Donnerstag, 14. Februar 2013

Rezension zu "Die Rache des Chamäleons" von Ake Edwardson


Erst am Ende gut...

"Die Rache des Chamäleons" von Ake Edwardson ist ein skandinavischer Thriller und für mich der erste des Autors, obwohl von ihm bereits einige auch in Deutschland erschienen sind. Spannungsgeladene Romane aus dem Norden Europas haben in den letzten Jahren bekanntermaßen ohnehin Hochkonjunktur, doch dieser hier war leider wenig überzeugend.

Erst einmal kurz zum Inhalt: Peter führt mit seiner Frau Rita und seinen beiden Töchtern ein ruhiges Leben in Schweden, als ihn plötzlich sein früheres Leben eingeholt. Jemand hat ihn in Schweden gefunden und zwingt ihn zu einer Reise in den Süden Spaniens, wo er vor Jahren unter einem anderen Namen lebte. Dort soll er einen Auftrag erfüllen, um eine Schuld aus alten Zeiten zu begleichen, und seine Frau muss ihn begleiten...

Ich konnte mich während des Lesens und kann mich auch jetzt, ein paar Tage danach, nicht entscheiden, ob ‟Die Rache des Chamäleons“ tatsächlich schlicht und ergreifend so langweilig war, wie es mir vorkam, oder sich hinter der bemühten Sprache vielleicht hohe Literatur verbirgt, die sich mit nicht erschlossen hat. Wie dem auch sei, dieses Buch will ein Thriller sein, es trägt den ‟Thriller“ sogar als Beinamen, und solche müssen spannend sein. Das war es leider größtenteils nicht.

Zwar hat der Autor versucht, durch kurze, prägnante Sätze mit Wiederholungen eine gewisse Geschwindigkeit und durch dieses Tempo auch Spannung aufzubauen, da der Inhalt hier aber nicht mithalten konnte, verfehlte die Sprache ebenfalls ihr Ziel. Mit der Zeit wirkte sie sehr bemüht und war – obwohl am Anfang ganz interessant – immer mühsamer zu lesen. Der Stil wirkte durch die dritte Person als Erzählperspektive und die wenigen Namensnennungen der Protagonisten (meistens nur ‟er“ und ‟sie“) zudem auch sehr distanziert, wodurch es mir schwer fiel, mit den Figuren mit zu fiebern. Sie blieben fremd. Wirklich schwierig war der Schreibstil außerdem in Sachen Perspektiv- und Zeitwechsel. Diese sprangen häufig – Peter, seine Frau Rita und auch einige andere wurden für einige Abschnitte zum Zentrum der Perspektive. Allerdings waren weder diese Wechsel noch diejenigen in der Zeit, zwischen Peters Gegenwart und Vergangenheit, immer als solche zu erkennen. Das und die vielen anderen Kleinigkeiten dieses sehr gewollt wirkenden sprachlichen Stils sorgten für ein eher zähflüssiges Lesen.

Inhaltlich wollte ‟Die Rache des Chamäleons“ nicht so recht in Schwung kommen. Die Erklärungen der Situationen werden immer wieder nur angedeutet und zwar so lange, bis dieses Hinauszögern einfach nur grotesk wirkt. Viele Figuren, den Peter im Laufe der Geschichte begegnen wird und die er offenbar schon kennt, blieben mir als Leser ein vollkommenes Rätsel. Woher kennt Peter sie? Welche Verbindung hatten sie? Was ist denn in Spanien damals überhaupt passiert? Um das zu erfahren, muss der Leser bis zum Ende durchhalten, denn das ist bereits der Kern des Thrillers. Abgesehen von Peters Auftrag geschieht ansonsten nicht viel Handfestes. Es wird geredet, grundsätzlich um das eigentliche Thema herum, und ein wenig die Spannung gehalten, indem die Verfolgung  und Beobachtung des Ehepaars und die Bedrohung der Familie regelmäßig thematisiert werden.

Das Ende, oder besser gesagt schon das letzte Viertel bis Drittel, hat mich allerdings überzeugt. Das war sehr gut: logisch zusammengeführte Handlungsstränge, spannende Wendungen, ein bisschen Action und Angst. Hier wurde der Roman endlich zum Thriller. Nur war mir dieses sehr gelungene Ende 200 oder gar 250 vergleichsweise langweilige Seiten mit teilweise wirren, unverständlich beschriebenen Protagonisten tatsächlich wert? Eher nicht. Letztendlich profitiert das Buch zum Ende hin dadurch, dass vorher niemals die Karten auf den Tisch gelegt werden, die Hintergründe der Charaktere zwar Peter, nicht aber dem Leser bekannt sind und dadurch zum Schluss alles, wirklich alles, aufgedeckt werden kann. Ein paar Häppchen an Informationen hätten es doch vorher auch schon sein dürfen. Der Spannung zuliebe, die bis dahin fast völlig fehlte.

Ganz interessant und durchaus lesenswert war die Dynamik und das Zusammenspiel des Ehepaars Peter und Rita. Sie, die von seinem Vorleben nichts weiß und ahnungslos mit hineingezogen wird, und er, mit der dunklen Vergangenheit. Beide machen eine ansprechende Entwicklung durch, die dem Roman Tiefe verleit.

Das Cover der deutschen Ausgabe ist leider auch recht wenig überzeugend. Eis, Schnee, Kälte? Für einen skandinavischen Thriller auf den ersten Blick vielleicht die richtige Wahl, aber da der Hauptteil der Handlung leider im spanischen Hochsommer angesiedelt ist, recht unpassend. Nachdem ich von unentwegt schwitzenden Charakteren gelesen habe, wirkte der Anblick des schnee- und eisbedeckten, dunklen Sees beim Zuschlagen des Buches doch etwas deplatziert.

Fazit: Für einen Thriller eher fad. Zu lange passiert zu wenig, die Sprache wirkt dabei etwas zu bemüht. Ein gutes Ende wendet den Eindruck wieder ein bisschen zum Positiven, aber mehr als durchschnittlich war hier bestenfalls die Verwirrung des Lesers. 3 Sterne.



Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, Feb. 2013
Seiten: 256
Originaltitel: Möt mig i Estepona
ISBN: 978-3550080227
Preis: € [D] 19.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage






2 Kommentare:

  1. Hallo,
    aha , ein weiterer Autor aus dem hochen Norden.

    Interssant..LG..Karin

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  2. Das klingt ja eigentlich ziemlich spannend! Aber deine Kritikpunkte verstehe ich gut, sowas stört mich auch immer -.-

    Danke für die tollen Autorentipps. Mal sehen, wen ich davon für mich entdecken kann :)

    LG, Fina

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