Montag, 12. November 2012

Rezension zu "House of Night 1:Gezeichnet" von P.C. und Kristin Cast


Aus der Idee hätte man was machen können....

"House of Night - Gezeichnet" ist der erste Teil der (endlosen?) Reihe von dem Mutter-Tochter-Autorinnengespann P.C. und Kristin Cast und zeichnet sich besonders durch die ziemlich gute Grundidee aus. Wenn es nur auch entsprechend gut umgesetzt worden wäre, wäre ich sicher begeistert gewesen...

Aber erstmal zum Inhalt: Zoey, 16 Jahre alt und High School Schülerin in Broken Arrow, einem Vorort von Tulsa, in Oklahoma, wird von einem Späher der Vampyre (kein Schreibfehler, der Roman verwendet die altertümliche Schreibweise mit "y" anstelle der heute gebräuchlichen "i"-Variante) gezeichnet, was bedeutet, dass auf ihrer Stirn ein halbmondförmiges Mal erscheint, welches von ihrer beginnenden Verwandlung zu einem Vampyr kündet. Sie muss sich ins "House of Night", der Vampyrschule in Tulsa, begeben, stürzt aber zuvor auf der Suche nach ihrer Großmutter im Wald, wobei ihr die Göttin der Vampyre, Nyx, erscheint und sie zu ihrer Auserwählten erklärt. Als sie dann in der Vampyrschule wieder zu sich kommt, unterscheidet sie sich bereits von den anderen Jungvampyren, denn während deren Male nur schemenhaft sind, trägt Zoey bereits das ausgefüllte Mal eines erwachsenen Vampyrs und scheint auch über ungewöhnliche Fähigkeiten (bei den Vamypren "Affinität") genannt, zu verfügen. Die Hohepriesterin Neferet macht sie zu ihrem persönlichen Schützling und Zoey findet schnell neue Freunde, doch das Leben als angehender Vampyr bietet viele Überraschungen...

Im Vergleich zu anderen Vampirbüchern zeichnet sich dieses hier durch eine einzigartige Grundidee aus: Vampyre leben nicht im Verborgenen, sondern sind eine normale, wenn auch mit Misstrauen beobachtete, Erscheinung. Sie leben deutlich länger als normale Menschen, sterben nicht bei Sonnenlicht, mögen es aber auch nicht besonders, und die erwachsenen Vampyre verfügen über einen - wenn auch kontrollierten - Durst auf Blut. Doch nicht jeder Jungvampyr überlebt die Verwandlung. Der Tod ist ein alltäglicher Begleiter in der neuen Schule und wie auch Zoey bald feststellen muss, kann es ohne Vorwarnung jeden treffen.

Leider ist die Umsetzung der guten Grundidee aber für mich irgendwie misslungen - und zwar gleich in mehreren Punkten.

Da wäre zuerst einmal die Sprache, die auch das Einzige ist, was den ersten Satz der Amazon-Kurzbeschreibung rechtfertig: "HOUSE OF NIGHT: die einzig legitime Nachfolge-Serie der Bis(s) Romane". Ja, sprachlich rangieren die Romane auf einem Niveau (Ähnlichkeiten in der Handlung gibt es nicht!). Aber ist das ein Kompliment? Wohl eher nicht.
Denn obwohl ich es auf der einen Seite nicht schlimm finde, bei einer 16jährigen Ich-Erzählerin auch Umgangssprache vorzufinden, ging mir das Ausmaß der sprachlichen Primitivität gepaart mit ständigen sinnlosen und elendig langen, in Klammern gesetzten Abschweifungen leider sehr schnell auf den Zeiger. Ein bisschen sprachlichen Anspruch kann man doch auch bei einer 16jährigen Protagonistin einfließen lassen!

Auch Zoey selbst ist als Charakter nicht besonders ansprechend. Die Gedanken wiederholen sich immer wieder, ebenso wie immer gleich ablaufende Rituale oder Unterhaltungen mit Zoey Freunden. Alles wird gefühlte tausendmal wieder aufgewärmt (so kann man Seiten auch voll bekommen). Auch die anderen Protagonisten langweilen größtenteils ein wenig. Zoeys Mitbewohnerin Stevie Rae ist ein ziemlich einfälltiges Cow-Girl, Erik, der Schulschönling, ist natürlich direkt verschossen in Zoey und auch die "Böse", die makellose Barbie-Schönheit Aphrodite, konnte mich nicht überzeugen. Zu vorhersehbar.

Interessanter sind wieder Zoeys Eltern, beziehungsweise ihre Mutter und ihr Stiefvater, die ihre Wandlung nicht akzeptieren wollen und außerdem den "Gottesfürchtigen" (wohl die strenge Sekte der Christen in dieser halbfiktiven Welt) angehören, die keinen anderen Glauben zulassen. Leider "kauft" Zoey mit ihrem Einzug ins House of Night die Zugehörigkeit zu einer neuen Sekte gleich mit, was mir nicht ganz zusagte, ebensowenig wie die radikal matriarchalisch Ausrichtung dieses Sekten/Schulsystems. Die Göttin Nyx ist die weibliche Entsprechung der patriarchalisch ausgeprägten Gesellschaft unter den "Gottefürchtigen". Ich spreche hier bewusst nicht positiv von einer emanzipierten Gesellschaft bei den Vampyren. Nein, in ihrem Kult ist das Ungleichgewicht zwischen Männlein und Weiblein einfach nur eiskalt auf den Kopf gestellt. Die Männer werden mehrfach als schmückendes Beiwerk dargestellt und dieses Schwarz-Weiß-Prinzip nervte mich, ebenso wie Zoeys Fixierung auf das Thema "Blowjob", das gleich zu Anfang ohne ersichtlichen Grund ordentlich ausgewalzt wurde.

Solche Sequenzen, in denen unnütz erscheinende Gedankengänge eingeschoben werden oder Markennamen platziert und bewertet werden, gibt es übrigens des Öfteren und hinterlassen bei mir den Eindruck, als wollten die Autorinnen möglichst viele Details ihrer privaten Weltanschauung in diesem Roman mit verwursten.

Also Fazit: Sehr guter Plot, der entgegen der Werbung rein gar nichts mit der Bis(s)-Reihe zu tun hat und leider nur mäßig gut umgesetzt wurde. Die Sprache unterweltigte mit einer Einfachheit, die mich verwundert zurückließ: Muss man nicht mehr schreiben können, um einen Roman zu veröffentlichen? Die Charaktere sind ziemlich eindimensional und auch die Handlung ist geprägt von Wiederholungen und Vorhersehbarkeiten. Lesbar, aber nicht sonderlich herausragend. 

  
Die "House of Night" - Reihe (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Gezeichnet" (Dez. 2009, englischer Originaltitel: "Marked")
  2. "Betrogen" (März 2010, englischer Originaltitel: "Betrayed")
  3. "Erwählt" (Sep. 2010, englischer Originaltitel: "Chosen")
  4. "Ungezähmt" (Nov. 2010, englischer Originaltitel: "Untamed")
  5. "Gejagt" (Feb. 2011, englischer Originaltitel: "Hunted") 
  6. "Versucht" (Mai 2011, englischer Originaltitel: "Tempted")
  7. "Verbrannt" (Aug. 2011, englischer Originaltitel: "Burned")
  8. "Geweckt" (Nov. 2011, englischer Originaltitel: "Awakened") 
  9. "Bestimmt" (Mai 2012, englischer Originaltitel: "Destined")  
  10. "Verloren" (Nov. 2012, englischer Originaltitel: "Hidden")  
  11. noch nicht bekannt (englischer Originaltitel: "Revealed", vermutlich 2013)
  12. noch nicht bekannt (englisches Original vermutlich 2014)

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 464
Verlag :Fischer Fjb
ISBN: 978-3596860036
Preis: € [D] 16.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch

1 Kommentar:

  1. Ich habe das Buch vor Ewigkeiten gelesen, bin aber nie über Band 1 rausgekommen. Ich schaue mir mal die nächsten Rezensionen von dir an, vielleicht ändert sich ja meine Meinung :D

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