Montag, 18. Februar 2013

Rezension zu "Feuer der Götter" von Stefanie Simon


Die Lüge der Götter

‟Feuer der Götter“ von Stefanie Simon ist ein gefühlsbetonter, großartiger High-Fantasy-Roman, der in eine einzigartige Welt entführt und mich einfach begeistert hat.

Zunächst kurz zum Inhalt: Royia ist ein Waldmensch und dazu auserwählt, eines Tages im Bergpalast den Platz von einem der 14 Götter, repräsentiert durch die 14 Monde, einzunehmen. Seit Jahren wurde er darauf vorbereitet, doch gerade als er seinen Weg antritt, um ein Gott zu werden, wird er gewarnt und flieht irritiert.
Naave ist ein Stadtmensch. Sie lebt im ärmsten Teil der Stadt und hält sich mit Fischen und Stehlen über Wasser. Als sie plötzlich im Wald Royia gegenüber steht, erkennt sie in ihm keinen Gott, sondern einen Feuerdämon. Ein Wesen wie das Monster, das ihre Mutter tötete. Doch er könnte auch ihre Eintrittkarte in ein besseres Leben sein, denn wer einen Feuerdämon fängt und zum Tempel bringt, wird reich belohnt.
Wie Royia muss aber auch Naave feststellen, dass ihre Welt viele Lügen und Geheimnisse birgt. Die Suche nach der Wahrheit verbindet die beiden...

Nachdem ich von dem wundervollen Cover angelockt worden war, wurde ich beim Lesen zunächst überrascht. Denn hilfreich – wenn auch widerwillig – wie der Klappentext es ankündigte, ist Naave im Bezug auf den Feuerdämon, den der Leser zuvor schon als angehenden Gott Royia kennenlernt, nun wirklich nicht. Das in Armut lebende Mädchen wittert viel mehr ihre Chance auf den gesellschaftlichen Aufstieg. Sie möchte ihm nicht helfen, sondern den verhassten Feuerdämon beim Tempel dem Hohepriester übergeben und die Belohnung einstreichen. Doch durch diesen Plan deckt Naave Geheimnisse auf, die sie selbst mehr als verwirren, und ihr Abenteuer an Royias Seite, welches sie in den ihr als Stadtmensch völlig unbekannten Wald führt, beginnt eher unfreiwillig.

Die beiden Hauptcharaktere, Royia und Naave, sind sehr unterschiedlich. Royia ist ein Krieger, zum Kampf ausgebildet, doch er hat durch seine Andersartigkeit und seiner Bestimmung als Erwählter der Götter auch schon viel Leid erfahren. In seinem Kern ist er ein sehr naturverbundener, großherziger Mensch, was ihn wohl auch dazu verleitet, die widerspenstige Naave in den ihr fremden Wäldern nicht sich selbst zu überlassen. Naave hasst Feuerdämonen mehr als alles andere auf der Welt, kann aber nicht anders, als mit der Zeit Zweifel an ihrem Wissen zuzulassen. Dennoch ist sie zu Beginn ein naives Stadtmädchen. Streitsüchtig und schlagfertig wie sie auf der einen Seite ist, macht sie es Royia nicht leicht und sorgt mit ihren bissigen Kommentaren auch für ein paar Schmunzler beim Leser. Auf der anderen Seite ist Naave allerdings im Wald auch hilflos, manchmal ein wenig weinerlich und, wenn sie ihre weiche Seite zulässt, merkt auch der Leser schnell, dass sich mehr in ihr verbirgt, und versteht, warum Royia mit der Zeit beginnt, sie zu mögen.

Die beiden machen im Laufe des Romans eine schwierige, aber sehr schöne, langsame Entwicklung durch, die sie Schritt für Schritt näher zusammen bringt und für mich eine ganz besonders einfühlsame Liebesgeschichte darstellte. Beide Charaktere sind und entwickeln sich sehr glaubwürdig, werden reifer und werfen ihre alten Weltbilder ab, um die Wahrheit gemeinsam zu entschlüsseln – und das hat es in sich.

Das Finale dieses Romans war so packend, dass es mich auch Stunden später nicht losgelassen hat, und so offen gehalten, dass viel Spielraum für die eigene Phantasie bleibt. Es ist Teil der wunderbaren und auch grausamen Welt, welche die Autorin hier erdacht hat, und fügt sich glaubhaft, aber auch schockierend in ein sehr durchdachtes Gesamtbild ein. Nicht nur die facettenreichen Nebencharaktere und die spannende Handlung sind gut gelungen, sondern auch die eindringliche und bildhafte Beschreibung der fantastischen, bunten Welt überzeugen auf ganzer Linie. Der Leser taucht ab in grüne Wälder voller wundersamer Pflanzen und Lebewesen, die herrlich detailliert und kreativ beschrieben sind. Gerade diese Natur, wie sie in "Feuer der Götter" beschrieben wird, hat mich verzaubert.

Auch sprachlich hat mir dieser Roman einer deutschen Autorin außergewöhnlich gut gefallen. Ohne sich zu sehr in Details zu verlieren, entwirft Stefanie Simon ihre Welt in einer flüssigen Sprache, welche die Atmosphäre der Handlung perfekt einfängt und widerspiegelt. Besonders die emotionaleren Abschnitte, in denen sich die ersten Gefühle zwischen Royia und Naave entfalten, sind sehr gefühlvoll geschrieben, ohne jedoch kitschig zu wirken. Der Roman hält die Waage zwischen glaubhafter Liebesgeschichte, Spannung und erschreckender, teilweise schockierender und abstoßender Wirklichkeit dieser patriarchalischen Welt. Ein wenig gestört haben mich manchmal lediglich sehr sprunghafte Wechsel der Situationen, bei denen mir schlicht die Übergänge fehlten.

Fazit: Ein (fast) perfekter Fantasyroman mit starker Handlung, überzeugenden Charakteren und einer wundervollen Liebesgeschichte. Ich bin begeistert und empfehle es gern weiter. 5 Sterne
 
 
 
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur, Feb. 2013
Seiten: 432
Verlag: Knaur TB
ISBN: 978-3426511985
Preis: € [D] 14.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
 
 

2 Kommentare:

  1. Schöne Rezension!
    Jetzt bin ich noch viel neugieriger auf das Buch, ich lese es später nämlich weiter, bin so auf Seite 12.
    Bis jetzt finde ich das Buch eigenartig, mal sehen wie es noch wird ^^

    LG May

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  2. Das klingt irgendwie sehr gut :)

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