Eine oberflächliche Liebe
"Mortal Kiss: Ist deine Liebe unsterblich?" von Alice Moss beinhaltet eine durchaus interessante - Vampir freie - Geschichte über Unsterbliche und eine bedrohliche Unterwelt. Mir blieb allerdings vieles (und leider vor allem die Liebe) zu oberflächlich.
Kurz zum Inhalt: Die High-School-Schülerin Faye lebt mit ihrem Vater, der beruflich viel unterwegs ist, und ihrer Tante in Winter Mill. In den beschaulichen Ort zieht die steinreiche Mercy mit ihrem gutaussehenden Sohn Lucas und Fayes beste Freundin Liz ist sofort hin und weg von Lucas, während sich dieser ein Auge auf Faye geworfen hat. Doch Faye selbst ist mehr an dem geheimnisvollen Finn interessiert, der zusammen mit einer gefährlich wirkenden Motorradgang in den Wäldern campiert, als in diesem Jahr der Winter sehr früh über Winter Mill hereinbricht und zum ersten Mal seit Jahrzehnten ein Mord passiert...
Meine Probleme mit diesem Jugendbuch fingen schon damit an, dass ich schlecht ins Lesen hineinfand. Schon auf den ersten Seiten empfand ich den Schreibstil als unangenehm abgehackt. Kurze Sätze und ofte Wiederholungen kennzeichneten die Sprache, sodass ich das Buch gleich am Anfang mehrmals zur Seite legte, bevor überhaupt auch nur der leiseste Hauch von Spannung aufkam.
Auch die Erzähl-Perpektiven haben mir nicht besonders zugesagt, denn Faye kann zwar relativ eindeutig als Hauptprotagonistin ausgemacht werden, erzählt wird aber aus der Sicht vieler Charaktere dieser Geschichte, wobei keiner besonders tief ausgearbeitet ist. Faye hebt sich durch ihr Hobby, die Fotographie, zwar von Liz ab, aber ansonsten könnte ich die beiden charakterlich kaum differenzieren, ebenso wenig wie die meisten anderen Charaktere. Es ist alles ein recht oberflächlich gehaltener Einheitsbrei aus "gut" und "böse".
Die Oberflächlichkeit äußert sich meiner Meinung nach aber nicht nur in der Ausarbeitung der Charaktere, sondern an mehreren Stellen in der Handlung. Ganz wörtlich genommen oberflächlich sind zum Beispiel die Freundinnen Faye und Liz selbst. Faye soll zwar - angeblich - auch eine relativ gute Schülerin sein, was mich zu der gewagten Annahme verleitet, dass sie nicht nur Stroh im Kopf haben kann, aber wirklich merken konnte ich davon nicht viel. Liz und Fayes einziges Thema scheint ihr Äußeres zu sein. Klamotten-, Styling- und Make-Up-Diskussionen füllen ganze Seiten und irgendwann ging es mir einfach nur noch auf die Nerven. Am Ende, dem großen, möglicherweise lebensgefährlichen Finale, wurde diese Oberflächlichkeit nahezu grotesk, denn es geht scheinbar immer noch nur darum: Faye tritt vielleicht ab, aber lasst uns doch bitte dafür sorgen, dass sie wenigstens ein tolles Kleid anhat, während sie das tut. Was für ein Haufen hohler, oberflächlicher Teenie-Tussis!
Ebenfalls recht oberflächlich war für mich auch noch die angeblich große, unsterbliche Liebe. Bis auf ein paar kurze Begegnungen kennt man sich zwar nicht wirklich, hat kaum mehr als eine Handvoll Sätze miteinander gewechselt, aber es gibt keinen Zweifel: Man hat die große Liebe gefunden. Ich bin es ja gewohnt, dass gerade in Romantic-Fantasy-Jugendromanen das Thema "Liebe-auf-den-ersten-Blick" oft ein wenig überreizt wird, aber hier ging es mir einfach zu weit. Die Beziehung hatte für mich kaum etwas Romantisches an sich, Momente zu zweit waren quasi gar nicht vorhanden, es blieb bei mehr oder weniger zufälligen, flüchtigen Begegnungen - und das soll es dann sein?
Da das große Finale, das im Übrigen aus heiterem Himmel und fast unvorbereitet auf mich als Leser einstürzte, baut aber dann auch noch auf dieser ach so starken Liebe auf. Vielleicht lag es auch daran, dass das Finale so schnell kommt, man als Leser so wenige schlüssige Erklärungen erhält und die oberflächlichen Charaktere auch wenig emotionale Reaktionen zeigen, aber mir schien gerade der Schluss einfach nicht mehr glaubwürdig, so ereignisreich er auch war.
Das waren jetzt viele negative Kritkpunkte, aber dennoch fand ich das Buch insgesamt nicht unbedingt schlecht, sondern eher mittelmäßig. Das lag vor allem an dem Mittelteil, denn nachdem ich mich erstmal über die ersten Seiten gerettet und ein bisschen in den Schreibstil eingelesen hatte, fand ich es richtig spannend und ein bisschen gruselig. Auch die ersten Begegnungen der Charaktere sind eigentlich noch gut und kribbeln sogar ein bisschen, sodass hier durchaus noch das Potential lag eine große und gleichzeitig glaubhafte Liebesgeschichte aufzubauen, was mich über die etwas holprige Sprache hinwegsehen ließ. Leider schien es die Autorin dann am Ende eilig zu haben und ruinierte mir mit dem völlig überstürzten Schlussteil diese ganz gelungenen Anfänge.
Das Cover gefällt mir eigentlich recht gut, zumindest die obere Hälfte und der "Mortal Kiss"-Schriftzug. Den Wolf darunter finde ich unpassend für das Bild selbst und auch für den Inhalt, denn er verrät leider auch schon einiges über die Handlung, was ich nicht ganz gelungen fand, denn das nimmt ein bisschen die Spannung. Ich hätte diesen Verdacht lieber nicht im Hinterkopf gehabt.
Neben vielen Fragen zum Finale, die hoffentlich im Folgeband beantwortet werden, bleibt für mich aber ein Rätsel ungelöst: Wie verabredet man sich via SMS mit einer Freundin, die nachts zuvor ihr Handy im tiefen Schnee eines Waldes verloren hat? Und wie kann besagte Freundin auf die SMS antworten und zur Verabredung kommen? Ein technisches Wunder!
Mein Fazit: Abgesehen von einem gewöhnungsbedürfigen Schreibstil und trotz oberflächlicher Charaktere fand ich die Handlung nach kurzer Eingewöhnungszeit wirklich spannend und an der ein oder anderen Stelle sogar gruselig genug für etwas Gänsehaut. Leider kommt das Ende viel zu schnell und ist schlecht vorbereitet. Mit ein paar Seiten mehr hätte man sowohl das erledigen als auch eine glaubwürdigere große Liebe schaffen können. Insgesamt war "Mortal Kiss" für mich daher nur mittelmäßig und bekommt 3 von 5 Sternen.
Kurz zum Inhalt: Die High-School-Schülerin Faye lebt mit ihrem Vater, der beruflich viel unterwegs ist, und ihrer Tante in Winter Mill. In den beschaulichen Ort zieht die steinreiche Mercy mit ihrem gutaussehenden Sohn Lucas und Fayes beste Freundin Liz ist sofort hin und weg von Lucas, während sich dieser ein Auge auf Faye geworfen hat. Doch Faye selbst ist mehr an dem geheimnisvollen Finn interessiert, der zusammen mit einer gefährlich wirkenden Motorradgang in den Wäldern campiert, als in diesem Jahr der Winter sehr früh über Winter Mill hereinbricht und zum ersten Mal seit Jahrzehnten ein Mord passiert...
Meine Probleme mit diesem Jugendbuch fingen schon damit an, dass ich schlecht ins Lesen hineinfand. Schon auf den ersten Seiten empfand ich den Schreibstil als unangenehm abgehackt. Kurze Sätze und ofte Wiederholungen kennzeichneten die Sprache, sodass ich das Buch gleich am Anfang mehrmals zur Seite legte, bevor überhaupt auch nur der leiseste Hauch von Spannung aufkam.
Auch die Erzähl-Perpektiven haben mir nicht besonders zugesagt, denn Faye kann zwar relativ eindeutig als Hauptprotagonistin ausgemacht werden, erzählt wird aber aus der Sicht vieler Charaktere dieser Geschichte, wobei keiner besonders tief ausgearbeitet ist. Faye hebt sich durch ihr Hobby, die Fotographie, zwar von Liz ab, aber ansonsten könnte ich die beiden charakterlich kaum differenzieren, ebenso wenig wie die meisten anderen Charaktere. Es ist alles ein recht oberflächlich gehaltener Einheitsbrei aus "gut" und "böse".
Die Oberflächlichkeit äußert sich meiner Meinung nach aber nicht nur in der Ausarbeitung der Charaktere, sondern an mehreren Stellen in der Handlung. Ganz wörtlich genommen oberflächlich sind zum Beispiel die Freundinnen Faye und Liz selbst. Faye soll zwar - angeblich - auch eine relativ gute Schülerin sein, was mich zu der gewagten Annahme verleitet, dass sie nicht nur Stroh im Kopf haben kann, aber wirklich merken konnte ich davon nicht viel. Liz und Fayes einziges Thema scheint ihr Äußeres zu sein. Klamotten-, Styling- und Make-Up-Diskussionen füllen ganze Seiten und irgendwann ging es mir einfach nur noch auf die Nerven. Am Ende, dem großen, möglicherweise lebensgefährlichen Finale, wurde diese Oberflächlichkeit nahezu grotesk, denn es geht scheinbar immer noch nur darum: Faye tritt vielleicht ab, aber lasst uns doch bitte dafür sorgen, dass sie wenigstens ein tolles Kleid anhat, während sie das tut. Was für ein Haufen hohler, oberflächlicher Teenie-Tussis!
Ebenfalls recht oberflächlich war für mich auch noch die angeblich große, unsterbliche Liebe. Bis auf ein paar kurze Begegnungen kennt man sich zwar nicht wirklich, hat kaum mehr als eine Handvoll Sätze miteinander gewechselt, aber es gibt keinen Zweifel: Man hat die große Liebe gefunden. Ich bin es ja gewohnt, dass gerade in Romantic-Fantasy-Jugendromanen das Thema "Liebe-auf-den-ersten-Blick" oft ein wenig überreizt wird, aber hier ging es mir einfach zu weit. Die Beziehung hatte für mich kaum etwas Romantisches an sich, Momente zu zweit waren quasi gar nicht vorhanden, es blieb bei mehr oder weniger zufälligen, flüchtigen Begegnungen - und das soll es dann sein?
Da das große Finale, das im Übrigen aus heiterem Himmel und fast unvorbereitet auf mich als Leser einstürzte, baut aber dann auch noch auf dieser ach so starken Liebe auf. Vielleicht lag es auch daran, dass das Finale so schnell kommt, man als Leser so wenige schlüssige Erklärungen erhält und die oberflächlichen Charaktere auch wenig emotionale Reaktionen zeigen, aber mir schien gerade der Schluss einfach nicht mehr glaubwürdig, so ereignisreich er auch war.
Das waren jetzt viele negative Kritkpunkte, aber dennoch fand ich das Buch insgesamt nicht unbedingt schlecht, sondern eher mittelmäßig. Das lag vor allem an dem Mittelteil, denn nachdem ich mich erstmal über die ersten Seiten gerettet und ein bisschen in den Schreibstil eingelesen hatte, fand ich es richtig spannend und ein bisschen gruselig. Auch die ersten Begegnungen der Charaktere sind eigentlich noch gut und kribbeln sogar ein bisschen, sodass hier durchaus noch das Potential lag eine große und gleichzeitig glaubhafte Liebesgeschichte aufzubauen, was mich über die etwas holprige Sprache hinwegsehen ließ. Leider schien es die Autorin dann am Ende eilig zu haben und ruinierte mir mit dem völlig überstürzten Schlussteil diese ganz gelungenen Anfänge.
Das Cover gefällt mir eigentlich recht gut, zumindest die obere Hälfte und der "Mortal Kiss"-Schriftzug. Den Wolf darunter finde ich unpassend für das Bild selbst und auch für den Inhalt, denn er verrät leider auch schon einiges über die Handlung, was ich nicht ganz gelungen fand, denn das nimmt ein bisschen die Spannung. Ich hätte diesen Verdacht lieber nicht im Hinterkopf gehabt.
Neben vielen Fragen zum Finale, die hoffentlich im Folgeband beantwortet werden, bleibt für mich aber ein Rätsel ungelöst: Wie verabredet man sich via SMS mit einer Freundin, die nachts zuvor ihr Handy im tiefen Schnee eines Waldes verloren hat? Und wie kann besagte Freundin auf die SMS antworten und zur Verabredung kommen? Ein technisches Wunder!
Mein Fazit: Abgesehen von einem gewöhnungsbedürfigen Schreibstil und trotz oberflächlicher Charaktere fand ich die Handlung nach kurzer Eingewöhnungszeit wirklich spannend und an der ein oder anderen Stelle sogar gruselig genug für etwas Gänsehaut. Leider kommt das Ende viel zu schnell und ist schlecht vorbereitet. Mit ein paar Seiten mehr hätte man sowohl das erledigen als auch eine glaubwürdigere große Liebe schaffen können. Insgesamt war "Mortal Kiss" für mich daher nur mittelmäßig und bekommt 3 von 5 Sternen.
Die "Mortal-Kiss"-Reihe (mit Links zu Amazon.de)
- "Mortal Kiss: Ist deine Liebe unsterblich?" (Aug. 2011, engl. Originaltitel: "Mortal Kiss")
- "Mortal Kiss: Wem gehört dein Herz?" (Feb. 2012, engl. Originaltitel: "Mortal Kiss: Fool's Silver")
- nicht bekannt
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden, 1. Auflage
Seiten: 352
Verlag: Egmont INK
ISBN: 978-3863960186
Preis: € [D] 17.99
Ausgabe: Gebunden, 1. Auflage
Seiten: 352
Verlag: Egmont INK
ISBN: 978-3863960186
Preis: € [D] 17.99
Leseprobe und weitere Informationen bei Amazon.de
Ich fand die Charaktere auch nicht gut! Ich stimme dir wirklich komplett zu, außer in einem Punkt ;) Und zwar gefällt mir die untere Hälfte des Covers besser als die obere ^^
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