Freitag, 11. Mai 2012

Rezension zu "Ausgefressen" von Moritz Matthies


Seicht, aber lustig

Mit "Ausgefressen" hat Moritz Matthies (beziehungsweise der "irgendwer", der sich hinter diesem Pseudonym versteckt) eine lustige neue Erdmännchen-Geschichte geschrieben, die sogar der unangefochten größte Star unter den Erdmännchen, Carlos aus Tommy Jauds "Hummeldumm", "verdammt aufwühlend" fand, wie dieser den Leser in den Pressestimmen zum Buch wissen lässt. Nachdem ich dank Carlos zum großen Erdmännchen-Fan wurde, konnte ich mir das natürlich auch nicht entgehen lassen.

Inhalt: Ray ist in seinem Clan, der seit Generationen im Berliner-Zoo lebt, das zweitgeborene Erdmännchen des ersten Wurfs, verliebt in eine alternde Chincilla-Dame und Möchtegern-Privatdetektiv. Als der echte Detektiv Phil im Zoo auftaucht und einen Vermissten sucht, wittert Ray seine große Chance - und siehe da: Phil kann das Erdmännchen nach einem ordentlichen Schluck aus dem Flachmann sogar verstehen. Mit Hilfe seines jüngeren Bruders Rufus, dem Hirn der Familie, der sich als einziges Erdmännchen im Clan sogar das Lesen beigebracht hat, und seines älteren Bruders Rocky, dem Erstgeborenen und angehenden Clanchef, der zwar ausgesprochen stark, aber ebenso ausgesprochen dumm ist, unterstützt Ray Phil bei der Suche - und gräbt dabei im Park mehr Leichen aus, als überhaupt gesucht werden...

Die Erdmännchen-Familie des Berliner Zoos, die in "Ausgefressen" die Hauptrolle spielt, ist sehr unterhaltsam. Da ist zu erst einmal der Ich-Erzähler Ray, der täglich selbstverliebt seine Runden durch den Zoo dreht und dabei keine Zweifel daran lässt, wie sehr er sich allen anderen Zoobewohnern und auch seinen eigenen Artgenossen überlegen fühlt. Überheblich und frech nutzt er jede Gelegenheit sich über andere lustig zu machen. Auch wenn Ray damit nicht gerade sympathisch ist, eine Menge Witz, von sarkastisch über trocken bis schwarz, liefern seine Sprüche allemal.

Wenn Ray nicht mehr weiter weiß bedient er sich zur Not des überlegenen Wissens seines Bruders Rufus, der selbst die meisten Menschen mit seiner Intelligenz in den Schatten stellen würde und die charmante Eigenart besitzt, sich für alle anderen in seiner Umgebung durch die Benutzung von Fremdwörtern und Fachsprache völlig unverständlich auszudrücken - was vor allem Ray in den Wahnsinn treibt. Der dritte Bruder im Bunde ist Rocky, stärker aber auch dümmer als jedes andere Erdmännchen und bald Clanchef, was er allen, die daran zweifeln, gerne mit einer Kopfnuss noch einmal in Erinnerung ruft. Überhaupt hat der Autor seine Erdmännchen sehr abwechslunsgreich gestaltet, ob es nun der Traubenzucker-süchtige vierte Wurf ist oder ihre allgemeine Versessenheit darauf ihren Bau mit allerlei Technik auszustatten - die Erdmännchen sind einfach zum Lachen komisch.

Auch die Ermittlung an dem Vermisstenfall sorgt für einige Überraschungen und viel Verwirrung im Zoo - wobei natürlich niemand auf die Idee kommt, dass die Erdmännchen dahinterstecken könnten, indem sie in unendlichen Gängen ausgehend von ihrem umzäumten Hügel, den halben Zoo untertunnelt haben.
Die ganze Geschichte ist spannend, lustig, aber auch leicht und schnell zu lesen. Stoff für die seichte Unterhaltung eben - manchmal vielleicht schon etwas zu seicht, denn auch wenn ich viel gelacht habe, hatte ich manchmal, im Laufe der 270 groß-bedruckten und schnell weggelesenen Seiten, den Eindruck, dass hier und da die Geschichte ruhig ein bisschen ausgegorener hätte sein können.

Das Buch kommt mit coolem Erdmännchen-Cover als stabile Broschur daher, dass in den Klappen noch einige Extras, wie einen Lageplan des Zoos, eine Personenbeschreibung der drei Brüder oder den gesamten Familienstammbaum bis runter zum fünften Wurf, zu bieten hat.

Fazit: Ein charmantes, lustiges Buch mit jeder Menge Erdmännchen, das ideal geeignet ist für die leichte Unterhaltung. An "Hummeldumm" von Tommy Jaud kommt es mitnichten heran und Carlos bleibt für mich auch weiterhin der König der Erdmännchen in der humorvollen Literatur, aber trotz teilweise zu seichter Handlung hat mich der Witz in "Ausgefressen" wirklich gut gefallen. Wer was zum Lachen sucht, kann hier ruhig zugreifen. 4 von 5 Sterne.


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Allgemeine Informationen

Ausgabe: Broschiert, 5. Auflage (März 2012)
Seiten: 272
Verlag : Scherz
ISBN: 978-3651000261
Preis: € [D] 13.99

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

2 Kommentare:

  1. lustige Cover und lustige Büchernamen! Das find ich am besten!

    Lg Mirror

    Ps: kennst du "Die Bombe is`eh im Koffer?"

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    1. Hi,
      das kenne ich nur vom sehen, aber ich finde solche Geschichten auch immer sehr lustig. Einem Freund habe ich als er zu einem längeren Urlaub mit Flugreise aufgebrochen ist mal "Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt" geschenkt. *g*

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