Dienstag, 17. Juli 2012

Rezension zu "Funkensommer" von Michaela Holzinger


Ein Sommer zum Erwachsenwerden

"Funkensommer" von Michaela Holzinger ist ein in Österreich spielendes Jugendbuch, welches das Erwachsenwerden eines jungen Mädchens thematisiert - ein klassisches "Coming-of-age"-Buch also.

Inhalt: Die 16-jährige Hannah ist zum ersten Mal verliebt. Doch Finn ist auch der Sohn des Chefs ihres älteren Bruders Raphael und die Beziehung zwischen den Geschwistern ist in letzter Zeit ohnehin schon sehr belastet. Denn Raphael ist krank geworden und kann durch eine schwere Allergie nicht mehr auf dem Bauerhof der Familie mithelfen - stattdessen scheint er langsam auf die schiefe Bahn zu geraten. Seit Raphaels Ausfall ist für die Eltern jetzt selbstverständlich, dass Hannah den Familiebetrieb weiterführt und auch in ihren Sommerferien beim Versorgen der Tiere und beim Ernten der Felder mithilft. Doch Hannah fühlt sich missverstanden und eingesperrt. Sie möchte ihre Freizeit lieber mit Finn und ihrer Freundin Jelly am See verbringen...

"Funkensommer" hat mir für ein Jugendbuch ab 13 Jahren wirklich sehr gut gefallen. Die Geschichte um Hannah ist fesselnd und auch als Mittzwanzigerin konnte ich mich nach wie vor gut in die Situation dieses jungen Mädchen hineinversetzen. Hannah fühlt sich missverstanden und von ihren Eltern überfordert, doch sie hat nicht den Mut dazu sich diesen Konflikten direkt zu stellen. Auch offen zu ihrer Liebe zu Finn zu stehen, traut sie sich nicht, um ihren Bruder nicht zu verletzen. Doch sie merkt, dass es so nicht weitergehen kann. Hannah ist durch ihre inneren Zerrissenheit und ihre sehr glaubhaft geschilderten Gefühle eine sehr gelungene Ich-Erzählerin, die mich einfach begeistern konnte.


Auch die anderen Charaktere fand ich - mit einer Ausnahme - alle sehr realitätsnah beschrieben, nachvollziehbar in ihren Handlungen und Beweggründen und immer glaubhaft in ihren Rollen für die Geschichte. Es fiel mir dadurch sehr leicht mich von der Geschichte mitreißen zu lassen, da sie sich einfach sehr natürlich anfühlt und gut nachvollziehen lässt. Auch die Liebesgeschichte - nicht unwesentlich für Hannahs Entwicklung von der braven kleinen Tochter zur eigenständigen Persönlichkeit - konnte mich bis zum Ende begeistern. Sie war sehr schön geschildert, romantisch und hatte einige spannende Höhen und Tiefen.

Am Ende jedoch ließ meine Begeisterung vorrübergehend nach, denn die Lösungen der Konflikte, insbesondere der wirklich nicht zu verachtenden Probleme von Hannahs Bruder Raphael, waren mir dann ein bisschen zu einfach. Insbesondere die Rolle, welche eine anscheinend allwissenden Handauflegerin am Ende einnimmt, konnte mich nicht überzeugen, wobei dieser Charakter für mich in den ansonsten eher bodenständigen Lebensverhältnissen der Bauernfamilie ohnehin leicht deplatziert wirkte. Zum Glück war dieser Eindruck einer zu leichten Lösung mit zu viel verklärter Heile-Welt-Sicht aber tatsächlich vorrübergehend, sodass mich das Ende insgesamt doch noch überzeugen konnte, zumal dort wirklich viele Handlungsstränge zusammenlaufen und ein gelungenes Gesamtbild ergeben.

Sprachlich ist "Funkensommer" recht einfach gehalten und gerade am Anfang hatte ich deutliche Probleme bei den abgehackten, kurzen Sätzen einen guten Lesefluss zu entwickeln. Nach ein, zwei Kapiteln hatte ich mich allerdings daran gewöhnt und empfand das Lesen trotz der sehr einfachen Sprache als durchaus angenehm. Atmosphärisch gibt es sicherlich stärkere Bücher mit eindringlicheren Beschreibungen, aber besonders die emotionale Ebene ihrer Protagonisten hat die Autorin gut getroffen.
Besonders hervorheben möchte ich noch die außerordentlich schöne Gestaltung dieses gebundenen Buches. Unter dem sommerlich-frohen Cover des Schutzumschlags verbirgt sich ein strahlend blauer Einband mit einer weißen Blume mit fehlenden Blütenblättern, die sich auch am Anfang jedes Kapitels und teilweise auch noch am Kapitelende wiederfindet. Auch die Kapitelüberschriften sind schön gestaltet und greifen zudem jedes Mal eine Bauernweisheit auf, die innerhalb dieses Kapitels wiedergegeben wird, immer irgendwie zur Situation passt und mich häufig schmunzeln ließ.

Fazit: Ein schönes Jugendbuch, mit nachvollziehbarer Ich-Erzählerin, die sich auf den Weg zum Erwachsenwerden begibt und dabei einige Konflikte zu klären hat, in einem Sommer in dem sie außerdem ihre erste Liebe findet. Sprachlich einfach gehalten, ist es dennoch insgesamt lesenswert, auch wenn sich am Ende einige Schwächen zeigten. Ich schwanke ein wenig zwischen 4 und 5 Sternen, entscheide mich aber für 5, denn "Funkensommer" war insgesamt wirklich ein - fast - reines Lesevergnügen, dass ich gerne weiterempfehle.


Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, Juni 2012
 Seiten: 252
Verlag : Freies Geistesleben
ISBN: 978-3772526213
Preis: € [D]15.90

Leseprobe, weitere Informationen und Bestellung von "Funkensommer" auf der Verlagshomepage

Ich bedanke mich bei Blogg dein Buch und dem Verlag Freies Geistesleben für die Möglichkeit, dieses wundervolle Buch zu lesen.

1 Kommentar:

  1. Gute Rezi! In einigen Punkten finde ich mich wieder. Auch wenn es nur für 3 Sterne bei mir gereicht hat - zumindest bei BdB. Vom Schreibstil her fand ich es jetzt gar nicht mal so einfach. Es gab schon stellen, vor allem am Anfang, die mich echt begeistert haben. Ich bin aber auch ein Fan von diesen kurze, knappen Sätzen. Weil sie einfach eine bestimmte Stimmung hervorbringen. Was die Konfliktlösung betrifft so ging es mir ähnlich. Die Sache mit Jelly fand ich noch ganz interessant/überraschend. Aber das mit Raphael und dann diese geheime Beziehung konnten mich nicht ganz begeistern. Mit Ende 20 bin ich bei solch einer Art von Jugendroman dann vielleicht doch nicht die richtige Zielgruppe. Der Funke wollte bei mir irgendwie nicht so recht zünden. Für Nebenher war es dann aber doch ganz nett. Ich mochte ja besonders die Stellen mit dem Jungfrauenfelsen und die Auflösung der Legende. :)

    Liebe Grüße
    Reni

    AntwortenLöschen