Ein Körper zur Miete
"Starters" von Lissa Price ist ein Jugendbuch und der erste Teil von geplanten zwei Bänden, der wie so häufig eine Dystopie zum Thema hat. Während ich den Plot trotz schwächelnder Sprache sehr gelungen fand, war die obligatorische Liebesgeschichte überflüssig wie selten...

Auch Callie und ihr kleiner Bruder Taylor gehören zu den jugendlichen Hausbesetzern. Als Taylor immer kränker wird und die Nahrung knapper, beschließt Callie widerwillig ihren Körper in der so genannten "Body Bank" an Enders zu vermieten. Beide Seiten müssen bei der Vermietung strenge Regeln einhalten, die den Missbrauch der Körper für Illegales verhindern sollen und durch einen Chip kontrolliert werden. Dadurch fühlt Callie sich sicher, während ihr Bewusstsein schläft und ein Ender mit ihrem Körper durch die Welt spaziert - doch etwas geht schief und Callie erwacht zu früh in ihrem Körper, im Leben einer Fremden, die kurz davor war, in Callies Körper einen Mord zu begehen...
Was mich am Buch sofort begeistern konnte, ist das Cover. Die Gestaltung des Schutzumschlags ist schlicht, aber in seiner Schlichtheit für mich sehr überzeugend und aussagekräftig, wie es die Hülle eines Menschen darstellt, ohne ins Detail zu gehen und ihn so zu personalisieren. Denn darum geht es in dieser Dystopie: Der Körper wird wie eine Hülle betrachtet, die man für eine begrenzte Zeit und ausreichend Geld anderen Nutzern zur Verfügung stellt. In diesem Zusammenhang und auch aus ästethischen Gesichtspunkten hat der IVI-Verlag mit diesem Cover einen Volltreffer gelandet.
Auch den Plot fand ich insgesamt sehr gelungen, gut durchdacht und überzeugend. Callie erfährt durch ihre Mieterin mehr über die "Body Bank" und beginnt zu zweifeln, wem sie trauen kann. Ihre Suche nach der Wahrheit bringt sie in viele Gefahren, doch während sie das Leben ihrer Mieterin führt, lernt sie auch einen Luxus kennen, von dem sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr zu träumen gewagt hatte und sieht eine Chance, ein neues Leben zu beginnen. Zuerst aber muss Callie die Pläne der "Body Bank" und ihres geheimnisvollen Leiters, dem "Old Man", der sich immer hinter einer Maske versteckt, durchkreuzen. Der investigative Anteil der Geschichte bildet den Mittelpunkt der Handlung. Er ist sehr spannend, gut durchdacht und der Leser erlebt einige Überraschungen, während Callie die dunklen Machenschaften des "Old Man", die langfristig die Existenz aller Starters gefährden könnten, Stück für Stück aufdeckt.
Callie tritt dabei als Ich-Erzählerin auf und ist ein sehr überzeugender Charakter, dessen Handlungen und Beweggründe ich als Leser gut nachvollziehen konnte. Sie ist sowohl sympathisch als auch stark und mutig und sticht mit diesen Eigenschaften und ihrer Authentizität aus der Masse der Jugendbuch-Protagonistinnen, naiv und hilflos wie sie oft sind, hervor. Wer Freude an einer Protagonistin hat, die die Dinge selbst in die Hand nimmt, wird von Callie sicher nicht enttäuscht sein. Auch andere Charaktere sind gut gelungen. Sowohl unter den Enders als auch unter den Starters finden sich abwechslungsreiche, teilweise skurrile Nebencharaktere, die diesen Roman was die Figuren angeht sehr bunt gestalten.
Mit der "Liebesgeschichte" hatte ich bei "Starters" große Probleme. Der Roman an sich hätte eine solche auch überhaupt nicht gebraucht, aber eine Junge-Mädchen-Sache gehört bei Jugendromanen ja mittlerweile zur Grundausstattung und so lernt auch die junge Ich-Erzählerin dieses Buches einen gutaussehenden Jungen, Blake, kennen und nach anfänglicher Skepsis lieben. Neben der Suche nach den Geheimnissen der "Body Bank" geht die Liebesgeschichte in diesem Roman aber leider fast vollständig unter. Die Autorin opfert ihr nur wenige Seiten und überreizt das Thema "Liebe auf den ersten Blick" bei diesen wenigen Momenten der Zweisamkeit bis zum Äußersten, was die Beziehung von vornherein wenig glaubwürdig erscheinen lässt. Mit der Zeit entwickelten sich zwar ein, zwei schöne Situationen, aber am Ende sind diese wie auch der Charakter "Blake" selbst praktisch null und nichtig. Interessant wird vielleicht zu sehen sein, was die Autorin im zweiten Teil, "Enders", noch daraus machen kann. Bis jetzt bin ich jedenfalls eher enttäuscht, zumal auch noch das Potential eines Eifersuchts- und Dreieckskonflikts mit Callies Freund und "Mitbewohner" (wenn man das denn unter Hausbesetzern so nennen kann) Michael, der sich in ihrer Abwesenheit um ihren Bruder kümmerte, ungenutzt verpuffte.

Fazit: Schönes Cover, schöner Plot. Auch die Umsetzung der dystopischen Idee ist gelungen und führt zu einer spannenden Jagd. Sprachlich gehört "Starters" allerdings leider zu den schwächeren Jugendromanen und auch die Liebesgeschichte konnte nicht überzeugen. Wer eine spannende, gut durchdachte Dystopie lesen will, wird mit "Starters"sicherlich seine Freude habe, wer auf Teenie-Liebesgeschichten steht, eher nicht. Mir hat es insgesamt trotz der sprachlichen Ausbaufähigkeit gut gefallen. 4 Sterne
Die Reihe (mit Links zu Amazon.de):
- "Starters" (März 2012, englische Originalausgabe: "Starters")
- "Enders" (Nov. 2012, englische Originalausgabe: "Enders")
Allgemeine Informationen
Ausgabe: Gebunden, 3. Auflage
Seiten: 400
Verlag : IVI
ISBN: 978-3492702638
Preis: € [D] 15.99
Hallo Sarah,
AntwortenLöscheneine schöne Rezi.
Mich konnte das Buch auch nicht wirklich überzeugen, ich habe nur 3 Kekse vergeben. Habe aber trotzdem Lust, auch Teil 2 zu lesen, wenn er im November erscheint :)
Vielleicht wird es ja noch besser!
Liebe Grüße an dich,
EMMa
Hallo Sarah,
AntwortenLöschenDanke für die schöne Rezi, mir hat das Buch eigentlich sehr gut gefallen, nur das Ende fast ich etwas doof, weil ich persönlich nicht damit gerechtet habe, dass im November 2012 es noch einen zweiten Teil gibt so bzw. dann erscheint.
Ich bin gespannt, wie der zweite dann so ist.
LG..karin...