Donnerstag, 20. Februar 2014

Rezension zu „Stolperherz“ von Britta Sabbag


Nette Geschichte für zwischendurch

„Stolperherz“ von Britta Sabbag ist ein Jugendbuch aus dem Bereich Coming-of-Age von vergleichsweise sparsamen 200 Seiten, das nicht nur junge Leser ab 12 Jahre ansprechen kann.

Zum Inhalt: Sanny leidet nicht nur unter einem angeborenen Herzfehler, der ihr so manche Kreislaufprobleme beschert, sondern auch unter einer überfürsorglichen Mutter und ihrer eigenen Schüchternheit, die sie in der Schule zur Außenseiterin macht. Als dann ausgerechnet der gutaussehende Schulband-Bassist Greg, ihr heimlicher Schwarm, sie einlädt, in den Sommerferien mit der Band auf Tour zu gehen, ist Sanny zwar skeptisch, aber vor allem auch glücklich. Für die 15jährige beginnen abenteuerliche Wochen…

Was mir an dem Buch besonders gefallen hat, ist neben der Grundidee vor allem der Schreibstil. Dass das Buch ab 12 Jahren empfohlen ist, merkt man hier kaum. Er ist nicht nur flüssig, sondern auch abwechslungsreich und gespickt mit kleinen amüsanten Spitzen seitens der Ich-Erzählerin Sanny, die – wenn sie will – durchaus sarkastisch bis zynisch sein kann. Daher bin ich davon überzeugt, dass neben jungen jugendlichen Lesern auch ältere Freunde der All-Age- und Jugendliteratur in diesem schlanken Büchlein eine gelungene Unterhaltung finden können. Vorausgesetzt – und das gilt für alle Altersgruppen – man kann sich für Geschichten dieser Art begeistern.


„Stolperherz“ zeichnet sich nämlich auch dadurch aus, dass sich einige Situationen zu übertrieben positiv oder überraschend entwickeln, um noch als glaubwürdig oder authentisch bezeichnet werden zu können – ein Zufall jagt den nächsten, bis alles perfekt zusammenpasst. Mich erinnerte dies etwas an das Chick-Lit-Genre aus der Erwachsenenliteratur, das meinen Vorlieben bei einer Geschichte oft ebenfalls nicht gerecht werden kann. Von der Grundidee her hätte ich mir vielleicht ein wenig mehr Dramatik und Ernsthaftigkeit erhofft, dafür etwas weniger aus dem Bereich der glücklichen Zufälle, die dafür sorgen, dass der schon bald gar nicht mehr schüchternen Sanny so ziemlich alles in den Schoß fällt. Von ihrem kranken Herzen hängt in der Geschichte letztendlich wenig ab. Es ist eine Randnotiz, die viele Hintergründe erklärbar macht, aber kein wesentlicher Kern der eigentlichen Handlung. Das Gefühl, die emotionale Einbindung des Lesers, hat mir leider gefehlt.
Des Weiteren braucht Sanny, das – angeblich – grauste aller grauen Mäuse, nur drei oder vier Tage auf Tour mit der Band und schon ist alles Graue verflogen. Neuer Style, neue Freunde, neue schlagfertige Antworten, neues Selbstbewusstsein – Sanny, die Retterin der Welt, die immer eine Lösung findet. Mir ging das dann doch ein wenig zu schnell.

Auch abgesehen von dieser leicht übertriebenen Entwicklung fiel es mir schwer, mit dem Charakter der Ich-Erzählerin warm zu werden. Der Versuch sie reif und erwachsen wirken zu lassen, war in meinen Augen schon sehr bemüht und hier stolperte die Handlung – im Gegensatz zum Herzen - gelegentlich ein wenig. Ich empfand es für Sanny, das schüchterne Mädchen, nicht als passend, dass sie ihre Mutter mit Vornamen ansprach, und darüber hinaus kann ich einerseits nur schwer Sympathie für einen Charakter entwickeln, der sich gerne ungefragt selbst profilieren muss. Hier sind es die Vampirbücher, die für sie längst nicht gut genug sind. Dass sie dabei interessanterweise selbst Hauptfigur eines Romans ist, dessen Schwerpunkt eine klischeehafte Liebesgeschichte zwischen dem unfassbar gutaussehenden Jungen und dem schüchternen, fast unsichtbaren Mädchen ist, wie sie in unzähligen Vampirbüchern vorkommt, kann man dabei wohl nur als Ironie bezeichnen.

Andererseits konnte ich für Sannys Rolle als Außenseiter auch kaum Verständnis aufbringen. Oberflächlich genug, sich nicht mit jedem als Freund sehen lassen zu wollen, der mit ihr befreundet sein möchte, ist sie nämlich. Gerade gegenüber meinem Lieblingscharakter des Buches, dem pummeligen, absolut nerdigen, aber sehr lustigen Simon alias Flocke, der eben nicht – wie sie – ständig darauf bedacht war, was die anderen dachten, verhielt sie sich manchmal doch recht unfair.

Ansonsten war der Plot, obwohl, wie schon erwähnt, manchmal deutlich übertrieben, ganz unterhaltsam erzählt, die Handlung gut aufgebaut. Die Liebesgeschichte war weniger kitschig als befürchtet, sondern ebenfalls schön und teilweise romantisch. Nur das Ende hat mich enttäuscht. Es ging schnell und war zudem noch nicht einmal besonders einfallsreich – die hier präsentierte Idee kennt man einfach schon aus zu vielen ähnlichen Geschichten und wirkt reichlich abgegriffen.

Fazit: „Stolperherz“ ist eine Geschichte über eine Jugendliebe. Wer sich an mehr oder weniger starken Übertreibungen nicht stört, findet hier eine leichte Unterhaltung für zwischendurch. Für junge Leser ab 12 sicher geeignet, aber auch für ältere unterhaltsam. Dennoch hätte die Erzählung trotz eines guten Unterhaltungswertes ausgewogener und emotionaler sein können. Daher vergebe ich aufgrund mehrerer kleiner Kritikpunkte, auch bezogen auf die Hauptfigur, knappe 4 Sterne.




Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Erschienen: Februar 2014
Seiten: 208
Verlag: Boje
ISBN: 978-3414823816
Preis: € [D] 12.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch. 
 




Ein Interview mit der Autorin über "Stolperherz" hat der Verlag auf YouTube zur Verfügung gestellt.





5 Kommentare:

  1. Das klingt wirklich ganz toll :)
    Ich hab von der Autorin ja schon Pinguinwetter und Pandablues gelesen, ersteres hat mir sehr gut gefallen, zweiteres eher nicht so, aber das hier muss auf jeden Fall noch in mein Regal :)

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  2. Eine schöne Rezension. Ich habe das Buch mal mit auf meine Wunschliste gesetzt:-)
    Lg Petra von www.papierundtintenwelten.blogspot.de

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  3. Schöne Rezi :) da siehst man mal wieder, wie unterschiedlich Romane wirken. Mir ist Sunny gar nicht so rüber gekommen *gg*

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    1. Ja, aber ich kenne das von mir. Zu Charakteren wie Sanny finde ich schlecht einen Zugang. Die sind mir zu gemacht und "perfekt", da fehlt mir irgendwie was.

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  4. Dein Blog gefällt mir echt gut. Bin gleich mal Leserin geworden!

    Liebste Grüße

    Sonja von lovinbooks4ever.blogspot.de

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