Dienstag, 3. September 2013

Buchverfilmung: "City of Bones"

 „City of Bones“, die langerwartete Verfilmung des ersten Teils der „Chroniken der Unterwelt“ ist seit dem 29. August in unseren Kinos zu sehen. Das Buch hat mich damals sehr begeistert, jetzt habe ich mir auch den Film angesehen und muss sagen, ich bin ein wenig enttäuscht. Es ist durchaus eine ganz nette Unterhaltung, aber kein großartiger Film und das liegt nicht zuletzt daran, dass das Potential des Buches meiner Meinung nach nicht gut genutzt und vielleicht auch das ein oder andere Mal aufs falsche Pferd gesetzt wurde.


 ----- INHALT -----

"CHRONIKEN DER UNTERWELT - CITY OF BONES erzählt die Geschichte von Clary (Lily Collins), die entdeckt, dass sie einer viele Generationen alten Gruppe von Schattenjägern angehört, einem Geheimbund von Halbengel-Kriegern, die dafür kämpfen, unsere Welt vor Dämonen zu bewahren. Nach dem rätselhaften Verschwinden ihrer Mutter schließt sich das Mädchen einer Gruppe von Schattenjägern an, die ihr das New York einer Parallelwelt zeigen – voll mit Dämonen, Zauberern, Werwölfen, Vampiren und anderen tödlichen Kreaturen. Gemeinsam mit den Schattenjägern Jace (Jamie Campbell Bower), Alec (Kevin Zegers) und Isabelle (Jemima West) macht sich Clary auf die Suche nach ihrer Mutter. Außerdem müssen die vier verhindern, dass der finstere Valentine Morgenstern (Jonathan Rhys Meyers) in den Besitz des mächtigen Kelchs der Engel gelangt… " (Quelle: chronikenderunterwelt.de) - Trailer -

------ DIE CHARAKTERE -----

Ja, ich war skeptisch, was die Besetzung mancher Rollen anging. Jamie Campbell Bower war mir für einen guten Jace irgendwie zu androgyn, Lily Collins hatte ebenfalls nichts mit meiner Vorstellung der Clary gemeinsam und – so sehr ich Jonathan Rhys Meyers ansonsten als Schauspieler auch schätze – ein idealer Valentin Morgenstern war er auf den ersten Blick für mich auch nicht.


Soviel zu meinen Gedanken vor dem Film. Nachdem ich ihn jetzt gesehen habe, kann ich nur sagen: Jamie Campbell Bower ist für mich immer noch kein Jace und genau genommen ist er eine meiner größten Enttäuschungen des Films. Nicht nur, dass sein Äußeres für mich abgesehen von den Lederklamotten nicht den kämpferischen Schattenjäger widerspiegelt und ich ihn – aber das ist auch persönlicher Geschmack – weder gutaussehend noch attraktiv finde, er spielt auch einfach mit dem Ausdruck einer Betonwand. Dabei hat er ja eigentlich ein Gesicht, das ich nicht als klassische Schönheit, sondern eher als das eines Charakterdarstellers einschätzen würde, aber dazu müsste man es gelegentlich mal bewegen. Ich weiß, das könnte Falten geben und dieser regungslose Gesichtsausdruck soll vielleicht auch Coolness ausdrücken, aber ein bisschen mehr Mimik hätte doch niemanden umgebracht. Mir war Jace als Figur leider deutlich zu blass.


Lily Collins verkörperte die Clary da schon ein wenig besser, wenn sie auch in einigen Szenen ein wenig hölzern, in anderen etwas affig wirkte – was aber auch am Skript gelegen haben kann. Das größte Fremdschäm-Potential für mich hatte eine Szene, in dem sie einen Werwolf gegenüberstand, der ihr wohlgemerkt gerade geholfen hatte. Clary, anstatt wegzulaufen, verlangt völlig gehetzt von Jace ein Messer, wirft es mädchenhafter als jedes Mädchen, dem ich jemals beim Werfen zusehen musste, einschließlich mir selbst, nach dem Wolf … und läuft dann weg. Hä? Was war das denn? Auch an anderen Stellen wirkte Collins trotz Verwandlung von Jeans-Mädchen zur Leder-Schnalle ein wenig steif und oft unnatürlich. Oh je, und wenn sie erst überrascht dreinschauen musste. Das hatte häufig was von Verzweiflung. Dennoch fand ich sie überzeugender als Jamie Campbell Bower als Jace.


Jonathan Rhys Meyers, dem man für seine Rolle als Valentin aus irgendwelchen Gründen, die ich absolut nicht verstehen kann, ein paar geflochtene Hippiezöpfen mittig an den Hinterkopf getackert hat, kann man sicher ein gewisses Overacting vorwerfen, aber, möglicherweise aufgrund der Gewöhnung an das Betongesicht, fand ich seine Interpretation eines exzentrischen und leicht dem Wahnsinn verfallenden Valentin dem Genre und der Rolle angemessen und unterhaltsam – endlich mal jemand, der sich reingehangen hat. Endlich eine Figur, der ich wirklich abgenommen habe, dass sie etwas absolut will, wenn er dies auch auf eine andere Art verkörperte als im Buch.


Enttäuschend blass blieben die anderen beiden Schattenjäger, die Geschwister Alec und Isabelle, sowie der Hexemeister Magnus Bane. Die Besetzungen waren hier größtenteils gelungen, besonders Godfrey Gao als Bane hat mir gut gefallen. Leider hatte er nur zwei relativ kurze Auftritte, die seinen Charakter kaum vermitteln konnten. Ähnliches gilt für Alec, dargestellt von Kevin Zegers. Im Vorfeld habe ich gelegentlich die Kritik gelesen, Zegers sei zu alt für die Rolle, jedoch gilt das, um ehrlich zu sein, für jeden Schauspieler, der in diesem Film einen Teenager spielen muss – und angesichts der Tatsache, dass Alec ohnehin der älteste der Schattenjäger sein sollte, fiel mir das nie negativ auf. 


Bei Alecs jüngerer Schwester Isabelle sah das schon anders aus. Jemima West wirkte ein wenig zu alt und erwachsen für ihre Rolle. Leider wurde bei Isabelles Charakter ohnehin am meisten gekürzt, was mich ebenfalls sehr enttäuscht hat. Der Kontrast zwischen ihrer Schönheit und ihrem Hang zu weiblicher, stylischer Kleidung auf der einen und ihrem harten und gefährlichen Auftreten auf der anderen Seite war im Buch immer für einen Lacher gut. Im Film ist sie bestenfalls anwesend, eine mädchenhafte Seite hat mir vollkommen gefehlt. Jemima West ist durchtrainiert und spielt Isabelle als sehr starke Frau, alles andere fehlt einfach.


Bleiben noch die Figuren außerhalb der Reihen der Schattenjäger. Simon, gespielt von Robert Sheehan, hat mir von allen eigentlich am besten gefallen. Ausdrucksstark, überzeugend, abwechslungsreich – sowohl von der Ausarbeitung des Charakters im Film als auch von der schauspielerischen Leistung kann ich hier eigentlich nur Positives sagen. Robert Sheehan hat einfach eine gute Leistung gezeigt und dem Film damit sehr geholfen.
Luke, der Familienfreund der Frays, war dagegen weniger überzeugend. Offenbar hatte man versucht, den doch zu jungen Aidan Turner älter zu stylen, doch er wirkte gelegentlich wie ein etwas glatter, weicher Teddybär-Typ. Erst, wenn das Fantasywesen in ihm durchkommt, macht die Maske einen besseren Eindruck.


------ KOSTÜME, ANIMATIONEN und SYNCHRO -----

Die Konstüme dominierte schwarzes Leder, wie erwartet. Die Animationen waren gut gemacht, wenn auch nicht überragend, gerade die Werwölfe waren ein wenig enttäuschend, wohingegen die Dämonen überzeugender waren – zombiemäßig, aber überzeugend.


Hölzern waren dagegen einige Stimmen. Neben Clary ist dabei besonders die Stimme von Clarys Mutter sehr negativ aufgefallen. Die Betonungen wollten einfach nicht passen. Da aber bei Lily Collins auch Mimik und Gestik gelegentlich hölzern wirken, war die Stimme dann auch nicht mehr so störend.

----- DIE HANDLUNG ----

Jetzt das wichtige. Die Handlung. Eigentlich blieb sie recht nah am Buch, allerdings nur dann, wenn es um die Actionszenen ging. Kampf um Kampf um Kampf wurde recht genau nachempfunden, wenn auch gelegentlich Details (wie der Handlungsort) verändert wurde. Doch bei der Action wurde kaum gekürzt, alle wichtigen Szenen, an die ich mich aus dem Buch erinnere, waren auch im Film vorhanden.


Dafür hat das Drum-Herum gelitten und nach dem Film muss ich doch feststellen, dass dieses schmückende Beiwerk nicht unwichtig für „Die Chroniken der Unterwelt“ ist. Man lernt die Charaktere kaum kennen, keine Witze über Isabelles Kleidung oder ihre Kochkünste, nur wenige exzentrische Momente eines Magnus Bane, keine Schwärmereien von Simon für Isabelle – und wo war eigentlich die Katze?


Kein Church im Institut, angeblich soll er aber im zweiten Film die Chance zu einem Auftritt bekommen.

In einem Film muss natürlich immer gekürzt werden im Vergleich zum Buch, aber die Geschichte hat dadurch leider ein wenig Charme verloren und wurde eher zur Action-Schlacht. Die Kampfszenen wurden gut umgesetzt, auch wenn kleine Details, wie Clarys bereits beschriebener Messerwurf, ein bisschen albern wirkten.


Die wenigen Liebesszenen wurden natürlich ausgeschlachtet bis zum Abwinken und da versteckte sich vielleicht eine Spur zu viel Kitsch – Fremdschäm-Anfälle blieben nicht aus, vor allem zum Ende hin. Als Jace anfing von Engeln zu faseln habe ich mir wirklich gewünscht, er würde jetzt aufhören zu reden, aber das hat er nicht und es wurde wirklich schlimm. Irgendwas in der Art von „Ich habe doch gesagt, ich habe noch nie einen Engel gesehen…blablabla“ – in einem Wort: *würg*.

Zwischendurch waren nicht alle Handlungen wirklich nachvollziehbar und ein unnötiger Spoiler hat sich auch noch eingeschlichen. Es ist kein großer und zwischen der Andeutung und der nächsten Szene, die diese betrifft, vergehen ein paar Minuten, sodass ich mir vorstellen könnte, dass einigen, die das Buch nicht kennen, dieser Spoiler entgeht. Die schnatterten Mädels in der Reihe hinter mir, die sich bei ihrer Diskussion über das Ende kaum noch beruhigen konnten, schienen die entscheidende Stelle jedenfalls nicht wahrgenommen zu haben.


Mein Freund, der die Bücher nicht kennt, kam nebenbei über die Plattheit einer anderen Szene kaum hinweg. Die war auch wirklich etwas peinlich platt. Ich möchte niemanden spoilern, der die Bücher noch nicht kennt, deswegen ein wenig abstrakt ausgedrückt: Valentin möchte Jace etwas beweisen, kündigt diesen Beweis groß an und … dreht dann ein wenig plump einfach mal einen Gegenstand um. Woooooooooow. Schockmoment. Was für eine Offenbarung.

Ansonsten gab es ein paar Witze, von denen allerdings ungefähr die Hälfte nicht ganz zünden konnte. 


----- EIN WORT ZUR WARNUNG -----

„City of Bones“ ist ab 12 Jahren freigegeben. Das ist in Ordnung. Diese Filme dürfen aber in Begleitung der Eltern auch schon ab 6 Jahren gesehen werden. Also, liebe Eltern, wenn ich ihr wäre, würde ich nicht mit meinem sechsjährigen Kind in diesen Film gehen. Hunde könnten danach für eure lieben Kleinen nicht mehr dasselbe sein. Ab 12 Jahren ist wirklich eine gute Empfehlung.


----- DER BESTAUSSEHENSTE TYP IM FILM -----

Ja, mein Gott, es ist ein Teenie-Film, deswegen bleibt eine Frage wohl kaum aus: Wer ist der bestaussehenste Typ im Film. Da Jace für mich in der Hinsicht komplett ausfällt, man Jonathan Rhys Meyers Zöpfchen angeklebt hat und Alec und Magnus Bane nur am Rande mal reinschauen - wer bleibt da noch? Simon als etwas nerdige Variante? 

Für mich gibt es einen Gewinner und das ist....Trommelwirbel:

Der namenlose Dämon, der gleich am Anfang im Club kalt gemacht wird

Schnell tot, aber in den wenigen Sekunden seiner Filmzeit sah echt gut aus. Die Rolle dieses blauhaarigen Dämons wird übrigens verkörpert durch Chad Connell.

----- FAZIT ----

Nette Unterhaltung, kein großer Wurf. Es wurde sehr auf Action gesetzt, die Welt der Schattenjäger kam ein wenig zu kurz, die Charaktere blieben oft zu blass. Mit der Bewertung, wie ihr sie von den Büchern kennt, wären es gute 3 Sterne, mit leichter Tendenz zur 4.


(Quelle der Filmbilder, Copyright bei Constantin Film)

11 Kommentare:

  1. Hey, Sarah!
    Ich selbst habe City of Bones noch nicht gelesen, möchte dies aber unbedingt noch machen. Von anderen Bloggern habe ich die Empfehlung bekommen ZUERST das Buch zu lesen und dann den Film anzusehen. Bin jetzt diese Woche also doch nicht ins Kino gegangen (;
    Schade, das der Film nicht ganz so gut ist, besonders weil der Trailer auch so gut war *-*
    Mit deiner tollen & ausführlichen Bewertung bin ich dazu gekommen, mir den Film vielleicht mal später (nachdem ich das Buch gelesen habe) auszuborgen, anstatt ihn im Kino anzusehen.

    Danke f. deine Mühe! :)
    Liebe Grüße, Jasi

    P.S: Musste "androgyn" googlen und bin wieder etwas schlauer geworden ^^ Danke! xD

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    1. Ich würde auch grundsätzlich immer empfehlen das Buch vorher zu lesen. Vor allem, weil es gerade auf in diesem Fall so viel mehr Charme hat und man eben ziemlich gespoilert wird, wenn man den Film zu aufmerksam schaut. Es ist nur ein Satz, aber in diesem Fall kann der ziemlich viel kaputt machen.

      Andererseits wirken gerade so actionreiche Filme mit großer Kulisse auf der Kinoleinwand oft deutlich besser als auf dem kleinen TV zu Hause.

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  2. "Wo war eigentlich die Katze?" Haha xD
    Je mehr Eindrücke ich von anderen "Guckern" bekomme, desto mehr fällt mir auf, wie viel ich schon nicht mehr aus dem Buch weiß :O
    Ich mochte den film aber wirklich gerne - er war jetzt kein Highlight, aber nach der Blamage von "Seelen" absolut unterhaltsam! :)

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    1. Eigentlich wären es sogar zwei Katzen. Magnus Bane hat doch auch eine. Aber sie wurden beide anscheinend rausgestrichen.
      Ich habe mich zwischendurch aber auch gefragt, ob ich noch alles so ganz richtig in Erinnerung habe.

      "Seelen" habe ich nicht gesehen, weil ich das Buch noch immer nicht gelesen habe. Da fällt mir auch ein, dass ich in diesem Monat unbedingt den 2. Teil von Panem lesen muss...

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  3. Wollte den Film eigentlich unbedingt sehen... jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher... nach deiner Schilderung bin ich wahrscheinlich verdammt enttäuscht von dem Film, wenn ich ihn anschaue... also erstmal weg lassen...

    Liebe Grüße

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    1. Ach was, schau in dir trotzdem an! Vielen gefällt er ja auch super gut.

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  4. Hallo!
    Nachdem ich den Trailer gesehen hatte, war mein erster Gedanke: "Wer war denn hier bitte dafür zuständig die Schauspieler auszuwählen??? Passt denn da auch nur eine einzige Besetzung???" Aber es bestand ja immerhin die Möglichkeit, dass sie durch ihr schauspielerisches Talent überzeugen würden...
    Ich liebe die Bücher über alles und werde mir den Film deshalb lieber icht ansehen. Letztendlich ärgere ich mich doch wieder nur.
    Was mir bisher am negativsten aufgefallen ist (und das nur von den Bildern her!), sind die Runen. Wenn ich das Buch richtig in Erinnerung habe, ritzen sie sich die Runen in die Haut, sodass feine Narben zurückbleiben. Es dauert vielleicht etwas, bis der Edding wieder abgeht, aber Narben bleiben bestimmt nicht zurück...
    Naja, drei Sterne sind ja eigentlich noch ganz nett, der Film muss also auch etwas Gutes gehabt haben!
    Liebe Grüße, Swantje

    P.S.: Der Kater von Magnus heißt übrigens Miau Tse-tung, was ich im fünften Band erneut völlig hingerissen entdeckt habe!

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  5. Halli hallo

    Also ich habe ja erst " Clockwork Angel" und " Clockwork Prince" von C.C. gelesen und möchte diese Trilogie erst beenden bevor ich dann mit " City of Bones" beginne.
    Den Film werde ich mir sicher nie angucken, denn ehrlich gesagt mag ich diese Art von Film gar nicht hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber für mich besteht da ein Unterschied, ob ich dieses Genre lese oder gucke!

    Ab 6 Jahren??!!!
    Ich habe ja den Trailer gesehen und frage mich gerade, was für Eltern mit ihren Kindern so einen Film gucken gehen ( habe Zwillinge, die sind genau in dem Alter)!!!!

    Freue mich jetzt erst mal auf das Buch...
    Liebe Grüsse Bea

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  6. Hallo
    eine wirklich sehr guter Post zu dem Film. :)
    Ich habe den Film auch gesehen und finde ihn natürlich ganz anders als das Buch, aber trotzdem super.
    Liebe Grüße
    http://sabriminisbuch.blogspot.de/

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  7. Schöne, ausführliche, ehrliche, gut beschreibende Rezension! :)

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