Mafia meets Fantasy
"Arkadien erwacht" von Kai Meyer ist der erste Teil einer Trilogie, die
den Leser in die Welt der sizilianischen Mafia-Clans entführt und diese
gekonnt mit ein wenig Fantasy und griechischer Mythologie verbindet.
Zum
Inhalt: Die 17-jährige Rosa kehrt nach vielen Jahren in den USA in die
Heimat ihres Vaters nach Sizilien zurück, um einen Neuanfang zu wagen.
Ihre Tante Florinda ist das Oberhaupt eines Mafia-Clans und auch ihre
ältere Schwester Zoe lebt schon seit zwei Jahren auf Sizilien. Schon im
Flugzeug lernt Rosa Alessandro kennen, der, wie sie später erfährt, zu
einem anderen, verfeindeten Mafia-Clan gehört und nach dem Tod seines
Vaters auch noch dessen neues Oberhaupt werden soll. Rosas Tante
versucht daher von Anfang an den Kontakt der beiden zu unterbinden. Doch
außer ihrer Feindschaft verbindet die Clans noch ihre Herkunft: Sie
sind Arkadier und das wird auch Rosas Leben bald dauerhaft verändern...
Zuerst
einmal klingt die Geschichte natürlich ein bisschen bekannt. Mafia,
verbotene Liebe - Romeo und Julia lassen grüßen. Aber man merkt schnell,
dass "Arkadien erwacht" mit einer schnulzigen Liebesgeschichte rein gar
nichts zu tun hat. Alessandro und Rosa sind beides sehr starke,
überzeugende Charaktere, die sich mit Bedacht und nicht blind vor Liebe
für ihre Interssen einsetzen können. Dabei kann Rosa sich nicht einmal
immer sicher sein, ob sie Alessandro trauen kann, denn dieser lässt
keinen Zweifel daran, dass er unbedingt das Oberhaupt seiner Familie
werden will, obwohl Cesare, der langjährige Berater seines Vaters, alles
daran setzt, um ihn aus dem Weg zu räumen. Die Beziehung der beiden
entwickelt sich langsam und glaubhaft und ist sehr romantisch, aber
nicht kitschig.
Sowohl Rosa als auch Alessandro sind somit
Charaktere mit Ecken und Kanten, mit Geheimnissen und aufzuarbeitenden
Vergangenheiten, die im Laufe des Romans ans Licht kommen. Während Rosas
Schwester Zoe der Inbegriff einer gutaussehenden, modebewussten jungen
Frau ist, ist Rosa das genaue Gegenteil: Sie trägt schwarz, klaut und
ist eine Einzelgängerin mit starken und schwachen Momenten, die nach
einem Neuanfang sucht und sich dazu erst einmal in der
Mafia-Gesellschaft ihrer Familie zu recht finden muss. Mit all den
Macken sind die Charaktere sehr glaubhaft und abwechslungsreich. Ein
schwarz-weiß gibt es nicht.
Die Fantasyelemente tauchen in der
Handlung erst langsam auf, sind aber sehr spannend. Schön finde ich es
bei diesem Roman, dass die Charaktere die mythologischen Erklärungen
auch mal in Frage stellen dürfen und in Erwägung ziehen auf andere
rationale Erklärungen zu stoßen. Denn der bedingungslose Glaube an
göttliche Flüche würde einfach nicht zu den beiden eigenwilligen,
logisch denkenden Charakteren passen.
Für die Folgeteile verspricht der in diesem Teil nur langsam aufgebaute Fantasy-Kern jedenfalls noch einiges.
Auch
Spannung und Action kommen bei "Arkadien erwacht" nicht zu kurz. Die
Charaktere leben gefährlich. Immerhin stehen sie an der Spitze
krimineller Mafia-Familien. Verfolgungen, Schießereien, Intrigen und
Hinterhalte hat der Roman ebenso zu bieten wie ein fulminantes und
überraschendes Ende.
Zu guter Letzt empfand ich auch die Sprache
als sehr angenehm und flüssig zu lesen. Im Vergleich zu anderen
Jugendromanen ist dieser hier sprachlich auf einem eher hohen Niveau, das mich
vollständig überzeugen und die Stimmung des Romans sehr gut vermitteln
konnte. Die manchmal bissige Rosa bringt zu dem ein bisschen trockenen
Humor mit, der für ein wenig Auflockerung sorgte.
Mein Fazit:
Insgesamt ist "Arkadien erwacht" für mich ein rundum gelungener
Jugendroman, der sprachlich wie inhaltlich überzeugen kann, spannend ist
und für einen Jugendroman erstaunlich viel Tiefe bietet, sei es in der
Handlung oder in den überzeugend ausgearbeiteten, vielseitigen
Charakteren. Die Reihe könnte zu einem meiner neuen Lieblinge werden.
Ich bin wirklich gespannt, wie es weitergeht, und gebe ohne zu zögern 5
von 5 Sternen.
Die Arkadien-Trilogie (mit Links zu Amazon.de):
- "Arkadien erwacht" (2009)
- "Arkadien brennt" (2010)
- "Arkadien fällt" (2011)
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