Montag, 4. Februar 2013

Rezension zu "Für immer die Seele" von Cynthia J. Omololu


Schwache Umsetzung einer guten Grundidee

‟Für immer die Seele“ von Cynthia J. Omololu ist der Auftakt zu einer Fantasy-Jugendbuch-Trilogie, der mit der Wiedergeburt ein Element zum Thema macht, welches bisher in ähnlichen Romanen kaum Verwendung fand. Die Trilogie versprach in ihrem ersten Band also durchaus Neues, konnte mich aber leider nicht überzeugen.

Inhalt: Die 16jährige Cole, eine begabte Cellistin aus San Francisco, hat Visionen von vergangenen Zeiten. Als sie mit ihrer Schwester Kat bei einem Ferientrip den Tower of London besucht, erlebt sie in einer dieser Visionen eine Hinrichtung so real mit, als sei sie selbst die zum Tode Verurteilte gewesen. Nur einer scheint sie zu verstehen: Der gutaussehende Griffon. Er erzählt ihr von der Wiedergeburt und davon, dass es einige Menschen gibt, die Akhet, die sich an jedes ihrer früheren Leben erinnern. Auch Cole ist zu einer Akhet geworden und wird bald herausfinden, was sie und Griffon bereits in der Vergangenheit verband...

Eine Widmung auf den ersten Seiten des Buches weist darauf hin und die Autorin schreibt es auch selbst in ihrem Blog: Die Inspiration für die Grundidee des Romans rund um das Thema Wiedergeburt und die Unsterblichkeit einer Seele bekam sie durch den früheren Tod eines Jungen aus dem Bekanntenkreis, der ebenfalls Griffon hieß und zum Vorbild ihrer Romanfigur wurde. An sich ein interessanter, persönlicher Hintergrund, der vielleicht sogar neben der spannend klingenden Grundidee noch ein bisschen mehr dafür sorgte, dass ich dieses Buch wirklich mögen wollte. Leider folgte die Ernüchterung recht schnell, denn abgesehen von der Grundidee hat der Roman wenig zu bieten und ich wurde  gleich mehrfach enttäuscht. Die Schwächen in der Charakterentwicklung, in der Sprache und vor allem viele kleine Verstöße gegen die von der Autorin selbst erdachte Logik ihrer Akhet-Welt haben mir den Spaß am Lesen von ‟Für immer die Seele“ fast vollständig genommen.

Ich möchte mir den Charakteren beginnen. Cole, die Ich-Erzählerin selbst, war zunächst das perfekte Mädchen. Intelligent, gebildet, kultiviert, begabt, hübsch...machen wir es doch kurz: Sie ist langweilig. Wie, um sie noch perfekter erscheinen zu lassen, steht ihr gleich zu Anfang ihre Schwester gegenüber – Kat, die oberflächliche Tussi, die nur an Shoppen und bloß nicht an Bildung interessiert ist. Zwei unverrückbare Stereotypen, die sich im Laufe des Romans leider auch nicht in ansprechender Weise weiterentwickeln. Während Kat, die trotz ihrer Oberflächlichkeit menschlicher wirkte und mir dadurch sympathischer war als ihre über-perfekte Schwester, nur noch sporadisch auftaucht, wechselt Cole beinahe sprunghaft ihre Wesenszüge. Mal ist sie klug und feinfühlig, mal unglaublich naiv, sogar regelrecht dumm und, was mich besonders störte, holt zwischendurch wie aus dem Nichts einige Selbstzweifel hervor, insbesondere wenn es um ihrer Beziehung zu Griffon geht, in denen sie dann ausgiebig schwelgt. Leider wirkte die Handlung durch ihre spontanen Anflüge außergewöhnlicher Dummheit extrem konstruiert.

Mit der Ich-Erzählerin bin ich nicht warm geworden, ebenso wenig mit der Liebesgeschichte zu Griffon. Die beiden haben sehr schnell eine starke Verbindung zu einander, von der ich erwartet hatte, dass sie sich möglicherweise noch durch eine emotional prägende Beziehung in der Vergangenheit, in einem anderen Leben, erklären würde. Immerhin kündigt der Klappentext ja bereits eine gewisse Vorgeschichte an, die auch kommt, aber beim besten Willen nicht im geringsten taugt, um die enge Verbundenheit zu erklären und das Kitsch-Niveau somit ein wenig herunterzufahren. Positiv an der Liebesgeschichte war, dass es sich einmal nicht um eine Dreiecksgeschichte handelte – jedenfalls in diesem Band noch nicht. Griffon ist allerdings auch noch ein schwieriger Charakter, der abgesehen davon, dass er ebenfalls sehr perfekt und gutaussehend ist,  kaum besonders begehrenswert auf mich erschien. Er ist unnahbar, verschwindet häufig, ohne Kommentar.

Andere Nebencharaktere blieben sehr eindimensional, so zum Beispiel neben der bereits erwähnten Schwester auch Coles Mutter. Leider konnten mich auch die Akhet im Allgemeinen nicht überzeugen. Die Idee der Wiedergeburt ist zwar gut, aber die Autorin unterteilt die Gruppe der Wiederkehrenden, die sich dessen auch bewusst sind, scharf und kompromisslos in Gut und Böse. Die Guten sind so gut, dass sie jedes ihrer Leben dafür aufwenden, die Welt zu retten, die Bösen sind so böse, dass sie nichts als Rachegedanken hegen und sogar solchen Hass entwickelten, dass sie zu den großen (realen) Tyrannen und Verbrechern der vergangenen Jahrhunderte wurden. Gerade mit dem Bezug auf lebende und historische Personen hebt die Autorin ihre Akhet auf eine weltpolitische Ebene, die mir nicht zusagte. Weitere Erklärungen zu den fast beiläufig eingeworfenen Namen und Gedanken über Konsequenzen ihrer Wiederkehr werden anschließend auch ausgespart, sodass ich hier einfach das Gefühl nicht los werde, dass die Nummer für den Rahmen dieses Jugendbuchs schlicht zu groß war.

Ein für mich dann erheblicher Schwachpunkt von ‟Für immer die Seele“ sind die Logikfehler. Die Autorin stellt die Regeln für ihre Fantasy-Elemente recht schnell und an sich klar zusammen. Akhet sind selten und können willkürlich überall auf der Erde wiedergeboren werden. Sie können sich an alle vorherigen Leben ihrer Seele erinnern, haben aber nicht alle ihre Leben auch in dem Bewusstsein geführt, wiedergeboren zu werden. Dazu mussten sie erst zum Akhet werden – eine Wandlung, die Cole zur Zeit des Romans begonnen hat. An sich ist es kein kompliziertes Modell und dennoch ist es teilweise unlogisch umgesetzt. Sei es dadurch, dass zu viele Akhet mehrfach aufeinander treffen, oder durch ein Geschenk aus alten Zeiten, dass eigentlich nicht aufbewahrt worden sein kann – es sind viele Kleinigkeiten, die einer genauen Betrachtung hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit den Regeln der Akhet-Welt nicht standhalten können und mich in der Summe sehr oft zum Kopfschütteln brachten.

Neben offensichtlichen Logikfehlern sorgen oft auch unlogisches Verhalten der Protagonisten und besonders Coles Veranlagung, nie die richtigen Fragen zu stellen oder ihre Erkenntnisse mitzuteilen, für den Eindruck einer eher konstruierten Handlung. Hinzu kommen kurz gehaltene Beschreibungen von einigen Schlüsselstellen, deren Ablauf ich mir auch nach mehrfachem Lesen nicht klar wurde.
Der Schreibstil ist ansonsten abgesehen von ein, zwei Stolpersteinen recht angenehm und lässt sich flüssig lesen. Störend war für mich lediglich ein etwas zu exzessiver Umgang mit einer sehr flachen Lautsprache. Das gefühlt häufigste ‟Wort“ im Vokabular der intelligenten Cole lautet: ‟Öh...“.

Was mir sprachlich gefallen hat, waren die Rückblicke in die vergangenen Leben von Cole. Die optisch hervorgehobenen Textabschnitte zeichneten sich durch sehr viel mehr atmosphärische Beschreibungen aus, als der Gegenwartsteil des Romans. Zudem hatte ich den Eindruck als könnte Cole hier endlich mal ihre Eindrücke und Gefühle greifen und so artikulieren, dass sie mich als Leser auch erreichten. Ich hätte mir einen derart detaillierteren Umgang mit Beschreibungen häufig auch an anderen Stellen des Buches gewünscht.

Fazit: Keine Frage, ich bin enttäuscht. Mich haben die Charaktere nicht erreicht, die Liebesgeschichte nicht berührt und die Logikfehler in den Wahnsinn getrieben. Das Buch punktete zunächst durch eine gute Grundidee, konnte dieser aber mit der Umsetzung nicht gerecht werden. Nur 2 Sterne, wenn auch nur knapp am dritten vorbei, und von mir leider eher keine Empfehlung.




Die "Für-Immer"-Trilogie (mit Links zu Amazon)

  1. "Für immer die Seele" (Feb. 2013, engl. Originaltitel: "Transcendence")
  2. noch nicht bekannt (engl. Originaltitel: "Intuition")
  3. noch nicht bekannt

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 384
Verlag: Dressler
ISBN: 978-3791515052
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
Preis: € [D] 17.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage



12 Kommentare:

  1. *schnief* schade, dass es dir so gar nicht gefallen hat. Hab ja schon das schlimmste erwartet nach deinen Zwischenstatements :-(

    Der Vorteil: Du hast es geschafft und das nächste Buch kann ja eigentlich nur besser werden :-)

    lg
    Steffi

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    1. ich hoffe es. Aber die ersten Seiten von Godspeed haben mich auch noch nicht vom Hocker gehauen und mein Thriller langweilt mich. Mensch, bin ich gerade anstrengend :P

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    2. Godspeed hat nur Kay gelesen, da kann ich nicht mal sagen, ob es ab Seite xx besser wird.
      Lies ein Kinderbuch, das holt mich immer aus solchen 'nix gutes' Löchern raus ;-)

      Drück dir ganz fest die Daumen, dass es aufwärts geht und du 'das perfekte Buch' findest :-)

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    3. Aber Godspeed ist doch toll :-) Ich werde demnächst den dritten Band verschlingen und bin schon echt gespannt auf den Abschluss :-)

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    4. Ja, ist gut, möglicherweise hast du recht ;-). Ich war vorher erst auf Seite 50 und irgendwie hatte es mich da noch nicht gepackt. Jetzt bin ich 100 Seiten weiter und richtig drin :D

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  2. Schade, dass es dir nicht so richtig gefallen hat. :/
    Trotzdem gute Rezi :)

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  3. Schade, dass es dir nicht so gut gefallen hat.
    Aber einige deiner Kritikpunkte kann ich sehr gut nachvollziehen, auch mich hat das Buch nicht hundertprozentig überzeugt. ;)

    LG Jessica

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  4. Ich kann nur sagen, ich habe mir GENAU SO ETWAS schon beim Klappentext gedacht, denn auf mich wirkte der schon ziemlich klischeehaft. Ich hasse kitschige & zu schnelle Liebesgeschichten, aber was ich noch mehr hasse, sind diese erschreckend naiven und blöden Protagonistinnen, die einfach nichts können und trotzdem ihren meist perfekt langweiligen Traumprinzen kriegen. ARGH!
    Nach deiner Rezension ist der Roman eindeutig nichts für mich. Ich danke dir sehr für die Warnung - und schon spare ich Geld! ;)

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    1. Ich weiß, mich nervt das auch. Dabei war Cole am Anfang einfach nur perfekt, aber nicht dumm oder naiv. Nur, wenn es später in der Handlung nicht weitergeht, ohne dass Cole mal eben ihr Hirn abstellt (und zwar komplett), dann stellt sie es eben ab (und zwar komplett, absolut, zu 100%)...ist halt leider zumindest für mich sehr konstruiert gewesen.

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  5. Hey Sarah,

    oje, dass ist ja immer das schwierige an Büchern die hoch gelobt werden, oft hat man eine bestimmte Erwartungshaltung die es einem schwer macht über das eine oder andere hinweg zu sehen ^^ wobei ich verstehen kann das es sehr störend ist wenn viele nicht logisch klingende Details aufeinander folgen : ) Das würde mich glaube ich auch stören ^^

    LG
    Romi

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    1. Das mit den Erwartungen ist immer ein Problem. Ich versuche aber gerade, wenn mich etwas sehr gstört hat, noch mal ganz opjektiv darüber nachzudenken und gehe meine Kritikpunkte auch alle noch einmal ein, zwei Tage im Kopf durch, bis ich die Rezension schreibe.
      Leider fand ich hier alles wirklich zu wenig durchdacht bzw. nicht zu Ende gedacht. Was mich ja immer besonders stört, ist, wenn die Handlung so kostruiert ist, dass sie nur funktionieren kann, indem ein Charakter sich quasi in sich selbst zusammenbricht. Cole ist eigentlich ein intelligentes Mädchen, aber sie benimmt sich mitunter so unfassbar dämlich, dass ich ihre "zwei Persönlichkeiten" nicht mehr zusammem bringen konnte.

      LG

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  6. Hallo Sarah,

    nun auch so ein Buch wo es sehr unterschiedliche Meinungen gibt in den verschiedenen Blogs, aber gut als Leserin habe ich nun die Qual oder Wahl.

    LG..Karin...

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