Sonntag, 23. Dezember 2012

Rezension zu "Sternenfeuer - Vertraue Niemandem" von Amy Kathleen Ryan


Atemberaubende Science-Fiction zwischen Sternen

"Sternenfeuer: Vertraue Niemandem" ist nach "Sternenfeuer: Gefährliche Lügen" der zweite Band einer Jugend-Science-Fiction-Trilogie von Amy Kathleen Ryan und hat mich wie schon der erste Band vollkommen überzeugt.

Inhalt: Kieran versucht sich als Kommandant der Empyrean zu behaupten und Pläne zu schmieden, wie sie ihre Eltern von der New Horizon, auf der diese nach wie vor gefangen gehalten werden, befreien können. Doch er verliert an Rückhalt in der Crew aus Kindern, denn viele, vor allem auch seine ehemalige Freundin Waverly, fordern endlich demokratische Wahlen und erkennen seine selbsternannte Stellung als Kapitän nicht an. Doch auf dem Schiff selbst gibt es noch andere Probleme. Seth konnte aus seiner Zelle fliehen. Während Kieran ihn selbst als Gefahr für das Schiff ansieht, hegt Seth einen ganz anderen Verdacht: Ein Saboteur von der New Horizon hat sich auf der Empyrean eingeschlichen...

Wie schon der erste Band, hat mich auch "Vertraue Niemandem" direkt in seinen Bann gezogen. Die von Amy Kathleen Ryan erdachte Science-Fiction-Welt, die sich für mich besonders durch die Abgeschiedenheit der beiden Raumschiffe von allem anderen kennzeichnet, eine jahrzehntelange Reise entfernt von jedem anderen menschlichen Wesen, hat auch im zweiten Teil eine große Faszination auf mich ausgeübt. Im Gegensatz zum ersten Band ist der zweite in geringem Maße weniger actionreich, allerdings ebenso spannend. Die Handlung wirkt alles in allem erneut sehr ausgereift, bis ins kleinste Detail durchdacht und lebt wie schon im Vorgängerband oft von einer sich schnell auf den Leser übertragende, teilweise wütend machende, mitreißende Ausweglosigkeit der Situationen, welche die junge Crew der Empyrean, die ausnahmslos aus Kindern und Jugendlichen besteht, zudem häufig an ihre Grenzen und darüber hinausbringen oder auch schlichtweg überfordern.

Was die Handlung angeht, so stehen neben der Suche nach dem Saboteur und den Plänen zur Rückholung der Eltern von der New Horizon in diesem Band hauptsächlich Macht- und Wertefragen so wie auch die Beziehungen der Hauptprotagonisten zueinander im Mittelpunkt. Deren Kreis hat sich in Bezug auf die Erzählperspektiven zudem um eine Person erweitert: Seth, der natürlich schon im ersten Band eine große Rolle spielte, bekommt nun, wie es bei Waverly und Kieran schon von Anfang an war, seine "eigenen" Kapitel. Ebenso hat sich die Dynamik der Perspektivwechsel verändert. Waren im ersten Band immer mehrere Kapitel aus der Sicht einer Person, entweder Kieran oder Waverly, erzählt, so wechselt die Perspektive in "Vertraue Niemandem" deutlich häufiger, eine Veränderung, die mich allerdings nicht störte, denn die einzelnen Protagonisten agieren in diesem Band auch viel mehr miteinander, was durch die räumliche Trennung von Kieran und Waverly im ersten Band nicht gegeben war. Der dritten Person als Erzähl-Perspektive bleibt die Autorin allerdings treu und dennoch erzeugt sie mit ihrem hervorragendem Schreibstil, der weit über das übliche Qualitätsmaß eines Jugendromans hinaus geht, eine greifbare Atmosphäre, die den Leser den Protagonisten sehr nahe bringt und ihn mitfiebern lässt.

Die Charaktere der drei Jugendlichen sind erneut sehr tiefgehend und vielschichtig. Keiner ist eine moralisch einwandfreie, rundum liebeswerte Figur, die sich zweifelsfrei als "das Gute" definieren ließe. Durch ihre, aus der distanzierten Sicht eines Leser, nicht immer "richtigen" Verhaltensweisen, die oft durch ihre Überforderung und Verzweiflung vorangetrieben werden, wirken sie allerdings auch sehr real und deutlich interessanter, als ein schwarz-weißer Charakter mit immer tadellosem Verhalten es jemals sein könnte. In diesen fehlbaren Charakteren liegt meiner Meinung nach einer der größten Stärken der "Sternenfeuer"-Trilogie, ebenso wie in dem Mut der Autorin ihre Figuren auch tatsächlich leiden zu lassen.

Fazit: Nur wenige Bücher können mich so fesseln, wie die "Sternenfeuer"-Reihe. Nach dem ersten Band hat mich jetzt auch dieser zweite vollständig überzeugt. Eine Sience-Ficiton-Dystopie, die man gelesen haben muss, denn so ausdrucksstarke Charaktere und eine derart real und glaubhaft wirkende Handlung findet man selten. Ich war wieder begeistert. 5 Sterne


Die "Sternenfeuer"-Trilogie (mit Links zu Amazon.de):
  1. "Gefährliche Lügen" (März 2012, engl. Originaltitel: "Glow") - meine Rezension
  2. "Vertraue Niemandem" (Dez. 2012, engl. Originaltitel: "Spark")
  3. noch nicht bekannt

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunde, 1. Ausgabe
Seiten: 432
Verlag: Knaur HC
ISBN: 978-3426653272
Preis: € [D] 16.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage


2 Kommentare:

  1. Irgendwie erinnert es mich ein bisschen an "Herr der Fliegen" - Bücher, in denen Kinder/Teenies auf sich allein gestellt werden und es sich zeigt, dass es nur ein Vorurteil ist, dass man als Kind doch noch so unschuldig und süß ist... das klingt nach Lektüre vom Feinsten.
    Ich würde es nicht mal als Jugendbuch einsortieren, nach dem was ich hier im Blog gelesen habe. Sowas kann auch Erwachsene durchaus verstören. Landet auf jeden Fall auf meiner Liste.

    AntwortenLöschen
  2. Ich habs erst jetzt gelesen, weil mir Band 1 nicht wirklich gefallen hat, aber ich bin wirklich positiv überrascht! Besonders die Charaktere hauen einen aus den Socken.. Und so viele offene Fragen.. Band 3 muss her *-*

    AntwortenLöschen