Montag, 12. November 2012

Rezension zu "House of Night 3: Erwählt" von P.C. und Kristin Cast


Erneuter Abstieg

"Erwählt", der dritte Teil der "House of Night"-Reihe von P.C. und Kristin Cast, war für mein Empfinden im Vergleich zum Vorgänger wieder ein Rückschritt und langsam überlege ich, die Reihe aufzugeben. Wenn das Niveau - sowohl sprachlich als auch inhaltlich - in diesem Tempo weitersinkt, wird es jedenfalls bald einen Niedrigrekord erreicht haben, an dem ich nicht mehr teilnehmen möchte...
 
Aber erstmal zum Inhalt: "Erwählt" setzt wieder etwa einen Monat nach dem Vorgängerband an und Zoey feiert ihren 17sten Geburtstag an Heiligabend. Während sie mit Hilfe von Aphrodite versucht ihrer Freundin Stevie Rae zu helfen, wachsen ihr ihre Männergeschichten langsam über den Kopf...

Eine kurze (oder doch eher lange) Liste der Dinge, die ich schlecht fand:

1. ZOEY, DAS NEUE SCHULFLITTCHEN: Zoey hat gleichzeitig was mit Loren, Erik und Heath und ist zu sehr kleines Mädchen/leicht zu manipulierendes Naivchen/ inkonsequente dumme Gans, um in dieses Beziehungschaos auch nur den Hauch einer Ordnung zu bringen. So wird sie zum hormongesteuerten Flittchen, denkt auf primitivste Weise nur noch und immer wieder an ihre Typen und wie schlecht sie sich dabei fühlt - mein Mitleid hielt sich in Grenzen. Ebenso hielt es sich in Grenzen als dieses ganze Typen-Kuddelmuddel sich gegen Ende ohne Zoeys Absicht, aber dafür zu ihrem Leidwesen auflöst...aber da möchte ich nicht zu viel verraten.

2. WIEDERHOLUNGEN: Auch in diesem Teil wiederholt sich alles mehrmals. Die Rückblenden sind wieder einmal mehr als ausladend und ich frage mich wie das werden soll, wenn die Autorinnen vom 5. oder 6. Band zurückblicken...füllen sie damit dann schon das ganze Buch oder muss es einfach nur 200 Seiten anbauen? Auch die Dialoge der Freunde wiederholen sich immer wieder. Die Situationen sind dabei übrigens egal. Auch unter Zeitdruck oder bei Gefahr ist es kein Problem Zoey und die Zwillinge noch einmal die "süße Typen"-Unterhaltungen, die Zwillinge und Aphrodite nochmal die "du alte Hexe"-Dialoge oder Zoey wahlweise mit sich selbst oder mit Stevie Rae die "untot tot oder doch tot untot"-Monologe/Pläuschchen halten zu lassen.

3. JACK: Zwar nur ein Nebencharakter und trotzdem nervt keiner so sehr wie er. Irgendwie wird er zum einen als Kleinkind dargestellt (man möchte ihm einen Schnuller reichen) und taucht andererseits immer dann quasi als Damiens neue Klette auf, wenn Zoey ihre engsten Freunde in etwas einweihen will.

4. DIE SPRACHE: Die sprachlichen Leistungen der Autorinnen nehmen wirklich endgültig unterirdische Züge an. Jugendsprache hin oder her, ich ertrage es nicht mehr. Der Intellekt aller Protagonisten zusammen scheint auf einen, auf einen einzigen, Bierdeckel zu passen, inklusive der Quintessenz aller geführten Dialoge. Dank ständiger Wiederholungen in plattester Sprache entwickeln sich die Charaktere nämlich weder weiter, noch verfügt die Geschichte über besonders viel Handlung.

5. DIE HANDLUNG: Ja, wo ist die eigentlich. Um Stevie Rae gibt es den Hauch einer Handlung, die in diesem Band vorangebracht wird, der Rest dümpelt aber eher dahin und wird mit Wiederholungen über Zoeys Männergeschichten oder sonst was gefüllt. Spannend ist "Erwählt" nur ganz am Ende für wenige Seiten.

6. GROSS- UND KLEINSCHREIBUNG: Dafür mache ich neben "Sprache" sogar noch einen Extrapunkt auf. Was soll es mir vermitteln, wenn jedes Mal, wenn die Titel der Bücher, zum Beispiel "Gezeichnet", als stinknormaler Teil eines Verbs im Text vorkommen, diese großgeschrieben werden? Soll das irgendeinen Eindruck hinterlassen? Es sind Verben und Verben schreibt man klein. Diese Hervorhebungen dieser völlig irrelevanten Worte hat mich dermaßen gestört...

Fazit: Rückschritt mit Tendenzen zum endgültigen Niveauverlust. Noch ist dieser Teil mit Einschränkungen lesbar, aber das Lesen kostete mich Nerven. Auch wenn ich durch die ersten beiden Kapitel des vierten Teils, die im dritten als Vorschau enthalten sind, gerne wissen würde, wie es weiter geht, bin ich mir noch nicht sicher, dass ich es auch lesen werde.

Die Grundidee hinter der Geschichte bleibt weiterhin interessant, die Umsetzung wird aber nicht besser (eher schlechter). Hier muss jeder Leser entscheiden, wann das Gleichgewicht zwischen gutem Plot im Hintergrund und strunzdummen Dialogen, Wiederholungen und platten Charakteren kippt. Für mich neigt sich die Wippe jedenfalls deutlich in Richtung "meine Zeit ist mir zu schade"... 


Die "House of Night" - Reihe (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Gezeichnet" (Dez. 2009, englischer Originaltitel: "Marked")
  2. "Betrogen" (März 2010, englischer Originaltitel: "Betrayed")
  3. "Erwählt" (Sep. 2010, englischer Originaltitel: "Chosen")
  4. "Ungezähmt" (Nov. 2010, englischer Originaltitel: "Untamed")
  5. "Gejagt" (Feb. 2011, englischer Originaltitel: "Hunted") 
  6. "Versucht" (Mai 2011, englischer Originaltitel: "Tempted")
  7. "Verbrannt" (Aug. 2011, englischer Originaltitel: "Burned")
  8. "Geweckt" (Nov. 2011, englischer Originaltitel: "Awakened") 
  9. "Bestimmt" (Mai 2012, englischer Originaltitel: "Destined")  
  10. "Verloren" (Nov. 2012, englischer Originaltitel: "Hidden")  
  11. noch nicht bekannt (englischer Originaltitel: "Revealed", vermutlich 2013)
  12. noch nicht bekannt (englisches Original vermutlich 2014)

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 448
Verlag :Fischer Fjb
ISBN: 978-3841420039
Preis: € [D] 16.95

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch


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