Samstag, 19. Mai 2012

Rezension zu "Als die schwarzen Feen kamen" von Anika Beer


Fantasy mit Gänsehaut-Garantie


"Als die schwarzen Feen kamen" von Anika Beer ist eine Jugendroman, angesiedelt im Fantasygenre, der auch mich als Mitzwanzigerin faszinieren und verzaubern konnte.

Zum Inhalt: Die 15-jährige Marie ist seit dem Tod ihres Vater in psychotherapeutischer Behandlung. Ihre Nagstzustände, die eigentlich überwunden schienen, kehren nach einem Streit mit ihrer Freundin plötzlich zurück. Nur der zwei Jahre ältere Gabriel erkennt, was sich bei Marie verändert hat. Er sieht die Wesen, die sich im Schatten eines jeden Menschen aufhalten und Maries schwarze Feen sind dabei ihren Schatten zu verlassen und sich einen Weg in die reale Welt zu schaffen. Als er sie warnen will, ist es schon zu spät. Um die Feen wieder unter Kontrolle zu bekommen muss Marie sich einer Phantasiewelt aus ihrer Kindheit stellen, die sie seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr besucht hat: Die Stadt aus Obsidian...

Die Geschichte beginnt gleich sehr spannend und gruselig. Der Prolog entführt den Leser in eine fremde Welt. Dort lebt Lea mit ihrem einzigen Freund, dem stummen und gesichtslosen "Maskierten". Sie muss mit ansehen, wie ihre Stadt im Nebel verschwindet, einem Nebel, der alles verschlingt und nicht und niemanden wieder frei gibt. In ihrer Verzweiflung bleibt ihr nichts anderes übrig, als das Hilfsangebot der schwarzen Feen, richtig unheimliche Wesen mit spitzen Zähnen und ledrigen, faltigen Gesichtern, anzunehmen, ohne aber wirklich zu wissen, was dieser Pakt wirklich bedeutet.

Dann ist der Leser plötzlich in der Realität. Die 15-jährige Marie ist abgesehen von ihren Angstattacken ein ganz normales Mädchen, das sich mit ihrer Mutter und nun auch mit ihrer besten Freundin Theresa streitet und sich - typisch Pubertät - einfach nur missverstanden fühlt. Dass Gabriel, der Junge aus der Oberstufe für den Theresa schon seit Ewigkeiten schwärmt, plötzlich Interesse an ihr zeigt, macht ihre Situation nicht besser und, was er ihr zu offenbaren hat, von schwarzen Wesen in ihrem Schatten und einem Tor in eine andere Welt, kann und will sie nicht glauben. Marie ist nämlich nicht nur ein sympathischer Charakter, sondern auch ein sehr authentisch wirkendes junges Mädchen, das nicht naiv und hilflos ist, sondern anfängt, eigene Prioritäten zu setzen und für ihre Überzeugungen einzustehen. Eine wirklich gelungene Protagonistin, die man schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen hat.

Erst als sich in Maries Umfeld unheimliche Dinge ereignen, beginnt sie, Gabriel Glauben zu schenken, lernt ihn dabei besser kennen und entdeckt ungeahnte Gefühle für ihn. Gabriel ist der undurchsichtigere Charakter in diesem Roman. Er verbirgt ein großes Geheimnis. Er kann die Schattenwesen der anderen Menschen sehen und hat es überdies geschafft, seine eigene Bestie zu unterwerfen. Gabriel ist hilfsbereit und trotz seines eigenen schweren Schicksals mitfühlend. Beide Protagonisten, sowohl Marie als auch Gabriel, die durch einen personalen Erzähler abwechselnd im Fokus der Kapitel stehen, sind somit abwechslungsreich, sympathisch und interessant.

Die Gefühle, die beide füreinander entwickeln, sind nicht übereilt oder kitschig, sondern sehr zurückhaltend, sodass sie ebenso natürlich wirken wie die Charaktere selbst und den glaubwürigen Beginn einer jungen Liebe darstellen, ohne die Fantasyelemente der Geschichte in den Hintergrund zu drängen. Sehr erfrischend ist auch, dass sich das Buch durch seine rein menschlichen Liebenden, von denen nicht einer, wie sonst so häufig, einer anderen Spezies angehört, deutlich von den meisten anderen Fantasy-Jugendbüchern abhebt und außerdem ganz entgegen dem Trilogie-, Tetralogie-, "Endloslogie"-Trend als Einzelband daherkommt, der trotz offenem Ende auch keine Fortsetzung verlangt.

Die Fantasywelt, die in "Als die schwarzen Feen kamen" erschaffen wird, ist recht ungewöhnlich und lebt von gruseligen Momenten und der kreativen wie auch unheimlichen Idee, dass hinter jedem Menschen ein bestialischer Schatten lauert. Die Geschichte lässt wie auch das Ende viel Raum für die eigene Phantasie und erzeugt durch eine hohe Spannung und eine wundervolle Atmosphäre beim Lesen fast durchgehend Gänsehaut. Dazu trägt natürlich auch der detailiert beschreibende, schöne Schreibstil der Autorin bei, der dem Roman eine ganz besondere, bedrohliche Stimmung verleit und einen die winterliche Kälte als Leser beinahe selbst spüren lässt. Auch der Prolog und die "Interludien" lassen die geheimnisvolle fremde Welt im Nebel hinter Maries Schattentor sehr real erscheinen und rufen dem Leser die traurige Stimmung dort immer wieder vor Augen.

Fazit: Interessante Idee, schön umgesetzt, mit liebenswerren Charakteren und viel Gefühl. Ein Roman mit hohem Gänsehaut-Potential und viel Spannung. 5 Sterne.


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Allgemeine Informationen

Ausgabe: Broschiert, 1. Auflage (März 2012)
Seiten: 448
Verlag :cbj
ISBN: 978-3570401477
Preis: € [D] 12.99

 Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage
 

4 Kommentare:

  1. Hey Sarah :)

    wundervolle Rezi von dir und alles wirklich schon beschrieben so das man wirklich eine Ahnung davon bekommt ob einem das Buch zusagt oder nicht :)

    LG
    Tau

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    1. P.S.: Hab dich mit in meine "Blogverfolgungsliste" gepackt ^^ Machs dir bequem :)

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  2. Hey!

    Eine tolle Rezi! Schön zu lesen, dass dich dieses Buch auch begeistern konnte :)
    Irgendwie ein kleiner Geheimtipp, gell?

    Liebe Grüße
    Anka

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  3. Das Buch hört sich richtig gut an!
    Und deine Rezi ist wirklich toll geschrieben!

    lg. Tine =)

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