Dienstag, 28. Februar 2012

Rezension zu "Mona Lisas Tränen" von Bianka Minte-König

 
Mystery ohne Gänsehaut

"Mona Lisas Tränen" von Bianka Minte-König erweckte durch die schöne Covergestaltung und den interessanten Klappentext meine Aufmerksamkeit und ich versprach mir einen Jugendroman mit einem kleinen Gruselfaktor. Leider konnte es mich nicht überzeugen.

Zuerst kurz zum Inhalt: Die 15-jährige Mona bekommt die Zusage für ein Künstlerstipendium in den Sommerferien, die sie hierfür mit anderen künstlerisch begabten Jugendlichen auf Schloss Rosenheim verbringt. Doch dort geschehen merkwürdige Dinge: Monas Kopie von der "Mona Lisa" hat sich eines nachts verändert, anstelle ihres Lächelns laufen ihr Tränen übers Gesicht. Auch die weiteren Werke von Mona verändern sich nachts ohne ihr Zutun und mysteröse Träume suchen sie heim. Alles scheint mit dem jung verstorbenen Wolfram von Rosenheim zusammenzuhängen, der das Schloss Anfang des 17. Jahrhunderts bewohnte. Spukt es vielleicht wirklich im Schloss und hat Mona eine spirituelle Begabung?

Die Grundidee der Geschichte hat mir gut gefallen und auch der Verlauf der Handlung und der Spannungsbogen konnten überzeugen. Besonders Monas Träume, in denen Wolfram von Rosenheim und seine große Liebe Elisabeth vorkommen, waren richtig fesselnd. Monas übernatürliche Begabung dagegen wurde zwar oft angesprochen, aber wenig ausgearbeitet, sodass mich dieser Teil der Geschichte weniger überzeugen konnte.

Ohnehin kommt von den Charakteren meiner Meinung nach nur die lange verstorbene Liebe des ehemaligen Schlossbesitzers, Elisabeth, richtig zu Geltung, auch wenn sich ihre Auftritte auf Monas Träume beschränken. Die Ich-Erzählerin Mona dagegen fand ich recht langweilig. Mehrfach wird betont wie hübsch sie ist und das auch ältere Jungen sich für sie interessieren, wie auch der Kurzteilnehmer Hagen und sein Konkurrent Max. Aus dieser Beziehung zwischen den Jugendlichen wird aber leider kaum etwas gemacht.

Außerdem wird die Geschichte recht flott erzählt, das Buch hat ja gerade einmal rund 220 kleinformatige Seiten mit vergleichsweise großer Schrift. Ein flotter Handlungsverlauf ist zwar nicht gerade das Schlechteste, aber für einen Mystery-Roman wurde meiner Meinung nach an der flaschen Stelle gespart, nämlich an der Gefühlsebene der Ich-Erzählerin. Man erfährt WAS Mona tut und denkt, aber das WIE bleibt unbeantwortet. Wie fühlt sie sich dabei und wie äußern sich diese Gefühle, wie nimmt sie die Stimmung in einer bestimmten Situation wahr, wie reagieren andere? Diese Beschreibungen fehlen entweder vollständig oder werden nur recht kurz und oberflächlich angeschnitten. Im ganzen Roman - abgesehen von den Träumen - fehlte mir daher die Atmosphäre und so konnte kein wirklicher Grusel mit Gänsehautfeeling aufkommen.

Ein großes Problem hatte ich auch mit dem Schreibstil des Romans. Für eine 15-jährige Ich-Erzählerin wirkt die Sprache zu unlocker und gestelzt, was gerade - aber nicht nur - in den Dialogen gestört hat und für mich das flüssige Lesen erschwerte. Wenn dann aus heiterem Himmel doch einmal "hippere" Formulierungen oder Anglizismen ("Girls") eingebaut werden, stolpert man regelrecht darüber, so deplaziert wirken diese Worte im übrigen Text. Auch die Sprache in Monas Träumen, die immerhin im 17. Jahrhundert spielen und bei der ich somit ein wenig Gestelze erwarte, unterscheidet sich kaum von der Sprache von Mona und ihren Freunden. Auch hier leidet die Atmosphäre des Romans, da sich moderne und altertümliche Charaktere einfach nicht ausreichend von einander differenzieren lassen.

Mein Fazit lautet also: Gute Grundidee mit spannenden historischen Passagen um das Schicksal der im 17. Jahrhundert verstorbenen Elisabeth. Die Handlung im "Jetzt" mit der Ich-Erzählerin Mona dagegen war weniger überzeugend, da an Details zu sehr gespart wurde und die Beziehungen zwischen den Jugendlichen sehr oberflächlich thematisiert werden. Besonders gestört habe ich mich an der wenig authentischen Jugendsprache. Darunter litten Lesefluss und Atmosphäre.
Daher leider kein sehr überzeugender Jugendroman, sondern eher Mittelmaß: 3 von 5 Sternen 

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