300 Jahre schlafen...
"Godspeed – Die Reise beginnt“, der erste Band einer Trilogie von Beth
Revis, ist eine Dystopie mit sehr ausgeprägten Merkmalen der Science
Fiction und mit einer Altersempfehlung von ab 14 Jahren ein Jugendbuch,
das sich auch gut über dieses Alter hinaus lesen lässt und damit
All-Age-Eignung besitzt. Ganz makellos ist es dabei allerdings nicht.
Kurz
zum Inhalt: Die Godspeed ist ein Raumschiff, das auf der Suche nach
einem neuen Lebensraum für die Menschen zu einer 300 Jahre andauernden
Reise aufbricht. Das Ziel ist ein fremder Planet, der von einigen
Experten bewohnbar gemacht werden soll. Um ihr Wissen sicher zu diesem
Planeten zu bringen, wurden sie vor Beginn der Reise tiefgefroren und
sollen schlafen, bis das Schiff den neuen Heimatplaneten erreicht hat.
Unter ihnen ist die 17-jährige Amy, die viel zu früh aus ihrem Schlaf
geweckt wird und an Bord der Godspeed eine ihr völlig fremde
Gesellschaft vorfindet.
Die Menschen, die seit Generationen an Bord des Schiffes leben und es in Stand halten, gehorchen einem Ältesten und dem Junior, der zu seinem Nachfolger ausgebildet wird. Während der Älteste Amy als Gefahr für den Frieden auf seinem Schiff ansieht, freut Junior sich, über ihre Anwesenheit. Er unterstützt sie bei der Suche nach dem Saboteur an Bord, der weitere Eingefrorene auftaut und dadurch tötet. Amy macht sich Sorgen, denn auch ihre Eltern schlafen im Bauch des Schiffes, in dem vieles nicht so ist, wie es scheint...
‟Godspeed“ wird aus der Perspektive der beiden Ich-Erzähler Amy und Junior erzählt, die in völlig verschiedenen Welten aufgewachsen sind. Während Amy noch auf der Erde eingefroren wurde und nichts von dem System an Bord des Schiffes und von dem merkwürdigen Verhalten seiner Bewohner versteht, ist Junior in dieser Gesellschaft mit dem Wissen aufgewachsen, sie irgendwann einmal als neuer Ältester anzuführen. Das gesellschaftliche System, das sich auf der Godspeed etabliert hat, wirkt insgesamt nicht nur sehr faszinierend und vereint einige schockierende Elemente, die zusammen eine gelungene Dystopie ergeben, sondern ist auch im Detail betrachtet sehr durchdacht und stimmig. Für mich ist die entworfene Gesellschaft eine der größten Stärken des Romans. Durch den Ältesten und die befremdlichen Regeln sowie durch die unwirkliche Vorstellung, sein gesamtes Leben in einem Raumschiff mitten im All eingesperrt zu sein, wird eine bedrohliche, düstere Atmosphäre erzeugt, die absolut lesenswert ist.
Leider hat der Roman aber auch Schwächen. So ist zum Beispiel das große Rätsel um den Saboteur an Bord, der die Kühlkammern der Eingefrorenen öffnet, für den Leser schon sehr schnell kein Rätsel mehr. Eigentlich ist die Identität dieser Person schon vorherzusehen, noch bevor er durch die ersten geöffneten Kammern überhaupt wirklich in Erscheinung trat. Nur den Romanfiguren selbst kommt diese Idee nicht und so gestaltet sich dieser Handlungsstrang – zu Beginn der vermeintlich wichtigste – eher wenig spannend.
Zum
Glück hat die Autorin aber einige Überraschungen in der Hinterhand,
welche die gesamte Handlung auch noch bei fortgeschrittener Seitenzahl
eine ganz neue, unerwartete Richtung einschlagen lassen und viel Stoff
für weitere Handlungsstränge in diesem ersten Band sowie für die
Folgebände liefern. Die einsetzende Ernüchterung beim Leser aufgrund der
Vorhersehbarkeit, was die Identität des Saboteurs angeht, ist durch die
mehr als spannenden, teilweise sehr erschreckenden Wendungen wie weg
geblasen und es wird sehr spannend. Besonders das Ende konnte hier
punkten, denn, als die Spannungskurve eigentlich schon abgefallen war
und man sich innerlich bereits auf einen gütlichen Ausklang vorbereitet
hatte, spielte die Autorin ihren größten und mit Abstand
überraschendsten Trumpf aus, mit dem sie sicher jeden Leser noch einmal
wach rütteln würde.
Die Charaktere wirken sehr ausgereift.
Speziell Amy und Junior, die auch in ihrer Beziehung zu einander ein
interessantes Protagonistenpärchen abgegeben, überzeugen mit Tiefe und
Zugänglichkeit für den Leser. Man versteht sie und fühlt mit ihnen.
Natürlich gibt es auch in ‟Godspeed“ die für Jugendbücher obligatorische
Liebesgeschichte, allerdings ist diese sehr zart und lässt zum Glück
jeden, fast ebenso obligatorischen Kitsch vermissen.
Die
Nebencharaktere punkten vor allem durch ihre Andersartigkeit, die dem
Leser immer wieder zu denken gibt. Das Verhalten der Menschen, die seit
Generationen an Bord dieses Schiffes leben und sich den so weltfremd
erscheinenden Regeln des Ältesten beugen, will erst noch entschlüsselt
werden.
Sprachlich hätte ich mir dabei allerdings manchmal etwas
mehr erhofft. Sicher ist ‟Godspeed“ ein Jugendroman und dementsprechend
erwarte ich mir keine stilistischen Glanzleistungen. Dennoch war es
selbst für ein Jugendbuch teilweise holprig und der sprachliche Anspruch
etwas zu gering. Auch wenn es durchaus flüssig lesbar war, erschwerte
mir gerade die Sprache den Einstieg in den Roman. Der letzte Feinschliff
hat mir hier noch gefehlt, auch wenn bestimmte Abschnitte, wie etwa
Amys Gedanken und ihre Träume während der Zeit, in der sie eingefroren
ist, sehr eindringlich beschrieben sind und überzeugen konnten.
Fazit: Ein gelungener Trilogie-Auftakt, der sich durch den starken Science-Fiction-Einfluss von der Flut anderer Dystopien abheben und mit einer starken Grundidee überzeugen kann. Durch eine sehr durchdachte Geschichte und einige packende Wendungen kann man als Leser auch die Vorhersehbarkeit der Haupthandlung verzeihen und wird gut unterhalten. Ich freue mich auf den zweiten Band. Band Eins bekommt 4 Sterne.
Fazit: Ein gelungener Trilogie-Auftakt, der sich durch den starken Science-Fiction-Einfluss von der Flut anderer Dystopien abheben und mit einer starken Grundidee überzeugen kann. Durch eine sehr durchdachte Geschichte und einige packende Wendungen kann man als Leser auch die Vorhersehbarkeit der Haupthandlung verzeihen und wird gut unterhalten. Ich freue mich auf den zweiten Band. Band Eins bekommt 4 Sterne.
Die "Godspeed"-Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
- "Die Reise beginnt" (Aug. 2011, englischer Originaltitel: "Across the Universe")
- "Die Suche" (Aug. 2012, englischer Originaltitel: "A Million Suns")
- "Die Ankunft" (Aug. 2013, englischer Originaltitel: "Shades of Earth")
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden
Seiten: 448
Verlag: Dressler
ISBN: 978-3791516769
Preis: € [D] 19.95
Weitere Informationen auf der Verlagshomepage
Ich fand das Buch ziemlich gut und bin schon gespannt auf den nächsten Teil!
AntwortenLöschenIch auch. Er liegt auch schon bereit und wartet nur noch, bis ich ein paar andere Bücher gelesen habe...
LöschenHuhu :)
AntwortenLöschenDas Buch steht auch noch auf meinem SuB bin nun sehr neugierig dank deine schönen Rezension über dieses Buch *-* dein Blog ist WOW *-*
Alles Liebe
Jenny
http://jemasija8.blogspot.de/
Danke schön.
LöschenDas Buch solltest du dann bald wirklich mal lesen. Es ist echt gut. Besonders am Ende - da macht es alle kleinen Schwächen wieder wett. Ich war richtig geplättet.
...schön beschriebene Rezension! Ich selbst liebe die Reihe ja und bin schon ziemlich auf den letzten Teil gespannt :-)
AntwortenLöschenLG
Kay
Ich habe mir den zweiten Teil auch schon besorgt und war heute richtig überrascht, dass der dritte erst im August erscheint. Das Cover kursiert ja schon so lange...aber na ja, sie halten den Jahresrhythmus ein.
Löschenich hab die 2 teile schon gelesen und ich fand sie einfach klasse, bin schon auf den 3. band gespannt.
AntwortenLöschenlg stefie