Dienstag, 11. März 2014

Rezension zu "Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat" von Gavin Extence



Ein unglaublich herzlicher Roman...

Der Roman mit dem langen Titel „Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat“ des britischen Autors Gavin Extence ist ein Debütroman über einen ungewöhnlichen Jungen und eine ungewöhnliche Freundschaft…

http://www.randomhouse.de/Buch/Das-unerhoerte-Leben-des-Alex-Woods-oder-warum-das-Universum-keinen-Plan-hat/Gavin-Extence/e426981.rhd
Alex Woods Leben verändert sich schlagartig, als er zehn Jahre alt ist. Bis dahin führte er ein recht gewöhnliches Leben in einem kleinen Ort im englischen Somerset – sofern man eine wahrsagende Mutter mit Esoterikladen als gewöhnlich bezeichnen kann. Doch plötzlich kennt die ganze Welt seinen Namen, auch die Polizisten, die ihn sieben Jahre später an der Grenze in Dover aufgreifen. Im Auto, das er wegen eines epileptischen Anfalls nicht mehr fahren kann, mit einer größeren Menge Marihuana, obwohl er nie Drogen genommen hat, und mit einer Urne auf dem Beifahrersitz.
Alex beginnt zu erzählen: von dem Ereignis, das ihn berühmt machte, von dem, was danach kam, und von seiner ungewöhnlichen Freundschaft zum mürrischen Mr. Peterson…


So viel - oder besser: so wenig - zum Inhalt. Der muss bei diesem Buch einfach vage bleiben und sich auf Andeutungen beschränken, denn die Ratlosigkeit vom ersten Kapitel an, wenn Alex bei der Polizei sitzt und den Ordnungshütern die merkwürdigen Details seine Reise zu erklären versucht, gehört hier zum Leseprozess einfach dazu. Alex erzählt die Geschichte seines Lebens anschließend chronologisch, angefangen mit dem Moment, der dazu führte, dass plötzlich jeder den Namen des 10jährigen kannte - einen kleinen Hinweis darauf gibt das schöne Cover des Buches.

Die Geschichte führt den Leser durch alle vorstellbaren Emotionen. Skurrile Elemente verwirren und belustigen, ebenso wie der oft trockene Humor des Ich-Erzählers. Alex‘ Liste von Dingen, die in der Schule zur Unbeliebtheit führen können, hat mir vor Lachen fast die Tränen in die Augen getrieben. Andere Momente stimmen traurig und versetzen in eine tiefe Ernsthaftigkeit und Melancholie, sodass Tränen auch ohne Lachen nicht ausbleiben.

Alex ist ein ungewöhnliches Kind. Intelligent, aber manchmal auch naiv, mal erwachsen für sein Alter, dann wieder Kind durch und durch. Sein Charakter fügt sich perfekt ein in diese berührende, ergreifende, fesselnde Geschichte voller unerwarteter Entwicklungen. Ich möchte auf keinen Fall zu viel Konkretes preisgeben von den Schicksalsschlägen, die Alex und seine Umwelt ereilen, doch der Originaltitel „The Universe Versus Alex Woods“ trifft es sehr gut. Der junge Alex wird vieles meistern, auf seine eigene, besondere Art – das Universum scheint nicht wirklich auf seiner Seite zu stehen.

Einer der Kernpunkte des Romans ist die Freundschaft zwischen Alex und dem alten, zurückgezogen lebenden, mürrischen, dem Marihuana nicht abgeneigten amerikanischen Veteran Mr. Peterson. Was mit einem zerstörten Gewächshaus beginnt, bringt zwei Menschen zusammen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben, und bereichert das Leben beider. Ihre Gespräche, ihre philosophischen Ansätze und ihre Rolle für einander – die Bezugsperson für den vaterlosen Alex und einen Weg aus der Isolation für den verwitweten Mr. Peterson – geben dem Roman sehr viel Tiefe, interessante Aspekte, sehr viel Nachdenklichkeit und auch einen Bezug zu aktuellen Kontroversen unserer Gesellschaft, die das Leben selbst betreffen.

Was als recht lockerer Roman humorvoll beginnt, entpuppt sich am Ende als ein emotional nicht leicht zu lesendes Buch, das aber durch den angenehmen Schreibstil und die liebenswerten, jedoch immer ein wenig schrägen Figuren dennoch niemals ein Gefühl von Schwere aufkommen lässt. Bei aller Ernsthaftigkeit macht es immer Freude, Alex beim Lesen auf seinem schwierigen Lebensweg zu begleiten. Trotz skurriler Elemente ist die Geschichte so glaubhaft, so ehrlich und so herzlich, dass es schwer fällt, die richtigen Worte dafür zu finden.

Fazit: „Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat“ von Gavin Extence ist ein außergewöhnlich starker Debütroman, der schwere Schicksale, tiefgehende Traurigkeit und weitreichende Fragen des Lebens selbst mit schrägen Charakteren und humorvoller Leichtigkeit kombiniert und den Leser damit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle schickt, die ihn nachdenklichen stimmt und in Erinnerung bleibt. Ich bin begeistert. 5 Sterne.




Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Erschienen: März 2014
Seiten:480
Verlag: Limes
ISBN: 978-3-8090-2633-4
Preis: € [D] 19.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch

3 Kommentare:

  1. Sehr schöne Rezi! Ich fand das Buch auch richtig genial ♥
    Liebste Grüße
    Aleshanee

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  2. Mittlerweile ist der Roman - zu recht - auch auf der Spiegelbestseller-Liste eingestiegen...

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