Eine Zumutung
"Gejagt" ist der fünfte Band der "House of
Night"-Reihe des Mutter-Tochter-Gespanns Kristin und P.C. Cast. Schon ab
dem vierten Band bin ich von den Büchern auf die Hörbücher umgestiegen, da mich
lediglich der Inhalt noch interessiert, ich aber keine Zeit mehr opfern möchte,
um die vor sprachlichen Mängeln nur so strotzende Reihe selbst zu lesen. Band 5
ist für mich jetzt allerdings auch beim Hören eine einzige Zumutung gewesen und
definitiv der schwächste Band der Reihe bis hierher.
Inhalt: Zoey versteckt sich vor Kalona in den Tunneln der
roten Jungvampyre. Doch, auch wenn sie auf ein Rätsel stoßen, das möglichweise
die Lösung zu Kalonas Vertreibung in sich birgt, sind Zoey und ihre Freunde
nicht lange sicher. Kalonas Interesse an Zoey ist groß, denn die Vergangenheit
verbindet die beiden, und seine Rabenspötter lauern ihnen schon bald auf...
Ich fand die Ich-Erzählerin leider schon immer unerträglich,
aber in diesem Band toppt sie alles bisher Dagewesene. Zoey jammert die ganze
Zeit herum, wie arm sie - die Auserwählte der Göttin, Mächtigste aller
Jungvampyre, umgeben von treuen und ebenfalls mächtigen Freunden, Begehrteste
aller Frauen - doch dran ist. Die Sprecherin der Hörbücher, Marie Bierstedt,
fördert Zoeys Selbstmitleidsorgie auch noch großzügig, indem sie beinahe
durchgehend in einem kaum zu ertragenden, weinerlichen Tonfall liest - schon
bei dem Gedanken an dieses Gequäke bin ich von neuem genervt.
Geradezu lächerlich wirkt Zoeys Jammerei besonders wenn es
um die Männer geht. Hatte Zoey im vierten Band eine wohltuend abstinente Phase
von (fast) allen Männergeschichten, gibt es in diesem Band keine Dreiecks-,
nein, auch keine Vierecksgeschichte, sondern eine Fünfecksnummer. Vier Typen,
alle sehen aus wie personifizierte Götter und alle wollen Zoey. Diese versöhnt
sich gleich zu Beginn wieder mit Erik - was mich zunächst freute, denn ein
fester Freund hätte sie ja vielleicht dieses Mal von den andauernden
Anschwärme- und Anschmachtereien abhalten können, aber Pustekuchen. Schon
wenige Augenblicke nach der Versöhnung jault die arme, arme Zoey nur noch rum,
wie schrecklich Erik sich manchmal benimmt und himmelt unentwegt abwechselnd
Erik, Heath, Stark und Kalona an. Nicht, dass sie, die arme, arme Zoey, etwas
dafür könnte, dass sie quasi von einem Typen zum nächsten hüpft. Nein, sie ist
unschuldig! Die sind einfach alle so heiß und sexy und ... ja, man möchte sich
übergeben. Ich habe mich über die gesamte Länge des Buches für Zoey
fremdgeschämt. Einer muss es ja tun, wenn sie es schon nicht macht.
Leider ist auch die Handlung, selbst wenn man Zoeys immer
wiederkehrendes Gequatsche bestmöglichst ausblendet, nichts als eine Zumutung.
Logik ist ein Fremdwort. Kalona könnte ein interessanter Charakter sein, aber
er bleibt blass und verhält sich sinnlos. Zoey dagegen kommt alles zugeflogen.
Ein großes Rätsel (dessen Existenz Zoey ebenfalls einfach zufliegt) muss gelöst
werden - kein Problem, denn die Erklärungen dazu sind zwar an den Haaren
herbeigezogen, aber die Antworten auf alle Fragen lauten eigentlich: Zoey,
Menschen aus Zoeys unmittelbarem Umfeld und Ort in Zoeys unmittelbarer
Umgebung. Hat Nyx gut eingefädelt. Da Zoey aber ständig ganz entspannt mit Nyx
reden kann und Nyx alle Vamypre, denen Zoey begegnet, reich mit Gaben beschenkt
hat, fragt man sich langsam, wie Kalona dieser Allmächtigen jemals gefährlich
werden konnte und warum sie die Sache durch ihre Super-Zoey nicht einfach
direkt löst, anstatt Umwege über andere Vampyre zu gehen.
Zoey ist ihrer Göttin natürlich treu ergeben, hat wie immer,
abgesehen von ihrem Männerverschleiß, eigentlich keine Makel und alle lächeln
sich andauernd an. Die Nebencharaktere bleiben alle blass und sind maximal dazu
da, den Leser weiter zu nerven, wenn sie alle reihum sinnlose Dinge "sagen"
und dann ihr "Lächeln lächeln" und ihr "Grinsen grinsen".
Sprachlich ist auch "Gejagt" eine Zumutung aus Jugendslang und
Kleinkinderniveau - nur wenn Zoey ihre Elemente beschwört, kann sie sich
plötzlich sehr altertümlich und geschwollen ausdrücken, was einfach nur
unharmonisch und schrecklich gewollt wirkt. Wieder wird viel geredet, vieles
wiederholt, doch die Handlung macht erneut keine Fortschritte, die mit dem
Umfang des Buches auch nur in einer annähernd akzeptablen Korrelation stehen
könnten.
Fazit: Ja, ich könnte noch Weiteres an diesem (Hör-)Buch
kritisieren, aber ich spare es mir. Langsam weiß ich auch nicht mehr, warum ich
mir diese Qualen noch antue. Die Geschichte hat was, sodass ich gerne wissen
wollen würde, wie sie endet, aber der Weg dahin wird für mich immer anstrengender.
Die Handlung kommt nicht vom Fleck, stattdessen werden unnötige Gedanken und
Dialoge ständig wiederholt. Die Hörbücher sind gekürzt - dazu kann ich, obwohl
ich mich sonst immer für eine ungekürzte Lesung aussprechen würde, nur sagen:
Nicht genug! 1 Stern. Der Tiefpunkt ist jetzt (hoffentlich) erreicht.
Die "House of Night" - Reihe (mit Links zu Amazon.de)
- "Gezeichnet" (Dez. 2009, englischer Originaltitel: "Marked")
- "Betrogen" (März 2010, englischer Originaltitel: "Betrayed")
- "Erwählt" (Sep. 2010, englischer Originaltitel: "Chosen")
- "Ungezähmt" (Nov. 2010, englischer Originaltitel: "Untamed")
- "Gejagt" (Feb. 2011, englischer Originaltitel: "Hunted")
- "Versucht" (Mai 2011, englischer Originaltitel: "Tempted")
- "Verbrannt" (Aug. 2011, englischer Originaltitel: "Burned")
- "Geweckt" (Nov. 2011, englischer Originaltitel: "Awakened")
- "Bestimmt" (Mai 2012, englischer Originaltitel: "Destined")
- "Verloren" (Nov. 2012, englischer Originaltitel: "Hidden")
- noch nicht bekannt (englischer Originaltitel: "Revealed", vermutlich 2013)
- noch nicht bekannt (englisches Original vermutlich 2014)
Allgemeine Informationen
DAS BUCH
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch
DAS HÖRBUCH
5 CDs, 384 Minuten
Gekürzte Lesung
Verlag: Lübbe Audio
ISBN: 978-3-7857-4410-9
Sprecher: Marie Bierstedt
Hörprobe und weitere Informationenauf der Verlagshomepage
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