Wenn Götter besiegen zum Kinderspiel wird...
‟Göttlich verliebt“ ist der dritte und somit letzte Band einer
Jugend-Fantasy-Trilogie mit ein wenig griechischer Mythologie. Nachdem
ich den ersten Band, ‟Göttlich verdammt“, recht schwach fand, hatte mich
der zweite, ‟Göttlich verloren“, überraschenderweise überzeugen können.
Leider bleibt er meiner Meinung nach auch der stärkste Band der Reihe,
denn meine Hoffnung auf eine weitere Steigerung beim großen Finale hat
sich nicht erfüllt...
Inhalt: Die Prophezeiungen zum Erscheinen
des Tyrannen werden konkreter, der Krieg mit den zurückgekehrten Göttern
scheint kurz bevor zu stehen. Doch die Häuser der Scions können die
alten Feindschaften auch nach dem Verschwinden der Furien nicht ruhen
lassen und Helen, Lucas und Orion müssen versuchen, sie zu einen.
Allerdings weckt Helens zunehmende Macht auch Misstrauen und lässt aus
Freunden Feinde werden...
Nach wie vor ist eines meiner größten Probleme mit Angelinis Reihe ihr inflationärer Umgang mit übermenschlichen Fähigkeiten bei allen Figuren – besonders aber bei der Familie Delos, Orion und natürlich Helen. Gibt es wohl überhaupt einen Leser, der selbst nach dem zweiten Teil ohne Not jede Fähigkeit eines jeden Halbgottes aufzählen könnte? Schon da fiel es mir schwer zu behalten, welche Nebenfähigkeiten ein jeder neben den häufiger erwähnten Hauptfähigkeiten noch mit sich rumschleppt. Und nun legt die Autorin gleich zu Beginn und im Endeffekt für die Geschichte auch vollkommen ohne Relevanz noch Fähigkeiten nach. Wie? Sie hatten nie erwähnt, dass einige von ihnen sich in Tiere verwandeln können? Wie konnte das denn passieren? Aber natürlich können sie das – was können sie nicht?
Besonders unerträglich übermäßig und für die Geschichte leider auch ziemlich langweilig stattet die Autorin ihre Hauptfigur, die immer gute, immer nette Helen, aus. War sie schon vorher mit ihren Blitzen und dem Fliegen recht mächtig, steigen ihrer Fähigkeiten, nachdem sie mit Lucas und Orion am Ende des zweiten Bandes die Blutsbruderschaft begangen hatte, ins Unermessliche. Sie kann einfach alles, hat diese Fähigkeiten zwar erst kaum unter Kontrolle, was ein gewisses Misstrauen hervorruft, im richtigen Moment aber fliegt ihr die Lösung für jedes Problem recht unspektakulär zu.
So wird auch das große Finale, die Schlacht mit den Göttern sehr flach und nur selten spannend. Helen könnte mit ihren Fähigkeiten wahrscheinlich sämtliche Superhelden und Superschurken der Comicwelt mit einem Fingerschnippen gleichzeitig aus dem Weg räumen – was für eine Herausforderung sind da schon ein paar tausend Jahre alte, unsterbliche Götter?
Richtig – keine besonders große. Und so wirkte das Ende auf mich leider ein wenig lächerlich – zu einfach, zu viel Happy End (ganz viel Gutes für die Guten), nicht ganz logisch. Vor allem aber wird es der Macht und der Bedeutung der Götter kaum gerecht.
Dabei hätten Helens Fähigkeiten auch durchaus das Potential gehabt, der Geschichte ein paar andere Wendungen zu geben und den Charakteren einige Ecken und Kanten zu verpassen. Denn Helens steigende Macht ruft Misstrauen hervor, das sie auch noch durch ihr nicht ganz nachvollziehbares, heimlichtuerisches Verhalten schürt, und Feinde sammeln sich in den eigenen Reihen. Das war zum Teil spannend, hätte aber noch deutlich spannender werden können, wenn der Leser wenigstens gelegentlich noch nicht alles gewusst hätte.
Durch die vielen, ständig wechselnden Erzählperspektiven ist der Leser nämlich durchweg besser informiert als jede Figur innerhalb des Romans. So wie ich – und wahrscheinlich viele andere auch – mittlerweile seit Ende des ersten Bandes recht ungläubig dabei zusehe, wie keiner der Protagonisten zu der einfachsten mathematischen Leistung in der Lage ist, die Daphnes Lüge bezüglich Helens Abstammung sofort aufdecken und dieses alberne Hin und Her zwischen Helen und Lucas beenden würde, musste ich auch jetzt wieder dabei zusehen, wie die Charaktere Offensichtliches nicht bemerken konnten.
Die Rollen der einzelnen Charaktere in den Prophezeiungen sind vorhersehbar – nur nicht für die Protagonisten selbst. Helens Absichten und Gefühle sind nie ein Geheimnis, wie es auch ebenso vorhersehbar ist, dass die Autorin ihrer netten Hauptprotagonistin niemals eine böse Seite geben würde – doch die Figuren selbst verlieren sich in Spekulationen. Besonders nervig wirken dabei diverse Eifersüchteleien der diversen jugendlichen Liebespaare. Ein falscher Blick oder eine freundschaftliche Umarmung und bei irgendwem brennt eine Sicherung durch. Was folgt ist Drama. Ganz viel Drama.
Übrigens geht die Autorin auch sicher, dass jeder sich verlieben darf. Es gab bisher für den ein oder anderen noch keinen potentiellen Partner in der Geschichte? Kein Problem! Es wird einfach noch eine ansonsten völlig bedeutungslose Figur dazu geschrieben und dann haben sie drei, zwei, noch eine Seite Zeit sich unsterblich und quasi beim ersten Blickkontakt zu verlieben. Neben Drama – ganz viel Drama – also auch noch Kitsch – ganz viel Kitsch.
Der Schreibstil hatte meiner Meinung nach im zweiten Band nach einem schwachen Auftakt eine deutliche Steigerung erlebt, wenn auch hier besonders die Übergänge nicht wirklich überzeugt haben. Im dritten wirken die Übergänge zwischen den einzelnen Handlungsabschnitt deutlich weniger abrupt, dafür holperten einige Details, insbesondere unglücklich platzierte Adjektive – viel hilft nicht immer viel, es sollte auch passen. Nur an einigen wenigen Stellen (die meistens nicht auf der Erde stattfinden) schafft die Autorin es wirklich eindringlich und schön zu beschreiben.
Außerdem verliert sich die Geschichte etwas in der Komplexität der Verwandtschaftsverhältnisse. Wer sieht wem ähnlich, wer sieht gleich aus und wer ist mit wem verwandt? Das wird irgendwann etwas verworren. Ebenso wie Visionen, die Helen nun gelegentlich hat. Helen träumt plötzlich von vergangenen Leben, von denen dasjenige im antiken Troja für die Geschichte noch Sinn macht, der Versuch ihre Götter mit anderen Sagenfiguren aus von der griechischen Mythologie völlig unberührten Orten und Zeiten zu verknüpfen, misslingt der Autorin aber auf ganzer Linie. Es ergibt einfach keinen Sinn, hat keine Relevanz, ist langweilig geschrieben und widerspricht meiner Meinung nach auch der Geschichte der Scions, wie sie im ersten Band erzählt wurde.
Fazit: Leider weniger gelungen. Ein verworrener Abschluss ohne das erhoffte große Finale mit kaum noch greifbaren, viel zu übermächtigen Protagonisten. Zu kitschig bei den Liebesgeschichten, zu einfach bei den Lösungen, zu durchwachsen bei der Sprache. Weil es mir besser gefallen hat als der erste Band und es kleine Lichtblicke gab, vergebe ich knappe, wirklich knappe 3 Sterne.
Nach wie vor ist eines meiner größten Probleme mit Angelinis Reihe ihr inflationärer Umgang mit übermenschlichen Fähigkeiten bei allen Figuren – besonders aber bei der Familie Delos, Orion und natürlich Helen. Gibt es wohl überhaupt einen Leser, der selbst nach dem zweiten Teil ohne Not jede Fähigkeit eines jeden Halbgottes aufzählen könnte? Schon da fiel es mir schwer zu behalten, welche Nebenfähigkeiten ein jeder neben den häufiger erwähnten Hauptfähigkeiten noch mit sich rumschleppt. Und nun legt die Autorin gleich zu Beginn und im Endeffekt für die Geschichte auch vollkommen ohne Relevanz noch Fähigkeiten nach. Wie? Sie hatten nie erwähnt, dass einige von ihnen sich in Tiere verwandeln können? Wie konnte das denn passieren? Aber natürlich können sie das – was können sie nicht?
Besonders unerträglich übermäßig und für die Geschichte leider auch ziemlich langweilig stattet die Autorin ihre Hauptfigur, die immer gute, immer nette Helen, aus. War sie schon vorher mit ihren Blitzen und dem Fliegen recht mächtig, steigen ihrer Fähigkeiten, nachdem sie mit Lucas und Orion am Ende des zweiten Bandes die Blutsbruderschaft begangen hatte, ins Unermessliche. Sie kann einfach alles, hat diese Fähigkeiten zwar erst kaum unter Kontrolle, was ein gewisses Misstrauen hervorruft, im richtigen Moment aber fliegt ihr die Lösung für jedes Problem recht unspektakulär zu.
So wird auch das große Finale, die Schlacht mit den Göttern sehr flach und nur selten spannend. Helen könnte mit ihren Fähigkeiten wahrscheinlich sämtliche Superhelden und Superschurken der Comicwelt mit einem Fingerschnippen gleichzeitig aus dem Weg räumen – was für eine Herausforderung sind da schon ein paar tausend Jahre alte, unsterbliche Götter?
Richtig – keine besonders große. Und so wirkte das Ende auf mich leider ein wenig lächerlich – zu einfach, zu viel Happy End (ganz viel Gutes für die Guten), nicht ganz logisch. Vor allem aber wird es der Macht und der Bedeutung der Götter kaum gerecht.
Dabei hätten Helens Fähigkeiten auch durchaus das Potential gehabt, der Geschichte ein paar andere Wendungen zu geben und den Charakteren einige Ecken und Kanten zu verpassen. Denn Helens steigende Macht ruft Misstrauen hervor, das sie auch noch durch ihr nicht ganz nachvollziehbares, heimlichtuerisches Verhalten schürt, und Feinde sammeln sich in den eigenen Reihen. Das war zum Teil spannend, hätte aber noch deutlich spannender werden können, wenn der Leser wenigstens gelegentlich noch nicht alles gewusst hätte.
Durch die vielen, ständig wechselnden Erzählperspektiven ist der Leser nämlich durchweg besser informiert als jede Figur innerhalb des Romans. So wie ich – und wahrscheinlich viele andere auch – mittlerweile seit Ende des ersten Bandes recht ungläubig dabei zusehe, wie keiner der Protagonisten zu der einfachsten mathematischen Leistung in der Lage ist, die Daphnes Lüge bezüglich Helens Abstammung sofort aufdecken und dieses alberne Hin und Her zwischen Helen und Lucas beenden würde, musste ich auch jetzt wieder dabei zusehen, wie die Charaktere Offensichtliches nicht bemerken konnten.
Die Rollen der einzelnen Charaktere in den Prophezeiungen sind vorhersehbar – nur nicht für die Protagonisten selbst. Helens Absichten und Gefühle sind nie ein Geheimnis, wie es auch ebenso vorhersehbar ist, dass die Autorin ihrer netten Hauptprotagonistin niemals eine böse Seite geben würde – doch die Figuren selbst verlieren sich in Spekulationen. Besonders nervig wirken dabei diverse Eifersüchteleien der diversen jugendlichen Liebespaare. Ein falscher Blick oder eine freundschaftliche Umarmung und bei irgendwem brennt eine Sicherung durch. Was folgt ist Drama. Ganz viel Drama.
Übrigens geht die Autorin auch sicher, dass jeder sich verlieben darf. Es gab bisher für den ein oder anderen noch keinen potentiellen Partner in der Geschichte? Kein Problem! Es wird einfach noch eine ansonsten völlig bedeutungslose Figur dazu geschrieben und dann haben sie drei, zwei, noch eine Seite Zeit sich unsterblich und quasi beim ersten Blickkontakt zu verlieben. Neben Drama – ganz viel Drama – also auch noch Kitsch – ganz viel Kitsch.
Der Schreibstil hatte meiner Meinung nach im zweiten Band nach einem schwachen Auftakt eine deutliche Steigerung erlebt, wenn auch hier besonders die Übergänge nicht wirklich überzeugt haben. Im dritten wirken die Übergänge zwischen den einzelnen Handlungsabschnitt deutlich weniger abrupt, dafür holperten einige Details, insbesondere unglücklich platzierte Adjektive – viel hilft nicht immer viel, es sollte auch passen. Nur an einigen wenigen Stellen (die meistens nicht auf der Erde stattfinden) schafft die Autorin es wirklich eindringlich und schön zu beschreiben.
Außerdem verliert sich die Geschichte etwas in der Komplexität der Verwandtschaftsverhältnisse. Wer sieht wem ähnlich, wer sieht gleich aus und wer ist mit wem verwandt? Das wird irgendwann etwas verworren. Ebenso wie Visionen, die Helen nun gelegentlich hat. Helen träumt plötzlich von vergangenen Leben, von denen dasjenige im antiken Troja für die Geschichte noch Sinn macht, der Versuch ihre Götter mit anderen Sagenfiguren aus von der griechischen Mythologie völlig unberührten Orten und Zeiten zu verknüpfen, misslingt der Autorin aber auf ganzer Linie. Es ergibt einfach keinen Sinn, hat keine Relevanz, ist langweilig geschrieben und widerspricht meiner Meinung nach auch der Geschichte der Scions, wie sie im ersten Band erzählt wurde.
Fazit: Leider weniger gelungen. Ein verworrener Abschluss ohne das erhoffte große Finale mit kaum noch greifbaren, viel zu übermächtigen Protagonisten. Zu kitschig bei den Liebesgeschichten, zu einfach bei den Lösungen, zu durchwachsen bei der Sprache. Weil es mir besser gefallen hat als der erste Band und es kleine Lichtblicke gab, vergebe ich knappe, wirklich knappe 3 Sterne.
Die Göttlich-Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
- "Göttlich verdammt" (Mai 2011, engl. Originaltitel: "Starcrossed") - meine Rezension
- "Göttlich verloren" (Mai 2012, engl. Originaltitel: "Dreamless") - meine Rezension
- "Göttlich verliebt" (März 2013, engl. Originaltitel: "Goddess")
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden
Seiten: 458
Verlag: Dressler
ISBN: 978-3791526270
Preis: € [D] 19.95
Weitere Informationen auf der Verlagshomepage
Leseproben auf der Homepage zur Trilogie
Ich habe deine Rezi jetzt nicht gelesen, weil ich den 3. Band noch lesen muss, aber bei Band 1 und 2 sind wir vollkommen derselben Meinung und bin gespannt was mich erwartet, wenn das Buch für mich in der Bücherei frei wird.....was noch dauern wird...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Hallo Sarah,
AntwortenLöschenIch finde es wirklich interessant, was für eine Sichtweise du hast und muss sagen, dass sie auch sehr logisch ist und du Recht hast.
Manchmal würde ich auch gerne einige Kommentare lesen und es sind noch keine freigeschaltet.
Auch die Spezialisierung ist toll, wenn man denn ein Fachgebiet hat!
Liebe Grüße, Vita :)
Schade, dass dir der dritte Band nicht so zusagte.
AntwortenLöschenIch kann deine Meinug aber auch völlig nachvollziehen, denn mir ging es teilweise auch so, aber die Reihe bzw. der dritte Band haben etwas an sich, weshalb ich sie so liebe.
LG May
So verschieden können Geschmäcker seien. Mir hat die Reihe sehr gefallen, auch wenn mich das Ende ein wenig enttäuscht hat.
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