Dienstag, 31. Januar 2012

Rezension zu "Göttlich verdammt" von Josephine Angelini


Twilight reloaded?!?

"Göttlich verdammt" von Josephine Angelini hat an sich eine ganz nette Handlung, die mir nur leider zu großen Teilen viel zu viele Ähnlichkeiten mit der "Twilight-Saga" hatte, als dass ich es noch für Zufall halten könnte.

Zum Inhalt: Helen ist fast 17 und lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater auf der Insel Nantucket. Sie ist eine große, recht hübsche, aber auch sehr schüchterne High-Schülerin, die immer sehr darauf bedacht ist, nicht aufzufallen. Denn irgendwie weiß sie, dass sie anders ist. Stärker als andere Mädchen und vor allem auch schneller.

Als die reiche Großfamilie Delos auf die Insel zieht, bekommt sie die Bestätigung, dass an ihr wirklich etwas nicht stimmt, denn sie wird von merkwürdigen Träumen heimgesucht und drei Frauen in ihrem Kopf wecken in ihr das Verlangen, alle Mitglieder der Delos-Familie umzubringen. Nach und nach erfährt sie, dass sie zu den Halbgöttern, den Scions, gehört, und, dass die Familie Delos eigentlich das letzte verbleibende "Haus" dieser aus der griechischen Mythologie stammenden Wesen sein sollte. Denn durch eine alte Blutrache werden alle Scions dazu getrieben, die Mitgleider anderer Häuser zu töten.

Doch Helen schafft es diese Blutrache zu unterbrechen und mit den Delos Freundschaft zu schließen - und sich in Lucas, einen der Delos', zu verlieben, während sie versucht ihre Kräfte kennenzulernen, das Rätsel um ihre Herkunft und ihre verschwundene Mutter zu lösen und der drohenden Gefahr durch den restlichen Delos-Clan zu entgehen.

Am Anfang fand ich das Buch wirklich unterhaltsam. Helen ist eine ganz angenehme Protagonistin, ihre Freundin Claire ist ebenfalls ein interessanter Charakter und als die Delos-Familie nach Nantucket zieht und Helen ständig bei ihrem bloßen Anblick von Mordgelüsten heimgesucht wird, wird die Handlung ebenfalls ziemlich interessant und auch witzig. Auch Helens rätselhafte Träume sind spannend. Aber je mehr das Rätsel dann aufgelöst wird und das Verlangen die Familie zu töten dabei ganz schnell verschwunden ist, desto langweiliger wurde die Geschichte irgendwie.

Nicht, dass sie keine Handlung mehr gehabt hätte, ganz im Gegenteil, bei anderen Geschichten würde die Vielzahl der Handlungsstränge den Roman wahrscheinlich richtig in Schwung bringen. Aber hier fand ich es irgendwie lieblos zusammengeklatscht und so vorhersehbar, dass ich mich zwischendurch zwingen musste, weiterzulesen. Helen trainiert ihre Fähigkeiten, Helen lernt, was Halbgötter sind, Helen liebt Lucas, Helen wird gejagt, Helen hat Ärger mit irgendwem - meistens mit Lucas' älterem Cousin Hector - und alles wird - "klatsch, klatsch, klatsch" - hintereinanderweg geschrieben, ohne dass es für mich einen besonderen Spannungsaufbau gegeben hätte.

Außerdem - und das ist das größte Manko - leidet dieses Buch unter einem akuten Anfall von "Twilight"-Doppelgängeritis. Helen, ihre Lebensumstände, die Familie Delos, Helens Freunde, die Liebesgeschichte ... das alles könnte man einfach aus "Göttlich" rausschneiden und eins-zu-eins durch "Twilight"-Teile ersetzen. So hat sich die Familie Delos zum Beispiel dazu entschieden anderes zu leben als der Rest ihres Clans, der in Europa geblieben ist, sie haben fünf Kinder, Helen lebt allein mit ihrem Vater und bekocht ihn regelmäßig...und das schlimmste Copy-Paste-Verbrechen findet sich dann in der "Liebesgeschichte".

Natürlich fühlen sich Helen und Lucas unendlich stark zueinander hingezogen, können aber wie Bella und Edward nicht wirklich richtig zusammensein. Die beiden Paare führen dazu fast identische Dialoge, mit Helen in der "warum denn nicht, wir können es doch versuchen"-Rolle und Lucas mit dem "nein, wenn wir uns auch nur küssen könnte ich mich nicht mehr beherrschen"-Angsthasen-Gefasel.
So überrascht es nicht, dass Edward und Bella ... äh ... Helen und Lucas brav das amerikansiche Prüderie-Bedürfnis erfüllen und keusch bleiben - und weil natürlich nicht wirklich die Gefahr besteht, dass Lucas Helen das Blut aussaugt oder sie zermatscht, wird in "Göttlich" bei Sex zwischen den beiden gleich mit dem Ausbruch eines die ganze Welt vernichtenden Krieges gedroht. Ja, wenn Teenager Sex haben, geht die Welt unter...da sind amerikanische Jugendbücher doch wirklich zuverlässig amüsant. Aber diese hirnlosen Dialoge sind leider absolut nicht lesenswert, schon nicht im "Twilight"-Original und erst recht nicht in der "Göttlich"-Kopie.

Man könnte natürlich sagen, dass "Göttlich" als eigenständige Geschichte dennoch eine Daseinsberechtigung neben "Twilight" hätte, wenn es besonders herausragend gut geschrieben wäre: Aber das ist es nicht. Es sollte zwar nicht schwer sein, Frau Meyers literarische Fähigkeiten zu überbieten, aber auch in "Göttlich" haben sich weder Autorin noch Übersetzerin einen Zacken aus der Krone gebrochen. Neben der irgendwie holprig auf mich einfallenden Handlung holperte nämlich auch die Sprache an vielen Stellen gleich mit.

Also, damit komme ich endlich zum Fazit: "Göttlich" war am Anfang wirklich gut, wurde dann aber mit jeder Seite schlechter und entpuppte sich als "Twilight"-Kopie samt Keuschheitsgelübde. Der Handlungsverlauf ging oft Schlag-auf-Schlag ohne Spannung oder besondere Highlight-Momente und die Sprache ist nicht besonders gut. Muss man nicht lesen, besonders nicht, wenn man "Twilight" schon kennt. 


 Die Göttlich-Trilogie (mit Links zu Amazon.de)

  1. "Göttlich verdammt" (Mai 2011, engl. Originaltitel: "Starcrossed")
  2. "Göttlich verloren" (Mai 2012, engl. Originaltitel: "Dreamless")
  3. "Göttlich verliebt" (März 2013, engl. Originaltitel: "Goddess")

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 494
Verlag: Dressler
ISBN: 978-3791526256
Preis: € [D] 19.95

Weitere Informationen auf der Verlagshomepage
Leseprobe auf der Homepage zur Trilogie

5 Kommentare:

  1. Ganz im ernst, musst du jedes Buch des Fantasygenres mit dem geilsten Buch ever nämlich Twilight vergleichen?
    DU schreibst man muss es nicht lesen wenn man Twilight kennt, ich finde schon. Ich war erst am überlegen ob ich es lesen soll und konnte es nach den ersten Kapiteln, als dann die Delosfamilie erschien gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich kann dir hierbei nicht recht geben. Ich finde das Buch gut. Natürlich kommt es nicht an Twilight heran, das tut kein Buch, geht ja auch nicht mehr besser, die Twilight Reihe ist einfach perfekt, aber gut ist es allemale. Ich kann es nur wärmstens empfehlen.

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    1. Hallo,
      du kommentierst ja heute fleißig. Aber ganz ehrlich, ich kann dir auch nicht Recht geben. Also ich ziehe den Twilight-Vergleich auch gar nicht, weil es das "geilste Buch ever" ist, sondern, weil viele leider auf den Erfolgszug aufgesprungen sind. Übrigens vergleiche ich auch mitnichten "jedes Buch des Fantasygenres", du hast dir nur zwei, ich glaube, von drei Büchern ausgesucht, bei denen ich die Gemeinsamkeiten so frappierend finde, dass ich sie nicht unerwähnt lassen konnte.

      Meiner Meinung nach ist es für kein Buch und keine Autorin ein Kompliment, von einem anderen Erfolgsbbuch kopiert zu haben, aber nichts anderes habe ich in "Göttlich verdammt" und "Touched" gesehen. Zu viele Ähnlichkeiten, teilweise gleiche Dialoge, die nicht mehr Zufall sind.

      Das musst du nicht genauso sehen, ich freue mich auch für jeden, der ein Buch "liebt" und mehr Spaß daran hat als ich es vielleicht hatte. Es ist ja schade, wenn ein Buch einen schwachen Eindruck hinterlässt. Trotzdem macht das "Göttlich" für mich nicht besser. Und nachdem der zweite Band besser war, würde ich nach dem dritten Band sogar von der gesamten Reihe eher abraten. Es gibt so viele bessere, da empfinde ich die schon sprachlich eher schwache Leistung von Fr. Angelini nicht unbedingt als Highlight.

      Twilight hat sicher seinen Sog, aber gut finde ich die Reihe auch nicht. Durchwachsen würde ich eher sagen. Am Ende schwach, Konflikte verschenkt, Lösungen zu einfach.

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  2. Ich stimme dir vollkommen zu, vorallem bei der Sprache. Die hat mir beim Lesen teilweise körperliche Schmerzen zugefügt ;)

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  3. Hallo,
    aufgrund des Covers hatte ich mir auch mehr versprochen. Grundsätzlich sind die Erzählstränge gut angelegt: Alleinerziehender Vater trauert seiner großen Liebe hinterher. Seine Tochter sieht sich als Freak und fällt oft negativ auf. Ihre beste Freundin ist ein quietschlebendiges Mädel, das ein relativ strenges Elternhaus hat. Dass eine tolle Familie auf die Insel zieht fand ich auch noch reizvoll. Dieses hin und her zwischen Lucas und Helen hat mich dann schon sehr genervt. Auch die ständigen neuen Kräfte und Fähigeiten kamen eher mit einem "upps, da ist noch was..." daher. Absehbar war dann auch, dass es Tote und Verletzte geben wird. Als dann Helens Mutter Daphne ins Spiel kam, habe ich mir erhofft, dass die Handlung dadurch die nötige Tiefe bekommt.....schade, dem war nicht so. Band 2 habe ich noch nicht gelesen. Mal sehen, was mich da erwartet!

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  4. Ich fand das die freie sehr verheißungsvoll anfing, aber schon im zweiten Band verlor sie die Spannung, die Szenen kamen irgendwie immer wieder, und die Handlung ging auch nicht wirklich voran. https://behindbooksblog.wordpress.com

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