Mittwoch, 15. Februar 2012

Rezension zu "Wunschkonzert" von Anne Hertz


Zweiter Versuch, zweiter Flop

"Wunschkonzert" von Anne Hertz war für mich sowas wie die zweite Chance für das Autorinnen-Duo, mich doch noch von ihrer Fähigkeit zum Schreiben anständiger Frauenliteratur zu überzeugen. Mein Erstkontakt mit Anne Hertz war "Sahnehäubchen", das für mich mit zickiger, unglaubwürdiger Protagonistin und stereotyper Männerauswahl nahe an einen Totalausfall herankam. Und auch wenn "Wunschkonzert" in meinen Augen deutlich besser begann - mich sogar kurz hoffen ließ - komme ich am Ende zum selben Ergebnis: Kein kompletter, aber dennoch ein "Beinahe"-Totalausfall.

Aber erst einmal kurz zum Inhalt: Stella Wundermann ist 32, beruflich erfolgreich als Senior A&R-Managerin eines kleinen Hamburger Musiklabels und Single. Als das Label aber an die Konkurrenz verkauft wird und mit dieser zu einem neuen Label zusammengelegt werden soll, fürchtet Stella sowohl um ihren Job (denn das andere Label hat bereits einen Senior A&R-Manager in Gestalt des attraktiven Martin Stichlers) als auch um ihre neu entdeckte Hamburger Band "Reeperbahnjungs" mit deren - ebenfalls attraktiven und offensichtlich auch an Stella interessierten - Leader Tim Lievers sie eigentlich kurz vor Vertragsabschluss stand. Doch jetzt muss sie erst einmal für eine Woche für ein Teambildungsseminar, das ihr neuer Chef David Dressler sich ausgedacht hat, in die Pampa fahren...

Wie gesagt, für mein Emfinden begann das Buch ganz gut. Stella als Ich-Erzählerin (leider im Präsens, was nicht ganz mein Fall ist) war irgendwie unterhaltsam, ein wenig spritzig und auch schlagfertig genug, um eine gute Protagonistin abzugeben. Leider knüpfen die Autorinnen aber ganz schnell wieder an ihr mir bereits aus "Sahnehäubchen" bekanntes Frauenbild an: Die spießige Superzicke kehrt zurück. Langweiler-Zickenterror, Teil 2. Naives, unprofessionelles Dummchen 2.0!

Stella wird schon nach wenigen Seiten einfach nur schrecklich öde, hat einen Stock im Allerwertesten, dass er eigentlich zu den Ohren wieder rauskommen müsste, ist oberflächlich bis zum Geht-nicht-mehr, hysterisch, spießig, für keinen Spaß zu haben...kurz: Langweilig und dabei auch noch bei jeder Gelegenheit vorhersehbar dämlich. Ihre einzige Form der Kommunikation scheint über weite Strecken des Romans aus "blaffen" und "fauchen" zu bestehen, was ich irgendwann einfach nur noch als unkreaiv und eindimensional empfand. Die gute Frau soll ja nur ein paar Jahre älter sein als ich, arbeitet in einem hippen Beruf...da kann ich mir so eine überhysterische Trulla, die schon bei dem Gedanken an eine Jugendherberge einen Schreianfall kriegt, einfach nicht vorstellen. Geht nicht. Glaube ich nicht. Passt nicht.

Zumal sie sich natürlich in ihrer Spießigkeit und ihrer Unprofessionalität gepaart mit Dummheit, die wohl eine Art Situationskomik darstellen soll, für die ich möglicherweise nicht zugänglich bin, auch jedesmal so vorhersehbar verhält, dass man wirklich nur wenige Seiten lesen muss, um zu wissen, wie es endet.

Auch die Männerwahl in diesem Roman ist einfach nur vorhersehbar, da sich die Autorinnen natürlich nicht von ihrem Schwarz-Weiß-Klischee, der gute und der böse Junge, verabschieden können und man nur das Buch aufschlagen braucht, um von dem dicken Spoiler angesprungen zu werden. Dort lächelt einen nämlich - sowohl vorne unterm Klappentext, als auch hinten auf einer ganzen Seite - ein Musiker an, der den Beschreibungen von Tim Lievers auch noch mehr als nahe kommt, ein Lied zum Buch geschrieben hat und Jan Sievers heißt. Das ist nicht einmal mehr ein Wink mit dem Zaunpfahl, das ist der Vorschlaghammer, der Schleichwerbung und Spoiler gleichermaßen in den Kopf des Lesers hämmert!

Aber nicht, dass es mich besonders interessiert hätte, welchen der beiden Herren Stella nun bekommt: Beide Männer sind gähnend langweilig, sowohl Tim Lievers als auch Martin Stichler. Tim ist das ständig zu bemitleidende, schmollende Weichei. Martin dagegen bleibt ziemlich blass und ist trotz zwischenzeitlicher hinterhältiger Boshaftigkeit für mich einfach kein geeignetes Feindbild gewesen, möglicherweise, weil Stella diese Feindbild-Rolle schon hervorragend allein ausgefüllt hat.

Es hat auch trotz Liebesgeschichte einfach nicht gekribbelt. Dazu war mir das alles zu plump: Der Schreibstil, der Plot, die "Situationskomik" (nennen wir sie mal so), der One-Night-Stand, bei dem ich dank Kuschelmusik und aus dem Bett fliegenden Schmusestofftier mal kurz vergessen habe, dass die Protagonistin 32 und nicht 16 ist, die die Handlung immer wieder unterbrechenden Banalitäten samt Erklärbär-Esoterik-Psychologen-Gehabe vom Chef und Seminarleiter David, die klischeehafte, penetrante Kontrollfreak-Mutter...wo hat sich da das Gefühl versteckt? Ich habe es nicht gefunden.

Mein Fazit also: Langweilig, kein Gefühl und absolut vorhersehbar. Der Anfang war noch erträglich, das Ende zwar ebenso vorhersehbar wie überkitschig, war dennoch besser als der banal-langweilige Mittelteil. Also zwei Sterne und bis auf Weiteres mein zweiter und letzter Roman der Autorinnen (in der hintersten Ecke meines Schrankes verbirgt sich leider schon seit Ewigkeiten ein geschenktes "Sternschnuppen" - eventuell werde ich mir das irgendwann einmal noch zu Gemüte führen). 

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