Was erwartet man vom Leben?
Felicitas Pommerening beschreibt in ihrem Roman "Weiblich, jung,
flexibel" das Problem einer Generation: So viele Möglichkeiten, so viele
Erwartungen anderer. Doch was will man eigentlich selbst? Was erwartet
man vom Leben?
Zum Inhalt: Die Studienfreundinnen Carlynn und
Ellen stehen am Ende ihres Studiums und sind bereit in das Berufsleben
zu starten. Dabei sind ihre Erwartungen ganz verschieden. Die ehrgeizige
Carlynn möchte einen Job der ihre bisherigen Leistungen widerspiegelt,
denn sie hat ihr Studium nicht nur in der Regelstudienzeit beendet,
sondern auch noch mit guten Noten abgeschlossen und Auslandssemester
absolviert. Ellen dagegen lässt alles etwas ruhiger angehen. Schon ihre
Studienleistungen sind weniger beeindruckend als Carlynns, ihr Abschluss
dauerte etwas länger und ihr Traumjob ist vor allem eins: Teilzeit. Sie
möchte Zeit für ihr Privatleben haben.
Doch beide werden schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt:
Carlynn findet keinen Job und die in den Bewerbungsgesprächen
angeführten Gründe kann sie gar nicht nachvollziehen. Ihr Lebenslauf ist
zu glatt, sie gilt als langweilig. Auch Ellens Traumjob ist nicht
verfügbar, denn Teilzeit ist verpöhnt...
Meiner Meinung nach
beschreibt die Autorin die Situation der beiden jungen Ich-Erzählerinnen
sehr klar und authentisch. Die Probleme mit denen sie sich
herumschlagen kommen wahrscheinlich jedem, der zu dieser Generation
gehört, bekannt vor und auch ich, die ebenfalls am Ende ihres Studiums
steht, bin schon oft mit einigen Themen dieses Buchs konfrontiert
worden. Carlynn und Ellen versuchen Kompromisse einzugehen, um die
Erwartungen zu erfüllen, doch es fällt ihnen schwer glücklich zu werden.
Mit Zeitverträgen, Praktikumsstellen (oder neu-deutsch "Trainee")
werden sie hingehalten und unter Druck gesetzt. Beide, so verschieden
sie und ihre Ansprüche auch sind, suchen die Antwort auf die Frage was
sie eigentlich selbst wollen.
Diese Selbstfindungsprozesse der
beiden jungen Frauen sind aber keine dröge Kost und das Buch ist auch
alles andere als deprimierend, was man bei der Theamtik vielleicht
vermuten könnte. Es ist sehr unterhaltsam und locker geschrieben, kommt
mit einer angenehmen Portion Sprachwitz daher und ist schnell und
flüssig zu lesen. Ein kleines Extraplus für mich: Bestandteil des Buches
ist auch der Songtext eines meiner absoluten Lieblinglieder ("I wish I
was a Punkrocker" von Sandi Thom). Dass ich ein bisschen mitsingen
konnte, hat den Roman gleich noch schöner gemacht und ich konnte mich
gerade an dieser Stelle gut in die Handlung einfühlen.
Kleine
Probleme hat ich lediglich im ersten Drittel mit kleinen Längen
insbesondere bei Carlynn, die aber zum Glück schnell vorüber waren,
sowie mit der Einordnung des Zeitraums an sich und mit dem Verhältnis der zeitlichen Abläufe zwischen Carlynns und Ellens Erzählteilen im
Speziellen. Die beiden wechseln sich in den Kapiteln ab, aber während
zum Beispiel Carlynn am Ende eines Kapitels in ein Flugzeug steigt und
am Anfang ihres nächsten Kapitels landet, also nur wenige Stunden
vergehen, vergehen in Ellens Kapitel dazwischen mehrere Monate, was mir
immer wieder erhebliche Probleme mit der Chronologie der Abläufe
bescherte.
Fazit: Ein locker geschriebener Roman über die
Selbstfindungsphase zweier junger Studienabsolventinnen, deren erste
Erfahrungen in der Arbeitswelt nicht so rosig werden, wie sich die
beiden das erträumten. Sehr realitätsnah, aber nicht so ernüchternd wie
befürchtet. Es ist ein positives Plädoyer dafür zu machen, was man
selbst für richtig hält, anstatt sich den Erwartungen der Gesellschaft
zu beugen.
Schönes Buch, ich kann es nur empfehlen.
Bin gerade über einen Zeitungsartikel gestolpert, in dem es um die Autorin und das Buch geht:
AntwortenLöschenhttp://www.mainzer-rhein-zeitung.de/mainz/szene-mainz_artikel,-Maenner-sind-noch-das-Einfachste-im-Leben-_arid,380885.html