Mittwoch, 15. Februar 2012

Rezension zu "Sternschnuppen" von Anne Hertz


 Freide-Freude-Eierkuchen

"Sternschnuppen" ist nunmehr nach "Sahnehäubchen" und "Wunschkonzert" mein dritter Roman des Autorinnen-Duos "Anne Hertz" und, auch wenn eine Drei-Sterne-Wertung das vielleicht nicht gleich vermuten lässt, bisher meiner Meinung nach der beste.

Zum Inhalt: Svenja ist 36 Jahre alt und in der Hotelbranche erfolgreich. Gerade erst hat sie die Stelle der neuen Direktorin eines großen Hamburger Luxus-Hotels übernommen und plant mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Carsten den Umzug von München in die Stadt an der Elbe. Den Kinderwunsch haben Carsten und sie schon vor einigen Jahren als unerfüllbar abgehakt und um so überraschter ist Svenja, als sie kurz nach ihrem Job-Antritt erfährt, dass sie schwanger ist. Mit Zwillingen! Unsicher, was das für ihre berufliche Zukunft bedeutet, hofft sie dennoch beides unter einen Hut zu bringen, doch dann wird alles immer komplizierter: Plötzlich steht sie ohne Carsten da und ein flexibles Kindermädchen ist schwerer zu finden, als gedacht. Da bleibt nur Sascha, ein etwa 30-jähriger Russe, der sich mit Aushilfsjobs im Hotel über Wasser hält, bis er mit seiner Band durchstarten kann, und sich bisher nicht unbedingt als zuverlässig erwiesen hat...

Wie einleitend bereits erwähnt, ist "Sternschnuppen" meiner Meinung nach der beste Roman von Anne Hertz, den ich bisher gelesen habe. Das liegt für mich eindeutig an der Protagonistin und Ich-Erzählerin Svenja, die nicht annähernd so stur, dämlich und zickig ist, wie Stella aus "Wunschkonzert" oder Nina aus "Sahnehäubchen".

Leider bedeutet "nicht annähernd" in diesem Fall aber keinesfalls "gar nicht" und mit der Glaubwürdigkeit dieses Charakters habe ich wie bei den beiden anderen immer noch große Probleme. Svenja ist - angeblich - beruflich so erfolgreich, dass sie mit nur 36 Jahren die Leitung eines großen Hotels übernimmt und zwar nicht die Leitung irgendeines Hotels sondern - angeblich - eine der besten Adressen in ganz Hamburg, das auch noch groß genug ist für die Veranstaltung einer renommierten Promi-Ball-Nacht. Das im Hinterkopf sind ihre mangelnde Souveränität, ihre leichten hysterischen Ausbrüche, ihre fehlende Professionalität und ihr Hang zu flapsigen Jugendsprache gepaart mit der Eigenart den Laut "Äh" wahrscheinlich häufiger zu benutzen als eine verunsicherte 10-jährige einfach nicht glaubwürdig.

Genauso ist auch die Handlung erstens vorhersehbar und zweitens unglaubwürdig. Der Prolog beginnt gleich mit der Geburt der Zwillinge, der erste Teil erzählt dann nachträglich vom Verlauf der Schwangerschaft und der zweite Teil beinhaltet die Zeit nach der Geburt, genauer gesagt das erste Lebensjahr der Babys. Es ist für die Direktorin eines Luxushotels, die zudem nicht einmal eine eigene Wohnung finanziert, sondern im Hotel-eigenen Direktorapartment haust, anscheinend ein Ding der Unmöglichkeit eine für sie bezahlbare Kinderbetreuung aufzutreiben, die gleichzeitig einen ausreichend kompetenten Eindruck macht, um ihr die Zwillinge anzuvertrauen. Die Lösung für Svenja, die also nur nicht ganz perfekte Kinderfrauen in ihrer Preislage zur Auswahl hat, ist es dann, die Daueraushilfe Sascha einzustellen, der außer kleineren Geschwistern gar keine Kompetenzen in diesem Bereich vorweisen kann und außerdem bisher nur durch diverse Straftaten, Unzuverlässigkeiten und unmögliche Verhaltensweisen aufgefallen ist. Warum das dann eine bessere Wahl ist, muss man, denke ich, nicht verstehen.

Überhaupt ist Svenjas Umgang mit Sascha einfach nur absurd. Sie hätte ihn im Laufe der Handlung mehrere Male feuern müssen (als souveräne Diektorin wirklich MÜSSEN), mal ganz davon abgesehen, dass sie ihn niemals hätte einstellen dürfen, sondern stattdessen die Polizei hätte rufen müssen. Ich kann auch nicht sagen, dass Sascha auch nur im geringsten sympathisch ist oder die vorhersehbare Liebesgeschichte zwischen den beiden romantisch, glaubhaft oder schön gewesen wäre. Eigentlich kann man nicht einmal von einer Liebesgeschichte sprechen. Es ist ein "Etwas", dass zwischen Zickereien und Saschas Ego-Trips so vor sich hindümpelt. Das Friede-Freude-Eierkuchen-Ende war zu guter Letzt so unerträglich kitschig, wie ich es befürchtet hatte.

Trotzdem war der Roman insgesamt lesebar. Ich habe mich deutlich weniger über Svenja geärgert als über andere Anne-Hertz-Protagonistinnen und die Sprache ist flüssig zu lesen. Außerdem bringen die Zwillinge einen kleinen "süüüüüß"-Bonus in die Geschichte und Svenja ist manchmal sogar witzig, leicht sarkastisch und abgesehen von ihrem unglaubwürdigen Verhalten, das einfach nicht zu ihrem beruflichen Erfolg passt, daher auch ganz unterhaltsam.

Mein Fazit also: Lesbar, aber nicht glaubhaft. Ein mittelmäßiger Frauenroman der wirklich leichtesten Kost. Kein Anspruch und am besten nicht zu viel darüber nachdenken, sonst läuft man Gefahr auf zu viele Ungereimtheiten zu stoßen. 3 von 5 Sternen. Kann man lesen, wenn man auf der Suche nach sehr seichter Feierabend-Lektüre ist.

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