Mittwoch, 15. Februar 2012

Rezension von "Asylon" von Thomas Elbel


 Eine grausame Stadt

Mit "Asylon" hat der Autor Thomas Elbel einen Debütroman geschrieben, der mich mit seiner düsteren Dystopie und einer gänzlich überraschenden Wendung überzeugen konnte.

Zum Inhalt: Nach einer schrecklichen Katastrophe gibt es nur noch eine einzige Stadt auf der Erde, die hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt ist. Als Schutz vor Eindringlingen ist die Grenze der Stadt von einem Minenfeld umgeben. Torn ist als sogenannter Leveller für das Gleichgewichte zwischen den Clans, kriminellen Vereinigungen, die die Stadt beherrschen, zuständig. Er findet die Leiche einer jungen Frau, die in den Minen starb. Doch er und sein Partner Scooter merken, dass etwas an diesem Fund nicht stimmt, denn die Frau scheint nicht über die Außenmauer in die Stadt eingedrungen zu sein. Kurz darauf gerät Torns Leben gänzlich aus den Fugen, als seine Frau eine Fehlgeburt erleidet und kurz darauf selbst stirbt. Außerdem verliert Torn durch den ungeplanten Mord an einem Clanmitgleid seinen Job und wird von den Clans für vogelfrei erklärt. Doch da Torns Frau bei ihrer letzten Begegnung behauptet hatte, man habe ihr das Kind weggenommen und es sei keinesfalls tot gewesen, bekommt er immer mehr Zweifel und versucht herauszufinden, was mit seinem Kind passiert ist. Gleichzeitig versucht Saïna, eine Freundin der Toten an der Grenze, die Sekte "Ordo Lucis" ausfindig zu machen, mit deren Hilfe ihre Freundin versucht hatte die Stadt zu verlassen. Als die beiden schließlich zusammen treffen, zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Antworten vielleicht tatsächlich außerhalb der Stadt zu finden sind...

Als ich gerade versucht habe, den Inhalt dieses Romans möglichst knapp zusammenzufassen, fiel mir selbst wieder auf, wie viel auf den rund 450 Seiten tatsächlich passiert. Die Handlung ist sehr vielfältig, abwechslungsreich  und schnell. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Protagonisten neben Torn und Saïna, die viele Perspektiven in die Handlung hineinbringen, sodass auch eine Vielzahl von Handlungsträngen entstehen.

Am einfachsten fällt wahrscheinlich jedem Leser schon nach wenigen Seiten die Feststellung, dass diese letzte Stadt der Erde ein wahrer Sumpf aus Kriminalität, Armut und Gewalt ist. Das Minenfeld tut zusammen mit diversen Grausamkeiten und einer Menge Blut sein Übriges, um das Bild einer erschreckenden, düsteren Dystopie aufzubauen, die sehr überzeugend wirkt und richtig fesselt. Auch meine anfänglichen Sorgen es könnte sich hier um einen derben Männerwelt-Thriller voller "Saufen-Rauchen-Sprüche-klopfen"-Klischee-Charaktere handeln, wurden Gott sei Dank nicht bestätigt. Die Charaktere sind durchaus vielfältig, haben harte und weiche Seiten und sind alles andere als schwarz-weiß, denn in dieser schlechten Gesellschaft ist es wirklich schwer mit Ausnahme von Saïna vielleicht einen wirklichen "Guten" ausfindig zu machen und viele überraschen im Laufe der Handlung mit unerwarteten Geheimnissen. Auch Torn ist von dem klassischen "Guten" meilenweit entfernt, hat aber dennoch sympathische und verletzliche Seiten.

Außerdem fand ich die große Wendung dieses Romans wirklich packend. Die Geschichte entwickelte sich plötzlich in eine vollkommen andere Richtung, die ein ganz neues Licht auf die Stadt und ihre Bewohner warf und dabei sehr gut durchdacht war. Die Handlung war spannend, durch die teils recht zwielichtigen Protagonisten abwechslungsreich und durch die hohe Geschwindigkeit sehr actionreich. Auch das Ende hat mir sehr gut gefallen, da es weder total enttäuschend noch ein verkitschtes Happy-End ist.

Zu guter Letzt hat mich der Roman auch sprachlich überzeugen können. Es war angenehm flüssig zu lesen und wie bereits erwähnt blieben trotz eines recht derben Tons die schlimmsten Klischee-Sprüche der Marke "harter Kerl" aus.

Fazit: Spannende, teilweise brutale, düstere Dystopie, die sich in eine überraschend andere Richtung entwickelte, als ich es ursprünglich erwartet hätte. Mir haben sowohl die Charaktere als auch die Handlung an sich sehr gut gefallen und es war so fesselnd, dass ich kaum aufhören konnte zu lesen.
Für Dystopie-Fans ein Muss, klare Leseempfehlung!


 
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Taschenbuch (August 2011)
Seiten: 448
Verlag: Piper
ISBN: 978-3492267922
Preis: € [D] 9.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

3 Kommentare:

  1. Das klingt guuut!
    Wandert gleich auf meine Wunschliste, über das Buch habe ich vorher noch nichts gehört. Danke!

    LG

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  2. Hi, du hast also meinen Rat befolgt und "Asylon" ganz schnell gelesen, freut mich ;-) Und schön, dass dir der Roman ebenso gut gefallen hat wie mir. Ich denke jetzt, mehr als einen Monat nach dem Lesen, manchmal immer noch an den Prolog, der mir irgendwie im Gedächtnis geblieben ist, weil ich ihn so krass fand o__O

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  3. Liebe Sarah, danke für die schöne Rezension und ich freue mich, dass das Buch Dir so gut gefallen hat (Danke auch an Bookaddicted für die Empfehlung). Ich verlink Dich Asylons Facebookseite. Vielleicht sehen wir uns ja alle in Leipzig. Beste Grüße, Thomas

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