Leider viel zu oberflächlich...
"Die Wächter Edens" ist ein Fantasy-Roman des deutschen Autors Stephan R. Bellem und das erste Buch des Autors, das ich gelesen habe. Leider konnte es mich - trotz guter Ansätze - nicht überzeugen.
Inhalt: Arienne ist angehende Journalistin und einer Mordserie auf der Spur. Mehrere Menschen wurden in letzter Zeit verbrannt aufgefunden und, obwohl die Polizei keine Zusammenhänge sieht, wittert Arienne die große Story. Zusammen mit ihrem älteren Kollegen Tom macht sie sich auf die Suche, ohne ahnen zu können, auf welche übernatürlichen Kräfte sie hier noch treffen wird.
Etwa zur gleichen Zeit wird Antonio, Mitglied der Schweizer Garde, in eine kleine Kirche nach Deutschland geschickt, um dort eine geheime Gruppe zu unterstützen: Den Engel Vincent und seine beiden Paladine Shane und Noriko. Von der Existenz dieser Dämonen jagenden Organisation ist Toni sehr überrascht, doch er beginnt auch an Vincent zu zweifeln. Sind seine Mittel zur Dämonenjagd angemessen? Auf welcher Seite steht er wirklich und was verbindet ihn mit dem verstoßenen Engel Nathaniel, gegen den er eine unerbittliche Fehde führt?
Die Grundidee dieser sehr religiös angehauchten Urban-Fantasy hat mit sehr gut gefallen und es las sich zu Beginn auch wirklich gut. Der Autor schreibt flüssig und überzeugt mit spannenden Perspektivenwechseln und einer schlüssig aufgebauten Verfolgung. Leider bleibt die Handlung aber sehr oberflächlich und Hintergründe werden - wenn überhaupt - nur unzusammenhängend erläutert. Ich hatte das Gefühl, alles wichtige nur aus Nebensätzen zu erfahren und mir die Beweggründe der Figuren aus diesen Nebensätzen zusammenkratzen zu müssen, wobei selbst das teilweise kaum möglich war.
Gerade die Engel, Vincent und Nathaniel, blieben mir weitestgehend schleierhaft. Zwar haben sie eine gemeinsame Geschichte in der Vergangenheit, die mehrfach angeschnitten wird, aber schlüssige Folgerungen für ihre charakterlichen Entwicklungen in der Gegenwart und ihre verschiedenen Standpunkte bei der Dämonenjagd und gegenüber Arienne konnte ich daraus nicht ziehen. Die gemeinsame Vergangenheit - deren Aufarbeitung übrigens mehr im Mittelpunkt der Handlung steht als die aktuelle Mordserie - schien mir so schwammig und ohne jeden Zusammenhang, dass ich darauf einfach nicht schlau werden konnte.
Auch Ariennes Charakter, der eigentlich ebenfalls interessante Hintergründe und zum Ende hin große Überraschungen zu bieten hatte, enttäuschte mich nach einer anfänglichen Begeisterung. Auch ihre Rolle in der Welt aus Engeln und Dämonen wurde einfach unzureichend herausgearbeitet und erläutert. Wieder musste ich mir aus den spärlichen Informationen, die nebenbei eingestreut wurden, etwas zusammenkratzen, was leider nur ein recht unzufriedenstellendes Gesamtbild ergab, denn die Fantasy-Elemente in diesem Buch blieben mir weitestgehend fremd.
Einige Nebencharaktere wie Tom, der Paladin Shane oder - der beste von allen - ein hochkultivierter, aus Frankreich stammender Gargoyle, konnten mich dagegen völlig überzeugen und sorgten gelegentlich auch mal für ein paar Schmunzler in der ansonsten zwar spannenden, aber doch recht oberflächlichen und zu schnell erzählten Handlung.
Für die nötige Vertiefung der Hintergründe und eine schlüssige Charakterentwicklung, ohne die dieses Buch für mich einfach kaum funktioniert hat, hätten es gut und gerne 100 weitere Seiten sein dürfen. So bleibt vieles nur angeschnitten, viele Informationen werden eingestreut, viele Fragen gestellt - doch am Ende bleiben sie meisten unbeantwortet oder - im besten Falle - bleibt es dem Leser selbst überlassen aus den Einzelteilen einen immer noch recht löchrigen Flickenteppich zusammen zu basteln. Für einen Einzelband war die Geschichte leider einfach unbefriedigend und daran konnte auch ein gelungenes, dramatisches Ende nichts mehr ändern.
Fazit: Gute Ansätze, leider so unzusammenhängend erzählt, dass ich weder die Charaktere noch die Hintergrundgeschichte wirklich nachvollziehen konnte. Von dem Buch bleibt trotz Spannung und gutem Schreibstil nichts übrig. Ich schwanke zwischen 2 und 3 Sternen. Ich selbst würde dieses Buch definitiv kein zweites Mal lesen und daher vergebe ich letztendlich leider nur 2 Sterne. Das Potential war da, aber für eine lesenswerte Geschichte fehlt doch noch einiges.
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Allgemeine Informationen
Ausgabe: Broschiert, Sep. 2011
Seiten: 309
Verlag: Otherworld Verlag
Verlag: Otherworld Verlag
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