Dienstag, 26. Juni 2012

Rezension zu "Sieben Tage ohne" von Monika Peetz


So leer wie der Magen beim Fasten

"Sieben Tage ohne" von Monika Peetz ist die Fortsetzung zu ihrem erfolgreichen und verfilmten Roman "Die Dienstagsfrauen". Den ersten Teil habe ich nicht gelesen (und verspüre auch nicht die geringste Lust das jetzt noch nachzuholen), doch dank ausführlicher Rückblenden am Anfang ist das auch gar nicht nötig, um diesen zweiten Teil zu verstehen. Nicht, dass es viel zu verstehen gäbe...

Aber erst einmal zum Inhalt: Die fünf Freundinnen Eva, Estelle, Caroline, Kiki und Judith fahren gemeinsam für eine Woche ins Burghotel. Sieben Tage Fastenkur stehen auf dem Programm und neben dem Nahrungsentzug selbst hat jede der Fünf mit ihren eigenen kleinen Sorgen zu kämpfen - vom nicht passen wollenden Chanel-Kostüm, über die Arbeitslosigkeit bis hin zu Männerproblemen. Und auch Eva hatte einen Hintergedanken, als sie ihren Freundinnen als Ausflugsziel die Woche Heilfasten im Altmühltal empfahl: Sie vermutet, dass ihre Mutter hier 1965 ihren Vater kennengelernt hat, dessen Identität sie ihr immer hartnäckig verschwieg. Jetzt nimmt Eva die Suche selbst in die Hand....

Sicherlich erwartet man bei einem solchen Plot keine hohe Literatur, sondern recht simple Unterhaltung für Frauen. Obwohl ich mir aber recht sicher bin, eine Frau zu sein und mich auch gerne auf einfache Freizeitlektüre ohne großen Anspruch, dafür aber mit hohem Unterhaltungswert, einlasse, funktioniert an "Sieben Tage ohne" für mich absolut gar nichts.


Es beginnt mit den Charakteren. Sie sind alle unerträglich flach, stereotyp und der Autorin gelingt es nicht, ihnen greifbare Persönlichkeiten mit auf den Weg zu geben, die es mir ermöglichen würden, mich näher in die Freundinnen einzufühlen und bei ihren Schicksalen mitzufiebern. Auch davon, dass diese fünf Frauen angeblich die besten Freundinnen sind, merkt man leider rein gar nichts. Sollte man mit besten Freundinnen nicht offen reden können? Schaut man sich dieses Buch an, jedenfalls nicht. Das wichtigeste für die Freundinnen ist es, den anderen möglichst alles, was sie denken oder tun, zu verheimlichen.

Das ist dann auch schon der nächste Kritikpunkt: Der Roman hat keine nennenswerte Handlung - er ist inhaltlich einfach nur leer. Die fünf Damen haben Geheimnisse, die sie hüten, aus Angst vor Konflikten untereinander. Diese Angst wird geschürt, die drohenenden Konflikte aufgebauscht bis zum Geht-nicht-mehr...und wenn es dann zur Konfrontation kommt, verpufft der Konflikt, noch bevor es überhaupt einer gewesen ist. Im positivsten Fall würde man diesen Umgang der Freundinnen miteinander vielleicht als kompromissloses Verständnis, als bedingungslose Zuneigung beschreiben - bei mir kam es durch die distanzierte Art dieses Romans aber eher als hundertprozentige Gleichgültigkeit an - fünf Frauen, die sich mehr oder weniger egal sind.

Sprachlich hat "Sieben Tage ohne" leider auch nichts zu bieten. Vielleicht liegt es daran, dass die Autorin hauptsächlich Drehbücher schreibt? Wartet sie darauf, dass ein Regisseur daherkommt und der Umgebung ihrer Figuren durch seine Bilder die Tiefe und Wirklichkeit gibt, die sie durch ihren Schreibstil nicht vermittelt? Wartet sie auf eine Schar von Schauspielern, die ihren Protagonisten durch Gestik und Mimik Emotionen geben, die ihnen Leben einhauchen, was ihre ungeordnete, distanzierte Sprache nicht vermag? In meinem Kopf haben sich beim Lesen jedenfalls kaum Bilder abgespielt und meine Gefühlswelt, die eigentlich erwartet bei einem Frauenroman mitgenommen und berührt zu werden, steht immer noch gelangweilt am Anfang des ersten Kapitels und hofft darauf, von ein paar Emotionen mitgerissen zu werden - vergeblich.
Es liest sich wie ein Tatsachenbericht, leider ohne berichtenswerte Tatsachen, oberflächlich und - ganz im Gegensatz zu der Idee der Entschleunigung beim Fasten - nach "schnell, schnell" drüber weg erzählen.

Vielleicht hat man sich hier aber schlicht und ergreifend verhoben. Ist es nicht zu viel verlangt, auf den gerade einmal 330 Seiten eines kleinformatigen Taschenbuchs fünf Schicksale glaubhaft und tiefgehend zu schildern, eine Vatersuche ebenso einzubinden wie eine geheime Affäre, Beziehungsprobleme, die Suche nach der großen Liebe und eine Fastenkur? Meiner Meinung nach leider schon. Hier wollte so vieles in den Roman hinein, aber man hat sich weder die Zeit gegeben noch den Raum genommen, der nötig gewesen wäre, um eine solche Geschichte zu entfalten.

Alles was bei der eher distanzierten Sprache bleibt, ist ein sehr gewollt wirkender Sprachwitz, der einen mehr als nur verstaubten Eindurck hinterlässt. Mir entlocken Sprüchchen wie "Die Geräuschkulisse strafte den Begriff 'stilles Örtchen' fromme Lügen." jedenfalls rein gar nichts und leider hält der Roman dieses "Witzniveau" konsequent bei. Die einzigen Highlights sind Estelles bissige Kommentare und ebenfalls Potential für ein paar Lacher hätte der ein oder andere Teilnehmer der Fastenkur, wären nicht auch diese Nebenfiguren einfach nur platt und ohne besondere Aufmerksamkeit beschrieben.

Fazit: Neben dem schönen, farbenfrohen Cover und ein paar bitter-bösen Kommentaren bleibt von dem Buch einfach nichts übrig. Es hat keine lesenswerte Handlung, einen stelzigen, langweiligen Witz, der bei mir nicht im geringsten zündete und oberfläche Charaktere. Selbst vom trivialster Frauenliteratur erwarte ich mehr, denn "Sieben Tage ohne" hat mich nicht unterhalten und ich bereue es, meine Freizeit damit vergeudet zu haben. Es mag andere Leserinnen geben, die dieser Art und vor allem diesem auf gezwungene Wortwitzchen setzenden Erzählstil ohne Tiefgang bei den Personen etwas abgewinnen können. Ich kann es nicht. Nur 1 Stern.




Die Reihe:
  1. "Die Dienstagsfrauen" (Nov. 2010)
  2. "Sieben Tage ohne" (Mai 2012)
 Allgemeine Informationen

Ausgabe: Broschiert, Mai 2012
 Seiten: 336
Verlag : Kiepenheuer und Witsch
ISBN: 978-3462044102
Preis: € [D] 9.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage



 

1 Kommentar:

  1. Hallo Sarah ;-)
    Ich habe wirklich lange hin und her überlegt, ob ich mir die Fortsetzung der Dienstagsfrauen antun möchte, und bin nach dem Lesen deiner Rezension super froh, dass ich mir das Buch noch nicht gekauf habe...

    Liebe Grüße aus dem Lesetagebuch
    Chrissy

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