Mittwoch, 5. März 2014

Rezension zu "Das Geheimnis des Nebels" von Pia Hepke


Solides Urban-Fantasy-Debüt

„Das Geheimnis des Nebels“ ist der Auftakt einer Urban-Fantasy-Reihe von der jungen deutschen Autorin Pia Hepke, die damit ein solides Debüt abliefert.
Zum Inhalt: Dianas neuer Mitschüler Adrian hat mit seinen grünen Augen direkt ihre Aufmerksamkeit erregt. Doch seit er aufgetaucht ist, geschehen merkwürdige Dinge. Oft legt sich Nebel über die Stadt und Diana könnte schwören, dass sie im Wald etwas im Nebel gesehen hat. Ein Brand während der Klassenfahrt und Dianas eigenes künstlerisches Talent bringen sie Adrians Geheimnissen näher…

Meine Eindrücke von „Das Geheimnis des Nebels“ sind sehr wechselhaft. Mir gefiel der Plot recht gut. Natürlich ist nicht schwer zu erraten, worauf es in dieser Urban-Fantasy hinauslaufen wird. Das Cover ist doch recht eindeutig. Doch die Umsetzung ist größtenteils gelungen, die Idee wird konsequent und stimmig umgesetzt, sodass dieser Teil des Romans stimmig wirkt.


Allerdings gibt es gleichzeitig auch deutliche Längen, besonders im ersten Drittel. Aus potentieller, aber doch nicht greifbarer Gefahr wird ein Spannungshöhepunkt konstruiert, der sich über etliche Seiten zog, aber wenig Inhalt hatte. Vergleichend könnte man sagen, es ist theoretisch gefährlich eine Straße zu überqueren, aber absolut unverhältnismäßig, wenn jemand drei Stunden lang seine Umwelt in Panik versetzt, weil eine Freundin demnächst diesen theoretisch tödlichen, aber in der praktischen Anwendung doch meistens recht wenig bedeutsamen Prozess des Straße-Überquerens ausführen würde. Die Verhältnismäßigkeit zwischen tatsächlicher Spannung und Aufruhr der Charaktere stimmte hier einfach teilweise nicht.

Ein weiteres stilistisches Problem waren zu ausführliche Beschreibungen. Natürlich leben eine Geschichte und ihre Atmosphäre nicht zuletzt von den liebevollen Details in der Beschreibung der Figuren und der Umgebung. Doch dazu muss nicht alles beschrieben werden. Als Leser wünsche ich mir eine Fokussierung auf die wesentlichen Merkmale, auf die wichtigen Momente der Handlung und auf die wirklichen Höhepunkte des Spannungsbogens. Diana beispielsweise, die Ich-Erzählerin, darf der Leser kaum alleine lassen – besonders am Anfang nicht. Jedes bisschen Alltag musste ich mitlesen und das war einfach zu viel des Guten, führte zu störenden Wiederholungen und zu massiven Längen und Lücken im Spannungsbogen, gerade da, wo die Spannung ohnehin nicht weit entfernt war von ihrem Höhepunkt. Der kommt deutlich später im Roman und dann wird es auch packender.

Selbstverständlich kann man beim Lesen berücksichtigen, dass es sich um eine recht junge Autorin handelt, die hier ihr Debüt abliefert. Einige Holprigkeiten hinzunehmen fällt mir da nicht schwer, solange sprachliches Potenzial vorhanden und in ausreichendem Maße auch gut umgesetzt ist. Das ist es. „Das Geheimnis des Nebel“ ist flüssig geschrieben und trotz der bereits erwähnten übermäßigen Ausführlichkeit gut lesbar. Ein Wechsel des Protagonisten und der Perspektive zwischen einem Ich- und einem personalen Erzähler ist gelungen, auch wenn teilweise lange Abschnitte – mehrere Seiten - in kursiver Schrift optisch eine kleine Herausforderung darstellen.

Die Charaktere sind an sich überzeugend, allerdings sagten mir die Nebenfiguren, wie Adrians Bruder, oft mehr zu als die Hauptfiguren. Dort verbarg sich mehr Geheimnisvolles und Spannendes unter der Oberfläche. Eine Prise davon hätte ich mir auch bei Diana gewünscht, die mir gerade im Gegensatz zu ihrer aufgedrehten, lauten und oft rücksichtslosen Freundin oft zu glatt erschien – zu nett, zu still, zu gut, kurz: zu wenig „echt“. Mir fehlten die Ecken und Kanten eines realen Menschen, die ich in einer Buchfigur erkennen muss, um sie in meinem Kopfkino lebendig erscheinen zu lassen.

Fazit: „Das Geheimnis des Nebels“ von Pia Hepke ist ein solider Debütroman. Zu sehr ausufernde Ausführlichkeit bremst den Spannungsbogen und die Charaktere sind noch nicht ganz ausgereift, die Grundidee dagegen ist gut und gelungen umgesetzt. Ich vergebe 3 Sterne für einen Auftakt mit Stärken und Schwächen.




 Die Drachensaga von Pia Hepke:
  1. "Das Geheimnis des Nebels" (erschienen März 2013)
  2. "Das Geheimnis des Feuers" (erschienen Okt. 2013)
  3. "Das Geheimnis des Wissens" (vorraussichtlich 2014)
  4. "Das Geheimnis der Liebe" (noch nicht bekannt)
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Broschur
Erschienen: März 2013
Seiten: 340
ISBN: 978-3-937344-99-7
Preis: € [D] 12.50

Weitere Informationen auf der Verlagshomepage und der Homepage der Autorin






1 Kommentar:

  1. Eine wirklich sehr schön geschriebene Rezension. Du hast wunderbar beschrieben was dich gestört hat und ich kann es nachvollziehen. Man weiß worauf man sich bei dem Buch einlassen würde.

    Liebe Grüße
    Vanessa

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