Donnerstag, 4. April 2013

Rezension zu "Das Nebelhaus" von Eric Berg



Die Blutnacht im Nebelhaus

‟Das Nebelhaus“ von Eric Berg ist ein deutscher Krimi, unter einem Pseudonym von einem Autor veröffentlicht, der ansonsten eher bei den historischen Romanen anzutreffen ist. Mit leichten Abstrichen konnte er mich überzeugen.

Inhalt: Als sich die ‟Blutnacht“ von Hiddensee zum zweiten Mal jährt, plant die Journalistin Doro einen umfangreichen Artikel. Während ihrer Recherchen taucht Doro tief ein in die Geschichte der vier alten Freunde Leonie, Philipp, Timo und Yasmin, die sich seit Jahren nicht gesehen hatten. Ihr gemeinsames Wochenende in Philipps Haus auf der Insel Hiddensee, das er mit seiner Frau Vev und der gemeinsamen Tochter bewohnte, endete mit drei Toten und einer Komapatientin. Was ist damals passiert?

Der Roman wird abwechselnd in zwei Handlungs- strängen erzählt. Einer dieser beiden spielt in der Gegenwart und erzählt aus der Sicht der Journalistin Doro, die in diesem Roman als Ich-Erzählerin auftritt, von ihren Recherchen zur Mordnacht. Ihr Anliegen einen möglichst angemessenen Artikel zu verfassen, bringt sie nicht nur in Kontakt mit verschiedenen unmittelbar Beteiligten und Angehörigen, sondern führt sie auch zum Ort des Geschehens, dem ‟Nebelhaus“ am Strand von Hiddensee. Dort liegt auch der Fokus des zweiten Handlungsstranges, der, zwei Jahre in der Vergangenheit, aus der Sicht der verschiedenen Gäste im Nebelhaus von den Ereignissen erzählt, die letztendlich dazu führten, das drei Menschen starben.

Das Interessanteste an Eric Bergs Roman liegt neben dem sehr gelungenen Aufbau durch die Einteilung in die besagten Handlungsstränge, vor allem in der Art, wie er mit der Unwissenheit des Lesers spielt. Zwar gelten die Morde an sich als aufgeklärt – es handelt sich also nicht um einen klassischen Krimi, der für gewöhnlich von der Ermittlung des Mörders dominiert wird – aber der Autor sät hier schnell einige Zweifel. Was aber vor allem im Dunkeln bleibt: Wer sind die Opfer? Welche der Freunde starben in der Mordnacht? Das behalten die anderen Protagonisten geschickt für sich, während der Leser über die Identität von mindestens zwei Getöteten ins Grübeln gerät und sich bei jeder spannenden Wendung zu neuen Spekulationen hinreißen lassen kann.

Dabei präsentiert der Autor zudem eine sehr heterogene und damit gleichzeitig sehr abwechslungsreiche Gruppe von Protagonisten. Als Leser kann man schnell nachvollziehen, warum sich die vier Freunde viele Jahre lang aus den Augen verloren hatten. Sie sind grundverschieden. Philipp, der solide Architekt, der sich mit seinem Haus am Strand seinen Lebenstraum verwirklicht hat; Timo, der verschlossene Autor ohne großen Erfolg; Leonie, die Kindergärtnerin mit privaten und beruflichen Problemen; und zuletzt Yasmin, die ewige Punkerin, die Kunstwerke auf die Straßen Berlins malt. Die zunächst mit großer Euphorie erwartete Zusammenführung der Freunde von damals bietet schnell einiges an Konfliktpotential, was den Roman vor allem in diesem in der Vergangenheit liegenden Handlungsstrang sehr spannend macht.

Aber auch die gegenwärtige Erzählung hat eine gelungene Hauptprotagonistin zu bieten. Doro ist eine gelungene Mischung aus professioneller Journalistin und emotionaler Frau, die sich schnell auch persönlich in die Ereignisse auf Hiddensee involviert, besonders als sie Yim Nan, den Sohn der ehemaligen Haushälterin im Nebelhaus kennenlernt. Hier entwickelt sich neben einer den Roman emotional aufwertenden Beziehung zudem eine spannende Nebenhandlung, die sich am Ende überzeugend und glaubwürdig mit der Haupthandlung vereint und zu einem realitätsnahen und dennoch überraschenden Finale wird.

Die einzigen Abstriche bei diesem ansonsten sehr gelungenen Kriminalroman, der durch seine originelle Idee absolut besticht, musste ich beim sprachlichen Stil und teilweise auch der Informationswiedergabe hinnehmen. Sprachlich war es meistens zwar flüssige, völlig unerwartet tauchten dann allerdings einige im Kontext stelzig und umständlich wirkenden Formulierungen und eingestreute Fremdworte auf, die im Textfluss zu Stolpersteinen wurden und die Figuren unwirklicher und distanzierter erscheinen ließen. Dies galt auch für einige Dialoge, die zu offensichtlich nur für den Leser geführt wurden und im realen Leben so niemals stattfinden würden. Hier fehlte manchmal eine elegantere Lösung, um den Leser mit Informationen zu versorgen, die Figuren aber gleichzeitig nicht aus der Rolle fallen zu lassen.

Fazit: Eine sehr spannende Idee mit ungewöhnlicher Kriminalhandlung, die bis zum Ende für Spannung sorgt. Trotz kleiner Schwächen ist ‟Das Nebelhaus“ einer der überzeugendsten Vertreter deutscher Kriminalromane/Thriller der letzten Zeit und damit sehr zu empfehlen. Gute vier Sterne. 





Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur (März. 2013)
Seiten: 416
Verlag: Limes
ISBN: 978-3-8090-2615-0
Preis: € [D] 14.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage



1 Kommentar:

  1. Ein sehr spannendes Buch in das man sich hineinverstzen kann.
    Die beiden Zeitebenen fand ich sehr spannend.

    Die Charakteren waren sehr faszinierend.
    Das Buch hat mich sehr gefesselt,das ich alles andere vergessen habe



    Ich freue mich auf den neuen Eric Berg

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