Donnerstag, 31. Mai 2012

Rezension zu "Angel Eyes - Zwischen Himmel und Hölle" von Lisa Desrochers


Engelchen + Teufelchen = Langeweile ?!?

"Angel Eyes - Zwischen Himmel und Hölle" ist das Debüt der amerikanischen Autorin Lisa Desrochers und - mal wieder - der Auftakt einer fantasyreichen Jugendbuch-Trilogie. Trotz guter Grundidee ist es aber leider nichts, was man gelesen haben muss.

Inhalt: Die kurz vor dem Abschluss stehende Highschool-Schülerin Frannie ist verwirrt. Es gibt zwei überdurchschnittlich gut aussehende neue Schüler an der Haden High und beide buhlen um ihre Gunst. Den dunkelhaarigen Luc umgibt etwas gefährliches, während der blonde Gabe rein und sicher wirkt. Kein Wunder, denn was Frannie nicht weiß: Luc ist ein Dämon, der gekommen ist, um ihre Seele für die Hölle zu markieren, und Gabe ist ein Engel, vom Himmel geschickt, um sie zu beschützen und auf die Seite des Himmels zu holen. Frannies Gefühle spielen verrückt, während dunkle Kreaturen sie jagen...

Neben der ganz interessant klingenden Grundidee hat mich an diesem Buch besonders eins direkt in den Bann gezogen: Das wunderschöne Cover mit dem strahlend blauen Augen. Ein echter Hingucker, der mich beim Vorbeigehen direkt magisch anzog. Auf den ersten Seiten hielt die Begeisterung auch erst noch an. Es beginnt mit Luc, der neben Frannie einer der beiden Ich-Erzähler in "Angel Eyes" ist und an die Haden High kommt. Düster und mit schlechten Absichten lässt er von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er ein gefährlicher Junge, genaugenommen ein Jahrtausende alter Dämon, ist. Aber mit der Begeisterung war es dann doch schnell vorbei. Die beiden Ich-Erzähler langweilten nur noch.

Luc, so gut er mir am Anfang gefallen hat, verliert einfach viel zu schnell sein gesamtes Feuer - und zwar sowohl im wörtlichen als auch im bildlichen Sinne. Seine eigene Verwirrtheit darüber, dass er plötzlich Gefühle entwickelt, sorgt zwar noch für ein paar kleine Schmunzler. Das war's aber auch schon und aus dem bösen Jungen, der Gefahr ausstrahlen soll, wird Mr Langeweile.
Frannie hat mir sogar noch weniger gefallen. Mit ihr konnte ich von vornherein nichts anfangen. Ihr Charakter ist einfach blass, eine wirkliche Persönlichkeit war nicht zu erkennen, und ihr Schwanken zwischen Gabe und Luc wirkt einfach nur peinlich. Was soll sie überhaupt sein? Auf der einen Seite die Tochter aus erzkatholischem Hause, die nach dem Tod des Bruders den Glauben an Gott und damit - warum auch immer - auch direkt an jede Form von Liebe verloren hat. Ein schüchtern und unerfahren wirkendes Mädchen, dass mit Jungs bisher nicht viel am Hut hatte? Von wegen. Zählt man mit, begegnen einem im Laufe des Romans gleich vier Herren, mit denen Frannie in handlungsnaher Zeit Kontakt pflegt. Und auch bei Gabe und Luc scheint sie kaum moralische Probleme zu haben, wenn es darum geht, zweigleisig zu fahren - jedenfalls ist ihre Moral nicht stark genug, um sich in ihren Handlungen wiederzufinden. Mit dieser Protagonistin konnte ich mich einfach nicht anfreunden, auch nicht mit ihrer besonderen Rolle für Himmel und Hölle.

Einige Lichtblicke hatte der Roman in den Beschreibungen der Hölle, die sehr atmosphärisch und gelungen waren, und den immer wieder auftauchenden Dämonen, die Frannie angreifen. Leider wirkte das im Spannungsverlauf alles ein wenig gewollt. Hauptsächlich liest man von Frannies Hin und Her zwischen Gabe und Luc und immer, wenn es zu eintönig wurde, sprang mal eben ein Dämon aus der Ecke, verschwand recht schnell wieder und verkroch sich bis zu seinem nächsten Auftritt als kurzzeitiger Langeweile-Vertreiber. Wirklich gut ausgearbeitete Höhepunkte waren nicht dabei, nicht einmal das Finale konnte mich trotz Spannung und kurzer Einblicke ins Himmelreich, das ebenso interessant beschrieben wurde, wie sein unterirdisches Pendant, hundertprozentig überzeugen. Ich fand es zum Schluss sogar ein wenig zu verkitscht. Auch die Feindschaft zwischen Gabe und Luc hatte - trotz allem Potential - eher etwas von freundschaftlichen Sticheleien als von Auseinandersetzungen zwischen Todfeinden. 

Der Schreibstil ist guter Durchschnitt für ein Jugendbuch. Die Aufteilung auf zwei Ich-Erzähler, die gleichzeitig das gegensätzliche Liebespaar sind, fand ich bei anderen Romanen (z.B. "Nach dem Sommer" von Maggie Stiefvater) sehr gelungen, hier zündet aber dank langweiligem Jungen und unschlüssigem Mädchen weder die Liebesgeschichte noch konnten mich die Atmosphäre des Romans oder die Protagonisten selbst irgendwie berühren. Einige Charaktere, wie Frannies Großvater, waren wieder ganz gelungen, konnten allerdings auch nicht mehr viel wett machen.

Fazit: Eine gute Grundidee, die leider bis auf wenige Ausnahmen nicht allzu gut umgesetzt wurde. Die Ich-Erzähler sind oder werden im Laufe der Handlung schwach und langweilig, die Liebesgeschichte wirkt unbeholfen und auch die wenigen spannenden Momente konnten häufig nicht überzeugen. Sein Potential nutzt "Angel Eyes" leider nicht im geringsten. Leider nur 2 von 5 Sternen, weil es zumindest sprachlich noch recht ansprechend war.


Die "Angel Eyes"- Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Zwischen Himmel und Hölle" (Aug. 2011, englischer Originaltitel "Personal Demons")
  2. "Im Bann der Dunkelheit" (Aug. 2012, englischer Originaltitel "Original Sin")
  3. nicht bekannt (englischer Originaltitel "Last Rite")

 Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 384
Verlag : Rowohlt Polaris
ISBN: 978-3862520060
Preis: € [D] 14.95
  
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

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