palast. Die wunderschöne, zarte Liebesgeschichte zwischen Alina und Maljen wird konfliktreicher werden und leiden – gleich an mehreren Stellen geht diese Fortsetzung emotional gewaltig unter die Haut.

Insgesamt machen die Charaktere einen sehr ausgereiften Eindruck und sind für ein Jugendbuch in ihrem Verhalten bereits sehr Erwachsen. Niemand, der sich nicht mehr zu den Teens zählen kann, sollte aufgrund der Altersempfehlung „ab 14 Jahren“ davor zurückschrecken, dieses Buch in die Hand zu nehmen, denn strenge Differenzierungen zwischen der Eignung für Jugendliche oder Erwachsene müssen gerade bei dieser Trilogie aufgrund der exzellenten Sprache und der Vielschichtigkeit der Charaktere an sich nicht gezogen werden.
Was den Spannungsverlauf angeht, so steigert sich „Eisige Wellen“ mit jeder Seite und gipfelt in einem unglaublichen Finale, das beinahe atemlos werden lässt. Mit großer Spannung erwarte ich jetzt den dritten Band, denn am Ende des zweiten ist es nicht mehr wie nach dem ersten Band: Hier muss definitiv noch eine Geschichte zu Ende erzählt werden.

Fazit: „Eisige Wellen“ kann sich im Vergleich zu seinem Vorgänger „Goldene Flammen“ noch einmal steigern. Es wird spannender, düsterer und unheimlicher. Insgesamt ist „Grischa“ eine Trilogie, die sich sowohl durch die Reife ihrer Charaktere wie auch durch stilistische, sprachliche Elemente und den Aufbau ihrer Welt als High-Fantasy mit Berührungspunkten zum historischen russischen Zarenreich deutlich von anderen abhebt. Sehr empfehlenswert. 5 Sterne 




Die Grischa-Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Goldene Flammen" (Sep. 2012, englischer Originaltitel: "Shadow and Bone")
  2. "Eisige Wellen" (Juli 2013, englischer Originaltitel: "Siege and Storm")
  3. noch nicht bekannt (englischer Originaltitel: "Ruin and Rising", vorraussichtlich Juni 2014)

  • In Großbritannien wurde der erste Band der Grischa-Trilogie unter dem Titel "The Gathering Dark" veröffentlicht.

Zusätzliche Märchen


Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Erschienen: Juli 2013
Seiten: 384
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3551582966
Preis: € [D] 18.90


Freitag, 6. September 2013

Rezension zu "Soul Beach - Frostiges Paradies" von Kate Harrison



Ein virtueller Blick ins Reich der Toten

„Soul Beach – Frostiges Paradies“ von Kate Harrison ist der erste Band einer Trilogie und besticht abgesehen von seinem auffälligen Äußerem – einem matten pink-schwarzen Cover und einer schwarz gefärbten Schnittfläche der Seiten – mit einer spannenden Grundidee, die das Paranormale mit der modernen Welt des Internets verbindet.

Inhalt: Alice trauert um ihre tote Schwester Meggie, die vor Monaten einem immer noch ungeklärten Mord zum Opfer fiel. Zuerst glaubt sie an einen üblen Streich, als sie eines Tages eine E-Mail erhält, in der sie in Meggies Namen auf eine Internetseite namens „Soul Beach“ eingeladen wird. Doch es ist kein Streich, Meggie und viele andere jung verstorbene Menschen leben dort, an einem virtuellen Traumstrand, der auch Alice in seinen Bann zieht. Aber warum sind all die jungen Menschen dort? Ist dieser wunderschöne Strand das Paradies? Je häufiger Alice ihre Schwester besucht, desto unsicherer wird sie…

Die Grundidee dieser Trilogie fand ich eigentlich faszinierend. Dennoch ist mir bereits der Einstieg in die Geschichte schwer gefallen, denn die Autorin schafft es nicht recht, ihre Welt auch stimmig erscheinen zu lassen, was für mich der größte aller Kritikpunkte ist.
Alice besucht den „Soul Beach“ über ihren Computer, er ist eine Seite im Internet, auf der sie sich einloggt und die sie dann von ihrem Stuhl in ihrem Zimmer durch einen Bildschirm beobachtet. Doch das scheint die Autorin immer wieder zu vergessen – sie musste nicht nur mich ständig dran erinnern, es schien mir auch, als würde sie sich selbst immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Denn sie beschreibt den Soul Beach so, als wäre Alice wirklich dort. Beschreibt Brisen, die Alice auf der Haut spürt, beschreibt den Sand unter Alice Füßen, beschreibt Gerüche, die Alice wahrnimmt – und weist dann direkt im nächsten Satz darauf hin, dass all diese Sinneseindrücke natürlich nur „virtuell“ vorhanden seien. Aber wie? Wie riecht man virtuell, wie spürt man einen virtuellen Luftzug? Hätte die Autorin diesen überhaupt beschreiben dürfen? Eigentlich nicht, denn Alice betritt diesen Strand nie wirklich, sie sitzt in ihrem Zimmer. Wie soll das funktionieren, wie stellt sich die Autorin diese Welt vor? Das Traurige ist, ich habe 350 Seiten gelesen und habe nicht die geringste Ahnung. Und die kleinen Hinweise auf die Virtualität zwischendurch, nach fast jedem Sinneseindruck der eigentlich nicht hätte sein dürfen, haben bei mir den Eindruck erweckt, dass es der Autorin selbst kaum anders erging.

Das Grundgerüst der Geschichte funktioniert an sich leider schon einmal nicht. Die Autorin hätte in meinen Augen sehr viel mehr Magie zulassen müssen. Hätte Alice zum Beispiel von ihrem Schreibtischstuhl an den Strand zaubern müssen. Aber das tut sie nicht und deswegen kollidieren ihre Beschreibungen mit der Realität und bilden unüberwindbare Brüche in der Logik, die bei einem guten Fantasy-Roman eigentlich nicht vorkommen dürfen.

Auch der Handlungsverlauf holpert ein wenig. Zunächst baut sich die große Spannung eigentlich dadurch auf, dass Alice in ihren Treffen mit Meggie eine neue Chance sieht, den Mörder ihrer Schwester endlich zu finden. Dass eine 16-jährige Londonerin meint, den Mord, an dessen Aufklärung die Polizei seit Monaten verzweifelt, auf eigene Faust lösen zu können, ist dabei vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber trotz alledem ist es spannend, zumal der Mörder in einigen gruseligen, kurzen und durch eine andere Schriftart hervorgehobenen Kapiteln seine Tat aus seiner Sicht schildert und dabei auch in Bezug auf Alice immer bedrohlicher erscheint.

Doch Alice selbst schwenkt zwischendurch um. Zwar bleibt der Mord an ihrer Schwester das übergeordnete Thema des Buches, doch in diesem ersten Band widmet sie sich plötzlich deutlich mehr der Aufklärung eines anderen Todes. Dieser Umschwung von einem Interesse zum nächsten ging dabei so schnell, dass mich beim zweiten Fall die Spannung nicht mehr recht packen wollte – ich war doch noch dabei zu grübeln, wer wohl Meggies Mörder sein könnte, eine Frage, von der ich nun vermute, dass sie sich über die gesamte Trilogie ziehen wird, während Alice sich noch einigen anderen armen Seelen des Soul Beachs widmen und ihre völlig unglaubwürdige Liebesgeschichte auskosten wird.

Wie diese Liebesgeschichte funktionieren kann, kann die Autorin leider ebenso wenig erklären, wie sie ihre paranormale Welt der Toten erklären kann. Zusätzlich dazu ist es kitschig und vorherzusehen – ach ja, und die ebenfalls gutaussehende und reiche Ergänzung zur obligatorischen Dreiecksbeziehung steht auch schon in den Startlöchern. Das erschien mir alles in allem doch ein wenig plump, obwohl die Charaktere jeder für sich sympathisch und/oder interessant und vielschichtig sind.

Auch im Gesamten betrachtet ist „Soul Beach“ an sich kein schlechtes Buch. Es ist spannend, es unterhält gut und der Schreibstil ist zwar nicht außergewöhnlich, aber flüssig zu lesen, sodass die Geschichte, die zudem einige wirkliche Gänsehautmomente zu bieten hat, schon zu einem kurzweiligen Vergnügen wurde, aus dem ich aber durch all die kleinen und größeren Logiklücken immer wieder hinausgerissen wurde. Insgesamt kann ich der Geschichte eine ordentliche Spannung und eine gewisse Sogwirkung allerdings nicht absprechen. Das Ende war dann aber leider wieder eher durch Kitsch und noch größere Logikfehler gekennzeichnet und konnte mich gar nicht mehr überzeugen.

Fazit: „Soul Beach – Frostiges Paradies“ ist ein zweischneidiges Schwert. Die Grundidee ist sehr interessant, die Umsetzung weist aber zu viele logische Fehler auf. Die Handlung ist sehr spannend, verliert aber den Fokus und wechselt zu schnell auf ein neues Kernthema. Die Charaktere sind sympathisch, die Liebesgeschichte überzeugt aber nicht. Insgesamt hinterlässt dieser Trilogie-Auftakt einen durchwachsenen Eindruck. Ich vergebe 3 Sterne. 



 Die "Soul Beach"-Trilogie (mit Links zu Amazon)
  1. "Frostiges Paradies" (Juni 2013, englischer Originaltitel "Soul Beach")
  2. noch nicht bekannt (englischer Originaltitel "Soul Fire")
  3. noch nicht bekannt (englischer Originaltitel "Soul Storm")

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 352
Verlag: Loewe
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
ISBN: 978-3785573860
Preis: € [D] 17.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

 

Samstag, 31. August 2013

Rezension zu "Verfolgt im Mondlicht" von C.C. Hunter (Shadow Falls Camp 4)



Von Chamäleons und Eidechsen

„Verfolgt im Mondlicht“ von C.C. Hunter ist der vierte und damit vorletzte Band der „Shadow Falls Camp“-Reihe, in der es um ein Feriencamp für übernatürliche Jugendliche und die 16-jährige Kylie, eine Übernatürliche mit ungewöhnlichen Fähigkeiten, geht.
 
Inhaltlich dreht sich dieses Mal alles um Kylies am Ende des letzten Bandes aufgedeckte Identität – ein Chamäleon soll sie sein. Doch was ist ein Chamäleon? Und was sind das für flüsternde Stimmen, die sie aus dem Wald zu rufen scheinen? Während ein neuer Geist zeigt, der Kylie auf die Spur eines Mordes bringt, muss sie sich langsam fragen, ob Shadow Falls Camp der richtige Ort für eine Übernatürliche wie sie ist…
 
Bisher war die „Shadow Falls Camp“-Reihe für mich ein einziges Auf und Ab. Den ersten Band, „Geboren um Mitternacht“, fand ich trotz der sich bereits dort andeutenden, schier unerträglichen Naivität und Ich-Bezogenheit der Protagonistin Kylie noch wirklich gut, was wohl hauptsächlich an der interessanten Idee einer Übernatürlichen mit nicht zuzuordnenden Fähigkeiten gelegen haben muss. Der zweite Band, „Erwacht im Morgengrauen“, war dann die große Enttäuschung. Eine haarsträubende Dreiecksbeziehung, eine Protagonistin, die sich ständig vom Wesentlichen ablenken lässt und eine kaum vorhandene Handlung machten die Fortsetzung für mich zur Qual. Nachdem der mit viel Mut dennoch begonnene dritte Band, „Entführt in der Dämmerung“, mich mit mehr Spannung und weniger Liebeschaos wieder versöhnlicher gestimmt hatte, ging ich dann recht motiviert an diesen vierten Band heran. Vielleicht war der zweite Band ja ein Ausrutscher, dem nun bis zum Ende eine spannende Geschichte auf solidem, wenn auch nicht überragendem, Niveau folgen würde? Leider habe ich mich in diesem Punkt geirrt. Das Auf und Ab setzte sich fort und, während der dritte Band wieder ein leichter Lichtblick war, fehlen mir für diesen zusammengeschusterten vierten Band beinahe die Worte.

Ich denke unter gewissen Voraussetzungen, die mir offenbar nicht liegen, kann man diesen „Shadow Falls Camp“-Band ganz gut lesen: Wenn man einfach die eigenen grauen Zellen vollständig abschaltet, bloß nicht über das Gelesene nachdenkt und erst recht niemals auch nur irgendeine Aussage hinterfragt. Denn die Figuren, allen voran die Hauptprotagonistin Kylie, haben bis auf wenige Ausnahmen in etwa einen Intelligenzquotienten auf dem Niveau von Toastbrot und auf dieser Basis führen sie auch ihre Unterhaltungen und Recherchen durch. So bin ich ziemlich sicher, dass jede/r Leser/in über 14 Jahren, also aus genau der Altersgruppe, auf die diese Reihe ausgelegt ist, ganz schnell den Zusammenhang zwischen Kylies Fähigkeiten, ihrem Gehirnmuster und der Bezeichnung „Chamäleon“ im Kopf hat – aber Kylie und ihre Mit-Camper nicht. 

Sie diskutieren zunächst lieber über zwei Dinge, nämlich erstens ständig darüber, dass das alles gar nicht sein kann (obwohl es nachweislich so ist) und zweitens darüber, was es wohl bedeutet, dass Kylie eine Eidechse ist. Hallo? Eine Eidechse? Wer denkt denn bei Chamäleons an Eidechsen? Hat ein Chamäleon nicht viel näherliegende, sofort ins Auge fallende Eigenschaften, die man vielleicht auf Kylie übertragen könnte? Die Autorin versucht aus Kylies Identität auf eine so hanebüchene Weise ein Geheimnis zu konstruieren und dieses aufrecht zu erhalten, solange es irgendwie möglich ist, selbst wenn sie dazu ihren Protagonisten jegliche Intelligenz nehmen und den Leser nervlich in den Wahnsinn treiben muss.

Das Gleiche gilt für die Liebesgeschichte. Daran ist nichts mehr romantisch, sie tritt einfach nur noch auf der Stelle und es ist fast grotesk, wie Lucas und Derek jedes Mal nacheinander abgespult werden. Ein entscheidendes Ziel der Autorin scheint auch hier zu sein, diesen Dreieckskampf um jeden Preis bis zum letzten Band der Reihe zu schleifen, auch wenn das Stillstand und Wiederholungen bedeutet.

Nebenbei: Das macht sie auch mit allen anderen Figuren. Selbst, wenn sie für den aktuellen Handlungsstrang kaum Bedeutung haben und es keine Neuigkeiten zu diskutieren gibt, werden wie in Dauerschleife Gesprächsrunden immer wieder abgespielt. Kylie redet erst mit Holiday, dann mit Burnett, dann mit Della und Miranda, dann mit Derek und Lucas. Zwischendurch grätschen mal die Eltern ins Geschehen oder die Reihenfolge ändert sich leicht, aber – und das ist das Entscheidende – schnell stellt sich das Gefühl ein, dass niemals, wirklich niemals, etwas wichtiges passiert, was die Handlung voranbringen könnte, bevor nicht die gesamte langweilige Gesprächspalette durchgespielt wurde. Nach einem wichtigen Ereignis beginnt sie dann natürlich wieder von vorn.

Was bei diesen Gesprächsrunden bezeichnend ist, ist leider auch, dass sie sich hauptsächlich um Nebensächlichkeiten drehen. In stetigen Abständen taucht, wie schon in vorangegangenen Bänden, ein Geist auf und verbreitet ein bisschen Panik, bringt Kylie auf die Spur eines Mordes, kann sich dann aber wieder nicht deutlich ausdrücken – und, dass die viel beschäftigte Kylie sich jetzt selbst in Recherchen stürzen würde, kann doch nun niemand ernsthaft erwarten. Es geht ja nur um einen Serienmörder, der möglicherweise noch andere bedroht. In Kylies Welt ist das wohl absolut nicht wichtig genug und das hat mich teilweise wirklich rasend gemacht.
 
Welche übernatürliche Kraft auch immer die Geister schickt, um Botschaften zu überbringen, sie sollte das lassen. Die Geister rücken nicht mit der Sprache raus, sondern verschwinden lieber wieder, und die Geisterseherin ist leider viel zu sehr mit sich selbst, ihrem Liebesleben, dem Liebesleben ihrer Camp-Leiterin, dem Liebesleben ihrer Freundinnen, dem Liebesleben ihrer Eltern und vielen anderen Dingen, die hauptsächlich sie selbst betreffen, beschäftigt, plaudert zwar ständig mit jedem, vergisst aber entweder die richtigen Fragen zu stellen oder beschließt gleich ihren Freunden und Verbündeten, warum auch immer, auf keinen Fall zu vertrauen, erzählt ihnen nichts, kümmert sich selbst aber auch nicht drum. Wen wundert es also, dass diese dermaßen aufgebauschte Handlung mit dem Geist und der Suche nach dem Mörder letztendlich vollkommen irrelevant war und innerhalb weniger Seiten ohne jede Substanz abgehandelt wurde. Das Ende dieses vierten Bandes als eine Enttäuschung zu bezeichnen, ist noch freundlich ausgedrückt.
 
Leider fragt man sich mit der Zeit auch, was die Camp-Bewohner überhaupt machen. Zwischenzeitlich scheint die Autorin nämlich vergessen zu haben, dass die Jugendlichen dort am Anfang doch mal ein gewisses Tagesprogramm hätten haben sollen. Davon findet praktisch gar nichts statt. Deswegen kann ich auch nicht so genau sagen, womit unser Naivchen und Dummchen Kylie ihre Zeit so sehr vergeudet, dass es ihr nicht möglich ist, sich um wichtiges zu kümmern – wahrscheinlich mit Umarmungen und Plaudereien über ihr Beziehungsleben. Und sie jammert gerne. Ist auch schlimm, etwas ganz Besonderes zu sein, anscheinend einfach alles zu können, was in der übernatürlichen Welt möglich erscheint, beliebt zu sein und gleich zwei Traumtypen zur Auswahl zu haben. Schlimme Sache. Arme Kylie.

Sprachlich kann ich dieser Jugendbuchreihe leider nicht das geringste Lob aussprechen. In freundlichen Worten würde ich den Schreibstil als unspektakulär bezeichnen, in weniger freundlichen als zu kindlich und langweilig. Diesem Band fehlt jede Spannung und jeder Biss, zwischendurch kann man mal Schmunzeln, das war es aber auch schon. Die Handlung wirkt unausgeglichen und wenig rund, was sich an einem schnell abgehandelten Ende deutlich festmachen lassen kann. Was mich mitunter am meisten ärgert, ist, dass mich der schwache vierte Band vor eine schwierige Entscheidung stellt: Das Finale dennoch lesen oder die Reihe wirklich nach dem vorletzten Band abbrechen? Da bin ich noch unentschlossen, denn beides widerstrebt mir im Augenblick sehr.

Fazit: Ich bin mehr als enttäuscht über die Entwicklung dieser Reihe. Die Handlung findet keinen roten Faden, das meiste wirkt in die Länge gezogen, die Protagonisten verhalten sich oft unlogisch und – ich kann es nicht anders sagen – dumm. Spannung kommt kaum auf. Ich vergebe sehr knappe zwei Sterne.



Die "Shadow Falls Camp"-Reihe (mit Links zu Amazon):
  1. "Geboren um Mitternacht" (Juni 2012, englische Originalausgabe "Born at Midnight") - meine Rezension
  2. "Erwacht im Morgengrauen" (Dez. 2012, englische Originalausgabe "Awake at Dawn") - meine Rezension
  3. "Entführt in der Dämmerung" (März 2013, englische Originalausgabe "Taken at Dusk") - meine Rezension
  4. "Verfolgt im Mondlicht" (Juli 2013, englische Originalausgabe "Whispers at Moonrise")
  5. "Erwählt in tiefster Nacht" (Erscheinungsdatum noch unbekannt, englische Originalausgabe "Chosen at Nightfall")

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur
Seiten: 560
Verlag :Fischer FJB
ISBN: 978-3-8414-2156-2
Preis: € [D] 14.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch