Voller Grausamkeiten
"Flammenmond" ist der Nachfolger von Rebakka Pax' "Septemberblut" und
somit der zweite Teil der Reihe um den Vampir Julius Lawhead aus Los
Angeles. Dieser Teil hat mir wieder ganz gut gefallen, allerdings nicht
so gut wie der Vorgänger.
"Flammenmond" muss nicht zwangsläufig nach
"Septemberblut" gelesen werden, da es eine in sich abgeschlossene
Handlung besitzt und dank Rückblenden auch ohne Vorkenntnisse zu
verstehen ist. Ich würde es allerdings empfehlen, gerade um auch die
übergeordneten Zusammenhänge, wie die Beziehung zwischen Amber und
Julius, besser nachvollziehen zu können.
Inhalt: Julius hat jetzt
schon über 10 Wochen in dem Sarg verbracht, in dem er von seinem
Meister Curtis zur Strafe für ein eigenmächtiges Handeln eingesperrt
worden war. Amber besucht ihn so oft wie möglich. Sein eidgebundener
Vampir Brandon ist mit seiner Freundin und Neu-Vampirin Christina nach
Arizona gereist, um etwas über seine Vergangenheit und indianische
Abstammung in Erfahrung zu bringen. Dort trifft er allerdings auf seinen
Erschaffer Coe, einen grausamen und rassistischen Vampir, der Brandon
sofort wieder gefangen nimmt. Christina kann fliehen und Curtis
begnadigt Julius vorzeitigt, damit er mit Amber, Christina und dem
jungen Vampir Steven nach Arizona reisen und Brandon befreien kann,
bevor Coes Grausamkeiten in körperlich und psychisch entgültig
zerstören.
Im Gegensatz zum ersten Teil spielt "Flammenmond" also
kaum noch in L.A., sondern in den Wüsten Arizonas, die die Vampire mit
einem Wohnwagen auf der Suche nach Coe durchfahren. Gut hat mir
gefallen, dass die Nebencharaktere wie Brandon und Christina in diesem
Teil ein stärkeres Profil bekommen, man sie besser kennenlernt und
verstehen kann. Gerade Brandon erlebt im Laufe dieser Geschichte
schreckliches, denn für seinen Erschaffer ist er als Indianer ein Mensch
bzw. Vampir zweiter Klasse. Brandon, der seit seiner Flucht vor
Jahrzehnten dachte, Coe sei tot, findet sich jetzt in seiner fast
vergessenen persönlichen Hölle wieder. Während ich Brandon in
"Septemberblut" nicht sonderlich leiden konnte und seinen Charakter auch
nicht sehr bedeutend fand, war er in "Flammenmond" meiner Meinung nach
einer der überzeugendsten Protagonisten.
Nicht mehr so gut
gefallen dagegen hat mit Julius, der wie schon in "Septemberblut" als
einziger Protagonist als Ich-Erzähler auftritt, während alle anderen aus
der dritten Person erzählen. Julius ist in diesem Teil einfach nur
steif und kalt. Wie im ersten Teil auch ist er zwar immer noch hin- und
hergerissen zwischen seiner sensibleren Seite und seinen Pflichten
gegenüber seinem Meister und seinen eigenen Eidgebundenen, aber diese
Zerissenheit spielt eigentlich keine Rolle mehr, jedenfalls nicht
außerhalb seiner stillen, inneren Monologe. In seinem Handeln siegt
letztendlich immer und ausschließlich die harte, rationale,
pflichtbewusste Seite und so sehr er auch immer wieder seine Liebe zu
Amber betont, in seinen Taten zeigt sie sich nicht mehr. Vergessen
scheint zu sein, dass er sich für sie schon einmal gegen seiner Meister
widersetzt hat und für seine Beziehung eingetreten ist. Stattdessen
verlangt er von Amber Verständnis für alles und, dass sie bedingungslos
bei ihm bleibt. Schade, dass sich der Charakter so wenig
weiterentwickelt.
Auch Amber ist aber keineswegs besser. Sie
kommt mit kaum einem Aspekt der Vampirwelt zurecht, lehnt fast alles ab,
zieht aber viel zu lange keine Konsequenzen was sie und Julius
betrifft. Sie ist immer wieder wütend auch ihn, denkt dann immer wieder
dasselbe (und zwar wie sehr sie ihn liebt) und lässt sich dann genauso
routinemäßig immer wieder einlullen und zum Bleiben überreden. Das passt
einfach nicht zur ansonsten so starken und eigenwillig handelnden
Amber und hat mich ziemlich genervt. Außerdem hat die Beziehung einfach keine Grundlage. Auch nach
Monaten ist sie immer noch auf den Stand blinder Verliebtheit, wie am
Anfang. Kein Fortschritt. Außer den drei Siegeln verbinden die beiden
keine Gemeinsamkeiten und so wurde ihre Beziehung für mich immer
unglaubwürdiger. Erst spät im Roman (und für mich einfach zu spät) lässt
wenigstens Amber mal den Schleier der blinden Verliebheit fallen und
versucht wenigstens für ihren Standpunkt einzutreten.
Nichtsdetotrotz
hat die Beziehung aber auch weiterhin sehr rührende, emotionale und
auch romantische Seiten, die mir wieder gut gefallen haben. Es kribbelt
schon zwsichen den beiden und das kommt gut rüber, auch wenn ich es
nicht immer nachvollziehen konnte und die Charaktere mich nicht
mehr so sehr überzeugten, wie am Anfang.
Wie schon im ersten Teil
schildert die Autorin alle Kämpfe und auch die Grausamkeiten Coes sehr
detailiert, blutig und brutal. Mich stört das nicht. Ich finde sogar,
dass es hilft, sich in die Handlung einzufühlen und deren düstere,
bedrohliche Atmosphäre zu vermitteln. Es ist aber sicher nichts für
zartbesaitete Leser.
Auch gemeinsam haben die beiden Teile nach wie
vor ihre Rituale, die immer und überall auftauchen. Mir war das schon im
ersten Teil ein wenig zu viel und die häufigen Wiederholungen
langweilten mich, doch als jetzt bei "Flammenmond" zu den Vampirritualen
auch noch die Indianerrituale hinzukamen, fand ich es zunehmend ein
wenig zäh.
Sprachlich fand ich "Flammenmond" überzeugend. Es
liest sich sehr flüssig und ist auch richtig spannend (jedenfalls über
weite Teile). Das Cover ist passend zur Handlung schön düster, passt
aber durch die Hochglanz-Gestaltung leider nicht mehr richtig zum matten
Cover des Vorgängers "Septemberblut" und gefiel mir dadurch auch etwas
weniger. Auch die Schrift wurde verändert - immer schade bei einer
Reihe.
Mein Fazit: Ich bin ein wenig hin- un hergerissen.
"Flammenmond" gefiel mir nicht ganz so gut wie "Septemberblut", was
besonders daran lag, dass die Hauptprotagonisten Amber und Julius an
Tiefe und Glaubwürdigkeit einbüßten, ebenso wie ihre Liebesbeziehung,
was ich besonders bei Julius schade finde, denn ich mochte ihn vorher
sehr. Andere Charaktere wurden zwar weiterentwickelt, können den Verlust
meiner Meinung nach aber nicht auffangen. Trotzdem ist die Handlung
spannend und vor allem das gute offene Ende lässt mich sicher sein, dass
ich die Reihe weiterhin verfolgen möchte. Daher gebe ich "Flammenmond"
wie auch schon "Septemberblut" insgesamt 4 Sterne, allerdings mit
leichter Tendenz zur 3, denn der Vorgänger war einfach ein wenig besser.
Die Reihe (mit Links zu Amazon.de):
- "Septemberblut" (Dez. 2010) - meine Rezension
- "Flammenmond" (Feb. 2012)
Deine Rezi gefällt mir sehr sehr gut und ich habe das Buch hier auch noch liegen und hoffe, es wird mir auch so gut gefallen
AntwortenLöschenBin durch zufall hier gelandet und gleich mal Leser geworden. Tolles layout gefällt mir gut hier.
AntwortenLöschenLG
Iris
Hab deinen Blog auch zufällig entdeckt und mich als Leser eingetragen. Dein Header ist sehr schön. :) Bin schon auf deine Rezi zu "Elefanten sieht man nicht" gespannt, weil ich mir dauernd überlege, ob ich es lesen soll oder nicht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Petra
http://dieliebezudenbuechern.blogspot.com
Hi,
Löschendanke schön.
Die drei ausstehenden Rezensionen kommen denke ich morgen. Mussten etwas warten, da ich heute eine kleine Prüfung an der Uni hatte.
Gruß