Mafia und Traditionsbewusstsein
Hinter "Der Duft von Erde und Zitronen" von Margherita Oggero verbirgt sich in erster Linie eine sehr gelungene Familiengeschichte aus einem kleinen süditalienischen Dorf. Wer sich für eine solche interessiert, sollte aber einen Fehler nicht begehen: Den Klappentext des Verlags lesen, der auch überall, ob bei Amazon oder auf der Verlagsseite, als Kurzbeschreibung abgedruckt ist. Er verrät leider sehr viel und nimmt, wenn man ihn schon kennt, dem Roman einen Großteil seiner Geheimnisse. Meine folgende Inhaltsangabe wird jedenfalls einige Details, die dort verraten werden, aussparen...
Inhalt: Imma, ein dreizehnjähriges Mädchen aus einem kleinen Dorf im Süden Italiens, versteckt sich seit einigen Wochen bei einer Tante im Norden. Ihre Familie fürchtet, dass ihr Leben durch die Mafia in Gefahr ist. Als Imma die Einsamkeit in der Wohnung der Tante nicht mehr erträgt, findet sie einen Weg sich hinauszuschleichen und lernt einen jungen Buchhändler kennen, der mit seinen Büchern ein bisschen Abwechslung in ihren tristen Alltag bringt und ihr hilft, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen...
"Der Duft von Erde und Zitronen" erzählt in einem ständigen Wechsel der Perspektiven sowohl die gegenwärtige Geschichte der jungen, eingesperrten Imma, die in diesem Roman als Ich-Erzählerin auftritt, als auch die Geschichte ihrer süditalienischen Familie. Diese Zeitsprünge in die Vergangenheit machen den Roman sehr abwechslungsreich und enthüllen parallel zu Immas Entwicklung in der Gegenwart Stück für Stück das Schicksal der Familie, in dem sich viele Geheimnisse und traurige Überraschungen wiederfinden. Diese schrittweise Entschlüsselung der Familiengeschichte macht die eigentliche Spannung des Romans aus, was zusammen mit kleinen überraschenden Eingeständnissen am Ende eines Kapitels sehr gut gelungen ist.
Besonders intensiv befasst sich der Roman mit dem Schicksal dreier Frauen, die in diese sehr traditionsbewusste, religöse und von der Mafia beherrschten Welt eines kleinen italienischen Dorfes hineingeboren sind.
Leider wurden die Erzählperspektiven, nachdem sie erst sehr gut gewählt und umgesetzt waren und nie für Verwirrung sorgten, gerade zum Ende des Romans hin in einigen Kapiteln etwas schwammig, was mich bei dem ansonsten sprachlich sehr überzeugenden Buch, das vor allem durch einen geschwungenen Schreibstil begeistern kann, störte. Außerdem wirken Imma und ihre Familie, obwohl in der Gegenwart angesiedelt, sehr verstaubt und wie aus einer längst vergangenen Zeit. In einem traditionsbewussten Dorf voller Klatsch und Tratsch konnte ich diese scheinbarer Verstaubtheit zwar noch verstehen, aber durch die sehr bildhafte Sprache, welche die Autorin auch der 13jährigen Ich-Erzählerin Imma in den Mund legte, wirkte dieses Mädchen leider nicht mehr authentisch. Gedanken und Sprache von Imma passen leider weder ins 21. Jahrhundert noch zur Reife eines Teenagers. Durch die mangelnde Authentiziät und Verstaubtheit wirkte das Buch an einigen Stellen, trotz großer Emotionen und stimmiger, berührender Schicksale, oberflächlich. Wirklich schade.
Auch Immas Entwicklung sowie das Ende konnten nicht ganz überzeugen. Die Ich-Erzählerin wechselt beinahe willkürlich zwischen Naivität und berechnender Intelligenz, die man ihr in anderen Situationen kaum zugetraut hätte und lässt dabei keinen schlüssigen Trend in ihrer charakterlichen Entwicklung erkennen. Ihre Beziehungen zu anderen Figuren des Romans sind dagegen gut gelungen. Eine etwas naive Liebe und unbeholfene Gespräche mit der Tante sorgten zwischendurch sogar dafür, dass die 13-Jährige in der Ich-Erzählerin doch noch zum Vorschein kam - wenn auch zu kurz. So sind es hauptsächlich die Nebencharaktere, die Tante, deren verhasste Schwägerin, die Oma, die den Roman tragen und lesenswert machen.
Fazit: Ein insgesamt lesenswerter, aber nicht überragender Roman über ein Familienschicksal in Italien. 4 von 5 Sternen
"Der Duft von Erde und Zitronen" erzählt in einem ständigen Wechsel der Perspektiven sowohl die gegenwärtige Geschichte der jungen, eingesperrten Imma, die in diesem Roman als Ich-Erzählerin auftritt, als auch die Geschichte ihrer süditalienischen Familie. Diese Zeitsprünge in die Vergangenheit machen den Roman sehr abwechslungsreich und enthüllen parallel zu Immas Entwicklung in der Gegenwart Stück für Stück das Schicksal der Familie, in dem sich viele Geheimnisse und traurige Überraschungen wiederfinden. Diese schrittweise Entschlüsselung der Familiengeschichte macht die eigentliche Spannung des Romans aus, was zusammen mit kleinen überraschenden Eingeständnissen am Ende eines Kapitels sehr gut gelungen ist.
Besonders intensiv befasst sich der Roman mit dem Schicksal dreier Frauen, die in diese sehr traditionsbewusste, religöse und von der Mafia beherrschten Welt eines kleinen italienischen Dorfes hineingeboren sind.
Leider wurden die Erzählperspektiven, nachdem sie erst sehr gut gewählt und umgesetzt waren und nie für Verwirrung sorgten, gerade zum Ende des Romans hin in einigen Kapiteln etwas schwammig, was mich bei dem ansonsten sprachlich sehr überzeugenden Buch, das vor allem durch einen geschwungenen Schreibstil begeistern kann, störte. Außerdem wirken Imma und ihre Familie, obwohl in der Gegenwart angesiedelt, sehr verstaubt und wie aus einer längst vergangenen Zeit. In einem traditionsbewussten Dorf voller Klatsch und Tratsch konnte ich diese scheinbarer Verstaubtheit zwar noch verstehen, aber durch die sehr bildhafte Sprache, welche die Autorin auch der 13jährigen Ich-Erzählerin Imma in den Mund legte, wirkte dieses Mädchen leider nicht mehr authentisch. Gedanken und Sprache von Imma passen leider weder ins 21. Jahrhundert noch zur Reife eines Teenagers. Durch die mangelnde Authentiziät und Verstaubtheit wirkte das Buch an einigen Stellen, trotz großer Emotionen und stimmiger, berührender Schicksale, oberflächlich. Wirklich schade.
Auch Immas Entwicklung sowie das Ende konnten nicht ganz überzeugen. Die Ich-Erzählerin wechselt beinahe willkürlich zwischen Naivität und berechnender Intelligenz, die man ihr in anderen Situationen kaum zugetraut hätte und lässt dabei keinen schlüssigen Trend in ihrer charakterlichen Entwicklung erkennen. Ihre Beziehungen zu anderen Figuren des Romans sind dagegen gut gelungen. Eine etwas naive Liebe und unbeholfene Gespräche mit der Tante sorgten zwischendurch sogar dafür, dass die 13-Jährige in der Ich-Erzählerin doch noch zum Vorschein kam - wenn auch zu kurz. So sind es hauptsächlich die Nebencharaktere, die Tante, deren verhasste Schwägerin, die Oma, die den Roman tragen und lesenswert machen.
Fazit: Ein insgesamt lesenswerter, aber nicht überragender Roman über ein Familienschicksal in Italien. 4 von 5 Sternen
"Der Duft von Erde und Zitronen" bei Amazon.de
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden, Mai 2012
Seiten: 320
Verlag : Deutsche Verlangs-Anstalt (DVA)
ISBN: 978-3421045539
Preis: € [D] 19.99
Ausgabe: Gebunden, Mai 2012
Seiten: 320
Verlag : Deutsche Verlangs-Anstalt (DVA)
ISBN: 978-3421045539
Preis: € [D] 19.99
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
Hey, tolle Rezi! Schau doch mal auf meinem neuen Blog vorbei: http://imsiebtenbuecherhimmel.blogspot.de/
AntwortenLöschenLG Mara