Dienstag, 21. August 2012

Rezension zu "Verraten" - Stange Angels 2 - von Lili St. Crow


In die Länge gezogener Lückenfüller

"Verraten" von Lili St. Crow ist der zweite Teil der insgesamt fünfteiligen "Strange Angels"-Reihe dieser Autorin. Nachdem ich den ersten Teil, "Verflucht", schon nicht hundertprozentig überzeugend fand, konnte auch "Verraten" keinen besseren Eindruck hinterlassen.

Inhalt: Dru und Graves sind in einer geheimen Schule voller Djamphiere und Werwölfe untergebracht. Während Graves sich gut eingelebt hat, langweilt Dru sich. Sie ist nicht nur das einzige Mädchen der gesamten Schule, sondern darf auch nicht einmal das Grundstück verlassen oder an den spannenden Unterrichtsstunden wie dem Kampftraining teilnehmen. Denn sie ist noch nicht "erblüht", hat also noch keine übernatürliche Stärke erlangt, und könnte verletzt werden - doch dazu ist sie zu wertvoll. Doch auch in der Schule ist Dru nicht sicher, denn trotz der strikten Geheimhaltung wird diese von Vampiren angegriffen. Christophe vermutet einen Verräter in den eigenen Reihen....

Würde man es positiv ausdrücken wollen, könnte man wahrscheinlich sagen, dass "Verraten" das Niveau von "Verflucht" aufrecht erhalten hat. Leider bedeutet das auch meiner Sicht aber nichts anderes, als dass es sich ebenso in ausgiebigem Auf-der-Stelle-treten geübt hat, wie der Vorgänger. Insbesondere auf den ersten 200 bis 250 Seiten passiert so gut wie kaum Erwähnenswertes. Ein kurzer Kampf sorgt für Action (davon hatte sogar der Vorgänger noch deutlich mehr) und insbesondere eine größere Überraschung für etwas Abwechslung.

Ansonsten war es ziemlich monoton: Dru, immer noch rotzig, aber auch irrational und weinerlich wie im ersten Teil, bemitleidet sich unentwegt selbst, denkt an ihren verstorbenen Vater und dann direkt (und jedes Mal), dass sie aufgrund des schmerzhaften Verlustes besser nicht daran denken sollte. Sobald die Idee des Verräter aufgetaucht ist, fügt Dru ihrem Selbstmitleid wegen des Eingesperrtseins in der Schule noch wilde Spekulationen zur Identität des Verräters hinzu und damit nicht allzu viel Abwechslung aufkommt, wiederholt Dru ihre Gedankengänge zu jeder ihr nahestehenden Person, die sie mit dem Verrat in Verbindung bringen könnte, fünf bis zehn Mal - selbstverständlich ohne zwischendurch nennenswerte neue Erkenntnisse erlangt zu haben, die den sinnlosen, zu nichts führenenden Überlegungen endlich ein Ziel geben könnten.

Bei den Charakteren bin ich zwiegespalten. Dru hat sich wenig verändert, ist vielleicht höchstens noch etwas weinerlicher geworden und bibbert und leidet noch ein wenig mehr (was ich nach dem ersten Teil kaum für möglich gehalten hätte). Graves dagegen hat sich sowohl äußerlich wie auch innerlich sehr verändert. Er sit angekommen, gehört in der Schule dazu und ist stärker geworden. Er ist die einzige nachvollziehbare, gelungene Weiterentwicklung. Ganz anders verhielt es sich bei Christophe, dem Djamphier, der Dru im ersten Band beschützte und zur Schule brachte. In der ersten Hälfte dieses Romans glänzt er durch Abwesenheit und, wenn er einmal da ist, war nichts übrig von dem lockeren, selbstsicheren jungen Mann aus "Verflucht". Stattdessen wirkte er geheimnisvoll, ernst, steif und viel, viel älter. Leider ist auch die Entwicklung von Drus Beziehung zu den beiden Jungen um sie herum nicht wirklich das, was ich erwartet hatte.

Nach dem schleppenden Anfang, wurde "Verraten" dann aber besser. Spannend, actionreich und sehr flott mit ein paar gelungenen Wendungen wie es dann plötzlich war, konnte es doch noch einen halbwegs lesenwerten Beitrag zur "Strange Angels"-Reihe abgeben. Auch der Schreibstil ist wieder überzeugend. Wenn auch die inhaltlichen Wiederholungen nerven, sprachlich ist es abwechslungsreich und bietet durch Dru als Ich-Erzählerin mit ihrer schnoddrigen Art auch Platz für ein paar Schmunzler.

Fazit: Leider wieder nur mittelmäßig. Sowohl im ersten Teil als auch im zweiten Teil steckte durch die Grundidee und die Charaktere Potential, dass sich aber leider durch zu starkes In-die-Länge-ziehen nicht wirklich zeigen konnte. Wo "Verflucht" eher Einleitung als ein eigenständiger Band zum Auftakt war, war "Verraten" eher der Lückenfüller oder die Überleitung zum nächsten Band. Beide hätten zusammengekürzt werden können/müssen. So gibt es leider auch für "Verraten" nur 3 Sterne, eine Leseempfehlung für diejenigen, die, wie ich, für die Reihe noch Hoffnung haben - schlechter als Band eins ist es immerhin nicht - und ein "Lieber nicht" für alle, die nach dem ersten Teil auf eine Steigerung gehofft hatten. Die kam leider nicht.

  
Die Strange-Angels-Reihe (mit Links zu Amazon.de) :
  1. "Verflucht" (April 2011, engl. Originaltitel: "Strange Angels") - meine Rezension
  2. "Verraten" (Jan. 2012, engl. Originaltitel: "Betrayals")
  3. nicht bekannt (engl. Originaltitel: "Jealousy")
  4. nicht bekannt (engl. Originaltitel: "Defiance")
  5. nicht bekannt (engl. Originaltitel: "Reckoning")

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, Januar 2012

Seiten: 384
Verlag : PAN
ISBN: 978-3426283462
Preis: € [D] 16.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

1 Kommentar:

  1. Ich war ja vom ersten Band noch recht angetan, aber zum einem musste man dann so lange auf die Fortsetzung warten und zum anderen wird die Reihe nicht weiter übersetzt. Da ist mir dann doch die Lust daran vergangen und neugierig genug bin ich nicht um sie auf Englisch weiter zu lesen... dann doch lieber andere Bücher ;) Und wenn ich mir deine Rezension so durchlese dann bin ich froh, dass ich es habe sein lassen - einzig Graves hätte mich noch interessiert, aber er alleine ist nicht genug um die Reihe weiter zu lesen :(
    liebe Grüße

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