Dienstag, 18. September 2012

Rezension zu "Purpurmond" von Heike Eva Schmidt


 Zeitreise zur Hexenverbrennung

"Purpurmond" ist ein interessanter Jugendroman von Heike Eva Schmidt, der das Thema Zeitreisen mit der Hexenverfolgung im späten Mittelalter und einer schönen Liebesgeschichte verbindet...

Zum Inhalt: Caitlin, genannt Cat, ist erst vor kurzem mit ihrer Familie nach Bamberg gezogen und in der Schule noch die Außenseiterin. Im alten Drudenhaus findet sie eines abends einen Halsreif aus Kupfer und einen merkwüdigen Spruch, der in ein Stück altes Leder geritzt wurde. Als die den Reif anlegt und den Spruch liest, landet sie plötzlich im mittelalterlichen Bamberg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Obwohl sie es zurück in ihre Zeit schafft, muss sie feststellen, dass die Probleme erst begonnen haben, denn der Reif lässt sich nicht mehr ablegen und wird stattdessen enger. Cat muss zurück in die Vergangenheit und sucht dort Hilfe bei der heilkundigen Dorothea und ihrem Bruder Jakob, der Cats Interesse weckt, um herauszufinden, wie sie den Fluch brechen kann. Doch auch Dorothea braucht dringend Cats Hilfe...

Mit hat "Purpurmond" gut, aber nicht hundertprozentig gefallen. Eine Sache ist mir schon nach wenigen Seiten unangenehm aufgefallen und das war die Sprache. Denn der Schreibstil ist an sich zwar locker, flüssig und gut zu lesen und die beiden verschiedenen Perspektiven der Ich-Erzählerin Cat und der Heilerin Dorothea, deren Geschichte in der dritten Person erzählt wird, sorgen für eine gelungene Abwechslung, aber insbesondere die Sprache, welche die Autorin Cat in den Mund legt, wirkte ziemlich überzogen. Sie ist nicht etwa flapsig oder einfach nur jugendlich-locker sondern wimmelt von beinahe zwanghaft jung wirkenden Vergleichen auf der einen Seite und von recht abgedroschenen und überhaupt nicht jugendlichen Phrasen auf der anderen. Das passte nicht wirklich zusammen, hinterließ oft einen sehr gewollten Eindruck und häufige Wiederholungen bestimmter Formulierungen (zum Beispiel "Fersengeld geben" anstelle von weglaufen) begannen auch mich mit der Zeit zu nerven.

Die Idee des Romans und auch deren Umsetzung im spannenden Handlungsverlauf sowie die beiden weiblichen Hauptcharaktere gefielen mir wiederum ganz gut, ebenso wie die Verknüpfung mit dem Thema der Hexenverfolgung. Cat und Dorothea überzeugen, wobei ich vor allem Dorotheas Schicksal sehr mitreißend und interessant fand. Auch die Liebesgeschichte zwischen Dorothea und Daniel, dem Sohn des obersten Richters von Bamberg zu dieser Zeit, war sehr romantisch und die Gefahr, die ihr dadurch und durch ihre Kenntnisse in der Kräuterkunde droht, sehr spannend. Abgesehen von ihrer Sprache konnten aber auch Cat und ihre zarte Liebe zu Dorotheas Bruder Jakob mich überzeugen. Neben der spannenden Handlung und den abwechslungsreichen Hauptcharakteren und auch Nebencharakteren kann "Purpurmond" aber vor allem mit einem bedrohlichen und glaubwürdigen Bösewicht aufwarten, welcher der Geschichte den letzten Schliff gibt.

Bis zum Ende hin war ich vom Handlungsverlauf sehr überzeugt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, was mich aber nicht davon abhielt, ausgerechnet ganz zum Schluss noch einmal ein wenig enttäuscht zu werden. Die eigentliche Handlung endete für mich sehr zufriedenstellend, mit einem halben Happy End und stimmigen tragisch-traurigen Elementen, was den Roman für mich sehr harmonisch abrundete. Leider wurde an dieser Stelle aber noch eins draufgesetzt, um das Traurige am Ende abzumildern - und zwar indem es durch recht unlogischen Kitsch ersetzt wurde. Das war wirklich schade, denn bis dahin war alles, auch die beiden Liebesgeschichten, erfrischend natürlich und Kitsch-frei.

Fazit: Ein überzeugender Jugendroman über Zeitreisen und Hexenverfolgung mit sympathischen Charakteren, einer spannenden Handlung und schönen, romantischen Liebesgeschichten. Sprachlich war es leider teilweise weniger gelungen und auch vom Ende war ich ein wenig enttäuscht, da es etwas unlogisch und bedauerlicherweise auch zu kitschig war. Dennoch insgesamt nicht nur lesbar, sondern auch lesenwert. Vier Sterne.


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Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, März 2012
Seiten: 352
Verlag: PAN
ISBN: 978-3426283660
Preis: € [D] 14.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

2 Kommentare:

  1. Hallo Sarah, mit der Sprach muss ich dir Recht geben. Ich empfand das als ziemlich störend. Ansonsten war das Buch aber wirklich toll

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  2. So sind die Geschmäcker verschieden :). Ich fand in dem Buch wirklich alles sehr stimmig und konnte nicht aufhören darin zu lesen.

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