Mittwoch, 2. April 2014

Rezension zu "The Legion - Der Kreis der Fünf" von Kami Garcia



Geister-Horror mit verschenktem Potential

The Legion – Der Kreis der Fünf“ ist der Auftakt einer neuen Horror-beeinflussten Fantasy-Reihe von Kami Garcia, einer der beiden Autorinnen der „Beautiful Creatures“-Serie (deutsche Ausgabe: „Sixteen Moons“). Das düstere Cover und die ersten Eindrücke dieser neuen Jugendbuchreihe versprachen eindeutig: Geister, Grusel, Gänsehaut – konnte der Auftakt diesen Erwartungen gerecht werden?

Zunächst zum Inhalt: Kennedys Mutter verstirbt überraschend. Ihr Vater hat die Familie schon vor Jahren verlassen. Kennedy, die nicht bei ihrer Tante leben will, bleibt nur der Weg ins Internat, doch in der letzten Nacht in ihrem Elternhaus kommt alles anders. Die Welt der Dämonen und Geister bricht über Kennedy herein – die Zwillinge Jared und Lukas können sie gerade noch retten.
Von ihnen erfährt sie, dass ihre Mutter Teil eines fünfköpfigen Geheimbundes war, deren Mitglieder alle in derselben Nacht getötet wurden. Jared, Lukas, Kennedy und zwei weitere Jugendliche müssen nun ihren Platz einnehmen und die Erde gegen dunkle Mächte verteidigen. Eine mächtige, aber verborgene Waffe könnte ihnen dabei helfen…

Die Grundidee klingt wie eine Mischung aus „Supernatural“ und einem Dan-Brown-Verschwörungs-Roman. Geisterjäger eines eingeschworenem Geheimbundes, dessen Mitglieder sich mit allerhand Regeln seit Generationen sogar vor sich selbst versteckten, sind auf der Mission, die Welt zu retten. Die fünf Jugendlichen sind seit längerer Zeit die ersten, die wieder als Gruppe, als vollständige „Legion“, gegen die bösen Kräfte in den Kampf ziehen. Leider hat dieser Reihenauftakt viel Potential dadurch verschenkt, dass vieles zu kurz, zu knapp, zu schnell und ohne erkennbare Liebe zum Detail erzählt wurde.

So wirkt die Handlung vor allem während der ersten zwei Drittel, als wäre sie nach einem festen, eintönigen, wiederkehrenden Muster konstruiert worden. Die Suche nach der Waffe steht ab der Zusammenkunft der fünf Jugendlichen im Zentrum der Handlung – die Ideen und Anhaltspunkte dazu werden rasch entdeckt – präziser ausgedrückt könnte man auch sagen: Sie kommen aus dem Nichts. Die fixe Idee wird dann ebenso fix, das heißt ohne nennenswerte Vorbereitung, umgesetzt, die Suche an dem vorher durch recht fadenscheinige Schlussfolgerungen ermittelten Ort beginnt.
Der obligatorische Geist gehört ebenfalls zum festgelegten Schema wie ein nachfolgendes Hormon-Drama von Kennedy: Erst ein bisschen Dreiecksgeschichte mit den Zwillingen Jared und Lukas, denn ausgeprägte Selbstzweifel und ein wenig Leugnen der eigenen Daseinsberechtigung in der Gruppe der Super-Geisterkiller-Teenager. Womit Kennedy, die als einzige fast ausschließlich durch Nicht-Wissen und Glückstreffer glänzt, während  die anderen eine deutlich umfassendere Ausbildung genossen haben, möglicherweise nicht einmal Unrecht hat. Anstrengend war es dennoch allemal.

Zur Abrundung gehört noch der klischeehafte, allseits bekannte und nirgends beliebte „Am besten wir trennen uns, dann sind wir schneller!“-Horrorfilm-Unsinn zum Wiederholungsschema des Romans. War das jemals eine gute Idee? Wird das jemals eine gute Idee sein? NEIN! Und es bei jedem Eintreten in ein gruseliges, verlassenes Geisterhaus zu wiederholen, obwohl sie alle Zeit der Welt hätten, es also keinen logischen Grund gibt sich zu trennen, und es schon beim letzten Mal keine brillante Idee war, lässt die Figuren auch nicht gerade intelligent wirken. Außerdem weckt es den Frust in mir als Leser und die kleine sarkastische Stimme, die im Kopfkino dazwischen ruft: „Super Idee – ihr Trottel!“.

Ein letzter Kritikpunkt bei diesem Reihenauftakt ist die Kürze beziehungsweise die Undifferenziertheit, zu der die knappe Seitenzahl von gerade einmal 330 bei gleichzeitig großzügig bedruckter Seiten und inhaltlich mit reichlichen Ereignissen gefüllter Handlung führt. Dazu zählt sicher auch der festgefahrene Handlungsverlauf ohne erkennbar stimmige Übergänge, aber auch die Charaktere sind betroffen. So lassen sich vor allem die Zwillinge Jared und Lukas zunächst kaum unterscheiden, ihr Auftreten scheint beliebig. Dass Kennedy sie dennoch schon nach kurzer Zeit als völlig unterschiedlich charakterisieren kann, irritierte eher – aus der Geschichte heraus verhielten sie sich in meinen Augen viel zu ähnlich. So können die Charaktere, obwohl an sich abwechslungsreich und unterschiedlich, den Leser nicht erreichen, denn der Roman bietet ihnen leider kaum Raum, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und ihre Besonderheiten herauszustellen.

Jetzt zum Positiven: Die Spannung steigert sich. Während die schematisch ablaufende Handlung zunächst trotz Gänsehaut-Momenten und unter die Haut gehenden Beschreibung durch ihren abwechslungsarmen Verlauf inklusive frustrierend dümmlicher Charaktere langweilte, steigert sie sich im letzten Drittel zunehmend und gipfelt in einem wirklich gewaltigen, gruseligen, atemberaubenden Finale, das Schwächen vom Anfang auszugleichen versteht und mit der Zeit auch die Charaktere ausgefeilter erscheinen lässt. Für diesen ersten Band kam die positive Entwicklung leider etwas spät, doch es macht zumindest Hoffnung für die Fortsetzung, in der abgesehen von den schon recht gruseligen aber doch nicht wirklich beeindruckenden Geistern hoffentlich dann auch in Sachen dämonischer Gegner noch nachgelegt wird.

Fazit: „The Legion – Der Kreis der Fünf“ ist ein Horror-Fantasy-Auftakt aus dem Jugendbuchbereich, der im Bezug auf Gänsehaut-Momente schon einiges zu bieten hat. Wer allerdings Wert legt auf eine sich logisch aufbauende Handlung mit stimmigen Entwicklungen und durchdachten Charakteren, wird hier möglicherweise nicht völlig zufriedengestellt. Dazu verläuft die Geschichte in zu festgefahrenen Mustern und bleibt durch die Kürze des Romans oft undifferenziert. Das Finale entschädigt allerdings und macht Hoffnung, dass die Reihe in den Folgebänden ihr Potential noch besser ausschöpfen kann. Ich vergebe gute drei Sterne.




Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden
Erschienen: Oktober 2013
Originaltitel: Unbreakable
Seiten: 336
Verlag: cbt
ISBN: 978-3-570-16270-5
Preis: € [D] 16.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

4 Kommentare:

  1. klingt an und für sich nicht schlecht, aber das werde ich mir wohl nochmal überlegen, ob ich das dann wirklich lese

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  2. Beim Lesen von The Legion hatte ich die selben Kritikpunkte wie du bemerkt :/ Es kam mir alles ein bisschen zu konstruiert rüber, weil alles einfach so wie du schon gesagt hast aus dem Nichts kommt.
    Die Charaktere mochte ich auch nicht wirklich, nur Priest und Alara.
    Ich bin mir noch ziemlich unsicher ob ich fir Fortsetzung überhaupt lesen werde..

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  3. Ich hatte das Buch die ganze Zeit als "vielleicht" auf meiner Wunschliste, aber nach dieser Rezension rutscht es jetzt erst mal ganz nach hinten und bringt diesem Seitenlangen Dokument ein bisschen Erleichterung. Danke dafür ;-)

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