Spannungsarmer Thriller, leider nur Mittelmaß
„Phobia“ von Wulf Dorn ist ein Psychothriller und für mich das erste
Buch des in den letzten Jahren recht bekannt gewordenen deutschen
Autors. Der Plot klang für mich zunächst sehr interessant, aber was
daraus wurde, konnte mich nicht mehr überzeugen.
Zunächst ein
paar Worte zum Inhalt: Sarah Bridgewater lebt mit Mann und Sohn in einem
der nobleren Stadtteile Londons. Ihr Mann Stephen befindet sich auf
Geschäftsreise – denkt sie. Doch an diesem Abend kommt er unverhofft
früher nach Hause. Mit Schrecken muss Sarah jedoch feststellen, dass der
Mann, der Stephens Wagen fährt, seinen Anzug trägt, jetzt in ihrer
Küche steht und behauptet Stephen zu sein, nicht Stephen ist. Was will
dieser Mann von ihr und ihrem Sohn? Woher weiß er so viel über die
Familie? Und was ist mit dem echten Stephen passiert? Sarah ist
verzweifelt und sucht Hilfe bei ihrem Jugendfreund, dem ehemaligen
Psychiater Mark Behrendt…
Wie einleitend bereits erwähnt, ist die Idee hinter der Geschichte durchaus interessant. Ein Psychopath, der besessen davon ist, ein anderer zu sein und zwar Familienvater Stephen, der mit seinem kleinen Sohn und seiner Frau ein ansehnliches Leben im Londoner Vorort lebt. Nicht alles ist perfekt – Stephen ist oft auf Geschäftsreise und Sarah musste aufgrund einer Angsterkrankung ihren Beruf aufgeben -, doch warum hat sich jetzt dieser Mann ausgerechnet ihre Familie ausgewählt? Wie lange hat er sie schon beobachtet, was treibt ihn an, sich als Stephen auszugeben? Das sind – zumindest zu Beginn – die zentralen Fragen dieses Psychothrillers. Dazu noch die Frage nach dem Verbleib des echten Stephen – was braucht es für einen guten Thriller mehr? Wie wäre es mit mehr Konsequenz und weniger Nebenschauplätzen? Das sind nämlich meine großen Kritikpunkte an „Phobia“, außerdem hatte ich gelegentlich Probleme mit der Glaubwürdigkeit und Logik hinter den Figuren.
Ein Punkt nach dem anderen: Was meine ich, wenn ich von mangelnder Konsequenz spreche? Die Rolle des Täters, nenn wir ihn im Folgenden „Nicht-Stephen“, ist am Anfang sehr gut festgelegt und darin steckte auch der größte Teil der Spannung, Er dringt in Stephens Kleidung ins Haus ein, weiß alles über die Familie, besteht darauf, Stephen zu sein, vehement – aber nicht für lange. Der Klappentext und auf der Inhalt der ersten Seiten war, was das anging, eher irreführend. „Nicht-Stephen“ fällt so schnell aus seiner Rolle, dass man ihm diese Besessenheit, die er am Anfang verkörperte, diesen Willen und Glauben tatsächlich Stephen zu sein und damit auch seine Rolle als Psychopath, kaum noch abkaufen kann. Schnell flachte die Spannung ab und gipfelte in Ernüchterung, denn die Auflösung, die Motivation des Täters und seine wahre Persönlichkeit sind denkbar unspektakulär, etwas flach und nicht besonders einfallsreich. Die Idee der Übernahme von Stephens Identität hatte mir gut gefallen, aber dabei ist der vermeintliche Psychopath eben nicht geblieben. Und das fand ich inkonsequent.
Wie einleitend bereits erwähnt, ist die Idee hinter der Geschichte durchaus interessant. Ein Psychopath, der besessen davon ist, ein anderer zu sein und zwar Familienvater Stephen, der mit seinem kleinen Sohn und seiner Frau ein ansehnliches Leben im Londoner Vorort lebt. Nicht alles ist perfekt – Stephen ist oft auf Geschäftsreise und Sarah musste aufgrund einer Angsterkrankung ihren Beruf aufgeben -, doch warum hat sich jetzt dieser Mann ausgerechnet ihre Familie ausgewählt? Wie lange hat er sie schon beobachtet, was treibt ihn an, sich als Stephen auszugeben? Das sind – zumindest zu Beginn – die zentralen Fragen dieses Psychothrillers. Dazu noch die Frage nach dem Verbleib des echten Stephen – was braucht es für einen guten Thriller mehr? Wie wäre es mit mehr Konsequenz und weniger Nebenschauplätzen? Das sind nämlich meine großen Kritikpunkte an „Phobia“, außerdem hatte ich gelegentlich Probleme mit der Glaubwürdigkeit und Logik hinter den Figuren.
Ein Punkt nach dem anderen: Was meine ich, wenn ich von mangelnder Konsequenz spreche? Die Rolle des Täters, nenn wir ihn im Folgenden „Nicht-Stephen“, ist am Anfang sehr gut festgelegt und darin steckte auch der größte Teil der Spannung, Er dringt in Stephens Kleidung ins Haus ein, weiß alles über die Familie, besteht darauf, Stephen zu sein, vehement – aber nicht für lange. Der Klappentext und auf der Inhalt der ersten Seiten war, was das anging, eher irreführend. „Nicht-Stephen“ fällt so schnell aus seiner Rolle, dass man ihm diese Besessenheit, die er am Anfang verkörperte, diesen Willen und Glauben tatsächlich Stephen zu sein und damit auch seine Rolle als Psychopath, kaum noch abkaufen kann. Schnell flachte die Spannung ab und gipfelte in Ernüchterung, denn die Auflösung, die Motivation des Täters und seine wahre Persönlichkeit sind denkbar unspektakulär, etwas flach und nicht besonders einfallsreich. Die Idee der Übernahme von Stephens Identität hatte mir gut gefallen, aber dabei ist der vermeintliche Psychopath eben nicht geblieben. Und das fand ich inkonsequent.
Die bereits erwähnten Nebenschauplätze verdankt der Leser dann vor allem Mark Behrendt. Der wohl schon aus „Trigger“ bekannte Protagonist reist gebrochen vom eigenen Schicksal nach England zur Beerdigung seines ehemaligen Professors. Dass Sarah ihn um Hilfe bittet, verbindet Behrendt zwar mit dem aktuellen Fall, seine eigene Tragödie ist aber zunächst beinahe omnipräsent und drängt das Rätsel um „Nicht-Stephen“ viel zu sehr in den Hintergrund. Für das aktuelle Geschehen hat Behrendts Lebensgeschichte nur leider kaum Relevanz, nahm ihm deswegen zu nicht unerheblichen Teilen die Spannung und sorgte für unnötige Längen.
Als sich dann auch noch „Nicht-Stephen“ quasi eine Nebenbeschäftigung sucht und das Stephen-Sein ein wenig ruhen lässt, wird es endgültig zu viel. Der rote Faden und ein deutlicher Fokus auf die Haupthandlung haben hier eindeutig gefehlt.
Neben diesen größeren Kritikpunkten sind es dann noch einige kleine Unglaubwürdigkeiten, die verhindert haben, dass ich mit diesem Thriller wirklich warm wurde – wobei „Thriller“? Nach einem spannenden Anfang muss man auf den namensgebenden „Thrill“ doch größtenteils verzichten. In kleinen Dosen kam er zwar noch gelegentlich zurück, aber für ein Buch dieses Genres war ich beim Lesen doch zu oft zu entspannt, von Nervenkitzel selten eine Spur.
Hinzu kommt eine ziemlich kontrollierte angebliche Angstpatientin in Form von Sarah, bei der mir doch einiges an Charaktertiefe gefehlt hat.
Nicht ungewöhnlich für Thriller, bei denen die behördlichen Ermittler nicht die Hauptrolle spielen, ist es, diese irgendwie aus der Handlung herauszuhalten oder als unfähig darzustellen. Das kann funktionieren, in der Offensichtlichkeit wie es hier versucht wurde, war es aber nicht glaubhaft. Die Polizisten stellen klar erkennbar die falschen Fragen und ignorieren so viele Fakten, dass es einfach nicht mehr logisch erschien.
Und jetzt zum Positiven. Der Schreibstil ist sehr gut, das Buch liest sich ohne sprachliche Stolpersteine. Gerade der Anfang war auch in Sachen Spannungsbogen sehr überzeugend, bedauerlich nur, dass er anschließend deutlich einbricht und auch die wechselnden Perspektiven nur gelegentlich ein wenig Spannung zurückholen können. Auch wenn mir „Nicht-Stephens“ Motive letztendlich zu schwach, zu zusammengeschustert und zu gutmenschlich erschienen, die Art, wie sie vermittelt wurden, ist wiederrum gut gelungen und gehört dadurch am Ende wenigstens zu einem dieser Momente, in denen eine gewisse Spannung festzustellen war.
Fazit: Alles in Allem ist „Phobia“ echtes Mittelmaß. Es hapert an Glaubwürdigkeit, Konsequenz bei den Figuren und einem roten Faden für die Handlung. Eine gute Sprache und ein spannender Anfang können zwar einiges ausgleichen, aber nicht überdecken, dass diesem „Thriller“ oft der „Thrill“ fehlt. Ich vergebe eher knappe 3 Sterne. Bei der Grundidee wäre mehr drin gewesen, doch die Geschichte schweift einfach zu oft ab.
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden
Erschienen: September 2013
Seiten: 400
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-26733-6
Preis: € [D] 19.99
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch
"Phobia" von Wulf Dorn bei Amazon
"Phobia" von Wulf Dorn bei Amazon
Schade. :-(
AntwortenLöschenDas Buch hab ich jetzt schon so oft irgendwo gesehen und es sah eigentlich ganz gut aus, aber nach deiner Rezension glaube ich, dass ich doch lieber erst meinen SUB ein wenig abbau, anstatt mir dieses zu kaufen
AntwortenLöschen