Erst zäh, dann beeindruckend fulminant
„Im Schatten des Mondkaisers“ von Bernd Perplies ist nach „Flammen über
Arcadion“ der zweite Band einer dystopischen Trilogie, die in einem
teilweise zerstörten, gesellschaftlich neu strukturierten Europa in der
Zukunft spielt.
Inhalt: Nach einem kurzen Aufenthalt im Dorf der
Mutanten, ist es Zeit für Carya den Geheimnissen ihrer Herkunft auf die
Spur zu kommen. Die Koordinaten des Flugzeugs, mit dem sie als Kind
abstürzte, führen Carya, Jonan und Pitlit nach Francia in die Nähe von
Paris, wo der Mondkaiser an seinem prächtigen Hof regiert. Dort versucht
sie zwischen höfischen Intrigen herauszufinden, woher sie stammt…
Zunächst fiel mir der Wiedereinstieg in die Geschichte recht schwer. Inhaltlich schließt sie dort an, wo „Flammen über Arcadion“ endete, jedoch begann die Reise ins zerstörte, gefährliche Frankreich in meinen Augen eher zäh. Viele Fakten – Reisevorbereitungen, Geld- und Proviantbeschaffung – dominierten das Geschehen, nur wenige nennenswerte Ereignisse fanden statt und vor allem war wenig Nähe zwischen den Figuren zu beobachten. Es dauerte seine Zeit, bis die Spannung wieder zunahm und ich mich wieder besser an Carya und Jonan, aus deren Sicht die Geschichte auch im zweiten Band erzählt wird, annähern und mit ihnen mitfiebern konnte. Auch Pitlit erlangt seine Spritzigkeit und seinen Witz leider erst bei einer etwas fortgeschrittenen Seitenzahl zurück. Vorher wirkte der abenteuerliebende Straßenjunge oft ein wenig wie der Klotz am Bein der Geschichte.
Sind die drei aber erst einmal in Frankreich – oder Francia, wie es nach dem Sternenfall heißt – wird es deutlich spannender und auch erkenntnisreicher. Endlich nähern sich die drei Reisenden dem Ziel ihrer Suche nach Caryas Herkunft und diese bietet noch einmal einige Überraschungen, wenn auch die größten erst ziemlich spät zum Tragen kommen. Während sich die Ereignisse auf den letzten 100 Seiten fast überschlagen, wird es zwischendurch zwar manchmal ebenfalls actionreich, aber nicht alle Vorkommnisse führten die Gruppe auch zu einem Erkenntnisgewinn und so wünschte ich mir häufig, Carya würde endlich ihre Fragen stellen, wo sie eher beobachtende Positionen einnahm. Die Verteilung aus Spannung und zähem Handlungsfluss war in meinen Augen leider nicht ganz ausgeglichen. Erst etwas zu wenig Spannung, am Ende sehr viel.
Außerdem dominierten für meinen Geschmack ein wenig zu sehr die Zufälle. Zur mehr als nur richtigen Zeit an genau dem richtigen Ort, wo genau die richtige Person als eine unter tausenden anzutreffen ist. Am Ende fügte sich allerdings vieles reibungslos zusammen und, im Gegensatz zu vielen Mittelbänden von Trilogien, hatte „Im Schatten des Mondkaisers“ einen eigenen großen Höhepunkt, eine eigenständig entwickelte Handlung und ein überragendes Finale, sodass es insgesamt deutlich mehr war, als ein reiner Übergang zwischen Auftakt und Finale.
Dennoch, nach den Startschwierigkeiten hat mich die Geschichte wieder packen können, wie es schon der erste Band konnte. Sie ist spannend, interessant, weiterhin voller Geheimnisse und mit vielschichtigen Charakteren ausgestattet. Besonders der Mondkaiser und seine Höflinge haben mir in diesem zweiten Band mit am besten gefallen, sind sie doch für die Überraschungen und facettenreichen Charakterzügen gut, die mir ausgerechnet bei den Hauptfiguren oft gefehlt haben. Carya ist zwar durch ihre verborgenen Fähigkeiten, die sich immer wieder einen Weg an die Oberfläche bahnen, nach wie vor ein interessanter Charakter, hätte allerdings aktiver sein können, was leider auch für Jonan gilt. Insbesondere die Beziehung der beiden wirkte auf mich lange Zeit wie eingeschlafen. Erst am Ende, das wirklich ein fulminantes Finale darstellte und vieles ausgleichen konnte, gewannen auch die Charaktere wieder an Profil.
Das gut gewählte Setting des zerstörten Europas mit vielen verschiedenen, allesamt düsteren, bildlich starken Schauplätzen und dem Hof des Mondkaisers als extremen Kontrast zur von Armut dominierten Trümmerlandschaft außerhalb, gehört ebenfalls zu den großen Pluspunkten dieses zweiten Bandes, der es am Ende doch schaffte Lust auf mehr zu machen.
Der Schreibstil bleibt ebenfalls ein Pluspunkt. Abwechslungsreich, flüssig und gelungen der jeweiligen Situation, ob lockerer Straßensprache oder steifem Hofjargon, angepasst. Ebenfalls punkten kann die Reihe auch weiterhin mit ihrer Gestaltung, Aufsehen erregenden Covern und auffälliger Innengestaltung.
Fazit: Am Anfang leider etwas zäh geraten, fesselt der Roman doch noch durch seine Charaktere, ein durchdachtes Setting, Action und einige Überraschungen. Besonders das Ende konnte überzeugen. Es macht Lust auf mehr. 4 Sterne.
Zunächst fiel mir der Wiedereinstieg in die Geschichte recht schwer. Inhaltlich schließt sie dort an, wo „Flammen über Arcadion“ endete, jedoch begann die Reise ins zerstörte, gefährliche Frankreich in meinen Augen eher zäh. Viele Fakten – Reisevorbereitungen, Geld- und Proviantbeschaffung – dominierten das Geschehen, nur wenige nennenswerte Ereignisse fanden statt und vor allem war wenig Nähe zwischen den Figuren zu beobachten. Es dauerte seine Zeit, bis die Spannung wieder zunahm und ich mich wieder besser an Carya und Jonan, aus deren Sicht die Geschichte auch im zweiten Band erzählt wird, annähern und mit ihnen mitfiebern konnte. Auch Pitlit erlangt seine Spritzigkeit und seinen Witz leider erst bei einer etwas fortgeschrittenen Seitenzahl zurück. Vorher wirkte der abenteuerliebende Straßenjunge oft ein wenig wie der Klotz am Bein der Geschichte.
Sind die drei aber erst einmal in Frankreich – oder Francia, wie es nach dem Sternenfall heißt – wird es deutlich spannender und auch erkenntnisreicher. Endlich nähern sich die drei Reisenden dem Ziel ihrer Suche nach Caryas Herkunft und diese bietet noch einmal einige Überraschungen, wenn auch die größten erst ziemlich spät zum Tragen kommen. Während sich die Ereignisse auf den letzten 100 Seiten fast überschlagen, wird es zwischendurch zwar manchmal ebenfalls actionreich, aber nicht alle Vorkommnisse führten die Gruppe auch zu einem Erkenntnisgewinn und so wünschte ich mir häufig, Carya würde endlich ihre Fragen stellen, wo sie eher beobachtende Positionen einnahm. Die Verteilung aus Spannung und zähem Handlungsfluss war in meinen Augen leider nicht ganz ausgeglichen. Erst etwas zu wenig Spannung, am Ende sehr viel.
Außerdem dominierten für meinen Geschmack ein wenig zu sehr die Zufälle. Zur mehr als nur richtigen Zeit an genau dem richtigen Ort, wo genau die richtige Person als eine unter tausenden anzutreffen ist. Am Ende fügte sich allerdings vieles reibungslos zusammen und, im Gegensatz zu vielen Mittelbänden von Trilogien, hatte „Im Schatten des Mondkaisers“ einen eigenen großen Höhepunkt, eine eigenständig entwickelte Handlung und ein überragendes Finale, sodass es insgesamt deutlich mehr war, als ein reiner Übergang zwischen Auftakt und Finale.
Dennoch, nach den Startschwierigkeiten hat mich die Geschichte wieder packen können, wie es schon der erste Band konnte. Sie ist spannend, interessant, weiterhin voller Geheimnisse und mit vielschichtigen Charakteren ausgestattet. Besonders der Mondkaiser und seine Höflinge haben mir in diesem zweiten Band mit am besten gefallen, sind sie doch für die Überraschungen und facettenreichen Charakterzügen gut, die mir ausgerechnet bei den Hauptfiguren oft gefehlt haben. Carya ist zwar durch ihre verborgenen Fähigkeiten, die sich immer wieder einen Weg an die Oberfläche bahnen, nach wie vor ein interessanter Charakter, hätte allerdings aktiver sein können, was leider auch für Jonan gilt. Insbesondere die Beziehung der beiden wirkte auf mich lange Zeit wie eingeschlafen. Erst am Ende, das wirklich ein fulminantes Finale darstellte und vieles ausgleichen konnte, gewannen auch die Charaktere wieder an Profil.
Das gut gewählte Setting des zerstörten Europas mit vielen verschiedenen, allesamt düsteren, bildlich starken Schauplätzen und dem Hof des Mondkaisers als extremen Kontrast zur von Armut dominierten Trümmerlandschaft außerhalb, gehört ebenfalls zu den großen Pluspunkten dieses zweiten Bandes, der es am Ende doch schaffte Lust auf mehr zu machen.
Der Schreibstil bleibt ebenfalls ein Pluspunkt. Abwechslungsreich, flüssig und gelungen der jeweiligen Situation, ob lockerer Straßensprache oder steifem Hofjargon, angepasst. Ebenfalls punkten kann die Reihe auch weiterhin mit ihrer Gestaltung, Aufsehen erregenden Covern und auffälliger Innengestaltung.
Fazit: Am Anfang leider etwas zäh geraten, fesselt der Roman doch noch durch seine Charaktere, ein durchdachtes Setting, Action und einige Überraschungen. Besonders das Ende konnte überzeugen. Es macht Lust auf mehr. 4 Sterne.
Die Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
- "Flammen über Arcadion" (Sep. 2012) - Rezension
- "Im Schatten des Mondkaisers" (März 2013)
- "Das geraubte Paradies" (Sep. 2013)
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden
Seiten:544
Verlag: LYX
ISBN: 978-3802586385
Preis: € [D] 19.99
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
Halli hallo
AntwortenLöschenDen ersten Band fand ich nicht schlecht, aber auch kein Highlight trotzdem war ich auf " Im Schatten des Mondkaisers" gespannt.
Das Buch ist nicht schlecht, aber irgendwie hatte ich einfach Mühe war immer wieder abgelenkt.
Viele sind ja begeistert vom Schreibstil aber gerade dieser kann mich irgendwie nicht packen, der Autor geht mir zu stark ins Detail und auch die Liebesgeschichte berührt mich einfach nicht, ob dies daran liegt, dass es ein Mann geschrieben hat? ( keine Ahnung )
Zum Schluss geht's ja Schlag auf Schlag und mir waren das einfach zu viele Verschwörungen, so dass ich fast den Überblick verloren habe.
Dies alles führte dazu, dass ich nun doch beide Bände getauscht habe, obwohl die Cover sind Hammer, aber ich werde mir den dritten nicht kaufen, es gibt zu viele Bücher, die mich mehr reizen!
Tolle Rezi übrigens...
Liebe Grüsse
Bea