Donnerstag, 9. Februar 2012

Rezension zu "Wired" von Robin Wasserman


Alles Lug und Trug

Das war es dann also: Die Reihe ist zu Ende.Ich habe "Wired", den dritten und somit letzten Teil der von mir heiß geliebten "Skinned"-Trilogie von Robin Wasserman, ausgelesen und Gott sei Dank hat er mir ebenso gut gefallen wie die beiden Vorgänger "Skinned" und "Crashed".

Zum Inhalt: Lia lebt wieder bei ihrer Familie und unterstützt BioMax bei dem Versuch die "Mechs" bei den "Orgs" beliebter zu machen, um die Gewalt gegen sie zu beenden. Riley und sie sind fest zusammen, doch Rileys fehlende Erinnerungen an den letzten gemeinsamen Abend im Labor der Bruderschaft, bei dem Rileys alter Körper vernichtet wurde, und die Kluft zwischen Rileys Vergangenheit und Lias reichem Elternhaus belasten die Beziehung. Problematisch wird es erst recht, als Jude wieder auftaucht, denn Riley weiß nichts mehr davon, dass er ihn verraten hat. Doch Jude hat noch andere Dinge in Erfahrung gebracht, die Lias Welt entgültig erschüttern...

Meiner Meinung nach ist "Wired" wie schon die beiden Vorgängerromane der Trilogie ein richtig starkes Jugendbuch und zudem ein gelungener und würdiger Abschluss der Geschichte um Lia Kahn. Vor allem die Sprache überzeugt nach wie vor. Lia ist in der Vielfalt junger Ich-Erzählerinnen, die man aktuell in Jugendromanen finden kann, eine der besten und glaubwürdigsten. Wie schon am Anfang der Reihe ist ihr Charakter eine gelungene Mischung aus Sarkasmus, Freundlichkeit, einer genau richtig dosierten Prise "zickiges Biest" und etwas Melanchonie, auch wenn diese ein wenig abgenommen hat. Denn Lia hat sich weiterentwickelt. Sie ist erwachsener geworden, hat sich mit ihrer Situation besser arrangiert und ist stärker geworden.

Mit ihrem Schreibstil vermittelt die Autorin Lias Persönlichkeit auch sprachlich sehr gut. Wie in der gesamten Reihe ist auch in "Wired" wieder eine Distanz zwischen Lia und der organischen Welt spürbar. Oft enden Gedanken mit kurzen, eine bedrückende Stimmung hinterlassenden Sätzen, die den Leser immer wieder daran erinnern, dass Lias Körper nicht reagieren kann: Keine Tränen, keine verräterischen Anzeichen bei einer Lüge - einfach nichts.
Oft lenkt die Autorin Lias Gedanken auch auf die Dinge, die nicht gesagt und nicht getan werden, was mir sehr gut gefallen hat. Es unterstützt diesen immer leicht ernüchternden Eindruck von falscher Nähe und fehlendem Vertrauen.

Ohnehin geht es in diesem Finale viel um enttäuschtes Vertrauen, falsche Wahrheiten und Betrug von unerwarteter Seite. Dabei wird dieser Teil deutlich spannender als die beiden ersten Teile, denn die Geschichte nimmt Fahrt auf, die Ereignisse überschlagen sich und zwingen Lia und ihre Freunde zum handeln. Alle Charaktere zeigen noch einmal ihren Facettenreichtum und viele überraschen nicht nur Lia sondern auch den Leser damit, dass man sie vielleicht lange falsch eingeschätzt hat. Die Entwicklungen der Charaktere sind aber so gut abgestimmt, dass ihre Rollen in der Handlung für mich nie unglaubwürdig wirkten. Es wird einfach nie übertrieben, auch nicht am Ende...

Das Ende wird vielleicht nicht jeden Fan dieser Reihe überzeugen, denn es ist nicht unbedingt das, was man sich für seine Helden wünschen würde. Trotzdem bin ich begeistert, denn wichtiger als ein Rundum-Happy-End ist mir, dass der Abschluss einer Reihe zu ihr passt und sich logisch in die Handlung einfügt. Genau das ist hier der Fall. Ohne, dass ich zuviel verraten möchte: Ja, ein paar Tränen waren dabei. Es ist schockierend, erschreckend und ganz anderes als alles, was ich mir hätte ausmalen können (und wollen). Dennoch war ich auch erleichtert und bin glücklich mit dem Ende, denn es passt einfach. Nicht alle Fragen sind beantwortet worden, aber ein etwas offen gestaltetes Ende lässt ja auch Platz für die Phantasie der Leser, was ich sehr schön finde.

Das Cover ist grau-schwarz gehalten und mit dem gleichen Muster überzogen wie die anderen beiden Teile. Unspektakulär, aber wenigstens nicht kitschig.

Mein Fazit also: Diese Trilogie ist eine meiner Lieblingsreihen und auch das Ende konnte mich überzeugen. Lia ist ein toller Charakter und auch bei den anderen Figuren der Geschichte stimmt die Tiefe und die Entwicklung. Die Autorin schreibt ruhig, einfülsam und unterstützt durch etwas Kühle an den richtigen Stellen den Konflikt "Mensch oder Maschine?" hervorragend. Das Finale ist unerwartet und zufriedenstellend wie traurig gleichermaßen. Einfach toll! Unbedingt lesen! Ganz klare, eindeutige, kompromisslose 5 von 5 Sternen für diesen Teil und für die gesamte "Skinned"-Trilogie!

Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Skinned" (engl. Originaltitel "Skinned")
  2. "Crashed" (engl. Originaltitel "Crashed")
  3. "Wired" (engl. Originaltitel "Wired")

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