Dienstag, 27. Oktober 2015

Rezension zu "Layers" von Ursula Poznanski



Futuristische Technik trifft auf schwachen Portagonisten

„Layers“ ist der aktuelle Jugendbuch-Thriller der österreichischen Bestseller-Autorin Ursula Poznanski, die zuletzt mit ihrer dystopischen Eleria-Trilogie über eine in einer Eiszeit versunkenen fernen Zukunft überzeugen konnte. Mit „Layers“ kehrt Poznanski in das Berlin der Gegenwart zurück:

Dorian ist von zu Hause ausgerissen und schlägt sich allein auf den Straßen Berlins durch. Als er eines Nachts in der Unterführung, die er sich als Schlafplatz gewählt hat, mit dröhnenden Kopfschmerzen aufwacht, liegt neben ihm eine Leiche. Dorian ist entsetzt, denn bei dem Toten handelt es sich um den Obdachlosen Emil, mit dem er nur Stunden zuvor Streit hatte. Ist er möglich, dass Dorian selbst für seinen Tod verantwortlich ist? Wieso kann er sich nicht erinnern? In dem Moment, als Dorian schon befürchtet in Zukunft als Mörder auf der Flucht vor der Polizei untertauchen zu müssen, taucht ein junger Mann auf, der ihn zu kennen scheint, und bietet ihm an in der Villa eines Raoul Bornheim unterzutauchen, der sich dort um Jugendliche in Not kümmert und ihnen mit Schulunterricht und einem Dach über dem Kopf helfen möchte, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Verzweifelt, wie er ist, nimmt Dorian das Angebot an und findet in der Villa tatsächlich Hilfe. Die kleineren Aufträge, die er dafür für Bornheim erledigen soll, erscheinen ihm zwar merkwürdig, doch um die Sicherheit der Villa nicht zu verlieren, stellt Dorian keine Frage – bis er eines Tages bei einem solchen Auftrag einen Fehler macht und von diesem Augenblick an von seinen vermeintlichen Rettern gnadenlos gejagt wird…

Zunächst hat mir die Idee von „Layers“ wirklich sehr gut gefallen. Die Entwicklung der Handlung funktionierte trotz oder gerade wegen der großen Einschnitte in Form des plötzlichen Mordes, für den der Protagonist Dorian möglicherweise verantwortlich ist, und der unerwarteten Hilfe eines wohltätigen Fremden. Die Ungewissheit über Dorians Rolle beim Todesfall des Obdachlosen Emil erzeugten Spannung und die scheinbar so heile Welt in der Villa des sympathischen Bornheims weckt im Protagonisten wie im Leser gleichermaßen ein mulmiges Gefühl. Ist das nicht alles schon zu gut um wahr zu sein? Die Autorin versteht es hervorragend, alle Beteiligten im Unklaren zu lassen und dem Leser immer wieder zu neuen Fantasien bezüglich der Villa und der Absichten ihres Betreibers anzuregen, lange bevor sie ihren Protagonisten den Rätseln auf die Spur kommen lässt.

Das Geheimnis, auf das Dorian stoßen wird und das ihn in große Gefahr bringt, mutet im ersten Moment zwar sehr futuristisch an, zeigt aber durchaus sehr realitätsnahe Bezüge und zog mich als Leser durch die Vorstellung bereits heutiger technischer Machbarkeiten in seinen Bann – genaueres soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Leider verlor der Thriller dann gerade im Mittelteil, als die Gefahr für Dorian immer greifbarer wurde und wilde Jagdszenen das Geschehen bestimmten, zunehmend an Spannung.

Dies lag für mich zum einen am Protagonisten Dorian selbst. Er entwickelte sich in beeindruckender Geschwindigkeit vom problematischen Jugendlichen, der sich noch vor Kurzem auf der Straße durchgeschlagen hatte, zu einem recht nervigen Naivling, der sich zu oft von den gleichen Tricks täuschen lässt und kaum dazu lernt. Stattdessen werden seine immer gleichen Reaktionen dem Leser mit sich stark ähnelnden Formulierungen jedes Mal aufs Neue erklärt, was bei mir allerdings mit der Zeit Langeweile und schwindendes Verständnis hervorrief.

Zum anderen kommt „Layers“ ab einem bestimmten Punkt in seiner Handlung leider auch nur noch schleppend voran. Das Auf-der-Stelle-treten des Protagonisten lähmt letztendlich auch die Erzählung im Ganzen. Dorian irrt zu lange zu ziel- und planlos durch die Gegend und wendet die gleichen Strategien wiederholt an, bevor es zu einer – in der Regel leider von außen herbeigeführten – Veränderung seines Verhaltens kommt. Dadurch wirkt der Hauptcharakter zunehmend blasser und entwickelt zu wenige eigene Ideen und Taktiken, um noch interessant zu wirken.

Die Längen im Mittelteil, die sich auch ganz konkret durch viele mit Wiederholungen ähnlicher Szenarien gefüllte Seiten ausdrücken, lösten sich erst am Ende, in Form eines großen, bildgewaltigen Showdowns, bei dem es Dorian zwar wiederrum nicht gelingt, sich als starker, entwicklungsfähiger Charakter zu zeigen, die Autorin jedoch mit Wendungen aufwarten kann, die noch einmal zu überraschen wissen und Dorians Schwäche mit einbinden.

Leider täuschte der stärkere Schluss nicht darüber hinweg, dass ich am Ende nicht ganz glücklich mit der Gewichtung der einzelnen Teile der Geschichte bin. Dorian zu verstehen fiel mir unter anderem auch deswegen so schwer, weil ich eine während seiner Flucht fast übermächtig präsente Liebesgeschichte in ihrer Entstehung während Dorians Zeit in der Villa als nicht annähernd so dominant oder wichtig für den Protagonisten wahrgenommen habe. Hier wären vielleicht zu Beginn der Geschichte einige Seiten mehr sinnvoll gewesen, um mir das Mädchen seiner Träume und seine Gefühle für sie näher zu bringen, da es hinterher doch genau diese sein werden, die fast jeden Schritt seines Handelns bestimmen. 

Fazit: „Layers“ von Ursula Poznanski ist ein Thriller, der mich am Anfang durch seine Rätsel in den Bann zog, danach aber leider durch Wiederholungen an Spannung verlor und mich mit einem recht naiven Protagonisten langweilte. Erst am Ende konnte mich die Geschichte noch einmal mitreißen, doch die Längen konnte es nicht ausbügeln. Besonders Fans der virtuellen Welt und technischer Möglichkeiten können mit „Layers“ jedoch auf ihre Kosten kommen, wenn sie sich von einer hin und wieder auf der Stelle tretenden Handlung nicht abschrecken lassen. Ich bewerte „Layers“ als durchschnittliches Lesevergnügen mit Höhen und Tiefen mit drei Sternen.




Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur
Erschienen: 17. August 2015
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Seiten: 448 Seiten
Verlag: Loewe
ISBN: 978-3-7855-8230-5
Preis: € [D] 14.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage


2 Kommentare:

  1. Hallooo!

    Oh, es ist so schade so mittelmäßige Rezensionen zu dem Buch zu lesen - bin ich doch ein großer Poznanski- Fan. Bald zieht das Buch bei mir ein und aber die Freude auf lesen hält sich mittlerweile in Grenzen.
    Dennoch, tolle Rezension.

    Liebst Nicole

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  2. Hallo,

    schöne Rezension, vielen Dank. Meine Eindrücke zum Buch waren ähnlich. Insbesondere Dorians Naivität war für einen 17-jährigen wenig glaubhaft.

    LG
    Jay

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