Freitag, 10. Februar 2012

Rezension zu "Weiblich, jung, flexibel" von Felicitas Pommerening

 
Was erwartet man vom Leben?

Felicitas Pommerening beschreibt in ihrem Roman "Weiblich, jung, flexibel" das Problem einer Generation: So viele Möglichkeiten, so viele Erwartungen anderer. Doch was will man eigentlich selbst? Was erwartet man vom Leben?

Zum Inhalt: Die Studienfreundinnen Carlynn und Ellen stehen am Ende ihres Studiums und sind bereit in das Berufsleben zu starten. Dabei sind ihre Erwartungen ganz verschieden. Die ehrgeizige Carlynn möchte einen Job der ihre bisherigen Leistungen widerspiegelt, denn sie hat ihr Studium nicht nur in der Regelstudienzeit beendet, sondern auch noch mit guten Noten abgeschlossen und Auslandssemester absolviert. Ellen dagegen lässt alles etwas ruhiger angehen. Schon ihre Studienleistungen sind weniger beeindruckend als Carlynns, ihr Abschluss dauerte etwas länger und ihr Traumjob ist vor allem eins: Teilzeit. Sie möchte Zeit für ihr Privatleben haben.
Doch beide werden schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Carlynn findet keinen Job und die in den Bewerbungsgesprächen angeführten Gründe kann sie gar nicht nachvollziehen. Ihr Lebenslauf ist zu glatt, sie gilt als langweilig. Auch Ellens Traumjob ist nicht verfügbar, denn Teilzeit ist verpöhnt...

Meiner Meinung nach beschreibt die Autorin die Situation der beiden jungen Ich-Erzählerinnen sehr klar und authentisch. Die Probleme mit denen sie sich herumschlagen kommen wahrscheinlich jedem, der zu dieser Generation gehört, bekannt vor und auch ich, die ebenfalls am Ende ihres Studiums steht, bin schon oft mit einigen Themen dieses Buchs konfrontiert worden. Carlynn und Ellen versuchen Kompromisse einzugehen, um die Erwartungen zu erfüllen, doch es fällt ihnen schwer glücklich zu werden. Mit Zeitverträgen, Praktikumsstellen (oder neu-deutsch "Trainee") werden sie hingehalten und unter Druck gesetzt. Beide, so verschieden sie und ihre Ansprüche auch sind, suchen die Antwort auf die Frage was sie eigentlich selbst wollen.

Diese Selbstfindungsprozesse der beiden jungen Frauen sind aber keine dröge Kost und das Buch ist auch alles andere als deprimierend, was man bei der Theamtik vielleicht vermuten könnte. Es ist sehr unterhaltsam und locker geschrieben, kommt mit einer angenehmen Portion Sprachwitz daher und ist schnell und flüssig zu lesen. Ein kleines Extraplus für mich: Bestandteil des Buches ist auch der Songtext eines meiner absoluten Lieblinglieder ("I wish I was a Punkrocker" von Sandi Thom). Dass ich ein bisschen mitsingen konnte, hat den Roman gleich noch schöner gemacht und ich konnte mich gerade an dieser Stelle gut in die Handlung einfühlen.

Kleine Probleme hat ich lediglich im ersten Drittel mit kleinen Längen insbesondere bei Carlynn, die aber zum Glück schnell vorüber waren, sowie mit der Einordnung des Zeitraums an sich und mit dem Verhältnis der zeitlichen Abläufe zwischen Carlynns und Ellens Erzählteilen im Speziellen. Die beiden wechseln sich in den Kapiteln ab, aber während zum Beispiel Carlynn am Ende eines Kapitels in ein Flugzeug steigt und am Anfang ihres nächsten Kapitels landet, also nur wenige Stunden vergehen, vergehen in Ellens Kapitel dazwischen mehrere Monate, was mir immer wieder erhebliche Probleme mit der Chronologie der Abläufe bescherte.

Fazit: Ein locker geschriebener Roman über die Selbstfindungsphase zweier junger Studienabsolventinnen, deren erste Erfahrungen in der Arbeitswelt nicht so rosig werden, wie sich die beiden das erträumten. Sehr realitätsnah, aber nicht so ernüchternd wie befürchtet. Es ist ein positives Plädoyer dafür zu machen, was man selbst für richtig hält, anstatt sich den Erwartungen der Gesellschaft zu beugen.
Schönes Buch, ich kann es nur empfehlen. 

1 Kommentar:

  1. Bin gerade über einen Zeitungsartikel gestolpert, in dem es um die Autorin und das Buch geht:
    http://www.mainzer-rhein-zeitung.de/mainz/szene-mainz_artikel,-Maenner-sind-noch-das-Einfachste-im-Leben-_arid,380885.html

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