Freitag, 3. August 2012

Rezension zu "Zwölf Wasser - Zu den Anfängen" von E.L. Greiff


Gute High-Fantasy, etwas schwach im Aufbau

"Zu den Anfängen" ist der erste Teil der High-Fantasy-Trilogie "Zwölf Wasser", der außerdem das Romandebüt der Autorin E.L. Greiff ist.

Inhalt: Die Undae sind geheimnisvolle Frauen, die abgeschieden in einer Grotte leben und mit dem Wasser verbunden sind. Sie spüren zuerst, dass sich auf dem Kontinent etwas verändert. Die Wasserstände sinken, die Quellen versiegen. Doch die Quellen des Kontinents sind nicht gewöhnlich, sie versorgen die Bewohner nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Menschlichkeit. Drei Frauen der Undae müssen sich daher aufmachen, um das Wasser ihrer Grotte zu zwölf Quellen zu tragen, die über den ganzen Kontinent verteilt sind. Dazu offenbaren sie ihr Wissen dem Volk der Welsen, das in einer Festung in den Bergen wohnt, seit ihr gesamtes Land im Krieg durch einen großen Brand zerstört wurde. Sie wählen Begleiter aus und die Reise beginnt...

Schon nach dem Prolog wurden die Fragezeichen in meinem Kopf immer größer. Der erste Teil ist mit rund 100 Seiten schon recht umfangreich, aber von der eigentlichen Handlung, von Wasser oder den Undae, liest man einfach rein gar nichts. Stattdessen trifft der Leser Babu, einen jungen Hirten aus dem Westen des Kontinents. Schon seit einigen Jahren beobachtet er mit Skepsis, wie sein Volk, ehemals Normaden, die in Zelten lebten, sesshaft werden und Häuser aus Lehm erbauen. Nach dem Tod seines Vaters sorgte sein Onkel, der Thon, der Herrscher dieses Volkes, für den Jungen. Der Leser erfährt, wie er ein Falkenei geschenkt bekommt und seinen Falken Juhut großzieht - und wie er von einem schmerzlichen Verrat erfährt, der ihn zur Flucht zwingt...


Erst nach dieser ausführlichen Vorstellung Babus, die noch in keinem Zusammenhang mit dem Versiegen der Quellen zu stehen scheint, stellt die Autorin dem Leser im zweiten Teil die Welsen und mit ihnen die Undae vor. In diesem Teil wird die Geschichte aus der Sicht des Soldaten Felt erzählt, der auserwählt wird, die Undae zu begleiten und dabei seine Frau verliert, die in der ungeliebten, steinernen Festung nicht auf seine Rückkehr von der ungewissen Reise warten, sondern mit den Kindern fortziehen will. Felt kämpft mit seinem Schicksal, die Undae begleiten zu müssen, da er den Gedanken, seine Familie zu verlieren kaum ertragen kann, doch sie offenbaren ihm auch eine Zukunft für sein fast ausgelöschtes Volk der Welsen, deren Land nur noch Asche ist.

Neben Babu ist Felt der zweite Hauptprotagonist der Handlung und beide für sich sind gut gelungen. Allerdings fand ich den Block-ähnlichen Aufbau dieses Romans wenig überzeugend. Nach seiner ausführlichen Vorstellung verschwindet Babu für mehrere hundert Seiten wieder völlig von der Bildfläche. Plötzlich ist nur noch Felt da und der erste Teil des Buches scheint überhaupt keine Verbindung mit dem Rest zu haben, erzählte er doch eine völlig isoliert stehende Handlung, die schnell in Vergessenheit gerät. Irgendwann taucht Babu dann wieder auf und spielt seine Rolle für die Reise der Undae und für Felt, aber dazwischen klafften für mich einfach zu große Lücken. Deutlich besser hätte ich es gefunden, wenn Felts und Babus Geschichten parallel zueinander, im ständigen Wechsel erzählt worden wären, denn diese Blöcke ohne Zusammenhänge machen den Roman teilweise leider auch recht langatmig.

Abgesehen von dem eher schwachen Aufbau gefiel mir dieser High-Fantasy-Roman aber sehr gut. Die Welt wird detailiert und anschaulich beschrieben, die Phänomene der Quellen werden Stück für Stück und nachvollziehbar erklärt. Das ganze geschieht in einer flüssigen, angenehm zu lesenden Sprache. Beide Hauptcharaktere haben eine solide Hintergrundgeschichte, sowohl in ihrem persönlichen Umfeld, als auch in der Vergangenheit ihrer Völker, die sie interessant macht und immer wieder für kleinen Nebenerzählungen sorgt, die die manchmal etwas trockeneren Passagen auflockern. Die Reise ist abwechslungs- und actionreich und wird mit der Zeit immer spannender. Allerdings muss man, um an die spannenden Stellen zu gelangen, erst einmal die eher langatmige Einleitungsphase hinter sich bringen. Es gilt also, nicht zu früh aufzugeben und die ein oder andere Länge durchzustehen.

Fazit: Gute High-Fantasy mit spannender Handlung und gelungenen Charakteren. Der Aufbau des Romans konnte mich nicht überzeugen; er sorgt dafür, dass die Einleitung unnötig lange dauert, unnötig langatmig ist und die einzelnen Blöcke jeden Zusammenhang vermissen lassen. Wirklich fesseln konnte mich die Geschichte erst ab der zweiten Romanhälfte, davor war es teilweise recht schwerfällig. Wer also zu diesem Buch greift, sollte Durchhaltevermögen mitbringen. Für die Trilogie wird es sich hoffentlich lohnen. Knappe 4 von 5 Sternen

Die "Zwölf Wasser"-Trilogie (mit Links zu Amazon.de):
  1. "Zu den Anfängen" (August 2012)
  2. noch nicht bekannt (angekündigt für 2013)
  3. noch nicht bekannt (angekündigt für 2014)
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur, 1. August 2012
 Seiten: 608
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3423249140
Preis: € [D]16.90

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

2 Kommentare:

  1. Danke für diese tolle Rezi!
    Mich interessiert dieses Buch ja auch total, aber nachdem was du so schreibst, werde ich erstmal abwarten was Band 2 so bringt.

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  2. Hey,
    ich hab dich getaggt: http://johannisbeerchens-buecher.blogspot.de/2012/08/tag-einsame-insel.html und es würde mich super freuen, wenn du mit machst :)

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