Geister-Horror mit verschenktem Potential
„The Legion – Der Kreis der Fünf“ ist der Auftakt einer neuen
Horror-beeinflussten Fantasy-Reihe von Kami Garcia, einer der beiden
Autorinnen der „Beautiful Creatures“-Serie (deutsche Ausgabe: „Sixteen Moons“). Das düstere Cover und die ersten Eindrücke dieser neuen
Jugendbuchreihe versprachen eindeutig: Geister, Grusel, Gänsehaut –
konnte der Auftakt diesen Erwartungen gerecht werden?
Zunächst zum Inhalt:
Kennedys Mutter verstirbt überraschend. Ihr Vater hat die Familie schon
vor Jahren verlassen. Kennedy, die nicht bei ihrer Tante leben will,
bleibt nur der Weg ins Internat, doch in der letzten Nacht in ihrem
Elternhaus kommt alles anders. Die Welt der Dämonen und Geister bricht
über Kennedy herein – die Zwillinge Jared und Lukas können sie gerade
noch retten.
Von ihnen erfährt sie, dass ihre Mutter Teil eines
fünfköpfigen Geheimbundes war, deren Mitglieder alle in derselben Nacht
getötet wurden. Jared, Lukas, Kennedy und zwei weitere Jugendliche
müssen nun ihren Platz einnehmen und die Erde gegen dunkle Mächte
verteidigen. Eine mächtige, aber verborgene Waffe könnte ihnen dabei
helfen…
Die Grundidee klingt wie eine Mischung aus
„Supernatural“ und einem Dan-Brown-Verschwörungs-Roman. Geisterjäger
eines eingeschworenem Geheimbundes, dessen Mitglieder sich mit allerhand
Regeln seit Generationen sogar vor sich selbst versteckten, sind auf
der Mission, die Welt zu retten. Die fünf Jugendlichen sind seit
längerer Zeit die ersten, die wieder als Gruppe, als vollständige
„Legion“, gegen die bösen Kräfte in den Kampf ziehen. Leider hat dieser
Reihenauftakt viel Potential dadurch verschenkt, dass vieles zu kurz, zu
knapp, zu schnell und ohne erkennbare Liebe zum Detail erzählt wurde.
So
wirkt die Handlung vor allem während der ersten zwei Drittel, als wäre
sie nach einem festen, eintönigen, wiederkehrenden Muster konstruiert
worden. Die Suche nach der Waffe steht ab der Zusammenkunft der fünf
Jugendlichen im Zentrum der Handlung – die Ideen und Anhaltspunkte dazu
werden rasch entdeckt – präziser ausgedrückt könnte man auch sagen: Sie
kommen aus dem Nichts. Die fixe Idee wird dann ebenso fix, das heißt
ohne nennenswerte Vorbereitung, umgesetzt, die Suche an dem vorher durch
recht fadenscheinige Schlussfolgerungen ermittelten Ort beginnt.
Der
obligatorische Geist gehört ebenfalls zum festgelegten Schema wie ein
nachfolgendes Hormon-Drama von Kennedy: Erst ein bisschen
Dreiecksgeschichte mit den Zwillingen Jared und Lukas, denn ausgeprägte
Selbstzweifel und ein wenig Leugnen der eigenen Daseinsberechtigung in
der Gruppe der Super-Geisterkiller-Teenager. Womit Kennedy, die als
einzige fast ausschließlich durch Nicht-Wissen und Glückstreffer glänzt,
während die anderen eine deutlich umfassendere Ausbildung genossen
haben, möglicherweise nicht einmal Unrecht hat. Anstrengend war es
dennoch allemal.
Zur Abrundung gehört noch der
klischeehafte, allseits bekannte und nirgends beliebte „Am besten wir
trennen uns, dann sind wir schneller!“-Horrorfilm-Unsinn zum
Wiederholungsschema des Romans. War das jemals eine gute Idee? Wird das
jemals eine gute Idee sein? NEIN! Und es bei jedem Eintreten in ein
gruseliges, verlassenes Geisterhaus zu wiederholen, obwohl sie alle Zeit
der Welt hätten, es also keinen logischen Grund gibt sich zu trennen,
und es schon beim letzten Mal keine brillante Idee war, lässt die
Figuren auch nicht gerade intelligent wirken. Außerdem weckt es den
Frust in mir als Leser und die kleine sarkastische Stimme, die im
Kopfkino dazwischen ruft: „Super Idee – ihr Trottel!“.
Ein
letzter Kritikpunkt bei diesem Reihenauftakt ist die Kürze
beziehungsweise die Undifferenziertheit, zu der die knappe Seitenzahl
von gerade einmal 330 bei gleichzeitig großzügig bedruckter Seiten und
inhaltlich mit reichlichen Ereignissen gefüllter Handlung führt. Dazu
zählt sicher auch der festgefahrene Handlungsverlauf ohne erkennbar
stimmige Übergänge, aber auch die Charaktere sind betroffen. So lassen
sich vor allem die Zwillinge Jared und Lukas zunächst kaum
unterscheiden, ihr Auftreten scheint beliebig. Dass Kennedy sie dennoch
schon nach kurzer Zeit als völlig unterschiedlich charakterisieren kann,
irritierte eher – aus der Geschichte heraus verhielten sie sich in
meinen Augen viel zu ähnlich. So können die Charaktere, obwohl an sich
abwechslungsreich und unterschiedlich, den Leser nicht erreichen, denn
der Roman bietet ihnen leider kaum Raum, ihre Persönlichkeit zu
entwickeln und ihre Besonderheiten herauszustellen.
Jetzt
zum Positiven: Die Spannung steigert sich. Während die schematisch
ablaufende Handlung zunächst trotz Gänsehaut-Momenten und unter die Haut
gehenden Beschreibung durch ihren abwechslungsarmen Verlauf inklusive
frustrierend dümmlicher Charaktere langweilte, steigert sie sich im
letzten Drittel zunehmend und gipfelt in einem wirklich gewaltigen,
gruseligen, atemberaubenden Finale, das Schwächen vom Anfang
auszugleichen versteht und mit der Zeit auch die Charaktere ausgefeilter
erscheinen lässt. Für diesen ersten Band kam die positive Entwicklung
leider etwas spät, doch es macht zumindest Hoffnung für die Fortsetzung,
in der abgesehen von den schon recht gruseligen aber doch nicht
wirklich beeindruckenden Geistern hoffentlich dann auch in Sachen
dämonischer Gegner noch nachgelegt wird.
Fazit:
„The Legion – Der Kreis der Fünf“ ist ein Horror-Fantasy-Auftakt aus
dem Jugendbuchbereich, der im Bezug auf Gänsehaut-Momente schon einiges
zu bieten hat. Wer allerdings Wert legt auf eine sich logisch aufbauende
Handlung mit stimmigen Entwicklungen und durchdachten Charakteren, wird
hier möglicherweise nicht völlig zufriedengestellt. Dazu verläuft die
Geschichte in zu festgefahrenen Mustern und bleibt durch die Kürze des
Romans oft undifferenziert. Das Finale entschädigt allerdings und macht
Hoffnung, dass die Reihe in den Folgebänden ihr Potential noch besser
ausschöpfen kann. Ich vergebe gute drei Sterne.
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden
Erschienen: Oktober 2013
Originaltitel: Unbreakable
Seiten: 336
Verlag: cbt
ISBN: 978-3-570-16270-5
Preis: € [D] 16.99
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
klingt an und für sich nicht schlecht, aber das werde ich mir wohl nochmal überlegen, ob ich das dann wirklich lese
AntwortenLöschenBeim Lesen von The Legion hatte ich die selben Kritikpunkte wie du bemerkt :/ Es kam mir alles ein bisschen zu konstruiert rüber, weil alles einfach so wie du schon gesagt hast aus dem Nichts kommt.
AntwortenLöschenDie Charaktere mochte ich auch nicht wirklich, nur Priest und Alara.
Ich bin mir noch ziemlich unsicher ob ich fir Fortsetzung überhaupt lesen werde..
*die Fortsetzung meine ich natürlich :D
LöschenIch hatte das Buch die ganze Zeit als "vielleicht" auf meiner Wunschliste, aber nach dieser Rezension rutscht es jetzt erst mal ganz nach hinten und bringt diesem Seitenlangen Dokument ein bisschen Erleichterung. Danke dafür ;-)
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