Montag, 17. September 2012

Rezension zu "Flammen über Arcadion" von Bernd Perplies


 Trotz schwachem Ende sehr viel versprechend

"Flammen über Arcadion" ist der Auftakt einer dystopischen Trilogie mit Science-Fiction-Elementen von Bernd Perplies, der mich neben dem wunderschönen Cover, das für mich optisch bisher zu den Highlights des Jahres zählt, auch inhaltlich sehr überzeugen konnte.

Zum Inhalt: Die 16-jährige Carya lebt in Arcadion, einer der wenigen Städte, die nach dem Sternenfall übrig geblieben sind. Dort herrscht der Lux Dei, ein streng religiöser Orden, mit eiserner Hand. Als Carya eines Tages zusammen mit einer Freundin Zeugin einer Folter wird und eingreift, wird sie selbst vom braven Mädchen zur Verfolgten und ihre gesamte Familie schwebt plötzlich in Gefahr. Doch sie bekommt Hilfe von unerwarteter Seite: Ausgerechnet der Templer Jonan, Soldat einer Elite-Einheit der Lux Dei und Sohn aus angesehenem Hause, beschließt, sich vom Orden abzuwenden, um Carya zu retten...

Es gibt gerade so viele Dystopien auf dem Buchmarkt, dass es schon gar nicht mehr so einfach ist, sich für eine davon zu entscheiden. Mit "Flammen über Arcadion" gibt es nun allerdings einen Trilogieauftakt eines deutschen Autors, der nicht nur optisch heraussticht, sondern auch inhaltlich für mich zu den lesenswerteren Vertretern dieses Genres zählt. Die Handlung ist spannend und baut sich logisch auf, kann aber auch mit einigen Überraschungen und noch ungelösten Rätseln punkten, die reichlich Stoff für interessante Fortsetzungen versprechen.
Das dystopische System in Arcadion wirkt auf den ersten Blick recht einfach, ist dadurch aber auch sehr glaubwürdig und unter den Bedingungen, wie sie in dieser fiktiven Zukunft herrschen, gut vorstellbar. Besonders interessant wurde das System für mich durch den Konflikt zwischen einer religiösen, diktatorisch herrschenden Obrigkeit und den "Invitros", Menschen, die im "Reagenzglas" das Licht der Welt erblickt haben, und durch die Härte und Unbarmherzigkeit, mit der die "Inquisitoren" ihre Interessen verfolgen, was auch die beiden Hauptprotagonisten zu spüren bekommen.

Jonan und Carya sind sehr unterschiedlich. Er hat durch den Einfluss seiner Familie trotz stetiger Zweifel an den Handlungen der Lux Dei bereits begonnen, die Karriereleiter emporzusteigen, was ihn allerdings mit immer neuen moralischen Bedenken konfrontiert. Sie ist eine vorbildliche Schülerin im System der Lux Dei und erwacht erst aus ihrer Naivität als sie durch eine Freundin die dunklen Seiten ihrer Heimatstadt kennenlernt, was sie allerdings auch dazu führt, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, die ungeahnte Wendungen bereit hält. Wenn die beiden sich begegnen, beginnt sowohl eine sehr zarte Liebesgeschichte, die in "Flammen über Arcadion" neben der Spannung für ein bisschen Romantik sorgt, als auch eine interessante Entwicklung der beiden Charaktere.
Neben diesen beiden Hauptfiguren sind aber auch die Nebencharaktere sehr gelungen und überzeugen vor allem durch Glaubwürdigkeit und ihren Abwechslungsreichtum.

Der Schreibstil in diesem Roman ist größtenteils flüssig und sehr gut lesbar. Insbesondere die Dichte von spannenden Ereignissen zusammen mit der detaillierten und sehr anschaulichen Sprache sorgt für eine eindringliche Atmosphäre, die mich als Leser an dieses Buch fesselte, während die wechselnden Perspektiven von Jonan und Carya für Vielfalt sorgten.
Natürlich gibt es auch kleinere Kritikpunkte, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Zum Einen sind das ein paar Entwicklungen in der Handlung, die noch nach Erklärungen verlangen, um letztendlich logisch zu erscheinen, wobei ich in diesem Punkt noch auf die Fortsetzungen hoffe. Mein größerer Kritikpunkt ist das etwas zu reibungslos verlaufende Ende, bei dem sich zwar eine Menge Potential für Probleme zeigte, es aber auch sehr ins Auge fiel, wie - beinahe Konfliktscheu - dieses ungenutzt blieb. Nach dem Auf und Ab aus Spannung, Überraschung und unerwarteten Schockmomenten flachte ausgerechnet das Ende, das sich als wirklich große Aktion ankündigte, deutlich ab.

Fazit: Dystopien liegen gerade zweifellos im Trend und "Flammen über Arcadion" gehört in dieser Masse für mich eindeutig zu den besseren. Außerdem gibt es noch viele Fragen zu beantworten, was auf lesenswerte Fortsetzungen hoffen lässt. Das dystopische System und die Charaktere überzeugten, auch wenn das Ende leider im Vergleich zum restlichen, sehr mitreißenden Handlungsverlauf ein wenig nachließ. 4 Sterne, allerdings mit leichter Tendenz nach oben aufgrund des stimmigen Gesamtbilds und eine Leseempfehlung an alle Dystopie-Fans und solche, die es noch werden wollen.

  
Die Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Flammen über Arcadion" (Sep. 2012)
  2. "Im Schatten des Mondkaisers" (März 2013)
  3. "Das geraubte Paradies" (Sep. 2013)

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten:525
Verlag: Lyx
ISBN: 978-3802586378
Preis: € [D] 19.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

3 Kommentare:

  1. Ich hab es immer noch ungelesen hier liegen!!!!
    Höre immer nur wie toll es ist. Muss bald anfangen :)
    Tolle Rezension!
    Lg Jan

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  2. Toll nach deiner tollen Rezension ärgere ich mich das ich das Buch abgelehnt habe :(!
    Aber evtl. werde ich es mir demnächst mal kaufen ;)!

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  3. Mir gefällt das Buch bis jetzt noch nicht ganz so gut. Bin jetz knapp bei der Hälfte! Aber deine Rezi macht mir Hoffnung, dass es noch besser wird ^^

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