Dystopie ohne große Überraschungen
‟Die Verratenen“ ist der Auftakt einer dystopischen Jugendbuch-Trilogie der österreichischen Erfolgsautorin Ursula Poznanski.
Zum
Inhalt: In der Zukunft leben die Menschen in großen Sphären, denn das
Land ist unter Schnee und Eis begraben. Auch Ria und ihr Freund Aureljo
leben in einer dieser Anlagen und gehören unter den Studenten zu den
besten. Ihnen blüht eine erfolgreiche Zukunft innerhalb des
Sphärenbundes. Doch eines Tages belauscht Ria ein Gespräch: Sie, Aureljo
und vier weitere Studenten sind angeblich Verschwörer und sollen
ausgeschaltet werden. Zunächst wollen weder Ria noch die anderen, die
sie nach und nach einweiht, an diese Anschuldigungen glauben – immerhin
haben sie nichts getan, hatten vorher nicht einmal viel miteinander zu
tun. Als sich allerdings abzeichnet, dass sie wirklich in Gefahr sind,
fliehen die sechs in die Außenwelt.
Dort sind sie mit neuen Gefahren konfrontiert: Die Außenbewohner gelten als Wilde und auch die Sphärenbewohner geben die Jagd auf die angeblichen Verschwörer noch lange nicht auf. Ist möglicherweise sogar ein Verräter unter ihnen?
Aufbau
und Handlungsverlauf von ‟Die Verratenen“ waren zunächst keine
Überraschung. Die Ursachen und Hintermänner der Verschwörungsvorwürfe
gegen die Gruppe aus sechs völlig verschiedenen, unterschiedlich
begabten und mit unterschiedlichen Talenten versehenen Studenten bleiben
geheimnisvoll und dennoch ist eine Flucht von vorn herein
unvermeidlich, ebenso wie das Zusammentreffen mit den unter einfachen
Verhältnissen lebenden Außenbewohnern, die in den Überresten alter
Gemeinden leben und innerhalb der Sphären als wild angesehen werden. In
diesem Ablauf ist ‟Die Verratenen“, vielleicht abgesehen von dem
einleitenden, sehr rätselhaften Vorwurf einer Verschwörung, ohne, dass
die angeblichen Verschwörer sich irgendeiner regelwidrigen Tat bewusst
wären, als Dystopie im Jugendbuchbereich gerade zu typisch.
Interessant wird es allerdings dennoch, da die Autorin hier zwei durch die Kontraste zwischen den Sphärenmenschen und den Außenbewohnern vollkommen verschiedene Weltbilder aufeinandertreffen lässt, was diese gut ausgearbeitete und durchdachte Dystopie letztendlich ausmacht. So groß die Unterschiede aber auch sein mögen und so facettenreich die sechs unterschiedlichen Protagonisten, die Ich-Erzählerin Ria und ihre fünf Begleiter, mit dieser Konfrontation auch umgehen, große Überraschungen gibt es hier leider dann doch nicht, was für mich eine der Schwachstellen in ‟Die Verratenen“ war.
Denn nach dem ersten Zusammentreffen mit den Außenbewohnern, die Ria und ihren Begleitern misstrauisch und sogar gewaltbereit begegnen, fährt sich die Situation in der zweiten Hälfte des Romans fest. Erwartungsgemäß kommen nach und nach Unstimmigkeiten zwischen dem, was Ria und die anderen in den Sphären über die angeblich wilden Außenbewohner gehört haben, und der Realität ans Licht. Die Schilderungen der Außenbewohner unterscheiden sich von dem Wissen, dass Ria und den anderen in den Sphären vermittelt wurde, sie werden gezwungen mögliche Lügen zu enttarnen und ihr bisheriges Leben zu hinterfragen. In einigen Punkten, die schon vorher von der Autorin sehr stark betont angeführt wurden, war dieses Umdenken zu offensichtlich und auch insgesamt ist das nichts Neues in einer Dystopie, sondern eher die standardisierte Pflichtübung einer solchen Geschichte. Ich wartete auf das „mehr“, auf das, was ‟Die Verratenen“ noch einmal deutlich über das übliche Maß der bekannten Dystopien hinausheben könnte, aber letztendlich entwickelte sich die Situation nicht wesentlich weiter.
Letztendlich konzentrierte sich die Geschichte nach einem spannenden und abwechslungsreichen, wenn auch nicht überraschenden, Start auf die Suche nach einem möglichen Verräter in den eigenen Reihen, der ihre Verfolger aus den Sphären auf der Spur der kleinen Gruppe hielt. Eine Charakterentwicklung war so gut wie gar nicht feststellbar, auch wenn es überzeugende Ansätze gab, und auch das Verhältnis zwischen den sechs Flüchtigen und den Außenbewohnern wollte sich nicht so recht aus seiner scheinbaren Endlosschleife befreien und den nötigen Schritt nach vorn gehen. Gerade die Außenbewohner wurden in meinen Augen mit der Zeit einfach zu blass, dabei hatten sie zu Beginn, kurz nach ihrem Auftauchen in der Handlung, noch eine sehr dominante Rolle inne, die deutlich mehr Potential für die Charaktere versprach.
Interessant wird es allerdings dennoch, da die Autorin hier zwei durch die Kontraste zwischen den Sphärenmenschen und den Außenbewohnern vollkommen verschiedene Weltbilder aufeinandertreffen lässt, was diese gut ausgearbeitete und durchdachte Dystopie letztendlich ausmacht. So groß die Unterschiede aber auch sein mögen und so facettenreich die sechs unterschiedlichen Protagonisten, die Ich-Erzählerin Ria und ihre fünf Begleiter, mit dieser Konfrontation auch umgehen, große Überraschungen gibt es hier leider dann doch nicht, was für mich eine der Schwachstellen in ‟Die Verratenen“ war.
Denn nach dem ersten Zusammentreffen mit den Außenbewohnern, die Ria und ihren Begleitern misstrauisch und sogar gewaltbereit begegnen, fährt sich die Situation in der zweiten Hälfte des Romans fest. Erwartungsgemäß kommen nach und nach Unstimmigkeiten zwischen dem, was Ria und die anderen in den Sphären über die angeblich wilden Außenbewohner gehört haben, und der Realität ans Licht. Die Schilderungen der Außenbewohner unterscheiden sich von dem Wissen, dass Ria und den anderen in den Sphären vermittelt wurde, sie werden gezwungen mögliche Lügen zu enttarnen und ihr bisheriges Leben zu hinterfragen. In einigen Punkten, die schon vorher von der Autorin sehr stark betont angeführt wurden, war dieses Umdenken zu offensichtlich und auch insgesamt ist das nichts Neues in einer Dystopie, sondern eher die standardisierte Pflichtübung einer solchen Geschichte. Ich wartete auf das „mehr“, auf das, was ‟Die Verratenen“ noch einmal deutlich über das übliche Maß der bekannten Dystopien hinausheben könnte, aber letztendlich entwickelte sich die Situation nicht wesentlich weiter.
Letztendlich konzentrierte sich die Geschichte nach einem spannenden und abwechslungsreichen, wenn auch nicht überraschenden, Start auf die Suche nach einem möglichen Verräter in den eigenen Reihen, der ihre Verfolger aus den Sphären auf der Spur der kleinen Gruppe hielt. Eine Charakterentwicklung war so gut wie gar nicht feststellbar, auch wenn es überzeugende Ansätze gab, und auch das Verhältnis zwischen den sechs Flüchtigen und den Außenbewohnern wollte sich nicht so recht aus seiner scheinbaren Endlosschleife befreien und den nötigen Schritt nach vorn gehen. Gerade die Außenbewohner wurden in meinen Augen mit der Zeit einfach zu blass, dabei hatten sie zu Beginn, kurz nach ihrem Auftauchen in der Handlung, noch eine sehr dominante Rolle inne, die deutlich mehr Potential für die Charaktere versprach.
Stil
und Sprache sind große Pluspunkte dieses Reihenauftakts sowie auch die
gute Grundidee und ihre Umsetzung in einer glaubhaften Zukunftsvision,
der allerdings noch einige Hintergrundinformationen fehlen, um sie
präziser als ein mögliches Szenario unserer eigenen Gesellschaft in
einer unter bestimmten Umständen eingetretenen Zukunft einordnen zu
können. Während mich die Ich-Erzählerin allerdings leider wenig von sich
einnehmen konnte und mir auch ihre Entwicklung zu schwach blieb,
konnten insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der
Flüchtlingsgruppe überzeugen. Diejenigen zwischen Flüchtlingsgruppe und
Außenbewohner hatten zwar ebenfalls ihre Momente, konnten sich aber bis
zum Ende dieses ersten Bandes nicht genug entwickeln, starke Gefühle
fehlten mir hier fast vollständig.
Fazit: Eine gut geschriebene, aber noch etwas überraschungsarme Dystopie, die vor allem in der ersten Hälfte überzeugen konnte. Dem Auftakt fehlte es noch an Entwicklung und starken Momenten und Charakteren, wodurch er sich nicht von anderen Dystopien abheben konnte. Von mir gibt es dafür eher zögerliche 4 Sterne – das Potential ist da und bricht im zweiten Band hoffentlich vollends durch.
Fazit: Eine gut geschriebene, aber noch etwas überraschungsarme Dystopie, die vor allem in der ersten Hälfte überzeugen konnte. Dem Auftakt fehlte es noch an Entwicklung und starken Momenten und Charakteren, wodurch er sich nicht von anderen Dystopien abheben konnte. Von mir gibt es dafür eher zögerliche 4 Sterne – das Potential ist da und bricht im zweiten Band hoffentlich vollends durch.
Die Trilogie von Ursula Poznanski (mit Links zu Amazon.de):
- "Die Verratenen" (erschienen Oktober 2012)
- "Die Verschworenen" (erscheint vorraussichtlich Oktober 2013)
- noch nicht bekannt
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden
Seiten: 464
Verlag: Loewe
ISBN: 978-3785575468
Preis: € [D] 18.95
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
Endlich mal wieder jemand, der es nicht in den Himmel lobt :-)
AntwortenLöschenIch fand es auch richtig gut, die Welt interessant aber doch recht seicht :-(
Oder war einfach meine Erwartung zu hoch :-(
Tolle, nachvollziehbare Kritik :)
lg
Steffi
Danke schön.
LöschenJa, seicht trifft es ganz gut. Am Anfang fand ich es gar nicht schlecht, aber irgendwann trat es mir dann zu sehr auf der Stelle. Aus der Verschwörung wurde ja auch nichts mehr gemacht - wahrscheinlich in den nächsten Bänden, aber ich fand, im ersten hätte auch schon ein bisschen mehr kommen können :/
Im Moment springen ja eh viele Autoren auf den "Dystopie-Zug" auf. Die Verratenen habe ich noch nicht gelesen - habe es aber demnächst vor - ich denke aber mal an Delirium wird es laut deiner Kritik wohl eher nicht rankommen...
AntwortenLöschenErebos war mir auch viel zu sehr in den Himmel gelobt obwohl es am Ende gar nich so dolle war :D.
LG,
LaLe
Also an Delirium kommt es für lange nicht ran. Es ist auch eher spannungsorientierter und die Dystopie und das Zwischenmenschliche kommen ein bisschen zu kurz - finde ich.
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