Mittwoch, 17. April 2013

Rezension zu "Aeternum" von Andrea Bottlinger



Engel und Dämonen begeistern in Berlin

‟Aeternum“, der Debütroman von Andrea Bottlinger, ist eine in Berlin spielende Urban-Fantasy rund um den ewigen Konflikt zwischen Engeln und Dämonen. Als einer der eher seltenen deutschen Vertreter dieses Genres konnte er mich überzeugen.
 
Kurz zum Inhalt: Ohne Vorwarnung stürzt eines Tages der Alexanderplatz mitten in Berlin ein. Auch die Engel und Dämonen können sich nicht erklären, woher der riesige Krater plötzlich kommt. Obwohl die beiden Gruppen Frieden geschlossen haben, herrscht großes Misstrauen und so beschließen sie, dass beide je einen Vertreter in den Abgrund schicken, um ihn zu erkunden. Ausgewählt werden die Magierin Amanda, die von einem Dämon in seine Dienste gezwungen wurde, als dieser von ihren Fähigkeiten erfahren hatte, und der ausgestoßene Engel Jul. Was die beiden unter Berlin finden, gefährdet nicht nur den Frieden zwischen Dämonen und Engeln sondern könnte auch den Untergang der Erde bedeuten...

Beim Lesen hatte mich ‟Aeternum“ fast von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Die 570 Seiten flogen nur so an mir vorüber, was mit Sicherheit zu einem großen Teil auch an der sehr ausgewogenen, flüssig zu lesenden und sehr bildhaft beschreibenden Sprache lag, die meine Vorstellungskraft direkt anregte. Als Perspektive wurde die dritte Person, abwechselnd aus der Sicht des Engels Jul und der menschlichen Magierin Amanda gewählt, was die Geschichte bedingt durch die verschiedenen Einstellungen der beiden Charaktere vielseitig und durchgehend interessant machte.

Amanda und Jul sind dabei beide bis ins kleinste Detail durchdachte, vielschichtige Charaktere, die man als Leser nur zu gern durch die komplexe Handlung dieser Urban-Fantasy begleitet. Obwohl sie augenscheinlich auf verschiedenen Seiten stehen, haben sie doch auch einiges gemeinsam, was sie auf ihrer Reise natürlich auch einander näher bringen wird. So sind beide in gewisser Weise ungewollte Außenseiter. Amanda, die sich nicht freiwillig in die Dienerschaft eines hohen Dämons begeben hat, und Jul, dem die anderen Engel die Flügel genommen und ihn so zu einem Leben auf der Erde gezwungen haben, gehören beide nicht mehr richtig dazu und würden alles dafür tun, ihrem jeweiligen Schicksal zu entkommen. Ein tolles Duo, beide stark auf der einen, aber manchmal auch schwach auf der anderen Seite.

Besonders gelungen ist des Weiteren auch der Fantasy-Anteil des Romans. Engel und Dämonen, ohnehin kein uninteressantes Gebiet, sind hier als Thema sehr konfliktreich umgesetzt. Beide Seiten folgen egoistischen Zielen, beide haben durchaus bösartige Züge, beide werden in diesem Roman zur Gefahr. Die verschiedenen Standpunkte wirkten sehr komplex und gut durchdacht, sodass es mich beim Lesen begeistert hat, wie sich Jul und Amanda zwischen den Stühlen bewegen, sich gegen beide Seiten zur Wehr setzen und dabei auch immer wieder persönliche Konflikte zu bewältigen haben, bis der Roman letztendlich in einem großen, an Spannung kaum zu überbietenden Finale endet, das durchaus Momente zum Nachdenken hatte und zudem auch noch bildgewaltig umgesetzt war.

Denn das Setting des Romans, die gesamte Atmosphäre, hatte es in sich. Berlin, in Schutt und Asche, und ein Untergrund, voller übernatürlicher Phänomene und merkwürdiger Gestalten, wo Jul und Amanda ihre weitreichende Entdeckung machen werden, die dem Krieg zwischen Engel und Dämonen neu entfachen, die Erde in Gefahr bringen und sie selbst von einer spannenden Situation in die nächste katapultieren wird. Besonders in den Abschnitten, in denen sich Jul und Amanda unter der Erde bewegen, hatte ich Gänsehaut, so unheimlich war es dort, und dieses Gruseln erreichte mich durch den eindringlich beschreibenden Schreibstil auch sofort. Allerdings gibt es in diesem Roman auch sehr positive Gänsehautmomente, nämlich in der Beziehung zwischen Amanda und Jul, die sich wundervoll entwickelt, sich aber nicht als Liebesgeschichte zu sehr in den Vordergrund drängt und die Fantasy-Handlung somit zu keiner Zeit überlagert.

Fazit:
Gefühlvoll, spannend und mit komplexen Fantasy-Elementen. Dieser deutsche Urban-Fantasy-Roman hat mich absolut begeistert und mit einer ausdrucksstarken Sprache und durchdachten Charakteren überzeugt. Ich kann es nur weiterempfehlen. 5 Sterne. 




 
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Taschenbuch (April 2013)
Seiten: 576
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-51179-4
Preis: € [D] 12.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

4 Kommentare:

  1. Das klingt wirklich sehr gut. Deine Rezension macht da echt Lust auf mehr :)

    Viele Grüße
    Chimiko

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  2. Hört sich wirklich interessant an. Ich habe schon bei Damaris kommentiert, dass es für mich aber "Damian" zu sehr ähnelt...
    Aber im Hinterkopf werde ich es definitiv behalten :-)

    lg
    Steffi

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    1. Damian habe ich nicht gelesen, deswegen kann ich das schlecht beurteilen. Werde ich nachdem ich "Das Labyrinth erwacht" so gut fand, aber bestimmt mal nachholen.
      Sind wohl beides Engel in Berlin...

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  3. Hallo Sarah

    das Buch habe ich auch schon einmal ewig durch den Buchladen getragen und mich aber doch für ein anderes entschieden. Jetzt, nach deiner wirklich schönen und sehr aufschlussreichen Rezension, ärgere ich mich ein bisschen, dass ichs nicht doch gleich mitgenommen habe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. ;D

    Liebe Grüße aus dem Tintenmeer,
    Sandy

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