Sonntag, 26. Mai 2013

Rezension zu "Elysion" von Thomas Elbel



Gelungene Vision einer düsteren Zukunft

„Elysion“ ist nach dem Debüt „Asylon“ der zweite Roman von Thomas Elbel und wieder eine Dystopie, allerdings im direkten Vergleich deutlich Science-Fiction- (manche würden sicher auch sagen Fantasy-) –lastiger und näher am Endzeitroman als der Erstling. Gleich am Anfang sei dann auch darauf hingewiesen: Trotz der ähnlichen Gestaltung haben die beiden Roman inhaltlich nichts miteinander zu tun. Es handelt sich um völlig unabhängige Geschichten.

Inhalt: Im Jahr 2135 ist die Welt nach einem langen Bürgerkrieg zerstört. In den Überresten der Stadt leben die Menschen zwischen verschiedenen Gangs gefährlich. Auch die 17jährige Cooper und ihre Freunde schlagen sich dort durch, indem sie in den Wäldern jagt auf die Malachim machen. Wesen ohne Haut und mit unmenschlichen Stärken und Fähigkeiten, aus deren Überresten eine begehrte Droge namens Teer gewonnen werden kann.
Die Malachim leben außerhalb der Stadt in einem Ort namens Elysion, wo sie von den Menschen als gottgleiche Wesen verehrt werden. Wie alle Städter hasst und fürchtet Cooper die Malachim, doch eines Tages geht sie während eines Kampfes eine merkwürdige Verbindung zu einem Malach ein und hat von diesem Zeitpunkt an Einblicke in seine Welt…


Die Geschichte hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Schnell und recht actionreich erzählt der Roman von der zerstörten Welt in der Zukunft, die den Menschen, egal ob in der Stadt oder in Elysion, kein einfaches Leben bietet. Der Leser begleitet in dieser Welt gleich mehrere Protagonisten neben der Hauptakteurin Cooper, die mit ihren engsten Freunden Brent und Stacy in den Wäldern die übermächtigen Malachim jagt und dann mit einem von ihm eine Verbindung eingeht. Das Setting der zerstörten Städte ist ebenso überzeugend gewählt und beschrieben wie die sich auf niedrigem technischen Stand befindende Stadt in den Wäldern, Elysion, in der die Menschen unter den Malachim leben und ihre strengen Strafen fürchten.

Die Malachim sind eine gruselige Vorstellung. Wesen ohne Haut über den Muskeln, die sich teilweise auflösen und massive Objekte durchdringen können. Nur Strom kann sie töten und so jagen Cooper und ihre Freunde sie, um aus ihren Überresten die Droge Teer zu gewinnen, die ihnen durch einen Handel in der gefährlichen Stadt das Überleben sichert.
Durch die Malachim ist „Elysion“ als Roman auch deutlich weiter von unserer Realität entfernt, als das Debüt des Autors, doch auch wenn für mich „Asylon“ wohl aufgrund meiner Begeisterung für diesen Roman als Sieger hervorginge, müsste ich die beiden Romane im direkten Vergleich in den Ring schicken, schafft Thomas Elbel mit „Elysion“ dennoch eine sehr durchdachte Geschichte mit spannenden Wendungen und überzeugenden Charakteren, die es schafft den Leser mitzureißen und gleich mehrfach zu überraschen, wenn auch einige Punkte etwas vorhersehbarer waren.

„Elysion“ hat dabei weniger Elemente einer klassischen Dystopie – eigentlich würde ich diese Bezeichnung nur für die im Wald gelegene Heimat der Malachim wählen – und letztendlich würde ich diese Geschichte als Science-Fiction-Endzeitroman einstufen, wobei auch die Stimmen, die Fantasy-Elemente erkennen wollen, durchaus berechtigt sein können, da sich einige Aspekte in einer definitionsbedingten Grauzone zwischen dem Genre der Science Fiction und dem der Fantasy ansiedeln lassen und sicher Fans beider Richtungen hier auf ihre Kosten kommen können. Entscheidend ist: Die zukünftige Erde, auf der die Malachim leben, ist düster, gefährlich und voller spannender Abenteuer.

Obwohl die zahlreichen, wechselnden Perspektiven am Anfang nicht immer einfach zuzuordnen waren und den Lesefluss ein wenig störten, wollte ich doch viel schneller viel mehr über Cooper und ihre Verbindung zu einem der Malach erfahren, erweist sich der Einblick in die verschiedenen Lebensbedingungen der unterschiedlichen Protagonisten mit der Zeit als abwechslungsreiche Stärke des Romans, da jeder zu Beginn noch so unwichtig erscheinende Charakter am Ende einen interessanten Blickwinkel einbrachte. Ein ausgereifter Schreibstil, der nur an einigen Stellen ein wenig das moderne, zu einer Zukunftsvision passende vermissen ließ (nennt sich eine 17jährige in der Zukunft wohl in Gedanken „altes Mädchen“?), konnte ebenfalls weitestgehend überzeugen und unterhalten. Richtig begeistern konnte mich die Geschichte dann am Ende, wo die verschiedenen Handlungsstränge überzeugend, spannend und zudem mit viel Potential für eine mögliche Weiterentwicklung zusammengeführt wurden. Es würde mich freuen, hier irgendwann eine Fortsetzung zu lesen.

Fazit: Vielleicht nicht ganz so stark wie „Asylon“, aber sicherlich ein ausgereifter endzeitlicher Roman mit interessanten übernatürlichen Elementen, spannender Handlung und abwechslungsreichen Charakteren. Knappe 5 Sterne. 






Allgemeine Informationen

Ausgabe: Taschenbuch (August 2011)
Seiten: 480
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-26881-3
Preis: € [D] 9.99


Weitere Informationen auf der Verlagshomepage



2 Kommentare:

  1. Ich war ja von den Vorschauen an neugierig, aber nicht so ganz überzeugt. Ich glaube mit deiner Rezi hast du mich überzeugt. Es kommt auf die Wunschliste ;-)

    Glg
    Steffi

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  2. Ich finde die Begrifflichkeiten interessant... Malach heißt auf Hebräisch Engel, Elysos lässt an das Paradies denken.
    Das Buch behalte ich auf jeden Fall im Hinterkopf.

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