Dienstag, 15. Oktober 2013

Lesung von Bestseller Autorin Trudi Canavan in Dortmund

In den letzten Tagen war ich Buch-mäßig viel unterwegs, weswegen es hier auf dem Blog etwas ruhiger war. Wer meiner Facebook-Seite folgt oder sogar selbst in Frankfurt war, weiß vielleicht: Ich war auf der Buchmesse. Es war toll und ich habe auch einiges zum Berichten mitgebracht, aber nachdem ich nach drei Tagen Messe Sonntagabend wieder zu Hause war, war ich erstmal platt. 

Auch gestern Abend konnte ich mich keinen Buchmesse-Berichten widmen, denn ich war bei der Lesung von Trudi Canavan anlässlich der Taschenbuch-Veröffentlichung von "Sonea - Die Hüterin", dem ersten Band ihrer zweiten Trilogie über die Magierin Sonea - und über diese Lesung möchte ich heute erst einmal berichten. 


Kurz und knapp gesagt: Es war wirklich eine erstklassige Lesung. Ich selbst habe die erste Trilogie, "Die Gilde der schwarzen Magier", bestehend aus "Die Rebellin", "Die Novizin" und "Die Meisterin" schon vor einen Jahren gelesen und, da diese quasi die Grundlage der zweiten Trilogie, "Sonea", die zwanzig Jahre nach der ersten angesiedelt ist, bildet, sollte man diese tatsächlich besser kennen, wenn man sich - zum Beispiel auf der Lesung - mit der zweiten auseinandersetzen möchte. Sonst ist die Spoilergefahr recht hoch, was vor allem wegen des Endes der ersten Trilogie sehr schade wäre. Bei diesem Beitrag versuche ich daher alle entscheidenden Spoiler zu vermeiden und auch die kleineren kenntlich zu machen. 

Erstmal vielleicht ein paar allgemeine Worte: Bei der "Die Gilde der schwarzen Magier"-Trilogie und der "Sonea"-Trilogie handelt es sich um High-Fantasy. Die Hauptfigur ist in der ersten Trilogie das Mädchen Sonea, die in Armut lebt, als plötzlich ihre magischen Fähigkeiten entdeckt werden und sie in die Gilde der Magier aufgenommen wird, was eigentlich nur wohlhabenderen Bürgern vorbehalten ist. In "Sonea - Die Hüterin" ist dieses Mädchen erwachsenen geworden...

Inhalt von "Die Hüterin": "Zwanzig Jahre sind seit den Ereignissen in der Bestseller-Trilogie 'Die Gilde der Schwarzen Magier' vergangen, und aus der einstigen Rebellin Sonea ist die mächtigste Magierin von Kyralia geworden. Dennoch ist sie nicht imstande, Lorkin, ihren eigenen Sohn, zu beschützen. Denn der junge Mann will endlich aus dem Schatten seiner Mutter treten. Doch der Weg, den er dazu wählt, führt ihn direkt in die Arme der Schwarzen Magier von Sachaka – Soneas schlimmsten Feinden …" (Quelle: Blanvalet)

DIE LESUNG


Bei der Lesung waren neben Trudi Canavan (rechts) auch die Schauspielerin Nina Petri (links) anwesend, um Ausschnitte aus der deutschen Übersetzung zu lesen. Die Moderation übernahm Dr. Regula Venske (Mitte), ebenfalls Schriftstellerin, die, wie sie am Anfang erzählte, Trudi Canavan bereits vor zwei Jahren schon einmal bei einer Lesereise begleitet hatte.

(Zu den Bildern möchte ich kurz anmerken: Die Beleuchtung war schwierig für meine Kamera und ich wollte mich nicht die ganze Lesung mit der Suche nach der besten Einstellung herumschlagen. Nina Petri hatte den hellsten Scheinwerfer ganz für sich allein, während es auf der anderen Seite der Bühne, bei Trudi Canavan, deutlich schattiger war.)

Trudi Canavan las aus dem englischen Original und Nina Petri aus der deutschen Übersetzung, beide jeweils Abschnitte aus dem vorderen Teil des Buches, ebenfalls bei jedoch nicht direkt aus dem Buch. Trudi Canavan wählte einen in einer roten Hülle eingefassten elektronischen Reader, Nina Petri Kopien im Din-A4-Format.


Die Interpretation hätte dabei unterschiedlicher nicht sein können, den Trudi Canavan las eher leiser und zurückhaltender, während Nina Petri mit einer sehr ausdrucksstarken, kräftigen Stimme ihre Passagen vortrug (und anfängliche Schwierigkeiten mit der Aussprache einiger High-Fantasy-üblichen Zungenbrecher charmant überspielte). Beide waren angenehm zu hören und beiden war gut zu folgen. Alte Figuren, die mir aus der ersten Trilogie bekannt waren, und auch neue kamen vor und entgegen meiner anfänglichen Zweifel, die mich immer davon abgehalten hatten, die zweite Trilogie anzufangen, hat mir die erwachsene, zwanzig Jahre ältere Sonea richtig gut gefallen. 

Zwischen den spannenden Leseabschnitten stellte die Moderatorin dann viele Fragen, sodass sich die Lesung mit Signierstunde sicher über gute zwei Stunden erstreckte. 

DIE ANFÄNGE VON SONEA

Trudi Canavan hat dabei wirklich sehr viel erzählt, ein bisschen was möchte ich jetzt an euch weiter geben. Unter anderem ging es natürlich um ihre Anfänge als Schriftstellerin. Trudi Canavan sagte dazu, dass sie schon seit Teenagerzeiten den Wunsch hatte Autorin zu werden, man ihr aber vermittelt hatte, dass dieser Beruf bestenfalls zum Hobby geeignet sei, man davon aber nicht leben könne. Also machte sie ihr Talent zum Zeichnen zum Beruf und wurde Grafikdesignerin und arbeitete lange als Illustratorin, hatte aber beschlossen, mit spätestens 25 ein Buch geschrieben zu haben.

1994 war sie dann 25, aber ein Buch gab es nicht. Daraufhin durchforstete Trudi Canavan ihre gesammelten Ideen - von "Die Gilde der schwarzen Magier" existierte als Idee zuerst das Ende. An dieser Stelle gab es übrigens eine Nachfrage aus dem Publikum bezüglich eines Details am Ende von "Die Meisterin", nämlich, ob auch DAS (und alle, die das Ende gelesen haben, werden wissen, was DAS ist - so muss ich die anderen nicht spoilern) tatsächlich schon von Anfang an geplant war. Canavans Antwort: Ja, genau so war es geplant. Wirklich "happy" war also schon die Idee des Endes nicht. 

DIE FIGUR SONEA UND DIE NAMENSGEBUNG

Die Geschichte, wie Trudi Canavan auf die Figur der Sonea kam, ist ein wenig ungewöhnlich. Sie erzählte, sie habe in einem Traum die Berichterstattung über die Armenumsiedlungen im Vorfeld der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona, die dazu dienen sollten, die Stadt "schöner" erscheinen zu lassen, mit einer magischen Welt vermischt. Dort hätten die Magier dies Vertreibung der Armen übernommen, so, wie es sich auch tatsächlich in "Die Rebellin" findet, und es habe den Steinewurf gegeben, den sie dann ihrer Figur Sonea zu schrieb.

Der Name der Figur entstand dabei eher durch Zufall. Eine Arbeitskollegin von Canavan hieß Sonia (möglicherweise auch Sonya oder Sonja geschrieben, das konnte man der Erzählung nicht entnehmen, gesprochen aber jedenfalls, wie eine englische Version des Namen "Sonja"). Da sie aber befürchten musste, dass ihre Kollegin irgendwann sehen würde, was sie da schrieb, änderte sie den Namen ein wenig ab und schrieb ihn Sonea, spricht ihn aber nach wie vor wie Sonia, also zweisilbig und mit i/j anstelle des e. Ich muss aber gestehen, auch mit dem Wissen wird Sonea in meinem Kopf beim Lesen wohl eine So-ne-a bleiben. 


Abgesehen von dem Abwandeln bekannter Namen nannte Trudi Canavan übrigens noch zwei weitere Methoden zum Erfinden ihrer Charakternamen und sorgte mit der letzten für einen kleinen Lacher. Einmal würde sie darauf achten, dass sich Namen für Charaktere ähnlicher Herkunft in Silbenanzahl und - zum Beispiel - Konsonatenzahl ähnelten. Und manchmal würde es helfen, einfach mit dem Kopf auf die Tastatur zu schlagen und zu schauen, was dabei herauskommt.

DER WEG ZUM FERTIGEN BUCH

Aus der Idee sollte dann zunächst ein einziger Roman entstehen - zunächst halbtags, wofür Trudi Canavan das Risiko einging, ihre Vollzeitstelle aufzugeben und stattdessen freiberuflich zu arbeiten. Als aufgrund wirtschaftlicher Probleme der Auftraggeber die Projekte als Illustratorin knapper wurden, arbeitete Canavan sogar Vollzeit am Buch. Nach anderthalb Jahren gab es den ersten Entwurf, mittlerweile so umfangreich, dass es für eine Trilogie reichte.

Anschließend folgten viele Jahre des Überarbeiten und Warten. Auf eine Publikumsfrage hin, ob sie auch mal gezweifelt habe, bezeichnete Trudi Canavan diese Zeit als die (auch finanziell) härteste. Manchmal habe sie sich schon eine Absage erhofft, nur um überhaupt eine Rückmeldung von den Verlagen zu bekommen, denn häufig kam gar nichts. Nach einem Preis für eine Kurzgeschichte und insgesamt mehr als sieben Jahren Arbeit an der ersten Trilogie war der Vertrag dann endlich da, ihre Trilogie wurde in Australien und anschließend auch international zum Bestseller und Trudi Canavan konnte vom Schreiben leben. 


Die zweite Trilogie um Sonea war dabei am Anfang übrigens nicht geplant. Nach all den Jahren, so die Autorin, habe sie keine Lust mehr auf die Figuren gehabt. Erst während ihres nächsten Projekts, "Das Zeitalter der Fünf", festigten sich die neuen Ideen und nach der Fertigstellung begann die Planung für die zweite Trilogie.

Trudi Canavan erzählte zu ihrem Vorgehen beim Schreiben übrigens auch, dass sie sehr genau plane, Orte und Figuren zeichne und vor allem bei Kämpfen mit Diagrammen arbeite, um den Überblick zu behalten. 

DAS NEUE PROJEKT

Auch wenn sich bei dieser Lesung alles um den ersten Band einer Trilogie drehte, ist diese Trilogie in der Hardcover-Ausgabe natürlich bereits beendet. "Die Heilerin" und auch "Die Königen" sind auch in Deutschland schon erschienen. Deswegen musste irgendwann die Frage kommen, an welchem neuen Projekt die Autorin derzeit arbeitet. Als die Frage kam, freute sich Canavan sichtlich und rieb sich die Hände, bevor sie begann von ihrer neuen Reihe zu berichten.

Im Original wird sie "Millenium's Rule" heißen, der erste Band soll 2014 erscheinen. Es soll dort viele verschiedene Welten geben, in denen die Magie unterschiedlich stark ist. In zwei dieser Welten leben die beiden Hauptfiguren, die Tochter eines Färbers in einer Welt, in der Magie verboten ist, und ein Student, in einer Welt, in der die industrielle Revolution durch Magie vorangetrieben wird. Sie findet in ihrer Welt heraus, dass sie selbst magische Fähigkeiten hat, was ihrer Religion ihr eigentlich verbietet, er findet in seiner Welt ein Buch voller Wissen, dass er lieber für sich behält, als es der Akademie zu übergeben.


Mehr wollte die Autorin nicht verraten, nur soviel, dass Sonea nicht Teil dieser Welten sein wird. Dennoch hielt sie es offen, ob während der Arbeit an "Millenium's Rule" das gleiche passieren könnte, wie bei "Das Zeitalter der Fünf", nämlich, dass sie nach dieser Reihe zu Sonea zurückkehren könnte - vielleicht wieder zwanzig Jahre später. Von ihrem neuen Projekt ist jedenfalls der erste Band fertig gestellt, bei ihrer Rückkehr nach Australien möchte sich Canavan dann an den zweiten machen.

WEITERE LESUNGEN

Ups, ist das lang geworden. Falls ihr selbst Trudi Canavan noch live erleben wollt, habt ihr noch zwei Mal die Chance. Heute Abend in Hannover und Morgen in Dresden:

15.10.: Hannover-Laatzen
20 Uhr
Eintritt: 7,50 €/erm.  5 €, Kartenreservierung über 0511/82200-0
Buchhandlung Decius im Leine-Einkaufszentrum,
Marktplatz 11, 30880 Laatzen

16.10.: Dresden
20.15 Uhr
Eintritt: 9 €/erm. 7 €, Kartenreservierung über 0351/497360
Thalia-Buchhandlung,
Dr.-Külz-Ring 12, 01067 Dresden



1 Kommentar:

  1. Toller Bericht von Dir und schön zu hören das 2014 was neues von Trudi Canavan kommt. Sie ist eine meiner liebsten Autoren und Millenium´s Rule hört sich schonmal viel versprechend an. Bin gespannt :)
    LG

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